Das Besondere der Katzen-Mensch-Beziehung
Das Geschenk eines Regentages"Das Geschenk eines Regentages" betrachtet in vier Geschichten die Beziehungen zwischen Katzen und ihren Menschen. Das Buch beginnt mit einer so poetisch-herrlichen Sprache, daß ich ganz hingerissen war. ...
"Das Geschenk eines Regentages" betrachtet in vier Geschichten die Beziehungen zwischen Katzen und ihren Menschen. Das Buch beginnt mit einer so poetisch-herrlichen Sprache, daß ich ganz hingerissen war. Eine Katze liegt in einem Karton am Straßenrand und verabschiedet sich langsam vom Leben. Ich habe selten eine Szene gelesen, die durch ihre zart-feine Sprache und die elegante Melancholie derart berühren konnte. Auch im restlichen Buch finden sich immer wieder sehr schöne Passagen, die sprachlich erfreuen und berühren. Die ersten Seiten des Buches bleiben dann allerdings stilistisch unerreicht, was ich etwas schade fand. Das Buch ist aber stilistisch ein durchweg angenehmes Leseerlebnis.
Die vier Geschichten haben jeweils einen anderen menschlichen und Katzen-Protagonisten. So lernen wir also vier Katzen und ihre Menschen genauer kennen, aber auch weitere Katzen, einen Hund und einige weitere Menschen. Alle Geschichten spielen in derselben Gegend, die Katzen kennen sich, die Menschen kennen sich teilweise oder lernen sich kennen. So besteht also bei allen Geschichten ein verbindener Faden und man begegnet in späteren Geschichten auch manchmal "alten Bekannten" wieder. Das zweite verbindende Element ist, daß die menschlichen Protagonisten jeweils eine Lebenskrise durchmachen und die Katzen ihnen dabei helfen. Das ist eine zauberhafte Botschaft und ich habe es genossen, zu lesen, auf welche Arten die Katzen jeweils für ihre Menschen da sind. In der letzten Geschichte wurde es dann leider etwas zu unrealistisch.
Dies ist ohnehin ein Punkt, der mir beim Buch nicht besonders gut gefallen hat. Es ist in großen Teilen überhaupt nicht realistisch, möchte das sicher auch gar nicht sein. Die Tiere plaudern wie Menschen miteinander, diese Unterhaltungen erinnerten mich oft an Kinderbücher und waren für meinen Geschmack zu kindlich. Es gibt hier zwar auch schöne Momente - genau wie ihre Menschen haben die Katzen ebenfalls ihre Beziehungen und Freundschaften, ihre Probleme, helfen einander - aber es war mir eben einfach zu wenig realistisch. Zwischendurch kommt auch noch eine etwas esoterisch-philosophische Note hinein und das war einfach gar nicht mein Fall. Auch waren mir die Tiere teils zu vermenschlicht.
Sehr gut gefallen hat es mir dagegen, wenn die Gefühlswelt der Katzen geschildert wurde - natürlich findet hier auch eine gewisse Vermenschlichung statt, aber oft ist es so gut geschildert, daß man sich gut vorstellen kann, daß eine Katze so empfindet. Mir hätte es wesentlich besser gefallen, wenn es in diesem realistischeren Rahmen geblieben wäre. Wenn der Kater der ersten Geschichte von Miyu aus dem Karton gerettet wird und sie allmählich kennenlernt und z.B. berichtet, wie herrlich es ist, auf Miyus Pullover zu schlafen, oder wie er sich freut, wenn sie nach der Arbeit nach Hause zurückkommt, denkt man an die eigenen Katzen, die sich ebenso verhalten. Das ist sehr gelungen.
Wenn ein Katzenbaby von seiner Mutter weggerissen wird und sich fast ständig alleine in einem Haus wiederfindet, dann tut das richtig weh und ist leider gar nicht weit hergeholt. Überhaupt muß man hier als Katzenliebhaber darüber hinwegsehen, daß diese Katzen fast durchgehend nicht artgerecht gehalten werden. Als eine junge Frau auch noch sagt, da sie berufstätig sei, könne sie keine zwei, sondern nur eine Katze halten, bin ich zusammengezuckt. Gerade dann braucht die Katze Gesellschaft!
Schön waren die Einblicke in die japanische Gesellschaft und den Alltag. Hier erhalten wir zahlreiche Facetten des Lebens, sehr vielfältig und gut geschildert.
Die Geschichten sind sehr kurz - die Seitenzahl des hübsch gestalteten Buches ist ein wenig irreführend, weil die Schrift ziemlich groß ist - und somit auch schnell gelesen. Dadurch bleiben es Vignetten und so manches Mal hätte ich mir gewünscht, wir hätten etwas mehr erfahren. Letztlich ist es, wenn man sich auf dieses Format eingelassen hat, aber auch interessant, diese kurzen Blicke zu erhalten. Das Wesentliche enthalten sie absolut und sie sind sehr eingängig geschildert. Es gab so viele rührende Momente, die zeigen, wie sehr Tiere einem helfen können, wie tief das Band zwischen Mensch und Katze sein kann. Auch die Botschaft ganz am Ende rührt ganz tief an.
"Das Geschenk eines Regentages" ist ein ungewöhnliches Buch, sowohl von der Idee wie auch von der Ausführung her. Schon deshalb wird es mir in Erinnerung bleiben. Auch wenn es mir teilweise zu unrealistisch wurde, fand sich hier viel, was ich nachempfinden konnte, was mich zum Nachdenken brachte, mich berührte. Die Liebe zwischen Mensch und Katze ist hier wundervoll und vielfältig geschildert.