Interessante Einblicke in die britische Monarchie
Seitdem ich denken kann, fasziniert mich die britische Monarchie, allem voran Königin Elisabeth II. Deshalb war ich sofort begeistert, als ich hörte, dass die britische Journalistin und Autorin Wendy Holden ...
Seitdem ich denken kann, fasziniert mich die britische Monarchie, allem voran Königin Elisabeth II. Deshalb war ich sofort begeistert, als ich hörte, dass die britische Journalistin und Autorin Wendy Holden einen biografischen Roman über die Gouvernante Marion Crawford geschrieben hat. Es war klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Doch um was geht es eigentlich genau in diesem Buch?
Man schreibt das Jahr 1932 und der Leser lernt die junge Schottin Marion Crawford kennen. Die 22jährige hat große Träume und Visionen. Am Liebsten würde sie als Lehrerin in den schottischen Slums arbeiten. Doch dann wird sie zu etwas ganz anderem berufen: Sie soll die Gouvernante von Prinzessin Elisabeth und ihrer Schwester Margarete werden. Zuerst hält sie diesen „Job“ für absurd, doch dann erkennt sie, dass sie durch ihre Anstellung den kleinen Prinzessinnen die „normale“ Welt zeigen könne und dadurch dem Volk näher bringt. Und so nimmt sie die Gelegenheit war, zieht nach England und wird Lehrerin der beiden Kinder. Vorallem Elisabeth, von allen liebevoll Lilibet genannt, wächst ihr ans Herz. Sie tut alles dafür, um den Kindern den echten Alltag zu zeigen und besucht mit ihnen Schwimmbäder und sogar bei Woolworth’s wird eingekauft. Doch Crawfie (den Spitznamen haben ihr Lilibet und Margaret gegeben) verändert das Leben der Kinder. Nein, auch ihr Leben ist nicht mehr das, was es war und die Zeit bei den Royals verändert ihren Alltag komplett. Kann sie sich in dieser glamourösen Welt wirklich ihre Werte und Ziele bewahren?
Mein Eindruck vom Buch:
Der Schreibstil von Wendy Holden ist toll! Man fühlt sich sofort ins Jahr 1932 zurück versetzt und kann sich richtig vorstellen, wie es auf den Straßen Edinburghs zuging. Ihre Art zu erzählen ist schnörkellos und direkt und jede einzeln Seite ist ein wahrer Lesegenuss. Nachdem ich mich mit der britischen Königsfamilie schon viel auseinander gesetzt habe, waren mir viele Begebenheiten schon bekannt, jedoch gab es auch einiges, was mir komplett neu war. Wendy Holden hat als Basis für dieses Buch das Werk „The Little Princesses“ verwendet, welches von Marion Crawford selbst geschrieben und 1950 erschienen ist. Diese Autobiographie war auch ausschlaggebend dafür, dass die Königsfamilie den Kontakt zu Marion Crawford komplett abgebrochen hat. Wendy Holden hat Crawfords Geschichte mit etwas Fantasie aufgefüllt und damit entstand ein wunderbarer Roman, der weitgehend auf wahre Begebenheiten beruht. Marion Crawford wird in dem Buch als Sozialistin dargestellt, die nur das Beste für Kinder möchte und große Träume und Visionen hegt. Anfangs war sie mir sehr sympathisch und ihre innere Zerrissenheit war richtiggehend spürbar. Doch im Laufe des Buches hat sie sich in eine Person verwandelt, mit der ich nicht mehr wirklich mitfühlen konnte. Es wird deutlich, dass sie sich in der royalen Welt nicht wertgeschätzt fühlt, manchmal wirkte sie sogar richtig verbittert und da fragte ich mich, was sie denn erwartet hatte. Für mich entstand der Eindruck, sie hätte angenommen, als „gleichwertiges“ Familienmitglied behandelt zu werden und immer, wenn sie nicht auf Veranstaltungen / Reisen mitgenommen wurde, reagierte sie verletzt und echauffierte sich darüber, dass sie ja soviel für die königliche Familie getan hat. Zweifelsohne hat sie ihre Jugend und auch einen großen Teil ihrer Träume für die Royals geopfert, jedoch war dies ihre eigene Entscheidung und Selbstmitleid war fehl am Platz. Denn letztendlich war sie einfach „nur“ eine Angestellte. Und hätte sie die Prinzessinnen nicht unterrichtet, hätte es jemand anderes getan. Aber das nur meine Ansicht zur Person und meine Interpretation der Darstellung ihrer Figur in diesem Roman. Jeder soll und kann sich seine eigene Meinung zu den Geschehnissen machen.
Fazit:
Leider gab es ein paar Begebenheiten, die für mich viel zu oberflächlich behandelt wurden und über diese ich mir viel mehr Informationen gewünscht hätte. Selbst wenn die Erläuterungen aus der Fantasie der Autorin geboren worden wären. Deshalb kann ich leider nicht die volle Sternenzahl geben. Dennoch: Für Leser, die sich für das britische Königshaus interessieren, ist dieses Buch eine absolute Empfehlung und ich kann mir gut vorstellen, dass ich dieses Buch noch einmal lesen werde.