Platzhalter für Profilbild

Woolf-WDP

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Woolf-WDP ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Woolf-WDP über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2019

Erschreckend!

Unterwerfung
0

Der Inhalt:
Es passiert nicht viel. Aber seine sarkastische Gegenüberstellungen, wie z.B.: Autofahren, das tödlich ist und Bahnfahren, das beschwerlich, zeitaufwändig und – im wahrsten Sinne des Wortes ...

Der Inhalt:
Es passiert nicht viel. Aber seine sarkastische Gegenüberstellungen, wie z.B.: Autofahren, das tödlich ist und Bahnfahren, das beschwerlich, zeitaufwändig und – im wahrsten Sinne des Wortes – einem Stolpersteine in den Weg legt, oder freiwählbare Prostituierte (wer die Wahl hat, hat die Qual!) mit der Polygamie vergleicht, in der eine Puffmutter – äh Vertraute die Gespielinnen auswählt nach dem Motto: Vom Bett bis zum Herd!
Dystopien liebe ich, aber nicht, wenn ich, heute und jetzt, aus dem Fenster schaue. Das Buch hat mich erschreckt, aber die Verlegung von Brüssel nach Rom, die EU nach Nordafrika zu erweitern, und - als Salz in der ‚Story‘ - sich noch Matteo Salvini dazu zudenken, veranlassten mich, so manche Seite zweimal zu lesen – weil meine Gedanken mehrmals abdrifteten!

Die Protagonisten:
Mit spitzer Feder, detailliert, gezeichnet! Sobald man eine Figur kennt, weiß man wie sie tickt, was in ihr vorgeht. Michels Beschreibungen weisen dann nur noch auf die mikroskopischen Feinheiten hin.

Die Sprache:
Phantastisch! Ein Hochgenuss. Ein Lob den Übersetzern. - So möchte ich schreiben können.

Mein Fazit:
Große Literatur einer kaputten, frustrierten Type! Hat man sich aber einmal auf Houellebecqs Point of View eingelassen, zeigt er einem Ecken, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren. So macht lesen Spaß, auch wenn die Handlung dürftig ist! – Sagt einer, der sonst nur Thrillern Höchstnoten gibt, denn Lesen soll in erster Linie unterhalten!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Viele Worte um Wenig! Aber das grenzgenial!

Max, Mischa und die Tet-Offensive
0

Der Plot:
Die Verquickung von Ereignissen, die nur die 68-Generation wirklich versteht (und ich glaube, für die wurde der Text geschrieben, denn die WhatsApp-Generation versteht sicherlich nur Bahnhof, ...

Der Plot:
Die Verquickung von Ereignissen, die nur die 68-Generation wirklich versteht (und ich glaube, für die wurde der Text geschrieben, denn die WhatsApp-Generation versteht sicherlich nur Bahnhof, weil sie nicht bereit ist, Ereignisse, Zusammenhänge und Ansichten zu kombinieren und über ihren eigenen Tellerrand hinauszudenken!) ist spannend. Die Hauptdarsteller von Jugend an bis ins fortgeschrittene Alter zu begleitet, ist ein guter ‚Backbone‘ für eine außergewöhnliche Geschichte, die auf die 65+ Generation zugeschnitten ist.
Keinesfalls langweilig, wenn es der ‚Johan‘ geschafft hätte, das Ganze auf max. 600 Seiten zu projizieren. Was mir der Autor allerdings vorgesetzt hat, hat er selbst in seinem Roman, langatmig, beschrieben: Er ist mit der tonnenschweren Teerwalze über den glühend heißen Asphalt gefahren, hat die kleinsten, unnötigsten Nebensächlichkeiten breitgewalzt, in Sätze gepresst, die nie zu enden scheinen, die aber zu guter Letzt dann doch gravierende Spuren hinterlassen, wenn der Bitumen, unter Druck verdichtet und abgekühlt ist.

Die Personen:
Ich bin weiter provokant: Wenn sich die Protagonisten nicht auf 1300 Seiten entwickeln würden, keine Metamorphosen über sich ergehen lassen würden, um schlussendlich, wie es Mayall so schön formulierte ‚Back to the roots‘, doch wieder ihren Wurzeln zuzustreben, dann wäre es traurig, sofern sie die Geschichte nicht schon (längst) vorher verlassen haben (Jim Morrisons ‚The End‘), auf welche Art auch immer.

Die Sprache:
Wie bereits erwähnt, ich war und bin noch immer begeistert. Ich frage mich, wie das alles in Johans Norwegischer Muttersprache wohl ankommt, bzw. klingt, oder noch besser: sich liest. Ein dickes Lob an die Übersetzer – von denen ich keiner sein will!

Mein Fazit:
Es ist eigentlich keine Familiengeschichte, es ist vielleicht ein Zeitroman, könnte durchaus ins Genre Entwicklungsroman fallen, oder ein Künstlerroman. Sicher kein Liebesroman, was aber nicht ganz stimmt.
Die aufgezeigten Parallelen (z.B.: Huey-Helikopter: Vietnam – New York) sind hervorragend umgesetzt.
Originalzitat aus der Tet-Offensive: „Es gibt keinen Stillstand. Nur zu viele Wörter!“

Veröffentlicht am 22.11.2019

WOW!

Die Tyrannei des Schmetterlings
0

Das Buch lag monatelang in meiner „Bibliothek“. Der Covertext (er liest sich wie ein Teaser zu einem Thriller!) und die Fülle der Seiten konnten mich nicht wirklich dazu animieren, das Buch auf meine persönliche ...

Das Buch lag monatelang in meiner „Bibliothek“. Der Covertext (er liest sich wie ein Teaser zu einem Thriller!) und die Fülle der Seiten konnten mich nicht wirklich dazu animieren, das Buch auf meine persönliche Shortlist zu setzen. … doch, manchmal kommt es anders ....

Der Plot:
Ich war auf ein actionreiches Buch eingestellt. Auf einen Thriller! Aber was ich las, war ein sprachgewaltiges Werk mit faszinierenden Metaphern. Das ist genau meines! Schnell wurde ich zwischen dem Handlungsstrang und den philosophischen Betrachtungen hin und her gerissen. Ab der Mitte hatte ich dann das Gefühl, zwei Bücher gleichzeitig zu lesen!
Und damit bin ich auch schon beim Punkteabzug: Schätzing hat alles, was er zu dem Thema KI und PU recherchierte in aller Breite für uns Leser plattgewalzt. „Weniger ist mehr!“, spuckte es mir immer wieder durch den Kopf!
Und als ich die allerletzten beiden Zeilen las, war ich mit Schätzing versöhnt! Zu guter Letzt betrachtete ich den Cover, und fand die fünf kleingedruckten Buchstaben: R-O-M-A-N! War da jemand von falschen Voraussetzungen ausgegangen?! Mea culpa!

Die Personen:
Klischees sind dort zu finden, wo Klischees gebraucht werden. Man kann sich in die Personen hineinfühlen, mit ihnen und ihren Wandlungen mitleben, sie zu seinen eigenen machen. Der zuweilen ruppige Umgangston - bis zum körperlichen Einsatz der Fäuste - kommt manchmal etwas überraschend, aber soll sein.

Mein Fazit:
WOW – Was für ein Text eines wortgewandten, phantasievollen Erzählers, der Dinge trefflich in den Focus rückt!
ABER: Es soll eines seiner „dünneren“ Bücher sein. Lieber Frank, von mir aus könnte es noch „dünner“ sein! Bei so viel Wortgewandtheit, könnte man vieles mit weit weniger Worten transportieren, ohne auch nur einen Funken an „Atmosphäre“ einzubüßen.

Veröffentlicht am 05.01.2021

Wenn der Nebenstrang die Hauptrolle übernimmt.

Fürchte die Schatten
0

Der Plot:

Fortsetzung: Alles wie in Teil 1. Man kann den zweiten Teil natürlich ohne den ersten lesen. Aber dann fehlt etwas, denn der Nebenstrang wird in diesem Teil zum Hauptstrang. Robotham bedient ...

Der Plot:

Fortsetzung: Alles wie in Teil 1. Man kann den zweiten Teil natürlich ohne den ersten lesen. Aber dann fehlt etwas, denn der Nebenstrang wird in diesem Teil zum Hauptstrang. Robotham bedient sich wieder der Zwei-Personen-Perspektive. Aber diesmal taucht er viel tiefer in die psychologische Seite ein. Evie: warum, weshalb, weswegen. Erschreckend. Bis zum Showdown mit vielen Exkursen in die Psychologie.

Die Charaktere:

Sehr stark. Diesmal hat sich der Autor selbst übertroffen. Aber 480 Seiten sind zu viel des Guten, vorallem, weil man die Protagonisten bereits aus dem ersten Teil kennt. Wiederkauen mit Breitwalzen.)

Die Sprache:

Es ist eine Übersetzung. Leicht zu lesen, obwohl ich mich erst ab der Hälfte mit der Sprache so richtig wohl fühlte.

Fazit:

Ich konnte es nicht erwarten, nach dem grandiosen Teil eins, mit seinem Cliffhanger auf der letzten Seite, Teil zwei zu lesen. Ich erhoffte mehr von dem ‚Truthwizard‘ zu erfahren. Mehr, wie er helfen könnte, Fälle zu lösen. Mehr über den Konflikt der beiden Protagonisten. Mehr über die Richtung in welche sich ihr Verhältnis zueinander weiter entwickeln würde. Ich wurde zwar nicht enttäuscht, aber meine Hoffnung, mehr vom Wahrheitszauberer zu erfahren, blieb auf der Strecke. Wahrscheinlich würde ich dieses Buch besser beurteilen, wenn ich den ersten Band nicht gelesen hätte, oder wenn mich ‚Schweige still‘ nicht in eine bestimmte Erwartungshaltung gedrängt hätte.

3,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2020

Beers moralischer Zeigefinger nervt.

Das schwarze Band
0

Der Plot:
Die Story hat mir besser gefallen als der dritte Teil (Der dunkle Bote). Sie strotzt wieder vor hanebüchenen Zufällen, die alle mit Emmerich oder Winter zu tun haben. Alex Beer bleibt ihrem Erfolgsrezept ...

Der Plot:
Die Story hat mir besser gefallen als der dritte Teil (Der dunkle Bote). Sie strotzt wieder vor hanebüchenen Zufällen, die alle mit Emmerich oder Winter zu tun haben. Alex Beer bleibt ihrem Erfolgsrezept treu: Geschichtlicher Background, den familiären Problemen des Inspektors, dem Aufzeigen des Standesunterschiedes zwischen Winter und ihm, dem Jugendfreund aus der Unterwelt, den intriganten Kollegen usf. Zu guter Letzt gehen die beiden wiedereinmal als die Retter der Nation aus der Geschichte hervor. Viele Handlungsstränge werden fortgeführt. Nur Winter, der sich ein wenig emanzipiert, kommt mit der Hühnerarmee nicht weiter. Es bleibt bei roten Wangen.

Die Charaktere:
Die Platzierung und Beschreibung der Charaktere sind die große Stärke von Alex Beer. Obwohl sich Emmerich nicht wirklich weiterentwickelt, ist hingegen der ‚Reifeprozess‘ von Winter gut beschrieben.

Die Sprache:
Auf dem Cover steht Kriminalroman, nicht Thriller. Und ja, es ist ein Roman, der die 20er Jahre in Wien skizziert. Diesmal hat die Autorin ihre indoktrinierende Schreibweise zum Vorband zurückgenommen. Trotzdem wird der Geschlechterkampf immer wieder strapaziert. Das nervte mich beim Lesen, lenkte mich ab und ständig musste ich an Alice Schwarzer denken. Schade. Trotzdem: Das Buch bedient sich eines leicht zu lesender Schreibstils


Fazit:
Der Text hat mir gefallen. Der Aufbau hat mir gefallen. Und diesmal war er für mich auch spannend. Nur das Setting war nicht ganz nach meinem Geschmack. Waren es im dritten Band die Kriminellen aus dem rechten Lager, die einen Umsturz versuchten, sind es diesmal die Monarchisten. Mir fehlt der ‚einfache‘ Kriminalfall, in dem es vorrangig um die Psyche des Outlaws geht. Seine Beweggründe, was ihn dazu trieb, sich an den Rand der Gesellschaft zu stellen. Welche Gedanken und Schlussfolgerungen ihn trieben ... und der ständige moralische Fingerzeig nervt bereits extrem.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere