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Veröffentlicht am 04.01.2021

Traumatische Serienmörder-Jagd

Dein ist der Schmerz
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Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und auch dadurch, dass das Buch ereignisreich beginnt, wird man von Anfang an von der Geschichte gefesselt.
Eine seltsam arrangierte Tote wird am Strand gefunden ...

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und auch dadurch, dass das Buch ereignisreich beginnt, wird man von Anfang an von der Geschichte gefesselt.
Eine seltsam arrangierte Tote wird am Strand gefunden und zur Unterstützung der örtlichen Polizei die FBI-Agentin Tess Winnett hinzugezogen. Tess ist ein komplizierter Charakter, von früheren Ereignissen selbst traumatisiert und kaum teamfähig, sodass sie bei Kollegen, mit denen sie eigentlich zusammenarbeiten sollte, durch ihre eigenmächtigen Handlungen immer wieder aneckt, so auch bei ihren Kollegen in diesem Fall, dem älteren Gary Michowsky und den jüngeren Todd Fradella.
Bald verdichtet sich der Verdacht, dass es sich um einen Serienmörder handeln muss. In mühsamer Ermittlertätigkeit werden immer mehr Fakten zusammengetragen, wobei vor allem Tess mit ihren FBI-Methoden viel dazu beiträgt.
Als ein weiteres Mädchen verschwindet, beginnt der Wettlauf mit der Zeit, denn man muss den Täter finden, bevor er sie foltert und letztlich tötet.
Mir imponierte Tess, weil sie einerseits die Kraft aufbringt, ihr eigenes Trauma soweit im Griff zu haben, dass sie professionell weiter ermittelt. Sie bemüht sich redlich, ihre Teamfähigkeit zu verbessern und auf die Kollegen einzugehen. Ich finde auch, dass sie diejenige ist, die die Ermittlung so richtig vorantreibt. Dass sie am Ende unvernünftigerweise im Alleingang den Täter unschädlich zu machen versucht, hat mich nicht weiter verwundert, weil das allzu oft ein Spannungseffekt in Krimis (ob filmisch oder gedruckt) ist.
Dadurch, dass der Schwerpunkt im Mittelteil des Buches in der Ermittlertätigkeit liegt, gibt es zwar keine actiongeladene Spannung, ich fand die Lektüre dennoch interessant. Auch als der Name des Täters bekannt ist, nahm für mich die Dramatik der Situation nicht ab.
Dafür war das Ende dann umso turbulenter und fesselnder.
Mir hat das Buch insgesamt gesehen sehr gut gefallen, Luft nach oben ist stets. Ich würde mir für zukünftige Bände, abgesehen von einer menschlichen Weiterentwicklung von Tess und spannenden Fällen auch etwas zwischenmenschlich Knisterndes wünschen, einen Mann in ihrem Leben. Das fehlte mir nämlich.

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Veröffentlicht am 31.12.2020

Dialoge Aussprache nach 20-jähriger Ehe nach einem Seitensprung

Ich liebe dich. Punkt. Trotz Ausrutscher
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Helene und Max sind seit 20 Jahren verheiratet, sind ein eingeschworenes Team und vieles in ihrem Leben ist selbstverständlicher Alltag. Bis eines Tages Max ein sog. Ausrutscher passiert. Helene nimmt ...

Helene und Max sind seit 20 Jahren verheiratet, sind ein eingeschworenes Team und vieles in ihrem Leben ist selbstverständlicher Alltag. Bis eines Tages Max ein sog. Ausrutscher passiert. Helene nimmt eine Auszeit, fliegt nach Venedig, sie muss darüber nachdenken, ihr Vertrauen zu Max zurück gewinnen. Max vermisst Helene derart, dass es zu regelmäßigen WhatsApp Dialogen kommt, wo sie ausführlich ihre Beziehung erörtern, vieles aussprechen, worüber sie noch nie gesprochen haben, feststellen, wie sehr sie einander lieben und brauchen, es dennoch notwendig ist, an ihrer Beziehung zu arbeiten.
Dieser online Dialog liest sich kurzweilig, ist humorvoll, aber trotz allem macht er auch nachdenklich hinsichtlich der eigenen langjährigen Beziehung und man stellt sich unweigerlich die Frage, wie man selbst (bzw. der Partner) wohl reagiert hätte ... im Falle eines Ausrutschers.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Kein reines Wohlfühlbuch, humorvoll-liebenswert gepaart mit Spannung und Dramatik

Der kleine Buchsalon am anderen Ende der Welt
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Als erstes reizte mich der Buchtitel, des Weiteren die kurze Inhaltsangabe:
Die Amerikanerin Patricia reist nach Schweden, in der Hoffnung, etwas über den Verbleib ihrer seit Jahrzehnten verschwundene ...

Als erstes reizte mich der Buchtitel, des Weiteren die kurze Inhaltsangabe:
Die Amerikanerin Patricia reist nach Schweden, in der Hoffnung, etwas über den Verbleib ihrer seit Jahrzehnten verschwundene Schwester Madeleine in Erfahrung zu bringen. Sie wohnt dort in einer kleinen Pension und freundet sich mit den Frauen eines Buchsalons an. Ein sog. Feel-Good-Roman, heißt es im Klappentext.
Nun, das Buch bietet viel mehr als leichte Unterhaltung. Der stetige Wechsel von der Gegenwart, der frustrierenden Suche nach Menschen, die Patricia über Madeleine etwas sagen können, aber auch von den liebenswerten Menschen des Buchsalons und ihren Schicksalen, zur Vergangenheit, zu den Erlebnissen der verschwundenen Schwester und jenen Menschen, die seinerzeit mit ihr in dem kleinen Ort lebten, ihren Gefühlen und Ängsten, macht das Buch abwechslungsreich und recht spannend.
Der Schreibstil ist einfach, locker, liest sich leicht. Es gibt humorvolle, romantische, liebenswerte Szenen, aber auch Spannendes, Mysteriöses, Tragisches, manches liest sich fast wie ein Krimi.
Mich hat das Buch von Beginn an gefesselt, es hat mir Lesevergnügen bereitet, wenn auch manche Begebenheiten kein Wohlgefühl vermittelten. Aber die positiven Empfindungen beim Lesen überwogen bei weitem.

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Das Geheimnis der goldenen Fische

Was der See birgt
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„Was der See birgt“ von Lenz Koppelstätter ist der Auftakt zu einer neuen Reihe des Autors, ein Regionalkrimi, in dessen Mittelpunkt die Journalistin Gianna Pitti steht.

Worum geht es?
Ein junger Journalist, ...

„Was der See birgt“ von Lenz Koppelstätter ist der Auftakt zu einer neuen Reihe des Autors, ein Regionalkrimi, in dessen Mittelpunkt die Journalistin Gianna Pitti steht.

Worum geht es?
Ein junger Journalist, mit dem sich tags zuvor Gianna noch getroffen hatte, wird ermordet aus dem Gardasee geborgen. Mit Hilfe ihres Onkels Francesco und der Chefredakteurin Elvira beginnt sie nachzuforschen; dabei stoßen sie auf geheimnisvolles Treiben in der ehemaligen Villa von Gabriele D’Annunzio.

Das Cover bietet einen stimmungsvollen Blick auf den Gardasee. Auf der Umschlag-Innenseite befindet sich eine Karte des Sees, was ich besonders schätzte, weil ich die diversen Schauplätze besser einordnen konnte. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, mit Blick auf Details und bildhaft. Die Kapitel sind kurz gehalten, jeweils mit dem Namen jener Person übertitelt, aus deren Perspektive erzählt wird. Das Lokalkolorit ist geschickt und sehr umfassend mit dem Geschehen verwoben, sodass der landschaftliche Facettenreichtum und die Schönheit des Sees anschaulich zur Geltung kommt. Bedingt durch den Hauptschauplatz, der ehemalige Residenz des Schriftstellers Gabriele D’Annunzio, wird nicht nur die Villa, ein heutiges Museum, detailliert beschrieben, sondern umfangreiches Wissen über Freimaurer und deren Entstehung vermittelt.

Die Handlung entwickelt sich aus mehreren Blickwinkeln, jenen der drei Hauptakteure: Gianna, Elvira und dem Marchese. Obwohl alle drei dasselbe Ziel verfolgen, nämlich den Mord an dem jungen Journalisten zu klären, agieren sie anfangs unabhängig voneinander. Erst nach und nach geben sie vor den anderen geheim gehaltenes Wissen preis, arbeiten sie als Team. Wirklich prickelnde Spannung kommt erst gegen Ende, quasi im Showdown auf. Irgendwie war diese Freimaurer-Geschichte kein Thema, das mich ansprach. Es klärt sich zwar letztlich alles, doch bot sich für mich keine reale Chance zum Miträtseln.

Was die Charaktere anbelangt, so sind Gianna, Elvira und der Marchese zwar gut vorstellbar dargestellt, doch konnten sie mich nicht wirklich für sich einnehmen. Sie blieben für mich irgendwie distanziert.

„Was der See birgt“ war mein erstes Buch dieses Autors. Primär haben sich bei mir die Vielfalt und das Flair des Gardasees eingeprägt und Lust erzeugt, dort einmal hinzufahren. Obwohl mich dieses Buch nicht wirklich mitreißen konnte, möchte ich dennoch die Fortsetzung lesen, in der Annahme und Hoffnung, dass das nächste Mal mir das dem Krimi zugrunde liegende Thema mehr zusagen wird, und dass ich dann mit den Protagonisten richtig warm werde. Zudem wurde mein Interesse für die andere Krimireihe des Autors geweckt, die ja schon seit Jahren erfolgreich läuft.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Man sollte vielleicht doch das Alte Testament gelesen haben

Pastor Tim Thriller / Flux Aeternus
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„Flux Aeternus“ von Rüdiger Marmulla spielt in der Zukunft und ist kein Thriller im landläufigen Sinn, es gibt weder Grausamkeiten noch Blutrünstiges.

Klappentext:
Sommer 2046. Pastor Tim, der sympathische ...

„Flux Aeternus“ von Rüdiger Marmulla spielt in der Zukunft und ist kein Thriller im landläufigen Sinn, es gibt weder Grausamkeiten noch Blutrünstiges.

Klappentext:
Sommer 2046. Pastor Tim, der sympathische Geistliche aus der Bucht von San Francisco, wird von Offizieren eines Geheimbunds genötigt, einen verlorengegangenen Gegenstand aus der Geschichte Israels zu suchen. Erst wenn er den Geheimbund erfolgreich zum Ziel seiner Suche geführt hat, soll Tim seine Freiheit zurückerlangen. Den letzten schriftlichen Hinweis auf den kultisch bedeutsamen Gegenstand scheint es in Paris zu geben. Die zwei Offiziere drehen zusammen mit Tim in der französischen Hauptstadt jeden Stein in der Hoffnung auf eine entscheidende Enthüllung um. Der Gegenstand steht in geheimnisvollem Zusammenhang mit dem Rätsel um einen ewigen Fluss und dem hohenpriesterlichen Dienst im dritten Tempel. Doch nicht nur der Geheimbund begehrt den kultischen Gegenstand. Es gibt einige geheimdienstliche Verwicklungen und Wendungen.

„Flux Aeternus“ ist bereits der vierte Fall, in dem Pastor Tim involviert ist. Die Fälle stehen stets für sich, man kann sie problemlos unabhängig voneinander lesen. Der Personenkreis ist überschaubar, man vermisst keine Informationen der Vorgängerbände.

Der Schreibstil ist einfach, schnörkellos, dialogreich. Die Kapitel sind kurz, jeweils mit auf den Inhalt hinweisenden Überschriften betitelt. Die Geschichte ist aus der Sicht von Pater Tim verfasst – im Präsens, wodurch man sich mit anwesend fühlt. Personen oder Umfeld werden nur minimalistisch beschrieben. Allerdings bilden in diesem Fall Numerologie und diverse wissenschaftliche Berechnungen die Basis für die Ermittlungen und sind demgemäß ausführlich dargelegt. Einerseits werden dadurch, weil nachprüfbar, die realen Fakten belegt, andererseits werden sowohl Lesefluss als auch Spannung eingebremst, weil diese Passagen manchmal etwas schwer verständlich und nicht so ohne Weiteres nachvollziehbar sind. Was Äußerlichkeiten anbelangt, bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Auch Emotionen werden eher distanziert vermittelt. Selbst in gefährlichen Situationen fehlt Dramatik, auch Empfindungen des Protagonisten, wie Angst oder große Freude, springen nicht auf einen über.

Die Thematik dieses Falles war für mich persönlich herausfordernd und teils schwer verständlich, sind doch meine Bibelkenntnisse doch sehr fragmentarisch. Nichtsdestotrotz hat mich die Komplexität der dargestellten Zusammenhänge erstaunt und beeindruckt. Natürlich spielt auch Mystisches, Magisches und Fiktives in die Handlung hinein. Aber die erwähnten Fakten sind wissenschaftlich nachweisbar und die zahlreichen Details, historische Ereignisse, Maßangaben, etc. zeugen von akribischer und aufwendiger Recherche des Autors. Durch diverse technische Finessen, wie selbstfahrende Autos, Avatare, Hologramme, Kommunikatoren, etc. wird die zukunftsträchtige Atmosphäre unterstrichen.

Die Zentralfigur ist Pastor Tim, dessen Gottvertrauen diese Reihe prägt. Seine missionarischen Aussagen lassen einen zwar nicht unberührt, dennoch empfand ich die Dosis für das Genre Thriller etwas zu hoch bemessen. Die übrigen Charaktere sind anschaulich, wenn auch nicht tiefgründig dargestellt.

„Flux Aeternus“ ist ein teils mystischer, teils religiös-wissenschaftlich fundierter Roman mit Science-Fiction-Komponenten, indem Fakten und Fiktion geschickt miteinander verwoben sind. Je mehr man als LeserIn religiös bewandert bzw. an israelischer Geschichte bis in die Neuzeit interessiert ist, desto faszinierender wird man diesen Roman empfinden. Mir persönlich haben die Vorgängerbände mit für mich realistischeren Themen, wie Sekten oder Menschenhandel, besser gefallen.

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