Nach dem „Hundertjährigen“ ist die „Analphabetin“ das nun zweite Buch von Jonas Jonasson, welches ich (Markus) gelesen habe.
Wieder sind sowohl die Charaktere, als auch ihre Geschichte abstrus und eigenartig, dafür aber mit skandinavisch dunklem Humor erzählt und erst am Ende fügt sich alles wieder zusammen.
Doch von Anfang an. Die Protagonisten, das ist zum einen Nombeko, zum anderen sind es zwei Holgers und ihr Vater. Nombeko Mayeki ist eine junge Südafrikanerin, die in den Slums von Soweto geboren wurde und sich dort schon in jungen Jahren als Assistentin des Chefs des Büros für Latrinentonnenträger verdingt. Sie ist ein schlaues Mädchen, doch sie gehört den sogenannten Analphabeten, der schwarzen Unterschicht im von der Apartheit beherrschten Südafrika.
Ihr Talent, nämlich rechnen zu können, und ihre unstillbare Neugier bringen sie nicht nur beruflich voran, sondern nach einigen Jahren auch weg aus dieser Gegend. Leider erreicht sie ihr eigentliches Ziel nicht, sondern wird Opfer eines betrunkenen Ingenieurs, eine Begegnung die ihr Leben von da an prägt.
Auf der anderen Seite der Welt, im monarchistischen Schweden ist Holgers Vater ein glühender Verehrer des Königs und hat kein anderes Lebensziel, als selbigem die Hand zu schütteln. Doch, es kommt wie es kommen muss, das geht gründlich in die Hose und so kehrt sich sein komplettes Leben um und er wird zum Feind der Monarchie.
Trotz seines Kampfes für die Republik schafft er es nach Jahren zwei Söhne in die Welt zu setzen – Holger und Holger. So sehr sie sich äußerlich gleichen, so unterschiedlich fällt ihr Geist aus.
Warum diese Holgers, Nombeko, der König und der Ministerpräsident von Schweden dann irgendwann in einem Kartoffellaster mit gestohlenen Kennzeichen auf explosiver Fracht sitzen und was drei Chinesische Mädchen, der Mossad und eine Statue von Lenin damit zu tun haben – das alles steht auf über 400 Seiten in diesem Buch.
Zugegeben, wem der „Hundertjährige“ gefallen hat, der macht auch sicher mit diesem Werk nichts falsch. Zum Teil pechschwarzer und staubtrockener Humor, Geschehnisse zum Kopfschütteln und einmalige Protagonisten sind der Garant für einen fast kurzweiligen Lesespaß.
Fast, weil das Buch auch Längen hat. Phasen in denen alles schief geht, mehr als menschenmöglich ist, in denen Dinge und Vorkommnisse so an den Haaren herbei gezogen sind, dass man fast meint, der Autor hätte die Seitenvorgabe ernster genommen als die Geschichte selbst.
Auch sind die Darsteller dieses Stücks schon unfassbar speziell – man weiß manches Mal nicht, ob man lachen oder das Buch beiseitelegen soll.
Ich habe es weitergelesen, über die Längen hinweg, und bin schließlich mit einem skurrilen und witzigen Schluss belohnt worden.
Und so schwanke ich zwischen 3,5 und 4 von 5 Sternen. Ich denke, es liegt vor allem am individuellen Lesegeschmack, ob man die Analphabetin verschlingt, oder sich durch quält.
Kleine Anmerkung am Rande: Schon nach 10% des Buches trifft der Begriff Analphabetin nicht mehr zu und dass sie rechnen kann wird auch nicht so intensiv thematisiert, wie es der Titel suggeriert.