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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2020

Ungewöhnlich! Spannend! Ein Hammer!

Der Fund
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Der Plot:
Der Plot ist eigentlich eine Alltagsfantasie. Wer hat noch nicht vom großen Lottogewinn geträumt?! - Nur, in dieser Geschichte versteckt sich der vermeintliche Reichtum nicht in Bargeld. Der ...

Der Plot:
Der Plot ist eigentlich eine Alltagsfantasie. Wer hat noch nicht vom großen Lottogewinn geträumt?! - Nur, in dieser Geschichte versteckt sich der vermeintliche Reichtum nicht in Bargeld. Der wertvolle Fund ist in einer Lebensmittelkiste versteckt. Der Versuch, diesen in bares Geld umzumünzen, scheitert kläglich. Selbst als versucht wird, die Uhren zurückzudrehen entstehen daraus nur weitere, folgenschwere Verwicklungen. Der Plotaufbau verlässt ausgetretene Pfade. Genial!

Die Charaktere:
Wie man sieht, ist es nicht zwingend erforderlich, dass jede Figur in einem Roman dezidiert beschrieben wird. Zum Beispiel ist der Kommissar eine große Unbekannte. Man kennt weder seinen Namen, sein soziales Umfeld, noch seine Charakterzüge. Dies lässt der Fantasie des Lesers einen großen Spielraum.
Der Autor bedient sich der Zwei-Perspektiven-Technik. Einmal beschreibt er die tatsächlichen Geschehnisse und später lässt er seine Darsteller die Situation so beschreiben, wie es für den jeweiligen am besten passt. Diese verschieden Perspektiven zeigen deutlich den Unterschied zwischen Realität und Erzählung auf, und prägen so die Charaktere. (9/10)

Die Sprache:
Aichner bedient sich einer kurzen prägnanten Sprache. Trotzdem holpert man beim Lesen nicht durch den Text. Man muss sich nicht erst an die Art des Schreibens gewöhnen, vielmehr lässt er durch seine Sätze harmonische Bilder im Kopf entstehen.

Fazit:
Eine äußerst spannende Geschichte, mit mehr als überraschenden Wendungen. Es wäre unfair der Geschichte gegenüber, in Frage zu stellen, ob die Protagonisten logisch handeln. Sie handeln so, wie sie das Leben geprägt hat. Das muss man als Leser akzeptieren.

Was man jedoch nicht akzeptieren sollte, ist die Aichner-typische Schreibweise seines Textes. Dialoge nicht in Anführungszeichen zu setzen, sondern sie nur mit einem“ – „ zu kennzeichnen, störte mich bis zur letzten Seite. Am liebsten würde ich ihn deshalb einen Punkt abziehen.

Aber der Aufbau der Story ist so gelungen, dass ich davon Abstand nehmen möchte. Ein bisschen Liebe à la „Pretty Woman“ verleiht dem Roman einen zusätzlichen Touch, vor allem dann, wenn im Leben nicht das Recht, sondern die Gerechtigkeit siegt.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

... und kalt wie Eis.

Schnee kommt
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Der Plot:
Ein Unfall, ein Tunnel, eine Schneewalze über dem Unfallort. Es gibt kein Entrinnen. Jeder der Protagonisten hat ein Geheimnis. Nach und nach erfährt der Leser davon. Eines außergewöhnlicher ...

Der Plot:
Ein Unfall, ein Tunnel, eine Schneewalze über dem Unfallort. Es gibt kein Entrinnen. Jeder der Protagonisten hat ein Geheimnis. Nach und nach erfährt der Leser davon. Eines außergewöhnlicher als das andere. Die Geschichten der Protagonisten beginnen sich zu verzahnen. Wenn man denkt, schlimmer kann es nicht sein – oh doch!
Für mich fällt er in eine eigene Kategorie, gemeinsam mit NEUJAHR von Julia Zeh und ROMAN OHNE U von Judith Taschler. Ich übertreibe jetzt: Schicksalsromane in denen die Vergangenheit die Gegenwart bestimmt. Zäh und spannungslos beschrieben. Von Aichner können die beiden eine Menge lernen: Ohne Umschweife, spannend bis zum letzten Buchstaben. Wer Krimiautoren verteufelt, sollte diese Geschichte lesen. Aber nicht nur die.

Die Charaktere:
Ich habe noch selten eine Geschichte gelesen, die ohne Hauptdarsteller auskommt. Ich habe noch selten in einem Roman so viel über die Protagonisten erfahren. Brutal, hart gezeichnet. Ich bin froh, keines der beschriebenen Schicksale, zu teilen.

Die Sprache:
Bernhard Aichner hat seinen eigenen Stil. Bei dem einen oder anderen mag es zunächst ein we-nig holpern, aber hat man sich eingelesen, dann ist es faszinierender Schreibstil. Ohne Schnör-kel, in kurzen Sätzen. Der Autor holt den Leser ab und taucht ihn in die Geschichte. Ohne Fremdworte, ohne mit langen Sätzen zu verwirren. Man ist mittendrin im Geschehen. Einzig: Mich nervt die zwanghafte Abweichung von der gewohnten Schreibart. Bindestriche anstelle von Anführungszeichen am Beginn der direkten Rede ohne das Ende zu markieren. Punkteab-zug!

Fazit:
Ein Roman, den man in zwei Tagen locker liest. Ein Roman, bei dem man zeitweise das Buch aus der Hand legt, um über das nachzudenken, was man gerade gelesen hat. Welches Schicksal das Leben bereithalten kann, und wie man es zu lösen versucht. WOW. Mich hat es in den Bann gezogen. (Wenn da nicht die Bindestriche wären.) Eine Woche Lesepause ist angesagt.

4,5 Sterne von 5.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Ein Psychothriller im Krimiformat! Lesenswert!

Schonungslos offen
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Der Plot:
Eine ungewöhnliche Geschichte, die anhand von zwei Handlungssträngen erzählt wird. Großartig!

Die Sprache:
Irene Matt hat einen flüssigen Erzählstil, der zu keiner Zeit den Leser aus dem Text ...

Der Plot:
Eine ungewöhnliche Geschichte, die anhand von zwei Handlungssträngen erzählt wird. Großartig!

Die Sprache:
Irene Matt hat einen flüssigen Erzählstil, der zu keiner Zeit den Leser aus dem Text wirft. Faszinierend habe ich die Beschreibungen des Mörders empfunden. Kurz, plakativ, scharf umrissen. Wiederholt läuft einem der kalte Schauer den Rücken entlang. Die Schilderungen lassen genügend Freiraum für die eigene Fantasie.
Andererseits nahm mich die Autorin mit ihren zeitweisen breit gestreuten Erzählungen unter Beschlag, die nichts Wesentliches zur eigentlichen Story beitrugen. Selbst die Hobbys der Protagonistin werden detailliert beschrieben. Man erfährt so manches über das Wesen von Katzen (Muss gestehen, bin kein Katzenliebhaber, doch Hunde mag ich), und um die Gefühle, die man Haustieren entgegenbringt. Für mich ein wenig zu detailverliebt. Das gleiche gilt für die tägliche, zeitweise frustrierende Polizeiarbeit. Dafür hätte ich mir in einigen »Situationen«, einen ausführlicheren Nebenstrang gewünscht.

Die Personen:
Isidor ist mein Liebling. Eine schrullige Type, die dem Roman einen besonderen Farbtupfer verleiht! Alexandra Rau, die Kommissarin, wird von ihm ›an die Wand gespielt‹. Vielleicht deshalb, weil sie eine taffe Vorgesetzte mit viel Herz ist und gerne im Auto schläft. Darüber hinaus ist sie Katzenliebhaberin und Tulpenzüchterin, worüber sie abendfüllend referieren kann. Ich frage mich, warum ich ihren Kollegen besser kenne als sie? Wie der Mörder dargestellt wird ist ein echtes Highlight! Chapeau! Von ihm, obwohl im Vergleich zur Kriminalistin nur auf ›wenigen Seiten‹ beschrieben, weiß ich über seine Kraft, seine Größe, seine Familienverhältnisse, seine Aufklärungsgeschichte, seine Denkweise Bescheid und wie sich die Vergangenheit auf sein Handeln auswirkt. Hingegen blieb mir von Alexandra nicht einmal ihr Gesicht oder ihre Frisur in Erinnerung. Wahrscheinlich fehlt mir die Vorgeschichte in den anderen beiden Bänden. Aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch!

Fazit:
Natürlich ziehen einen die Geschehnisse in die Handlung, aber habe ich den Roman deshalb als spannend empfunden? Mich trieb die Neugier voran, nicht sosehr die Spannung. Ein feiner Unterschied! Ich glaube, mit wenig Aufwand, aufgepeppt mit ›Autorentricks‹, würde die Story jeden Fitzek, Strobel, Gruber und wie sie alle heißen, in den Schatten stellen. Mir fehlte das Tüpfelchen auf dem I und damit meine ich den Aufbau des Handlungsstrangs und nicht den Inhalt!

DAS WAR JETZT JAMMERN AUF EINEM SEHR HOHEN NIVEAU!

Deshalb: Klare Leseempfehlung! - Krimi Unterhaltung pur!

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Veröffentlicht am 22.11.2019

Vom mörderische Leben auf den Äußeren Hebriden!

Kalte Asche
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Wieder habe ich viel gelernt: z.B.: über den „Dochteffekt“, über die Besonderheiten der Winterstürme auf den „Äußeren Hebriden“, oder wie sich menschliche Sehnen bei Hitze verhalten und sogar über die ...

Wieder habe ich viel gelernt: z.B.: über den „Dochteffekt“, über die Besonderheiten der Winterstürme auf den „Äußeren Hebriden“, oder wie sich menschliche Sehnen bei Hitze verhalten und sogar über die physikalischen Eigenschaften von Propangas.

Was Beckett wieder hervorragend schaffte, war die Charakterisierung der Figuren und er zeichnet plastisch das Land- und Dorfleben auf einer – vom Festland abgeschnittenen, den Naturgewalten ausgesetzten - kleinen, rauhen Atlantikinsel im Nordwesten Englands.

Alles da: Von klapprigen Gefährten bis hin zum Luxus-SUV (?), eine herabgewirtschaftete Werft, eine schmierige Fähre, das eigentliche Zentrum des Dorfes: das Pub mit angeschlossenem Hotel, das Gemeindehaus, die verfallenen, altersschwachen Steinhütten, die Heldengräber, steile, gefährliche Klippen und zu guter Letzt auch ein filigranes Stromnetz. Nicht zu vergessen: Das Feuer, das das menschliche Fleisch bei 250 Grad Celsius auffrisst! Asche zu Asche, Staub zu Staub! Mit diesen Zutaten wird die Story angerichtet!

Natürlich gibt es auch wieder die zu erwarteten, überraschenden Wendungen in einer „zwiespältigen“ Geschichte, die die Spannung am Köcheln halten!

Was mir auffiel war, dass der Übersetzer sicherlich gut Englisch spricht, aber kein Meister der deutschen Sprache ist, eher ein Journalist. Der Stil ist mir zu sehr „Berichterstattung“. Ein wenig freier übersetzt – wie z.B.: „Die ewigen Toten“ oder „Die Chemie des Todes“ - hätte dem Text sicherlich gut getan. Das kostet 1 Punkte!

Zu guter Letzt stößt der Epilog eine ganz neue Tür auf und verhindert das versöhnliche „Happy End“! Oder Ist der Cliffhänger Geschäftemacherei?! Ich befürchte es! – Oder einfach nur clever?!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Nicht schlecht! – spannend – und ein überraschendes Ende!

Die Chemie des Todes
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Nachdem ich das sechste Buch der Serie um David Hunter gelesen hatte, wollte ich mehr über den Forensiker wissen. Davids 1. Band klettert dadurch auf meiner Short List schon sehr weit nach oben!

Und dann ...

Nachdem ich das sechste Buch der Serie um David Hunter gelesen hatte, wollte ich mehr über den Forensiker wissen. Davids 1. Band klettert dadurch auf meiner Short List schon sehr weit nach oben!

Und dann überraschte mich die Nachricht eines lieben Freundes, dass er dieses Buch soeben gelesen hatte.

Mein Fazit:
Wie erwähnt, ich wollte mehr über die Figur David Hunter wissen. Laut den Rezensionen im Netz, die darauf hinwiesen, dass der Forensiker hier näher, inkl. Privatleben und Werdegang, sowie seine Schicksalsschläge vorgestellt wird.
Beckett lässt sich also Zeit. Er erklärt wie das beschauliche Landleben „funktioniert“, wie die Bewohner dieses Dorfs auf „Zugereiste“ reagieren, und charakterisiert die weiteren Mitspieler detailliert. Vieles kommt einem bekannt vor. Bald hat er seine lebenden und toten Probanden auf dem imaginären Schachbrett platziert und die Spannung steigt von Seite zu Seite.
Und die pathologische Forensik kommt nicht zu kurz: Maden verlassen ihre Brutstätte immer in Richtung Süden. Keiner weiß warum! Oder: Wie viel Blut in den Boden gesickert ist, erkennt man an den mineralischen Inhaltsstoffen der Erde. … Die Liste ist lang.
Die Geschichte ist zeitweise düster. Und je weiter man zum Ende kommt, desto schneller werden nicht nur die Seiten umgeblättert, sondern wendet sich auch die Geschichte ... .
Cool – es lebe die dörfisch intrigante Neidgesellschaft, mit ihren unendlichen, dunklen Seiten! Beckett versteht es, die Wandlungen der Charaktere - vom Offensichtlichen zum Eigentlichen – nachvollziehbar zu beschreiben. Ein wesentlicher, spannungserzeugender Punkt! Nebensächlichkeiten werden zu „Cruzial Points“!
Wer mit einen guten Krimi, mit eingebettem Sittenbild, und der Vorstellung eines Serienhelden etwas anfangen kann, ist mit diesem Text hervorragen bedient.