Potenzial im entscheidenden Punkt nicht genutzt
Ein letzter erster AugenblickAls ich eine Leserunde zu „Ein letzter erster Augenblick“ von Holly Miller entdeckte, war ich sofort neugierig. Denn zum einen ist das Cover wirklich herrlich romantisch, dann handelt es sich um ein Debüt ...
Als ich eine Leserunde zu „Ein letzter erster Augenblick“ von Holly Miller entdeckte, war ich sofort neugierig. Denn zum einen ist das Cover wirklich herrlich romantisch, dann handelt es sich um ein Debüt und zum anderen waren die ersten veröffentlichten Rezensionen so positiv, dass ich mit dem Klappentext im Hinterkopf begeistert zugesagt habe, aber von dieser Begeisterung war schon nach dem ersten Drittel nicht mehr viel übrig und nach hinten raus konnte das Ruder leider auch nicht mehr umgerissen werden.
Charakterlich macht das Buch überhaupt nichts falsch, denn Joel und Callie sind für mich beides Figuren, die mir sofort vertraut waren, da ich mit beiden vielen Eigenschaften teile. Die beiden passten auch hervorragend zusammen, das hat man auch von Anfang an gemerkt. Wenn die beiden ihrem Glück dann auch nachgeben, ist das auch einfach Zucker, was sich zwischen ihnen abspielt. Aber dieser Teil hat leider nicht ausgereicht, um mich wirklich nachhaltig an die Seiten zu fesseln. Denn ich muss gestehen, dass ich anhand des Klappentextes vor allem an Joels Fähigkeiten interessiert war und was das für ihre Liebesgeschichte bedeutet. Doch genau diese Fähigkeiten sind seltsamerweise eher mit Handschuhen angepackt worden. Man hat sich das, was Joel dabei erlebt, zusammensuchen müssen, weil immer stückchenweise neue Informationen hinzugefügt wurden. Aber ich hätte mir gewünscht, dass wir wirklich mit Joel in diesen Träumen sind, die die Zukunft bestimmen. Dass wir alles hautnah miterleben und begreifen, was für eine Bürde das sein muss, je nachdem, was er so zu sehen bekommt. Aber die Autorin hat leider nur an der Oberfläche gekratzt, was mir das Gefühl gegeben hat, dass ich mich gerade in Joels emotionale Belastung gar nicht so einfinden kann.
Da oft eine intensive Auseinandersetzung mit Joels Fähigkeiten fehlte, hatte ich leider auch oft das Gefühl, dass sich die Geschichte sehr gezogen hat. Das hat mich sogar irritiert, denn die Perspektive zwischen Joel und Callie wechselt wegen kurzen Kapiteln sehr oft hin und her, das spricht eigentlich für Dynamik, aber die Dynamik hat sich nicht auf mich als Leserin übertragen. Vielleicht ist der Effekt auch nicht eingetroffen, weil ich nicht das bekommen habe, was ich im Vorfeld erwartet habe, aber ich fand, dass es angesichts der Oberflächlichkeit nicht viel gab, was mich angetrieben hat. Im letzten Drittel der Geschichte kommt dann der Aspekt, der der Klappentext schon angekündigt hat (sehr unglücklich!) und es wird tatsächlich spannender, da Callie und Joe nun vor der zentralen Herausforderung für sie als Paar stehen. Hier hatte die Geschichte tatsächlich mal Zug, auch weil es nun um wirklich tiefgehenden Schmerz ging, der nicht kalt lassen konnte.
Dennoch tut sich die Geschichte am Ende keinen Gefallen. Zwar regt die Auflösung der Handlung zum regen Nachdenken über Schicksal und ähnliche Thematiken an, aber ich hätte mir meinen Gedanken noch ganz anders gemacht, wenn es das Buch wirklich geschafft hätte, im finalen Showdown das zu liefern, was ich in einem wirklich herzzerreißenden Buch dann auch erwarte. Ich war am Ende nicht mehr bei Joel und Callie, denn sogar die vielleicht wichtigste Szene im gesamten Buch war dann ernüchternd schnell abgehakt. Das ist dann doch sehr dürftig.
Fazit: „Ein letzter erster Augenblick“ kann leider das Versprechen, das schon auf der Klappbroschüre thesenhaft angedeutet wurde, nicht einhalten. Die Figuren waren wirklich vielversprechend, aber die Geschichte, die man mit Joels Fähigkeiten hätte erzählen können, wurde nicht geboten. Echte Emotionen sind dadurch nur rar aufgeflackert und am Ende war dann wirklich kaum noch Magie zu spüren. Schade!