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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2017

Ein sympathischer Ermittler und ein neues Urlaubsziel :-)

Cyrus Doyle und der herzlose Tod
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Endlich mal wieder ein ganz normaler Ermittler! Ohne Ticks, ohne traumatische Vorgeschichte, ohne polarisierendes Wesen - einfach nur ein sympathischer Typ, der sich gerade von seiner Freundin getrennt ...

Endlich mal wieder ein ganz normaler Ermittler! Ohne Ticks, ohne traumatische Vorgeschichte, ohne polarisierendes Wesen - einfach nur ein sympathischer Typ, der sich gerade von seiner Freundin getrennt hat. Na gut, ein Laster scheint er doch zu haben und das sind attraktive Frauen – denn besonders in der zweiten Hälfte des Buches fand er irgendwie alle Frauen, mit denen er zu tun hatte, ganz toll. Und das, obwohl er gerade erst eine neue Freundin gefunden hatte…

Jedenfalls war es im Großen und Ganzen sehr angenehm, mit Cyrus Doyle auf Mörderjagd zu gehen. Der Fall war anfangs gut konstruiert und hat mich zunächst gut durchdacht auf die falsche Fährte gelockt. Allerdings habe ich nach ca. 2/3 des Buches dann doch ahnen können, wer für die Morde verantwortlich ist (ich kann aber nicht sagen, wieso, denn eigentlich deutete nicht wirklich etwas darauf hin – es war wohl nur die berühmt-berüchtigte weibliche Intuition). Dass die Spannung damit für mich nicht ganz bis zum Schluss gehalten werden konnte, ist für mich ein kleines Manko.

Das wird aber durch einen anderen Punkt wieder wettgemacht: die wunderbaren Beschreibungen Guernseys. Bisher war ich weder mit der Insel selbst noch ihren Sehenswürdigkeiten oder ihrer Geschichte vertraut, aber alles wurde in das Buch eingeflochten. Teilweise, das muss ich schon sagen, war es fast ein Reiseführer. Aber das ist ja der neue Trend bei Kriminalromanen – ermitteln, wo andere Urlaub machen Bei mir steht nun auf jeden Fall ein neues Urlaubsziel auf der To-visit-Liste. Und damit hat der Autor doch schon mal viel erreicht. Aus seinen Beschreibungen spricht jedenfalls die Liebe zu dieser Insel, die für deutsche Urlauber wohl noch so etwas wie ein Geheimtipp ist.

Deshalb würde ich den Roman auch nicht nur Krimifreunden empfehlen, sondern vor allem auch Lesern mit Fernweh.

Veröffentlicht am 03.04.2017

5 Kriminalfälle in einem Buch – da muss man mitdenken!

Selfies
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Es ist diesmal irgendwie eine ganz andere Art von Krimi geworden, den Jussi Adler-Olsen in seinem neuesten Roman erzählt. Diesmal steht nicht ein ganz besonders spektakulärer Cold Case im Vordergrund, ...

Es ist diesmal irgendwie eine ganz andere Art von Krimi geworden, den Jussi Adler-Olsen in seinem neuesten Roman erzählt. Diesmal steht nicht ein ganz besonders spektakulärer Cold Case im Vordergrund, sondern das Buch erzählt das, was grundsätzlich eher wahrscheinlich ist: wie Polizeikommissare fast daran verzweifeln, mehrere Fälle gleichzeitig auf dem Tisch zu haben und mit jedem irgendwie vorankommen zu müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die tatsächliche Polizeiarbeit eher wiedergibt, als die sonst immer beschriebenen „großen“ Einzelfälle. Aber vom Leser wird dabei auch gefordert mitzudenken – die vielen Handlungsstränge geraten einem im Kopf sonst recht schnell durcheinander.

Alle bekannten Charaktere aus der Sonderdezernat Q –Reihe sind wieder mit dabei: neben Carl Morck sind Assad, Gordon, Morton, Hardy und Rose wieder mit dabei. Letzterer kommt in diesem Buch eine tragische Rolle zu – denn erstmals wird das Geheimnis um ihre psychische Labilität gelüftet und die Ursache ihrer Krankheit kommt ans Licht. Man leidet richtig mit, wenn man liest, wie verzweifelt Carl, Assad und Gordon versuchen, neben ihren anderen Verpflichtungen auch dem Rätsel um Rose auf die Spur zu kommen. Obwohl das ja eher privaten Interessen als den aktuellen Ermittlungen dient. Denkt man zumindest… denn am Ende sind doch irgendwie alle Fälle miteinander verknüpft.

Obwohl man als Leser mehr weiß als die Kommissare (der Autor schreibt auch aus der Perspektive eines bzw. mehrerer Täter), bleibt erstaunlicherweise die Spannung erhalten. Woran das liegt, ist mir nicht richtig plausibel geworden – aber es spricht für den Autor, dass er das hinbekommen hat.

Im Großen und Ganzen wieder ein gutes, interessantes und insbesondere psychologisch spannendes Buch von Jussi Adler-Olsen. Obwohl es mit meinem Favoriten „Verachtung“ (Band 4 der Reihe) nicht mithalten kann.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Er muss nur mal kurz die Welt retten….

James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes
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Ein typischer Bond, den Anthony Horowitz hier abliefert. Horowitz reiht sich ein in die Kette der namhaften Autoren, denen die Ehre von der Ian-Fleming-Estate zuteil wurde, einen Bond-Roman schreiben zu ...

Ein typischer Bond, den Anthony Horowitz hier abliefert. Horowitz reiht sich ein in die Kette der namhaften Autoren, denen die Ehre von der Ian-Fleming-Estate zuteil wurde, einen Bond-Roman schreiben zu dürfen (und wie ich kürzlich erfahren habe, wird er auch den nächsten Bond-Roman veröffentlichen, er ist für 2018 angekündigt). Bisher durften ja z. B. schon Jeffery Deaver oder William Boyd ran.

Ich kenne Horowitz bisher als Autor zweier (wirklich guter!) Sherlock-Holmes-Romane und war nun gespannt, wie er sich Bond zu eigen macht. Offenbar passt er sich dem Stil des Originalautoren gut an, denn der Schreibstil dieses Romans unterscheidet sich beträchtlich von den Sherlock-Romanen. Er passt gut zu der Ära, in der das Buch spielt: die 1950er Jahre. Noch gezeichnet vom zweiten Weltkrieg, aber auch immer auf der Hut vor neuen völkerrechtlichem Zwiespalt wird die Welt als latentes Pulverfass präsentiert.

Und mittendrin Bond, der mit Hilfe seines Doppel-Null-Status (die „Lizenz zum Töten“) wie immer nur mal kurz die Welt retten muss. Und dabei gibt er sich reichlich Mühe, denn das Buch strotzt – wie auch die bekannten Bond-Verfilmungen – vor Action-Szenen. Mal fährt Bond ein Autorennen auf dem Nürburgring, mal muss er sich als Lebendig Begrabener vor dem fast sicheren Tod retten und zu guter Letzt muss er auch noch, während er am äußeren Rahmen hängt, eine fahrende U-Bahn in New York in seine Gewalt bringen. Man kann sich gut vorstellen, wie spektakulär das im Film umgesetzt worden wäre.

Und so ist es ein typischer Bond – für Fans des Agenten ein Fest, für alle anderen Leser sicherlich kein Muss. Wer sich allerdings für die zwischenstaatlichen „Spielchen“ der Großmächte USA und Russland in den 1950er Jahren und den Wettlauf um den Weg ins All interessiert, auch dem sei dieses Buch empfohlen.

Veröffentlicht am 14.03.2017

3 in 1 – Krimi, Kochbuch und Reiseführer in einem :-)

Rotes Gold
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„Rotes Gold“ war mein erstes Buch von Tom Hillenbrand, obwohl es ja schon das zweite Buch der Reihe um den Koch Xavier Kieffer ist. Ab und zu wurde auf Geschehnisse aus Band eins Bezug genommen, aber gestört ...

„Rotes Gold“ war mein erstes Buch von Tom Hillenbrand, obwohl es ja schon das zweite Buch der Reihe um den Koch Xavier Kieffer ist. Ab und zu wurde auf Geschehnisse aus Band eins Bezug genommen, aber gestört hat mich das beim Lesen nicht. Auch habe ich den ersten Band nicht „vermisst“. Man kann dieses Buch also getrost auch ohne Vorkenntnis des ersten Romans lesen.

Diesmal geht es um rotes Gold. Nachdem ich zuerst lange überlegt habe, wieso das Buch wohl so heißt, erschloss sich im Laufe des Lesens der Sinn dieses Titels: Mit dem roten Gold ist weder ein Gewürz gemeint noch ein besonders guter Rotwein (wie ich zuerst vermutet hatte). Nein, es geht um das rote Fleisch des Thunfischs und die leidvolle Geschichte der Thun-Fischerei. Da die Filets besonders großer Fische äußerst wertvoll sind, große Fische aber mittlerweile auch äußerst selten, ist es kein Wunder, dass sich daraus kriminelle Machenschaften entwickeln.

Das Buch bietet neben der Kriminalgeschichte an sich viele Details rund um die Fischfang-Industrie und das zum Teil recht eigenwillige Geschäft mit Sushi & Co. Ich habe viele interessante Einblicke bekommen und hätte nicht erwartet, in diesem Büchlein von knapp 350 Seiten so viel Lehrreiches zu finden.

Dazu spielt bei einem Koch natürlich das gute Essen immer eine vordergründige Rolle, so dass man auch ein paar Küchentipps mitnimmt.

Und nicht zuletzt ist das Buch fast schon ein Reiseführer für das Großherzogtum Luxemburg - wobei „groß“ hier ja wohl ein bisschen übertrieben ist Dank der anschaulichen Beschreibungen von Herrn Hillenbrand habe ich aber richtig Lust bekommen, Orte wie Echternach oder Luxemburg-Stadt zu besuchen. Und ich weiß jetzt, was Bouneschlupp ist! Leider weiß ich jetzt auch, wie man Ortolan zubereitet (die Szene war einfach nur ekelhaft und verursachte mir schon beim Lesen einen leichten Würgereiz). Das war der einzige Moment, in dem ich das Buch am liebsten zugeklappt und weit weg gelegt hätte.

Aber insgesamt haben mich Autor und Protagonist überzeugt, so dass demnächst auch der Nachfolgeband „Letzte Ernte“ auf meinem Leseprogramm steht.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Puzzlestücke zweier Leben, verteilt auf zwei Kontinenten

Sturmherz
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Eins muss man Corina Bomann einfach lassen: sie kann richtig gut Geschichten erzählen. Auch bei diesem Werk mit stolzen 520 Seiten gibt es kaum Längen, durch die man sich kämpfen muss. Statt dessen entfaltet ...

Eins muss man Corina Bomann einfach lassen: sie kann richtig gut Geschichten erzählen. Auch bei diesem Werk mit stolzen 520 Seiten gibt es kaum Längen, durch die man sich kämpfen muss. Statt dessen entfaltet Frau Bomann eine Art Puzzle, und mit ihrer Hilfe setzt man langsam aber sicher die Teile zu zwei Lebensgeschichten zusammen: die Geschichten von Cornelia und Richard.

Cornelia ist ein Hamburger Mädchen aus der Arbeiterschicht, die die Blüte ihrer Jugend in den frühen 1960er Jahren erlebt und sich zum ersten Mal – und gleich unsterblich – verliebt: in Richard Henderson, einen Austauschstudenten aus den USA. Gerade als sich die beiden einen Plan für ein gemeinsames Leben zurechtgelegt haben, werden sie in den Wirren der Naturkatastrophe, die 1962 als Sturmflut über Hamburg hereinbrach, getrennt. Diese Trennung sorgt später für großes Leid bei beiden, die zwischenzeitlich eigene Familien und ein neues Leben haben…

Auch wenn die Geschichte sehr mitreißend erzählt ist, entsprach sie doch nicht so ganz meinen Erwartungen. Irgendwie hatte ich erwartet, dass die Sturmflut einen großen Teil der Geschichte einnehmen würde und man viel über die Tage und Wochen um und nach der Katastrophe erfährt (auch politisch, denn dieses Ereignis gilt ja immer noch als großer Glanzpunkt in der Karriere des späteren Bundeskanzlers und damaligen Hamburger Senators Helmut Schmidt). Für mich geriet das etwas zu kurz, da die Flut zwar ein einschneidendes Ereignis für die Protagonisten markierte, ansonsten aber nur eine (kurze) Episode in dem Buch war (das einen Zeitraum von über 40 Jahren erzählt).

Eingebettet ist die Geschichte in eine Episode aus der jetzigen Zeit, als die ältere Dame Cornelia einen schweren Schlaganfall erleidet und ihre Tochter Alexa sich um die Mutter kümmern muss, zu der sie ein sehr schwieriges Verhältnis hat. Diese Rahmenhandlung verdeutlicht anschaulich die Schwierigkeiten, denen man sich stellen muss, wenn ein Familienmitglied plötzlich schwer erkrankt. Die Darstellung war plausibel und ging zeitweise richtig zu Herzen. Besonders als Cornelia wieder sprechen lernen muss und Alexa dem „Gestammel“ hilflos gegenüber steht, musste ich schlucken…

Ich habe den Roman genossen, auch wenn er meinen Vorstellungen nicht ganz und gar entsprochen hat. Für Frauen mit einem Faible für komplizierte und dramatische Familiengeschichten kann ich aber eine klare Kaufempfehlung aussprechen.