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Veröffentlicht am 09.08.2020

Blick zurück in zorniger Wehmut

Ozelot und Friesennerz
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Den Roman einer "ganz normal verrückten Kindheit auf Sylt" verspricht der Einband von "Ozelot und Friesennerz", doch wer genau den erwartet, der täuscht sich.
Weniger ein Roman, ist Susanne Matthiessens ...

Den Roman einer "ganz normal verrückten Kindheit auf Sylt" verspricht der Einband von "Ozelot und Friesennerz", doch wer genau den erwartet, der täuscht sich.
Weniger ein Roman, ist Susanne Matthiessens Buch eine Sammlung von Anekdoten und entsprechender Kapitelüberschriften, die exemplarisch sind für Sylts Entwicklung von einer Nachkriegs- zu der It-Insel der Siebziger Jahre, als die sie lange Zeit bekannt war. Das Tragen exklusiver Rauchwaren galt noch nicht als verpöhnt, das Herstellen derselben war noch exquisites Kunsthandwerk und nicht Krieg, und so nutzte die Familie der Autorin die Gunst der Stunde, dem eigenen Kürschner-Betrieb mittels harter Arbeit, stetiger Verfügbarkeit und einem nicht unerheblichen Maß an Jovialität den prominenten Kunden gegenüber, den eigenen Wohlstand zu mehren.

Zweifellos unterscheiden sich die Kinderjahre der Autorin nicht stark von denen anderer Generationsgenossen - wären da nicht die prominenten Namen, um die sich die meisten ihrer Anekdoten ranken.

Susanne Matthiesen erzählt ihre Familiengeschichte und damit die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend unaufgeregt und nordisch kühl, doch nicht ohne Stolz. Neben der immer spürbaren Liebe zu "ihrer" Insel, ihrer Heimat und Herkunft ist da aber auch die Bitterkeit über den "Ausverkauf" Sylts, der zuerst Wohlstand, damit einhergehend aber auch den Verlust der eigenen Identität brachte.

Wer mit "Ozelot und Friesennerz" den Roman einer Kindheit(sidylle) erwartet, wird enttäuscht werden. Wer Anekdoten über die Reichen und Schönen der 60er und 70er Jahre lesen möchte, kommt auf seine Kosten... die Namen allerdings werden überwiegend den gleichaltrigen Lesern etwas sagen, später Geborene werden sich überwiegend verwirrt fragen, um wen es hier eigentlich geht...

Durchaus mit starken (oft humorigen) Stellen ausgestattet und intelligent formuliert, ist das Buch nicht Fleisch, nicht Fisch. Zu verwaschen bleibt die Kritik am Jetzt und Hier Sylts, zu wenig deutlich wird, dass Sylts Niedergang eigentlich in genau der Zeit begann, in der die Sylter (wie ganz Deutschland) am Aufschwung partizieren wollten und damit völlig kritiklos und undifferenziert ihre eigene Heimat ausverkauften. Nicht, dass Sylt damit alleine stünde...

Und so verfehlt Susanne Matthiesen leider, was sie vielleicht für Sylt tun wollte: mittels des "Aufschreibesystems... ein paar Lehren und Schlüsse zu ziehen und sie für die Zukunft mitzunehmen", denn der Schluss daraus kann nur sein, dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt: wer sich, wie die Sylter im Speziellen und Anwohner vieler weltweiter Tourismusgebiete im Allgemeinen, weiterhin von Kapital und Wohlstand korrumpieren lässt, wird wohl kaum verhindern (können und wollen), dass Identität und Natur bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt werden.

Vielleicht ist dafür aber auch der "Roman einer Sylter Kindheit" der falsche Rahmen...

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes…

Als die Nacht begann
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Jan Tommen steckt mitten in Vorbereitungen zu seiner Hochzeit, als er zu einem ungewöhnlichen Mord gerufen wird. Eine junge Frau wurde mitten in Berlin auf offener Straße erschossen – offensichtlich von ...

Jan Tommen steckt mitten in Vorbereitungen zu seiner Hochzeit, als er zu einem ungewöhnlichen Mord gerufen wird. Eine junge Frau wurde mitten in Berlin auf offener Straße erschossen – offensichtlich von einem Scharfschützen über mehrere 100 m hinweg. Und so machen sich Jan Tommen und sein ungewöhnliches Team auf die Suche nach möglichen Hintergründen und Tatverdächtigen. Der Täter kommt ihnen jedoch zuvor – ein weiteres Opfer wird gefunden: der Tathergang gleicht dem Mord an der Studentin und stellt das Ermittlerteam vor Rätsel, denn zwischen den beiden Opfern lassen sich keine Verbindungen finden. Während die offiziellen und inoffiziellen Kriminalisten des Tommen-Teams fieberhaft kombinieren und jeder noch so kleinen, vermeintlichen Spur nachgehen, mehren sich die Fragen und die Zeit wird knapp… liegt doch die Vermutung nahe, dass es nicht bei zwei Mordopfern des Scharfschützen bleiben wird…

„Als die Nacht begann“ ist bereits der 7. Fall der Jan-Tommen-Reihe, kann aber gut auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Allerdings bleiben die Figuren des Ermittlerteams ein wenig blass, weil dem Erstleser die Figurenentwicklung und das Entstehen des eher ungewöhnlichen Teams verborgen bleibt. Die Figuren an sich entsprechen den derzeit gerne bemühten Stereotypen, was den Lesegenuss ein wenig trübt.
Solide und professionell geschrieben, lässt sich der vorliegende Jan-Tommen-Band schnell schmökern, ist aber mehr Krimi denn Thriller. Der Plot war, bis auf einen kleinen Twist, ziemlich vorhersehbar und insbesondere die Ermittlungsarbeit wie auch die Auflösung war dann letztendlich wenig realistisch.

Für mich fällt „Als die Nacht begann“ in die Rubrik „schnell gelesen, schnell vergessen“. Meine Wertung mit 4 Sternen resultiert aus nicht möglichen halben Sternen, und 3 Sterne werden dem soliden Krimi dann doch nicht gerecht…

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Kann man hören (oder lesen), muss man aber nicht…

Ohne Schuld
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Die Ermittlerin Kate Linville wechselt vom Scotland Yard zur North Yorkshire Police, um dort mit dem von ihr sehr geschätzten Caleb Hale als ihrem Chef beruflich noch einmal von vorne zu beginnen. Als ...

Die Ermittlerin Kate Linville wechselt vom Scotland Yard zur North Yorkshire Police, um dort mit dem von ihr sehr geschätzten Caleb Hale als ihrem Chef beruflich noch einmal von vorne zu beginnen. Als dieser aber aufgrund seiner Alkoholsucht suspendiert und Kate bereits auf dem Weg in das ihr zum Abschied geschenkte Wellness-Wochenende Zeugin einer Schießerei auf eine Mitreisende wird, gestaltet sich die Ankunft in ihrem zukünftigen Einsatzgebiet anders als erwartet. Als auch noch eine junge Lehrerin Opfer eines Anschlags wird, entschließt sich Kate, das Wellness-Wochenende zu canceln und früher als geplant ihre Ermittler-Tätigkeit aufzunehmen. Bald ergeben sich Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Fällen, die Kates ganzen Einsatz erfordern…

„Ohne Schuld“ ist der dritte Fall der Kate-Linville-Reihe von Charlotte Link und was sich in der Zusammenfassung möglicherweise spannend liest, erweist sich leider als langatmig und vorhersehbar. Zwar ist der Krimi solide und routiniert geschrieben, das zumindest kann man sagen.Die Formulierungen sitzen, sind durchdacht und auf den Punkt. Allein, das genügt nicht, um einen spannenden Krimi zu konzipieren. Auch Charlotte Link bedient sich des derzeit offensichtlich angesagten Ermittlertypus „depressiv, gebrochen, suchtgefährdet“ und bedient im Verlauf des Falls noch weitere gängige Protagonisten-Klischees. Leider ist dieser Brot-und-Butter-Krimi uninspiriert und wenig originell und weckte bei mir als Hörerin den Eindruck, dass er vor allem den Anforderungen des Verlags nach einem baldigen Folge-Band einer Auflage machenden Reihe nachkommt. Auch ein unglückliches Cliffhanger-Ende lässt diese Vermutung durchaus zu. Ein Mangel an Twists und ein bald vorhersehbarer Plot lassen Dankbarkeit für die leicht gekürzte Hörbuchfassung des Krimis aufkommen (man mag sich die Langatmigkeit der Printfassung gar nicht vorstellen). Die routinierte Leseleistung von Claudia Michelsen bot gewohnte Hörbuch-Qualität, weckte bei mir jedoch durch eine Überbetonung der Charaktereigenschaften (unfreundlich, ängstlich) größtenteils ebenfalls Unbehagen.
Insgesamt ein sehr mittelmäßiger Krimi-Hörgenuss, der aber sicher auch Fans finden wird.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Interessant… aber nicht wirklich neu…

Der Hund und sein Mensch
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In seinem neuesten Werk geht der Autor Josef H. Reichholf der Frage nach, ob die bisher aufgestellten Thesen hinsichtlich der Domestizierung des Wolfes und seiner Hund-Werdung aktuellen Erkenntnissen und ...

In seinem neuesten Werk geht der Autor Josef H. Reichholf der Frage nach, ob die bisher aufgestellten Thesen hinsichtlich der Domestizierung des Wolfes und seiner Hund-Werdung aktuellen Erkenntnissen und neuesten Forschungsergebnissen standhalten können.
Wurde der Wolf vom Menschen domestiziert oder fand gar eine Selbstdomestizierung des Wolfes statt? Die Beantwortung dieser Frage, der sich der Autor im 1. Abschnitt des Buches auf dem Weg einer evolutionsgeschichtlichen Exkursion in die Zeit der Steinzeitjäger und Beutegreifer nähert, setzt er in Bezug zu des (inzwischen) Menschen liebstem Haustier und widmet sich dieser ganz besonderen Mensch-Tier-Beziehung im 2. Abschnitt des Buches auf einer sehr persönlichen Ebene, nämlich anhand seines eigenen Hundes. Im dritten und letzten Abschnitt des Buches widmet Reichholf sich in zwei kurzen Kapiteln der Beziehung Hund-Mensch-Katze, den Gemeinsamkeiten und Unterschieden.

Durchaus nicht uninteressant, bleibt Reichholfs neueste Abhandlung über die Geschichte und Entwicklung unseres „besten“ Tier-Freundes vor allem eines: subjektiv. Zwar in wissenschaftlicher, doch durchaus verständlicher Sprache gehalten, empfand ich beim Lesen das Fehlen von Fußnoten-Verweisen als störend. Zwar verfügt Reichholfs Werk über ein Literaturverzeichnis und ein Stichwort-Register, jedoch sind die Ausführungen, Erkenntnisse und Behauptungen des Verfassers nicht mit entsprechenden Fußnoten versehen, so dass der Leser die im Buch gemachten Aussagen nicht den entsprechenden Quellen zuordnen und deshalb auch nicht unterscheiden kann, welches die Thesen des Verfassers sind oder die anderer Wissenschaftler und Autoren. Es bleibt, überspitzt formuliert, nichts anderes übrig, als bei Interesse an der Vertiefung oder gar Verifizierung einer Aussage das komplette Verzeichnis nachzulesen. Häufige Hinweise auf Vorausschauen oder Rückblicke stören gleichzeitig den Lesefluß oder führen zu unnötigen Wiederholungen.

Der zweite Teil des Buchs mag zwar persönlich und streckenweise auch sympathisch erscheinen, man hat all das und einiges mehr aber schon an anderen Orten und von Verhaltensforschern und Hundetrainern auch schon besser gelesen. Selbstredend erkennt man stellenweise sich und die eigenen Fellnasen wieder, das ist jedoch nicht außergewöhnlich und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind es ebenfalls nicht.

Auch das Fazit des 3. Abschnitts, dass Hund und Katze verschieden sind, und bei den Samtpfoten eine Selbstdomestizierung der des Hundwolfs aufgrund der Verschiedenartigkeit der Verhaltensweisen und Nahrungs“quellen“ nicht vergleichbar sein kann, ist nicht neu.

Zusammenfassend bietet „Der Hund und sein Mensch“ dem Leser, der sich noch nicht eingehend mit der Domestizierung des Wolfes befasst hat, eine akzeptable Übersicht über die verschiedenen Theorien zu diesem Thema. Demjenigen, der tiefergehende, neue, gar einem Wissenschaftskrimi gleichende Erkenntnisse (wie vom Klappentext suggeriert) erwartet, wird dieses Buch aber nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Neid kennt kein Gebot… aber Spannung in einem Krimi schon…! Ohne geht es leider nicht…

Neid kennt kein Gebot
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Eine Bergwanderin stürzt bei einem gemeinsamen Ausflug mit ihrem Ehemann in die Tiefe. Menschliche Gliedmaßen werden gefunden, an merkwürdigen Orten, zu merkwürdigen Zeiten. Viele Menschen ermitteln: Commissarion ...

Eine Bergwanderin stürzt bei einem gemeinsamen Ausflug mit ihrem Ehemann in die Tiefe. Menschliche Gliedmaßen werden gefunden, an merkwürdigen Orten, zu merkwürdigen Zeiten. Viele Menschen ermitteln: Commissarion Fabio Fameo, Carabiniere Tommaso Caruso, Staatsanwältin Claudia Trebo, Oberstaatsanwalt Hagen Bös aus Deutschland, letzterer inoffiziell und in allererster Linie eigentlich, um seine südtiroler Kollegin zu beeindrucken.

Was auf dem Klappentext vollmundig als Fall, der ‚die Ermittler an die Grenzen des Erträglichen und ihrer Ermittlungstechnik‘ bringt, angekündigt wird, kann den mit dieser Ankündigung geweckten Erwartungen leider nicht gerecht werden. Zu viele irrelevante Handlungsstränge (die letztendlich nichts mit dem Fall zu tun haben), zu viele mindestens genauso irrelevante Personen nehmen den Hauptraum des Plots ein, der offensichtlich als eine Bühne für ein Setting dient, das dem Autor besonders am Herzen zu liegen scheint. Hinzu kommen eine Vielzahl von Ortsbeschreibungen, Restaurantaufzählungen und deren Menükarten, regionale Speckmanufakturen, Winzer und Käsereien, sehr detailliert, bunt und reise-anregend… nur eben in dieser Fülle und Ausführlichkeit dem Krimi nicht dienlich.

Der Plot selbst birgt keinerlei Überraschungen und ist zudem auch sprachlich sehr eigen. Streckenweise wirken die Formulierungen steif und unpersönlich, die Dialoge förmlich und unecht. Ab ca. Seite 170 wird´s ein wenig runder, von Spannung aber bis zum Ende keine Spur.

Insgesamt sind die Beschreibungen des Autors von Land, Leuten, Restaurants, Wanderrouten, Speisekarten und regionalen Köstlichkeiten durchaus sympathisch und gehen mit ein bisschen gutem Willen als etwas anderer Reiseführer durch… auch die Charaktere verraten mir, die ich die vorhergehenden Fälle der Ermittler Fameo und Caruso noch nicht gelesen habe, dass sie sich im Laufe der Südtirol-Krimi-Reihe entwickelt haben müssen. Das ist im 8. Fall der Reihe aber leider nur ansatzweise zu erahnen.

Wer also einen gemütlichen Regional-Krimi mit viel Lokalkolorit mag, ist hier einigermaßen gut aufgehoben, wer einen rasanten Krimi mit außergewöhnlicher Handlung und viel Spannung erwartet, leider nicht.
Ich für meinen Teil gebe Commissario Fameo noch eine Chance und werde voraussichtlich ganz neu starten – mit dem ersten Teil der Reihe … weil jeder eine zweite Chance verdient…

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