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Veröffentlicht am 03.01.2021

Ein schwacher Auftakt, aber die weiteren Bände lohnen sich!

Burning Bridges
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Ich schreibe diese Rezension, nachdem ich alle bisher erschienenen Bücher der Reihe bereits beendet habe. Für mich war diese Reihe tatsächlich eine Überraschung, da mich der erste Band wirklich nicht überzeugen ...

Ich schreibe diese Rezension, nachdem ich alle bisher erschienenen Bücher der Reihe bereits beendet habe. Für mich war diese Reihe tatsächlich eine Überraschung, da mich der erste Band wirklich nicht überzeugen konnte, dafür dann aber der Rest. Jedoch hatte ich damals gleich den 2. Band zur Hand, weswegen ich mich doch noch dazu aufraffen konnte weiterzulesen und siehe da: die Bücher werden wirklich viel, viel besser.

Tamis Schreibstil ist wirklich toll. Das war eigentlich auch der einzige Grund, weshalb ich dieses Buch beendet hatte. Er ist sehr bildlich, flüssig und einfach nur locker. Ihre Art Szenen zu beschreiben wirkt so mühelos und gekonnt - das Schreiben liegt ihr wirklich!

Kommen wir zur Handlung: die hat sich meiner Meinung nach definitiv von anderen in diesem Genre ziemlich abgehoben. Sie war actiongeladener, und definitiv dramatischer. Ich kann mich jedoch bis heute nicht so ganz entscheiden, ob ich mich wirklich mit der Grundthematik anfreunden konnte - es war mir irgendwann leider etwas zu viel von allem, auch wenn Tami die spannenden Szenen wirklich toll geschildert hatte.

Bei den Charakteren bin ich sehr zwiegespalten. Ella, unsere Protagonistin, mochte ich leider nicht so richtig. Sie war mir zu naiv, handelte impulsiv und war in Kombination mit ihrer Freundin Summer leider auch ziemlich unsympathisch. Ich konnte keinen Bezug zu ihr aufbauen, auch nicht in den weiteren Bänden. Ches blieb mir auch bis zum Ende des Buches ziemlich blass, ich kann bis heute nicht wirklich wichtige Charaktereigenschaften von ihm nennen, jedoch weiß ich noch sehr deutlich, dass er ein Muskelpaket ist, weil das definitiv einmal zu oft erwähnt wurde. ABER: die Nebencharaktere. Diese mochte ich wirklich gerne. Carla und Lenny waren mein persönliches Highlight. Die beiden fand ich sehr sympathisch und mochte ich gerade, weil sie sich nicht so wie Ella und Summer benahmen, sondern deutlich erwachsender wirkten. Mitchell und Creed fand ich ebenfalls ganz liebenswert.

Die ganze Rezension wirkt wahrscheinlich ziemlich hart, aber ich möchte erneut betonen, dass die weiteren Teile den ersten Band wirklich um Längen übertreffen konnten und ich wirklich froh bin, diese Reihe weitergelesen zu haben. Es lohnt sich wirklich! Von mir gibt es leider hier nur 2,5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Daumen hoch für das Medizinstudium, aber die Protagonistin hat es mir nicht leicht gemacht

What if we Drown
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"What if we drown" hat mich mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Einerseits hat mir die Grundidee hinter der Geschichte gefallen, besonders weil ich mich gefreut hatte mehr Einblicke in ein Medizinstudium ...

"What if we drown" hat mich mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Einerseits hat mir die Grundidee hinter der Geschichte gefallen, besonders weil ich mich gefreut hatte mehr Einblicke in ein Medizinstudium zu bekommen. Doch es gab einige Punkte, die mir das Lesevergnügen ziemlich erschwert haben.

Aber zuerst das Positive:

Das Cover! Es hat mich gleich angesprochen. Gerade das trübe Wasser und die geschwungene Schrift wirken sehr harmonisch. Auch die Cover der Folgebände sind wirklich gelungen - da wurde sich wirklich Mühe gegeben.

Den Schreibstil fand ich auch angenehm. Er lässt sich flüssig lesen und man fliegt durch die Seiten. Ab und an wurde auch mit den Worten und der Formatierung gespielt, was ich persönlich sehr gerne mag, da mir somit das Geschriebene viel lebendiger erscheint. Ich fand ihn nicht außergewöhnlich, aber er lässt sich wirklich gut lesen.

Die Handlung hat mich eigentlich erst zum Buch greifen lassen. Ich fand es erfrischend, dass die Protagonistin mal Medizin studierte, das hob sich meiner Meinung nach von anderen New Adult Büchern ab. Mir ist generell aufgefallen, dass in den meisten Büchern des Genres die wenigsten Frauen einen naturwissenschaftlichen Studiengang belegen - deswegen hat mir die Abwechslung hier gut gefallen! Es gab auch einige Momente im Buch, die ich sehr schön fand und mich streckenweise berühren konnten.

Die Nebencharaktere und Sam konnte ich auch im Großen und Ganzen ganz gut leiden - manche mehr, andere blieben mir leider zu blass. Aber Emmett und Hope blieben mir sehr positiv im Gedächtnis, die beiden mochte ich wirklich gerne.

Nun zu meinen Kritikpunkten:

Fangen wir mit etwas Formalem an: Mich hat es ab einem gewissen Punkt wirklich gestört, dass ständig zwischen den Begriffen "Studenten" und "Studierende" hin und her gewechselt wurde. Heutzutage benutzt man der Richtigkeit halber "Studierende". Deswegen hat es mich gewundert, dass es in diesem Buch zwar ein "Studierendsekretariat" gab, aber immer noch der veraltete Begriff des "Studententickets" existierte. Ich finde, dass man sich am Ende des Tages für eines von beiden entscheiden sollte (Am besten für das Modernere). Ich würde mir wünschen, dass das Lektorat beim nächsten Mal darauf achten könnte.

An der Handlung gab es auch ein paar Punkte, die mich etwas gestört haben: das Drama. Davon gab es wirklich sehr viel in dem Buch. Viele Gedankengänge der Protagonistin wurden mir einfach zu überzeichnet dargestellt. Innerhalb eines Satzes sprang sie von Liebe zu Hass. Es war immer das eine oder das andere Extrem - nichts dazwischen. Das wirkte auf mich etwas überzogen und hat in mir kein Mitgefühl, sondern Frustration hervorgerufen. Generell gab es einige Szenen in der Geschichte, die für mich für den Verlauf der Geschichte eher rückschrittlich gewirkt und damit zu noch mehr Unglück geführt haben, als es nötog gewesen wäre. Es war mir ab einem gewissen Punkt einfach zu viel und wirkte nicht realistisch.

Womit ich jedoch bis zum Ende des Buches nicht warm geworden bin ist unsere Protagonistin, Laurie. Den Verlust, den sie erlitten hat ist definitiv heftig und ich fand es nicht überzogen, dass sie Jahre später immer noch mit sich zu kämpfen hat, zumal ihr die Person wirklich nahestand. Aber trotzdem gingen mir ihre Lügen irgendwann einfach zu weit, besonders wenn sie weiß, dass sie den betroffenen Personen wirklich immens schaden könnte. Ich finde es mutig, wenn man eine "nicht perfekte" Protagonistin mit Ecken und Kanten erschaffen möchte, das finde ich nicht zu weit hergeholt, schließlich existieren solche Personen auch im wahren Leben, aber Laurie lernt viel zu spät, welchen Schaden sie angerichtet hat - zumal sie selbst nicht angelogen werden möchte. Ihr ganzes Verhalten war so widersprüchlich und letzten Endes wurde ihr viel zu schnell vergeben. Fand ich schade. Ich hätte mir gewünscht, dass sie ihr Verhalten noch etwas intensiver reflektiert und hinterfragt hätte.

Letzten Endes hat "What if we drown" viele Gefühle in mir ausgelöst - Positive, wie auch Gemischte. Die Darstellung des Medizinstudiums und die Nebencharaktere waren für mich das Beste an der Geschichte, dennoch hat mir die Protagonistin und das doch ziemlich überwiegende Drama nicht zugesagt, weswegen ich hier nur 2,5/5 Sternen vergeben kann. Dennoch glaube ich an 2. Chancen. Ich hatte es schon oft, dass mich der erste Band eher enttäuscht hatte und der 2. dann begeistert. Ich werde mir die nächsten Bände mal anschauen, vielleicht gefallen mir diese ja besser.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Von neuen Chancen und Anfängen

Hold Me - New England School of Ballet
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„Sich nachts ins Theater zu schleichen und zu tanzen, ist kein Gruppending. Jeder, der kommt, macht das für sich, um einmal im Leben die Hauptrolle zu tanzen.“ (S. 195)

„Hold Me“ ist mir damals aufgrund ...

„Sich nachts ins Theater zu schleichen und zu tanzen, ist kein Gruppending. Jeder, der kommt, macht das für sich, um einmal im Leben die Hauptrolle zu tanzen.“ (S. 195)

„Hold Me“ ist mir damals aufgrund der Tanzthematik in der Programmvorschau des Verlags direkt ins Auge gesprungen. Neben Musik, Theater und der Bildenden Kunst ist das eines meiner Lieblingsthemen, das in Geschichten aufgegriffen werden kann. Anna Savas Geschichte besticht durch eine Intensität, die sich durchgehend durch das Buch zieht, dennoch hätte ich mir noch mehr Einblicke rund um das Tanzen gewünscht.

Das Cover: Hält man alle Cover nebeneinander ergibt sich ein durchlaufendes und zusammenhängendes Motiv. Das Tanzband, welches zumindest einen schlichten Hinweis auf das Tanzsetting gibt, windet sich durch alle Cover und bringt eine natürliche Dynamik mit sich. Auch die Farbe ist angenehm. Ein in sich ruhiges und einfaches Cover, welches mir jedoch zusagt!

Die Handlung: Zoes größter Traum ist endlich wahrgeworden: Sie darf an der New England School of Ballet tanzen! Voller aufregender Gefühle und ihren wichtigsten Gegenständen im Gepäck zieht sie in das Wohnheim auf dem Campus, nur um bei ihrer ersten Stunde einen Dämpfer zu bekommen. Denn vor ihr steht plötzlich Jase, bei dem sie vor einem Jahr den Kontakt abgebrochen hat und der noch immer im Unklaren gehalten wird, warum sie sich nicht mehr bei ihm meldet. Doch als die Studierenden in Tanzpaare aufgeteilt werden und die beiden zusammen tanzen sollen, müssen sie sich nicht nur ihrer Vergangenheit stellen, sondern auch miteinander an der Zukunft arbeiten…

Meine Meinung: Diese Geschichte startete vielversprechend. Zoe und Jase‘ Geschichte wird in der Gegenwart erzählt, gleichzeitig wird ihre Beziehung auch in Rückblenden wiedergegeben, um ein Gefühl für den abrupten Kontaktabbruch zu bekommen. Die Rückblenden mochte ich sehr gern, da man augenblicklich emotional tiefer in der Verbindung der beiden verstrickt war. Dazu trug auch der intensive und bildliche Schreibstil der Autorin bei, der mir gefiel und mich angenehm durch die Geschichte trug. Dennoch muss ich zugeben, dass die Geschichte ab der Hälfte für mich nicht mehr das Potenzial vom Anfang halten konnte. Tanzszenen vermisste ich sehr. Es waren für mich so wenige Szenen in der Ballet School und wenn, dann wurde nur der Pas de deux Kurs geschildert, weil Jase darin vorkam. Zoe hat doch sicherlich nicht nur diesen einen Kurs. Einfach für den Aufbau und das Gefühl für das Setting hätte ich mir da mehr Einblicke gewünscht. Das Setting war gegen Ende hin beinahe austauschbar; es war für mich irgendwann eher eine New Adult Liebesgeschichte, die zufälligerweise an einer Tanzschule spielte, was ich sehr schade fand. Ebenso war für mich die Entwicklung der Liebesgeschichte ab einem gewissen Punkt zu gehetzt. Der Aufbau war sehr langsam und voller Raum für Entfaltung, doch ab der Hälfte der Geschichte ging alles sehr schnell. Aus Spoilergründen werde ich nicht tiefer darauf eingehen, doch Zoe erlebte ein traumatisches Ereignis in ihrer Vergangenheit, was sie auch in ihrem Alltag stark beeinflusste. Die daraus resultierende Angst wurde sehr gekonnt beschrieben. Doch dann gab es einen gewissen Punkt im Buch zwischen den beiden, dessen Tempo ich einfach nicht verstanden hatte. Da gingen mir manche Entwicklungen der beiden einfach aufgrund der Umstände viel zu schnell und ohne jegliche Erklärung. Zum Ende hin gab es mir leider auch zu viele dramatische Wendungen. Ich finde es wichtig, wenn Charaktere Tiefe haben und Probleme mit sich tragen, die im Laufe der Geschichte angesprochen werden und daran gearbeitet wird. Doch hier waren es zu viele Konflikte auf einmal, besonders in Bezug auf Jase. Hätte man sich auf 1-2 pro Person beschränkt, hätte man diese noch eingehender behandeln können und wäre am Ende nicht mit all den Auflösungen konfrontiert wurden. Der Anfang der Geschichte war stark, nur leider verlor mich die Geschichte im Verlaufe dieser.

Die Charaktere: Zoe als Protagonistin hat mir gefallen. Ihr alltäglicher Kampf lässt die Lesenden direkt mitfühlen und auch ihre Vielschichtigkeit ist mir weiterhin positiv im Gedächtnis geblieben. Mae, ihre beste Freundin, war hingegen meine Lieblingsperson im Buch. Ihre empathische Art schlich sich direkt in mein Herz. Bei Jase hingegen muss ich sagen, dass es zwar einige Momente gab, in denen ich ihn mochte, ich jedoch insgesamt einfach nicht mit ihm warm wurde. Es gab Augenblicke, in denen er Streit mit seiner Familie hatte und diese Wut dann an Zoe ausließ. Ja, sein Groll ihr gegenüber ist aufgrund des Kontaktabbruchs verständlich, aber gerade diese Wut aufgrund seiner Eltern sollte er nicht an Zoe auslassen. Das machte ihn in meinen Augen alles andere als sympathisch. Auch das viele Fluchen war mir ab einem gewissen Punkt einfach nur zu aufgesetzt. Dennoch muss ich sagen, dass es zwei Szenen zwischen den beiden gab (in der ersten Hälfte), die ich sehr berührend fand.

Fazit: Ich hätte diese Geschichte so gern geliebt. Die Ausgangspunkte waren so stark und der Klappentext erweckte augenblicklich Interesse, doch es war mir am Ende einfach zu viel. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass gerade die vielen Konflikte am Ende Leser:innen gefallen, die dramatische Liebesgeschichte bevorzugen. Doch hierbei handelt es sich nur um meinen einzelnen Eindruck; macht euch gern einen eigenen Eindruck von der Geschichte. Abseits von der Geschichte war die Autorin mir übrigens direkt sympathisch, da ich You and I von PVRIS in ihrer Buchplaylist entdeckte – eine tolle Band!

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Veröffentlicht am 12.07.2022

So kalt, wie der Titel verspricht

Deine kalten Hände
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„Das Leben ist eine Hülle, die sich über einen Abgrund wölbt, und wir leben darauf wie maskierte Akrobaten. Mal hassen wir, mal lieben wir und manchmal brüllen wir vor Wut […].“ (S. 299)

Han Kang war ...

„Das Leben ist eine Hülle, die sich über einen Abgrund wölbt, und wir leben darauf wie maskierte Akrobaten. Mal hassen wir, mal lieben wir und manchmal brüllen wir vor Wut […].“ (S. 299)

Han Kang war mir bereits durch den Bestseller „Die Vegetarierin“ bekannt, den ich bisher jedoch noch nicht gelesen habe, da mich „Deine kalten Hände“ von der Grundthematik mehr ansprach. Nachdem ich den Roman beendete, konnte ich durchaus die sowohl sehr lobenden, wie auch die kritischen Stimmen nachvollziehen.

Das Cover: Ein wunderschönes Gewand, das mit der warmen Farbpalette einen starken Kontrast zum Titel bildet. Die floralen Elemente, der geneigte Oberkörper und der angenehme Hintergrund ergeben ein gelungenes Gesamtkonstrukt, welches ich mir so auf Sicht ins Regal gestellt hätte. Leider blieb das Cover in meinen Augen das Beste am Roman.

Die Handlung: Besondere Gipsabdrücke von Händen und Körpern – diese sind die einzigen Zeugnisse, die vom spurlos verschwundenen Künstler Jang Unhyong übrig geblieben sind. Nur sein ausführliches Tagebuch, welches zudem aufgefunden wird, gibt Einblicke in seine Gedanken, die einen beständigen Wunsch nach Nähe offenbaren…

Meine Meinung: Die erste Hälfte des Buches überzeugte durch einen malerischen und überraschend intensiven Schreibstil. Situationen wurden eindringlich beschrieben und Jang Unhyongs Leben detailliert niedergelegt. Han Kangs Schreibstil konnte mich zumindest am Anfang einnehmen und ließ mich ein paar beeindruckende Zitate herausschreiben. Doch recht schnell, als ich nach der Hälfte des Romans der Handlung immer noch zwiegespalten gegenüberstand, wusste ich, dass der Roman mich nicht mehr von sich überzeugen würde. Ich las die Geschichte recht passiv und trotz des intensiven Schreibstils, wurde ich weder von Emotionen gepackt, noch berührte mich irgendetwas in der Geschichte, was ich mir zu Anfang sehr erhofft hatte. Zudem bin ich wirklich unzufrieden mit der Darstellung eines korpulenten Charakters. Ich hatte das Gefühl, dass die Frau L., die in meinen Augen einen Schlüsselcharakter darstellte, nur auf ihr Gewicht reduziert wurde und ihr keine nennenswerten Emotionen oder Charakterzüge beigemessen wurde. Sie diente schlichtweg dazu, den Künstler zu faszinieren. Ab einem gewissen Punkt ärgerte es mich regelrecht, wie oft auf ihren kräftigen Körper verwiesen wurde, wie oft sie beim Essen beschrieben wurde. Als würde sie nur aus ihrem Gewicht bestehen; der Mensch dahinter wurde in meinen Augen völlig vernachlässigt. Das machte die Geschichte leider irgendwann unsympathisch.

Die Charaktere: Würde man mich jetzt, nachdem ich das Buch vor einer Woche ausgelesen habe, fragen, mit was ich die Charaktere verbinde, so könnte ich nur knapp antworten. Jang Unhyong wurde mir mit jeder weiteren Seite unheimlicher. Sein Bedürfnis und Sehnen nach Nähe war irgendwann so stark, dass ich mir da manchmal einen etwas kritischeren Blick darauf gewünscht hätte. Auch die Protagonistinnen L., die wie oben bereits erwähnt, hauptsächlich auf ihr Gewicht reduziert wurde, konnte mich wohl noch am ehesten von sich überzeugen. Anhand ihrer Entwicklung wurden die erschreckenden Folgen von unrealistischen Schönheitsidealen der Gesellschaft verdeutlicht. Diese Schilderungen waren teilweise wirklich intensiv und grausam, was jedoch auch den Ernst der Lage betonte. Den Schicksalen der Charaktere wurde viel Raum gegeben, doch der Mensch dahinter war mir zeitweilen nicht greifbar genug.

Fazit: Eine eindringliche Geschichte, die für mich wahrscheinlich nicht das richtige Buch war. Die Geschichte verfügte über viele gelungene Ansätze, die mich nachvollziehen ließen, was diesen Roman so beliebt macht. Mich konnte es leider nicht genug berühren, weswegen ich hier leider nur 2/5 Sternen vergeben kann. Hierbei handelt es sich jedoch nur um mein Empfinden, ich bin mir sicher, dass das Buch nicht umsonst so beliebt ist.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Überzeugende Nebencharaktere, dafür vermisste ich die Dynamik

Arya & Finn
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„Eine Gabe ist wie ein Messer. Entweder du teilst mit seiner Hilfe das Brot mit anderen, oder du tötest andere und machst dir ihr Brot zu eigen […].“ (S. 127)

Lisa Rosenbeckers Geschichten versprühen ...

„Eine Gabe ist wie ein Messer. Entweder du teilst mit seiner Hilfe das Brot mit anderen, oder du tötest andere und machst dir ihr Brot zu eigen […].“ (S. 127)

Lisa Rosenbeckers Geschichten versprühen ihren ganz eigenen Charme. Besonders „Magie aus Gift und Silber“ konnte mich begeistern und zählte vor zwei Jahren zu meinen Jahreshighlights. Auch dessen Fortsetzung und Litersum konnten mich gut unterhalten. Umso gespannter war ich also auf Lisas erstes Buch aus dem Drachenmond Verlag. Leider muss ich sagen, dass bei mir hier der Funke nicht ganz übergesprungen ist und ich doch etwas enttäuscht wurde.

Das Cover: Dieses ist wunderschön. Der dunkle, florale Untergrund erinnert beinahe an eine elegante Zimmertapete, die ovale Hervorhebung an einen Anhänger eines Amuletts. Die Farbwahl ist sehr angenehm und mir stach es gleich ins Auge. Da hat Alexander Kopainski erneut große Arbeit geleistet!

Die Handlung: Arya ist die Leibwächterin ihrer besten Freundin: Prinzessin Elena. Seit Jahren wird sie darauf vorbereitet, auch wenn sie dafür ständig mit ihrer ungeliebten Gabe konfrontiert wird, von welcher Elena jedoch nichts weiß. Um Elena nicht vor den Kopf zu stoßen, stimmt sie einer Reise mit unbekannten Gefährten zu, bei welcher sie nicht nur mehr über ihre Vergangenheit erfährt, sondern es auch gilt eine nahende Bedrohung zu verhindern, die das gesamte Königreich in den Ruin stürzen könnte…

Meine Meinung: Diese Geschichte startete gut und wurde dann leider immer schwächer. Anfangs versprach ich mir eine aufregende Reise mit einer Gruppe von facettenreichen Charakteren, doch leider wurde ich in dieser Hinsicht enttäuscht. Ich hätte mir gerne dynamischere Elemente während des Weges gewünscht, denn die Ereignisse, die die Freunde und Freundinnen bewältigen müssen, waren doch recht simpel gehalten. Auch bemerkte ich beim Schreibstil kleinere Unstimmigkeiten. Mich freut es sehr zu sehen, dass die Autorin sich diesbezüglich sehr gesteigert hat, da ihre neueren Werke von einem flüssigen und angenehmen Schreibstil geprägt sind, doch hier fand ich manche Gespräche etwas hölzern. Gerade die Monologe des Feindes waren eigentümlich formuliert und ich fragte mich, ob denn wirklich jemand so sprechen würde. Auch haben mir die Gegenspielenden deutlich zu viel geredet und zu wenig gehandelt. Ebenso wurde mir der Showdown leider zu schnell abgehandelt. Was mich jedoch am meisten störte, waren die teilweise sexistischen Aussagen von Finn und dessen toxische Männlichkeit. Finn sollte einen humorvollen Charakter darstellen, nur leider bestand sein Humor meistens daraus, Elena und Arya auf ihr Geschlecht zu reduzieren und sie in seinem Kopf immer nur „die Mädchen“ zu nennen. Hier ein paar Beispiele:

„Sie würden sich noch wundern, wie anstrengend Frauen auf Reisen sein konnten.“ (Finn, S. 39)
-> Diesen Kommentar gab es oft von Finn. Mich ärgerte es, dass er es generalisierte und alle Frauen als anstrengend einstufte. Das ist sehr herablassend.

„Besser eine Frau im Bett haben, als selbst wie eine zu sein […]. Na, wer von uns beiden kocht denn immer und räumt auf und dieser ganze Frauenkram?“ Es war nicht gerecht, das wusste ich, aber ich konnte es mir nicht verkneifen.(Finn, S. 66)
-> Ich möchte nichts sagen, aber Finn würde sich bestimmt umschauen, wenn seine Wohnung plötzlich im Dreck ertrinkt und er nie eine warme Mahlzeit zu sich nehmen könnte. Sein toxisches Verhalten gegenüber seines besten Freundes, welcher gerne und leidenschaftlich kocht, fand ich einfach unmöglich. Ja, er merkt in Gedanken an, dass dieses Denken nicht ganz fair ist, aber ich kann ihm diese Aussage nicht ganz abnehmen, da er mehrere solcher Gedanken im Laufe der Geschichte hat.

„Aber ich bekomme das schon hin. Das ist so ein Männerding, weißt du. Wir reden nicht gerne über Gefühle. Schon gar nicht mit Frauen. Die verstehen immer alles falsch.“ (Finn, S. 233)
-> Doch, auch Männer dürfen über Gefühle reden und diese zulassen! Sein toxisches Denken gefiel mir einfach im Laufe des Buches absolut nicht. Er verbessert sich diesbezüglich minimal, je mehr Zeit er mit Arya und Elena verbringt und lässt in einer Szene auch Gefühle zu, aber trotzdem hat es mein Leseerlebnis sehr getrübt, wenn regelmäßig solche Aussagen von ihm fielen und von allen immer als sein „Humor“ entschuldigt wurden. Doch auch Arya hatte zweimal im Buch Ausrufe wie „Männer“ geäußert und somit ebenfalls von einem Mann auf alle geschlossen.

Die Charaktere: Arya hat mir gut gefallen. Sie war eine starke Protagonistin, die Finn auch die Stirn bei seinen unangebrachten Kommentaren geboten hat. Trotzdem fehlten mir bei ihr die Facetten, ich hatte das Gefühl, dass man immer nur eine Seite von ihr sah. Auf Finn gehe ich hier nicht noch einmal ein, dafür auf Elena. Letztere hat mir mit ihrer herzlichen Art ausgesprochen gut gefallen und auch Bero war sympathisch. Das Highlight stellte jedoch Ilias dar. Dieser hat die gesamte Geschichte aufgelockert und für ein paar schöne Interaktionen in der Gruppe gesorgt.

Fazit: Leider, leider entsprach das Buch nicht meinem Geschmack. Zum Glück kann ich es mit weiteren Werken der Autorin vergleichen und auch sagen, dass diese sexistischen Untertöne in späteren Werken nicht mehr auftauchen und sich auch der Schreibstil sehr gesteigert hat. Man merkt in meinen Augen, dass es eines ihrer ersten Werke ist, es ist immerhin schon sechs Jahre alt. Aber es ist auch schön, eine Entwicklung zu sehen. Von mir gibt es hier leider nur 2/5 Sternen, aber ich empfehle dafür „Magie aus Gift und Silber“!

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