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Veröffentlicht am 07.01.2021

Wann darf auch Ella ein bisschen Glück für sich beanspruchen?

Die Frau zwischen den Welten
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Wie vielversprechend das Leben für die kleine Ella doch anfing. Behütet und geliebt durfte sie mit Mutter, Vater und Oma im idyllischen Hillemühl, einem Dorf im Lausitzer Gebirge in Nordböhmen, aufwachsen. ...

Wie vielversprechend das Leben für die kleine Ella doch anfing. Behütet und geliebt durfte sie mit Mutter, Vater und Oma im idyllischen Hillemühl, einem Dorf im Lausitzer Gebirge in Nordböhmen, aufwachsen. Ihre deutsche Mutter und ihr tschechischer Vater lebten in Eintracht in dem Dorf, das hauptsächlich deutsch geprägt war. Ella wuchs zweisprachig auf, eine Tatsache, die ihr später das Leben und oft auch die Existenz retten sollte, denn in den letzten Wirren des Zweiten Weltkriegs und auch danach war es in der Tschechoslowakei verpönt, deutsch zu sein. Man galt auf einmal als Feind und alle Grausamkeiten, die deutsche Soldaten den Tschechen über Jahre angetan hatten, wurden mit gleicher Münze, oft sogar brutaler, zurückgezahlt. Und so beginnt für Ella nach einer überstürzten Flucht aus der geliebten Heimat eine schwere Odysee. Mit Mühen entkommen Mutter, Tochter und der kleine Bruder Alex dem Grauen, der Vater hat leider nicht so viel Glück. Doch wer meint, nun sei alles gut, der lese weiter. Der wahre Horror hat gerade erst begonnen …
Sicherlich mussten nicht nur Ella und ihre Familie solche Grausamkeiten ertragen. Aber es ist eben genau dieses Einzelschicksal anhand dessen Hera Lind die wahre Geschichte Ellas und ihrer Familie zu Papier gebracht hat. Sie basiert auf den Aufzeichnungen von Ella, die diese bereits im Vorfeld für ihren Enkel verfasst hatte. Ein Schicksal, das mich mehr als einmal schaudern ließ. Ich schätze mich mal wieder sehr glücklich, dass mir diese Hölle im Leben bis jetzt erspart blieb.
Der Schreibstil Hera Linds war wie immer sehr gefällig, dennoch an manchen Stellen ein wenig unrund, weshalb ich ein Sternchen abziehen muss. Die Autorin schreibt, dass Ella selbst höchstkritisch Korrektur gelesen hat und nicht sparsam mit Kritik und Korrekturen war. Die „A…karte“ recht zu Anfang der Story ist ihr allerdings entgangen. Die war in den frühen 50er Jahren noch gänzlich unbekannt.
Ich vergebe gutgemeinte vier von fünf Sternen und bin wirklich immer wieder begeistert, welch tragischen Schicksalen aber auch spannenden Geschichten Hera Lind durch ihr Schreiben Leben einhaucht.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Wieviel Schmerz kann ein Mensch ertragen ...

Das Bienenmädchen
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Was anfangs als eher klischeehafter Roman um eine junge Frau beginnt, die auf der Suche nach ihrer Vergangenheit ist, entpuppt sich beim Weiterlesen und näheren Hinsehen schnell zu einem Roman, der schließlich ...

Was anfangs als eher klischeehafter Roman um eine junge Frau beginnt, die auf der Suche nach ihrer Vergangenheit ist, entpuppt sich beim Weiterlesen und näheren Hinsehen schnell zu einem Roman, der schließlich aufzuwühlen weiß. Als die betagte Beatrice beginnt, Lucy ihre Geschichte zu erzählen, war ich nach anfänglichen Längen schnell in ihren Bann gezogen. Beatrice hat als 12jähriges Mädchen das Glück – so meinte man jedenfalls im Jahr 1935 – als eine Art Ziehtochter in das Herrenhaus Carlyon der Familie Wincanton aufgenommen zu werden. Es scheint ein selbstloser Akt der Familie, die besonders ihre Tochter Angelina, die im gleichen Alter wie Beatrice ist, ausgeglichen und erfüllt sehen will. Doch was die ersten Jahre so idyllisch und harmonisch scheint, entpuppt schnell als ein kleiner Alptraum für Beatrice. Ihr wird bewusst, wie sehr Angi die Gefühle ihrer Mitmenschen zu ihren Gunsten beeinflusst und ist zutiefst verletzt, als diese auch vor ihr keinen Halt macht und ihr ihren geliebten Rafe nimmt. Doch dann bricht der Krieg aus und Beatrice versucht ihren Schmerz durch harte Arbeit zu vergessen. Das Leben ändert sich grundlegend und Prioritäten verwischen sich …

Jahre später jedoch soll Beatrice jedoch das gleiche Schicksal ereilen – Angelina schlägt erneut zu. Diesmal sitzt der Schmerz aber tiefer und lässt sich nicht so leicht verdrängen …

Dem Leser präsentiert die Autorin Rachel Hore mit ihrem bereits fünften Roman eine Familiengeschichte, die bestimmt nicht einzigartig, aber weit entfernt von typisch ist. Diesen Part des Erzählens übernimmt die inzwischen recht betagte Protagonistin Beatrice. Gespannt darf Lucy über einen Zeitraum mehrerer Tage diesen Gesprächen lauschen, um schlussendlich die Geschichte für ihre eigene Familie neu schreiben zu müssen. Gut gefallen hat mir, dass die Gegenwart in diesem Buch nur einen sehr kleinen Teil einnimmt. Den Großteil bestreitet Beatrice mit der Geschichte um ihre und somit auch Angelinas Vergangenheit. Das Buch liest sich flüssig, weist aber für meinen Geschmack doch ein paar Längen auf, weshalb ich einen Stern von der Perfektion abziehe. Zudem wusste man als Leser eigentlich schon nach zwei Dritteln, wie der Roman ausgehen würde. Dennoch von mir eine Leseempfehlung für alle, die spannenden Familiengeschichten gegenüber aufgeschlossen sind.

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Veröffentlicht am 31.12.2020

Auf zu neuen Horizonten ...

Die ferne Hoffnung
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Jep, es war mal wieder so weit, ich habe mir den ersten Teil von tatsächlich noch einer Familiensaga angetan. Ich gebe zu, am Anfang des Buches musste ich doch ein wenig die Augen rollen ob der vielen ...

Jep, es war mal wieder so weit, ich habe mir den ersten Teil von tatsächlich noch einer Familiensaga angetan. Ich gebe zu, am Anfang des Buches musste ich doch ein wenig die Augen rollen ob der vielen Klischees. Zu Beginn las es sich wie ich mir eine nachmittägliche Telenovela vorstelle – Sturm der Liebe, Rote Rosen und wie die Dinger alle heißen. Fast war ich gewillt abzubrechen. Doch dann nahm die Geschichte auf einmal an Fahrt auf und wurde immer spannender … doch kurz zum Inhalt …

Dieser erste Teil der Familiengeschichte beginnt mit dem Selbstmord des Patriarchen Peter Hansen, der damit seine drei Söhne, denen er zu Lebzeiten wenig Einblick in seine Geschäfte gewährte, in großen finanziellen Schwierigkeiten zurücklässt. Gemeinsam beraten sich Georg, Robert und Karl und wirklich in letzter Minute finden sie eine Lösung. Der älteste Sohn, Robert, wird mit Frau Elisabeth und den beiden Töchtern nach Kamerun aufbrechen, Georg verbleibt mit seiner Familie in Hamburg und Karl wird versuchen in Wien neue Absatzmärkte zu erschließen. Ein Plan, der auf dem Papier Bestand haben mag, die einzelnen Familien jedoch teils recht unglücklich macht. Lediglich Robert und Tochter Luise scheinen wirklich aufzublühen …

Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten, nur so viel, dass mir das Buch beim Lesen viel Freude bereitet hat. Wegen des etwas kitschigen Starts gibt es für mich noch ein wenig Luft nach oben. Ich vergebe jedoch gerne solide vier von fünf Sternen für den Auftakt der Hansen Saga.

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Veröffentlicht am 30.12.2020

Ein perfider Plan mit tödlichen Konsequenzen ...

Ohne Schuld
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Auch dieser dritte Teil der Reihe um Kate Linville und Caleb Hale hat mir wieder gut gefallen. Die Verbrechen an sich sind schon im Klappentext beschrieben und passieren ja auch gleich zu Anfang des Buchs, ...

Auch dieser dritte Teil der Reihe um Kate Linville und Caleb Hale hat mir wieder gut gefallen. Die Verbrechen an sich sind schon im Klappentext beschrieben und passieren ja auch gleich zu Anfang des Buchs, so dass sie hier nicht wiederholt werden müssen. Viel wichtiger waren für mich auch die Umstände drumherum. Man wird als Hörer lange im Dunkeln gelassen, wie die Morde zusammenhängen könnten und lernt immer wieder neue Charaktere kennen. Doch langsam, aber sicher entwickelt sich ein roter Faden, der für Kate natürlich mal wieder fast tödlich endet. Und genau hier ist auch mein kleiner Kritikpunkt. Das war mir fast ein wenig zu viel. Gut gefallen hat mir aber unter anderem, dass Caleb zwar tief fällt, sich aber am Kragen packt und wieder rauszieht aus seiner Misere. Besteht also noch Hoffnung? Wird es einen vierten Band geben und werden wir ihn wiedersehen? Ich würde mich freuen und wäre auf jeden Fall wieder mit von der Partie. Dieses Hörbuch in gewohnter Charlotte Link Qualität erhält von mir vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Wer hätte gedacht, dass es hier weitergeht ...

Rückkehr in die Tuchvilla
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Ich gebe zu, nachdem ich eigentlich von dem dritten Band vor drei Jahren recht enttäuscht war, ging ich mit geringen Erwartungen an diesen ganz überraschenden Band vier ran. Und so habe ich mich dann am ...

Ich gebe zu, nachdem ich eigentlich von dem dritten Band vor drei Jahren recht enttäuscht war, ging ich mit geringen Erwartungen an diesen ganz überraschenden Band vier ran. Und so habe ich mich dann am Anfang auch recht schwergetan, wieder in die Familie Melzer zurück zu finden. Irgendwie ähneln sich diese Familiensagas oft. Aber ich muss sagen, der kleine Ausflug zurück hat mir Spaß gemacht. Es ist doch einiges passiert und ich denke mal, Frau Jacobs hat sich da Raum für einen eventuellen fünften Band gelassen. Und warum nicht? Die anbrechende Zeit des Nationalsozialismus würde sich einiges an Stoff hergeben.
Ganz großes Kino war hier natürlich auch wieder die wunderbare Anna Thalbach, die dem Hörbuch und all seinen Figuren ihre unverwechselbare Stimme leiht. Ich vergebe für die Kombination gerne verdiente vier Sterne. Für die dunklen Winterstunden genau das richtige!

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