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Veröffentlicht am 14.03.2021

Öko-Epos der Aufmerksamkeit verdient

Das Flüstern der Bäume
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Das Flüstern der Bäume von Michael Christie umfasst das komplexe Familienkonstrukt der Greenwoods. Zwischen den Jahren 1908 und 2038 wird über vier Generationen hinweg eine Geschichte über das Baumsterben, ...

Das Flüstern der Bäume von Michael Christie umfasst das komplexe Familienkonstrukt der Greenwoods. Zwischen den Jahren 1908 und 2038 wird über vier Generationen hinweg eine Geschichte über das Baumsterben, Ressourcenverschwendung, Hippies, Kontraste wie Armut und Reichtum und vieles mehr behandelt. Wie Jahresringe eines Baumes durchziehen die Epochen die Buchseiten. Wie die Bäume, die die Geschichte dominieren, immer im Hintergrund mit ihren verworrenen und verzweigten Wurzeln, so ist auch der Stammbaum der Greenwoods verworren.
Schauplatz ist hauptsächlich eine Insel vor der Küste von British Columbia, auf der hoch aufragende Douglasien inmitten dichter Primärwälder wachsen. Die Geschichte verlagert sich aber auch in andere Gebiete Kanadas.
Christie hat ein wunderschönes Werk geschaffen. Neben seinem klaren Schreibstil sticht für mich aber die Tatsache hervor, dass wir in Bezug auf die Natur wenig Perspektiven haben. Wenn wir weiter machen wie bisher, rennen wir in eine Katastrophe. Wie die Vergangenheit und die Gegenwart die Zukunft beeinflussen hat mich besonders von Christie überzeugt.
Aber nicht nur Ökotourismus, Verschwendung und Naturkatastrophen machen die Geschichte zu dem was sie ist. Es geht auch um die Frage, was eine Familie ausmacht und ob sie über mehr als nur einen Stammbaum zu definieren ist.
Von mir gibt’s hier eine ganz klare und große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Kunsterbe über traurige Umwege

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Evelyn verbringt ihren Lebensabend im Heim . Einziges Wochen-Highlight: Die Besuche ihrer 27-jährigen Enkelin Hannah. Diese steckt mitten in ihrer Dissertation. Motivation Fehlanzeige. Stattdessen kämpft ...

Evelyn verbringt ihren Lebensabend im Heim . Einziges Wochen-Highlight: Die Besuche ihrer 27-jährigen Enkelin Hannah. Diese steckt mitten in ihrer Dissertation. Motivation Fehlanzeige. Stattdessen kämpft sie mit Gefühlen für ihren Doktorvater.
Als dann noch eine mögliche Erbschaft einer verschollenen jüdischen Kunstsammlung bekannt wird, müssen sich Hannah und Evelyn der Familiengeschichte stellen.

In ihrem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ erzählt Alena Schröder über fast 100 Jahre verteilt das Leben vierer Frauen nach, die durch Krieg, Vertreibung, Erbschaft und Kultur so unwegsam miteinander verknüpft sind.

Der Schreibstil selbst macht es einem zwar leicht in die Geschichte einzusteigen, allerdings bin ich mit den Charakteren am Anfang nicht ganz warm geworden. Hannah scheint eine liebenswürdige junge Frau zu sein. Ich habe das Gefühl bekommen, dass sie noch nicht wirklich eine Idee vom Leben hat. Ihre Großmutter Evelyn erscheint störrisch und verbittert. Evelyns Mutter Senta scheint viel zu früh in eine feste Beziehung, bzw. eine Ehe hinein geworfen worden zu sein, ohne vorher das Leben gekostet zu haben.

Die Frauen der Familie spielen zwar die zentrale Rolle dieser Geschichte, aber ich finde es spannend auch Einblicke in die Gedankenwelt anderer Charaktere zu bekommen. Andreas, Hannahs Doktorvater, kämpft mit sich selbst, wenn es um Bestätigung geht. Jörg, der engagierte Geschichtsstudent ringt mit der Gesellschaft im Allgemeinen um Aufmerksamkeit.
Beide sind zwar „nur“ Nebenfiguren, aber sie geben Hannah das gewisse etwas auf den Weg. Durch sie wird sie Familiengeschichte erst so richtig interessant.

Trude spielt eine zentrale Rolle im Leben von Evelyn und Senta. Sie ist Mutterfigur, Tante und Gouvernante in einem. Dass Evelyn sich im Laufe der Geschichte nicht über das Thema Judenverfolgung bzw. ihre eigene Position als Jugendliche zur NS-Zeit äußert, kann ich nachvollziehen. Dass genau das für Hannah aber ein großes Hindernis darstellt ist allerdings genauso verständlich.

Die Geschichte um den zweiten Weltkrieg ist erschütternd. Im Großen und Ganzen wird aber eher nüchtern mit der Kriegsthematik umgegangen. Die eigentliche Dramatik entsteht erst zwischen den Zeilen.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Wie weit muss Klimaschutz gehen?

CO2 - Welt ohne Morgen
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CO2 - Welt ohne Morgen greift ein Thema auf, das neben dem Jahresthema Corona eindeutige zu kurz gekommen ist.
12 Schüler aus 12 Ländern werden im Namen des Klimaschutzes entführt. Die Forderung der Kidnapper ...

CO2 - Welt ohne Morgen greift ein Thema auf, das neben dem Jahresthema Corona eindeutige zu kurz gekommen ist.
12 Schüler aus 12 Ländern werden im Namen des Klimaschutzes entführt. Die Forderung der Kidnapper ist klar: Die Nationen der Erde müssen sich aus strenge Klimaziele einigen. Ansonsten droht den Jugendlichen der Tod. Um die Weltbevölkerung auf das Thema aufmerksam zu machen soll alles vor laufender Kamera stattfinden.

Als klar wird, dass eine der Entführten Marcs Nichte Hannah ist, will er alle Mittel, die ihm als ehemaligem Journalisten zur Verfügung stehen einsetzen, um sie aus den Händen der Entführer zu befreien.

Tom Roths Thriller hat mich sehr beeindruckt. Man wird mir fragen konfrontiert, die zunächst sehr unangenehm erscheinen und die man sich vermutlich nicht jeden Tag stellt:

Wie weit können die Entführer gehen, bevor Protest aufkommt? Sind Regierungen mit Kinderleben überhaupt erpressbar? Wo fangen die Moralvorstellungen in einem globalen Kontext an und wo hören sie auf?

Sehr gut fand ich, dass es immer wieder Zeitsprünge im laufe der Geschichte gab. Man wird dadurch automatisch beim Lesen auf Trapp gehalten. Mit dem Erzählstil und dem Verlauf der Ereignisse wurde mir jedenfalls nie langweilig.
Gleichzeitig werden einige Begrifflichkeiten aus dem Klimaschutz erklärt, so dass außerdem etwas Stand der Dinge lernt.
Wer einen spannenden, abwechslungsreichen und zugleich wachrüttelnden Thriller sucht, sollte sich einmal an CO2 - Welt ohne Morgen wagen.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Finnlands Inquisitoren

Hexenjäger
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Max Seeck startet mit seinem neuen Skandi-Thriller „Hexenjäger“ in eine Reihe um die Ermittlern Jessica Niemi. In einem Villenviertel um Helsinki findet ein bizarrer Mord an einer Frau statt. Bizarr deshalb, ...

Max Seeck startet mit seinem neuen Skandi-Thriller „Hexenjäger“ in eine Reihe um die Ermittlern Jessica Niemi. In einem Villenviertel um Helsinki findet ein bizarrer Mord an einer Frau statt. Bizarr deshalb, weil der Mordfall genau so vom Mann des Opfers in seinen Bestsellern beschrieben wurde.
Spätestens, als weitere Opfer nach Idee des Autors den Tod finden ist klar, dass es sich hier um Nachstellungen aus der Krimi-Reihe handelt.
Kriminalhauptkommissarin Niemi übernimmt die Leitung der Ermittlungen. Die Geheimnisse um die Mordreihe aufzudecken wird innerhalb weniger Stunden ihre oberste Priorität.

Jessica wirkte auf mich sofort sympathisch. Man wird als Leser damit konfrontiert, dass sich Jessica selbst in einer mysteriösen Lebenssituation befindet. Rückblicke in ihre frühen 20er bauen Spannung auf und lassen lange offen, was es mit diesem Lebensabschnitt auf sich hat.
Niemi hütet ihre Geheimnisse wie ihren Augapfel. Doch irgendwie scheint alles miteinander verwoben zu sein.

Für mich war „Hexenjäger“ 450 Seiten lang Spannung und Mystery! Wer sich für seine Unterhaltungsliteratur einen düsteren finnischen Einschlag wünscht ist bei Autor Max Sleek an der richtigen Adresse.
Ich persönlich bin schon auf die Fortsetzung gespannt und kann es kaum erwarten mehr von Jessica und ihren Kollegen zu erfahren.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Beständig brutal und blutig

Der Spiegelmann
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Das schwedische Autorenduo Lars Kepler hat im 8. Teil ihrer Joona Linna Reihe brutal gute Arbeit geleistet.

Der Spiegelmann beginnt bereits mit einem grausigen Geschehen.
Eine Jugendliche verschwindet ...

Das schwedische Autorenduo Lars Kepler hat im 8. Teil ihrer Joona Linna Reihe brutal gute Arbeit geleistet.

Der Spiegelmann beginnt bereits mit einem grausigen Geschehen.
Eine Jugendliche verschwindet auf dem Schulweg. Es gibt zwar Zeugen, aber der Fall wird nie geklärt. Fünf Jahre später findet man die junge Frau Tod auf einem Spielplatz mitten in Stockholm. Joona Linna beginnt zu ermitteln. Doch schnell wird klar, dass der Hauptzeuge nicht in der Lage ist über den schrecklichen Mord zu sprechen. Joona bittet einen Hypnotiseur um Hilfe, in der Hoffnung an mehr Details zur Tatnacht zu bekommen.

Dieser Umstand wird sich durch das ganze Buch ziehen und einem an der ein oder anderen Stelle den Atem rauben. Also nichts für empfindliche Seelen. Alle Anderen können sich auf gut verteilte Spannung einstellen. Am Ende wird man mit geschickt zusammengeführten Handlungssträngen belohnt.

Hartgesottene Thriller/Krimi-Fans könnten von dem Autorenduo bzw. der Joona-Reihe bereits gehört haben. Für mich war es das erste Lars Kepler Werk.
Der Spiegelmann war, obwohl es bereits der 8. Band ist sehr gut eigenständig zu lesen. Die wenigen Referenzen zum Vorgänger fand ich im Lesefluss nicht hinderlich.
Mini-Fazit: Das Duo-hat mit mir auf jeden Fall einen neuen Fan gewonnen.

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