Warm. Warm. Warm.
Hard LandMir tut alles weh: Herzweh, Bauchweh, Kopfweh. Auch die Augen tun mir weh, weil ich Hard Land bis in die tiefe Nacht hinein ausgelesen habe. Das ist bei mir häufig so. Wenn mich ein Buch einfängt, dann ...
Mir tut alles weh: Herzweh, Bauchweh, Kopfweh. Auch die Augen tun mir weh, weil ich Hard Land bis in die tiefe Nacht hinein ausgelesen habe. Das ist bei mir häufig so. Wenn mich ein Buch einfängt, dann inhaliere ich die letzte Hälfte auf Ex. Genau das ist bei „Hard Land“ passiert.
Inhalt:
Missouri, 1985: Sam Turner lebt in der heruntergekommenen Kleinstadt Grady, in der alles kurz davor ist, zu Ende zu gehen. Er wird bald sechzehn und hat keine Freunde, seit sein ehemals bester Kumpel nach Kanada ausgewandert ist. Seine Mutter ist an einem Gehirntumor erkrankt und nun soll er die Sommerferien auch noch bei seinen Cousins verbringen, die ihn immer nur schikanieren. Um diesen miesen Aussichten zu entgehen, sucht Sam sich einen Job im örtlichen Kino. Dort lernt er Kirstie, die Tochter des Kinobesitzers, und ihre Freunde Cameron und Brandon (alias Hightower) kennen. Die drei sind zwei Jahre älter als er und anfangs eine verschworene Gemeinschaft, zu der er keinen Zugang findet. Doch sobald sich das ändert, steckt er mittendrin in einem Sommer voller Abenteuer und Möglichkeiten. Ein Sommer, nach dem nie mehr etwas so sein wird wie zuvor.
Meine Meinung:
Ich habe bereits vorausgeahnt, dass dieses Buch großartig sein würde, allerdings war mir nicht klar, dass es SO großartig sein würde.
Ich hoffe, dass sich niemand an dieser Stelle gespoilert fühlt.
Da man es allerdings bereits im ersten Satz erfährt, verrate ich hoffentlich nicht zu viel, wenn ich sage, dass Sams Mutter den Sommer nicht überlebt. Und genau an dieser Stelle schlägt die ganz große Stunde dieses Romans. Die Darstellung von Sams Trauer hat mich so sehr berührt. „Hard Land“ hat mir viele neue Gedanken zu Tod und Trauer vermittelt. Und genau aus diesem Grund lese ich Bücher: Ich will Facetten eines Themas begreifen, die ich mir selbst nie erdacht hätte. Das geht mit diesem Buch. Es ist aber keineswegs düster und bedrückend, es ist schön traurig und schmerzlich schön. Man kann weinen beim Lesen und es macht trotzdem glücklich. Außerdem steckt die Geschichte voller kluger, witziger und anrührender Szenen und Gedanken.
Benedict Wells erzählt die Ereignisse eines Sommers aus Sams Perspektive, mit einer Stimme, in der man die Jugend des Sprechers hört: Als würde Sam tatsächlich aus dem Off erzählen.
Ich mochte die zahlreichen Anspielungen auf Filme und Songs der Achtzigerjahre. Hard Land wird damit beworben, dass es eine Hommage an „Stand by me“ oder „The Breakfast Club“ sein soll. Und diesem Anspruch wird das Buch mehr als gerecht! Vor allem Dank seiner fabelhaften Charaktere. Sams grandiose Freunde, die in all ihren Schichten beleuchtet werden und das wunderbar geschilderte Konstrukt der Familie Turner, das so individuell, so schmerzlich und gleichzeitig so liebevoll ist.
Besonders gefallen hat mir außerdem, dass das Buch in 49 Kapitel gegliedert ist. Die Zahl 49 spielt nämlich eine große Rolle in der Geschichte. Bei Kapitel 40 habe ich richtig geweint. Das Gefühl, dass es bald so weit sein würde, hat sich allerdings schon länger aufgebaut.
Fazit:
Meine Lieblingsszene von „Hard Land“ ist die, in der Sams Freund Cameron sein Dreischichtenmodell erklärt. Seit ich das gelesen habe, denke ich jeden Tag mehrfach an diese Theorie und versuche sie selbst anzuwenden. Ich möchte an dieser Stelle nicht vorgreifen, was genau das Dreischichtenmodell ist. Das soll jeder selbst lesen.
Aber auch wenn sich das Dreischichtenmodell nicht auf Bücher bezieht, übertrage ich es an dieser Stelle einfach auf „Hard Land“. Ergebnis: Warm. Warm. Warm.