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Veröffentlicht am 08.01.2021

Wundervoll warmherziger Roman

Miss Bensons Reise
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INHALT
Zwei Frauen, zwei Lebensträume und ein mitreißendes Abenteuer
Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch ...

INHALT
Zwei Frauen, zwei Lebensträume und ein mitreißendes Abenteuer
Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch gezeigt hat. Doch dieser Traum ist über die Jahre hin genauso verdorrt wie Margery selbst. Bis an einem grauen Londoner Morgen mit einem Schlag alles anders wird.
Kurz darauf findet sich Margery auf einem Dampfer nach Australien wieder, an ihrer Seite die junge Enid Pretty. Die plapperhafte Sexbombe ist nicht gerade das, was sich Margery als seriöse Begleitung auf ihrer Expedition vorgestellt hat. Doch auch Enid hat ein Geheimnis und hegt einen Traum. Zusammen begeben sich die beiden ungleichen Frauen in ein Abenteuer, das die kühnsten Erwartungen übertrifft.

(Quelle: Fischer Krüger - Erscheinungsdatum: 30.12.20 - ISBN: 978-3-8105-2233-7 - Übersetzung aus dem Englischen: Maria Andreas)



MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten Buch „Miss Bensons Reise“ ist der englischen Bestseller-Autorin Rachel Joyce erneut ein kurzweiliger, wundervoll warmherziger und berührender Roman mit viel Tiefgang gelungen.
Es ist eine ungewöhnliche, sehr einfühlsam und humorvoll erzählte Geschichte über Anderssein, Zusammenhalt, Freundschaft und Freiheit, über Wagnisse, Sehnsüchte und den Mut seine Träume zu leben.
In ihrer vergnüglichen und unterhaltsamen Geschichte nimmt uns die Autorin mit auf einen abenteuerlichen Roadtrip bis ans andere Ende der Welt und auf eine äußerst ereignisreiche Expedition zur Entdeckung eines geheimnisvollen goldenen Käfers auf Neukaledonien mitten im Pazifik.
Angesiedelt ist die Handlung hauptsächlich in den 1950er Jahren. Mit ihrem charakteristischen Schreibstil, der sehr stimmungsvoll und feinfühlig ist und eine herrliche Leichtigkeit vermittelt, gelingt es der Autorin hervorragend, eine unnachahmliche und für ihre Bücher so typische Atmosphäre entstehen zu lassen und uns sehr schnell in ihren Bann zu ziehen. Es bereitet sehr viel Spaß die Protagonistinnen Margery und Enid auf ihrer spannenden Reise zu begleiten und mitzuerleben, wie die Erlebnisse die beiden so unterschiedlichen Frauen zusammenschweißen, das Beste aus ihnen herausholen und aus ihrer Zweckgemeinschaft allmählich eine wundervolle Freundschaft erwächst. Beide haben sehr nachvollziehbare Gründe, ihr bisheriges Leben in England hinter sich zu lassen, um ihren großen Traum zu verwirklichen.
Die Geschichte lebt vor allem von den beiden skurrilen, aber äußerst liebenswerten Protagonistinnen Margery und Enid – zwei sehr außergewöhnliche Frauenfiguren, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Charakterisierung ihrer vielschichtigen Persönlichkeiten mit all ihren Geheimnissen, Ecken und Kanten ist äußerst gelungen, so dass man sich im Laufe der Handlung immer besser in das Innenleben der hineinversetzen und ihr Verhalten gut nachvollziehen kann. Mit der etwas schrulligen, unscheinbaren, alleinstehenden Margery Benson lernen wir ältliche, einsame Dame kennen, die schon so einige Entbehrungen und Schicksalsschläge hinter sich hat. Sie ist eine sehr liebenswerte und empathische Frau, die man schnell in sein Herz schließt. Sehr gut getroffen und facettenreich ausgearbeitet ist auch ihre dauerquasselnde, aufgetakelte Reisebegleiterin Enid. Sie wirkt anfangs zwar unsympathisch, oberflächlich und extrem nervtötend, doch je mehr man über ihre Vorgeschichte erfährt, ihre Widersprüche versteht und ihre Stärken erkennt, desto besser hat sie mir gefallen.
Auch wenn die Geschichte lange Zeit recht vorhersehbar und nicht frei von klischeehaften Entwicklungen ist, versteht es Joyce, uns mit einigen Twists zu fesseln und zum Ende hin mit einem äußerst unerwarteten Finale völlig zu überraschen.

FAZIT
Eine berührende, humorvoll und einfühlsam erzählte Geschichte zum Schmunzeln und Innehalten, und ein wundervoll skurriler Roadtrip ans andere Ende der Welt!
Ein unterhaltsames „Wohlfühlbuch“ mit sehr liebenswerten Charakteren und ein sehr vergnügliches Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Auf ins alpenländische Backvergnügen!

Back mas'
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MEINE MEINUNG
Das im BLV Buchverlag erschienene Backbuch „Back mas' - Ofenfrisches Alpenglück“ von Alexander Rieder präsentiert uns „Die 150 besten süßen und deftigen Rezepte“. Wie ein Blick ins Buch zeigt, ...

MEINE MEINUNG
Das im BLV Buchverlag erschienene Backbuch „Back mas' - Ofenfrisches Alpenglück“ von Alexander Rieder präsentiert uns „Die 150 besten süßen und deftigen Rezepte“. Wie ein Blick ins Buch zeigt, finden wir hier eine interessante Zusammenstellung der alpenländischen Rezeptvielfalt – von verschiedensten Kuchen und Torten, über Weihnachtsgebäck und Herzhaftem vom Blech bis hin zu köstlichem Brot und Kleingebäck.
Der österreichische Profikoch, Rezeptautor und Foodstylist Alexander Rieder, ein Liebhaber von gutem Essen, Büchern und Heimatküche, nimmt uns in seinem außergewöhnlichen Backbuch mit auf eine abwechslungsreiche kulinarische Wanderung durch den alpenländischen Raum, der mit seiner Vielfalt an Dialekten, Traditionen, kulturellen Besonderheiten und ihrer regionalen Küche ungemein faszinierend ist. So gibt es nicht nur Rezepte aus Rieders Heimat Österreich, sondern auch wundervolle saisonale und regionale Spezialitäten aus dem gesamten Alpenraum. Hier gibt es viele „Klassiker“ unter den Backwaren aus der traditionellen Heimatküche Österreichs, Süddeutschlands, der Schweiz und Norditaliens zu entdecken wie beispielsweise Buchteln, Apfelkiachl, Vinschger Paarlen oder das zünftige Almbrot.
Bevor es zum eigentlichen Rezeptteil geht, erfahren wir in dem höchst informativen und kurzweilig geschriebenen Abschnitt „Backtradition mit Zukunft“ eine Menge über die traditionelle, alpenländische Backkunst und nachhaltige Ernährung sowie die Viehwirtschaft in den Alpen. Ganz nebenbei wir uns hier eine Menge Wissenswertes rund um fast vergessene Backstubenweisheit und die bodenständige, traditionsbewusste Backkunst als Spiegel der regionalen Lebensart vermittelt, die aber auch Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Sehr gut gefallen hat mir, dass Rieder auch ausführlich auf die verschiedenen, beim Backen verwendeten Zutaten eingeht, ein Bewusstsein für deren hochwertige Qualität weckt und zudem sehr anschaulich erläutert, worauf es beim Backen ankommt.
Ganz nach Rieders Motto „BACK MA`S – Gehen wir`s an, schaffen und erschaffen wir etwas“ möchte man sich nun gleich hochmotiviert und inspiriert ins Backvergnügen stürzen. Ob es nun Rezepte aus dem Alltag oder Spezialitäten zu den hohen kirchlichen Festtagen sind - von süß, über herzhaft bis deftig – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei bei. Alexander Rieder zeigt Schritt für Schritt und mit vielen praktischen Hinweisen und Varianten, wie man die traditionellen Köstlichkeiten zubereitet, so dass man sich gut gerüstet in die heimische „Backstube“ begeben und sich nach Herzenslust an den tollen Rezepten versuchen kann.
Denn auch im übersichtlich gestalteten Rezeptteil gibt es immer wieder Tricks und Tipps vom Profi, wie beispielsweise bei der Herstellung von Hefeteig oder beim Umgang mit Sauerteig. Auch die teilweise zusätzlich bebilderten Anleitungen sind gut und verständlich beschrieben.
Zu jedem Rezept findet sich ein wunderschönes, appetitanregendes Foto und neben den übersichtlich aufgeführten Zutaten ist auch der benötigte Zeitbedarf für die Einzelschritte angegeben- ein wichtiger Hinweis für die Hobbybäcker, um genau planen zu können. Die durchnummerierten Zubereitungsbeschreibungen sind Schritt für Schritt aufgebaut, sehr verständlich beschrieben und setzen nur wenige Kenntnisse in der Backkunst voraus.
Unter einigen Rezepten entdeckt man in einem farblich abgesetzten Feld auch Vorschläge für Variationen mit zahlreichen Abwandlungsmöglichkeiten oder weitere Anregungen.
Das Backbuch wurde insgesamt sehr sorgfältig und liebevoll zusammengestellt und zudem mit sehr stimmungsvollen Fotos untermalt. Schade ist allerdings, dass in der eBook-Version auf ein Inhaltsverzeichnis und ein abgedrucktes, alphabethisches Nachschlagewerk am Ende verzichtet wurde. So findet man zu dem gesuchten Rezept oder Begriff nur über eine Volltextsuche.

FAZIT
Ein sehr empfehlenswertes Backbuch mit 150 saisonalen und regionalen Spezialitäten aus dem gesamten alpenländischen Raum. Mit den vielfältigen, gelingsicheren Rezepten und sehr schmackhaften traditionellen Gerichten stellt es eine Bereicherung für jede Rezeptsammlung dar!

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Tiefgründiger, wundervoll warmherziger Roman

Bären füttern verboten
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INHALT
Sydney Smith ist Freerunnerin, doch an einen Ort wollen ihre Füße sie einfach nicht mehr tragen: nach St. Ives an der Küste Südenglands. Als sie an ihrem 47. Geburtstag endlich den Aufbruch dorthin ...

INHALT
Sydney Smith ist Freerunnerin, doch an einen Ort wollen ihre Füße sie einfach nicht mehr tragen: nach St. Ives an der Küste Südenglands. Als sie an ihrem 47. Geburtstag endlich den Aufbruch dorthin wagt, wird sie nicht nur mit dem schmerzhaftesten Moment aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, sondern auch mit einer Reihe skurriler Menschen: Zahntechnikerin Maria backt Muffins mit heilenden Kräften, Buchhändler Dexter ist mit der Liebe durch und trägt manchmal gerne Kleider, und Belle wohnt mit Ende zwanzig noch immer bei ihren Eltern, trägt »Ich ♥ Otter«-T-Shirts, und führt das Hängebauchschwein der Nachbarn aus. Sie alle eint die Frage, wer eigentlich bestimmt, wann unser Leben einen Sinn hat, und ihre Schicksale verweben sich zu einer tröstlichen Geschichte: über Hilfe, die man nur von anderen bekommt, und darüber, wie man weitermachen kann, wenn die eigene Welt sich nicht mehr dreht.

(Quelle: Mare Verlag)


MEINE MEINUNG
„Bären füttern verboten“ von der britischen Autorin und Psychotherapeutin Rachel Elliott ist ein ungewöhnlicher, aber sehr faszinierender und tiefgründiger Roman, der mich mit seiner eindringlichen Geschichte sehr bewegt und nachdenklich gestimmt hat und mich zugleich mit seinen herrlich skurrilen und humorvollen Episoden immer wieder zum Schmunzeln bringen konnte.
Sehr einfühlsam und kenntnisreich widmet sich die Autorin ernsten Themen wie dem Umgang mit Tod, Verlusten, Trauer, Schuld, Einsamkeit, häuslicher Gewalt und traumatischen Erlebnissen. Man spürt deutlich, dass Elliott ihre Berufserfahrungen in die Geschichte und ihre sehr authentisch wirkenden Charaktere hat mit einfließen lassen.
Trotz der recht melancholischen Grundstimmung hat mich diese wundervoll warmherzige Geschichte mit ihren faszinierend eigenwilligen Persönlichkeiten und dem sehr lebendigen, humorvollen und bildhaften Schreibstil schrittweise immer mehr in ihren Bann ziehen. Angesiedelt ist die Handlung in dem idyllischen, fiktiven Küstenstädtchen St. Ives in Cornwall - einem wundervollen, sehr atmosphärischen Setting für diesen Roman, das mich sehr begeistern konnte.
Großes erzählerisches Talent beweist die Autorin auch in ihrer multiperspektivischen Handlungsführung, die durch die raschen Perspektivwechsel anfangs zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, im weiteren Verlauf aber ihren ganz besonderen Charme entwickelt. Die Autorin erzählt ihre vielschichtige Geschichte nicht chronologisch und linear, sondern aus wechselnden Perspektiven und mit vielen Rückblicken. Doch auch ohne spezielle Kennzeichnung der unterschiedlichen Sichtweisen, fällt es nicht schwer, diese den verschiedenen Charakteren zuzuordnen. Sehr kunstvoll hat die Autorin die Schicksalswege ihrer Figuren in den einzelnen Erzählsträngen miteinander verwoben. Äußerst ungewöhnlich ist es, dass sie bisweilen auch die Sicht der Verstorbenen mit einbezieht und uns sogar an den herrlichen Kommentaren eines sehr liebenswerten, cleveren Hunds teilhaben lässt, der sich seine ganz eigenen, weisen Gedanken zu den Eigenheiten der Menschen um ihn herum macht und ihre Stimmungen erschnuppern kann. Die rasch aufeinanderfolgenden Perspektiv- und Zeitwechsel machen die Geschichte sehr lebendig und sorgen für einen subtilen Spannungsaufbau.
Gekonnt erweckt die Autorin ihre sehr unterschiedlichen und mitunter recht ungewöhnlichen Charaktere zum Leben, die sie allesamt sehr einfühlsam, lebensecht und psychologisch tiefgründig ausgearbeitet hat. So gewährt sie uns eindrückliche Einblicke in die Vergangenheit und persönlichen Hintergrundgeschichten ihrer facettenreichen Figuren und leuchtet deren Ecken und Kanten sowie inneren Abgründe aus.
Schrittweise und aus wechselnden Perspektiven enthüllt Rachel Elliott die Lebensgeschichten von höchst unglücklichen Menschen, die in ihrem Schicksal gefangen und mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen haben. Ob nun die faszinierende Protagonistin Sydney, die ihr ungestümes Wesen als „Freerunnerin“ auslebt, nach 40 Jahren an den Ort ihres Kindheitstraumas - dem frühen tragischen Tod ihrer Mutter - zurückkehrt, um sich endlich ihrer Trauer, ihren übergroßen Schuldgefühlen und Verlustängsten zu stellen. Oder ihr Vater Howard, der nicht loslassen kann, sich nach dem Tod seiner geliebten Frau in selbstgewählter Einsamkeit eingerichtet und mit ungerechten, hasserfüllten Gefühlen zu seiner Tochter zu kämpfen hat. Oder auch die herzensgute Maria, die in einer unglücklichen, toxischen Ehe gefangen ist, unfähig einen Neubeginn zu wagen …Sie alle sind wundervolle Charaktere, die einem ans Herz wachsen und denen man von Herzen wünscht, dass sie einen Weg finden, die belastende Vergangenheit hinter sich zu lassen, Hilfe anzunehmen und das Leben selbst neu zu gestalten.
Trotz der melancholischen und oft nachdenklich stimmenden Geschichte, die um Tod, Trauer, Verlust und Schuld kreist, ist es der Autorin hervorragend gelungen, einen wundervoll einfühlsamen und sehr warmherzigen Roman zu schreiben, in dem viel Leichtigkeit, Hoffnung und Humor mitschwingt. Der sehr versöhnlich stimmende, hoffnungsvolle Ausklang rundet diese außergewöhnliche Geschichte ab.

FAZIT
Ein tiefgründiger, warmherziger und nachdenklich stimmender Roman – der mich mit seinen eigenwilligen Charakteren und seiner skurrilen, melancholischen Geschichte sehr fasziniert hat! Sehr lesenswert für alle, die ein besonderes Lesererlebnis und eine multiperspektivische Handlungsführung mögen.

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Mitreißender Generationenroman

Die zitternde Welt
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INHALT

Hochschwanger reist Maria 1896 nach Anatolien und überrumpelt damit den werdenden Vater. Wilhelm hat sich heimlich dorthin aufgemacht, um als Ingenieur am Bau der Bagdadbahn zu arbeiten, die Berlin ...

INHALT

Hochschwanger reist Maria 1896 nach Anatolien und überrumpelt damit den werdenden Vater. Wilhelm hat sich heimlich dorthin aufgemacht, um als Ingenieur am Bau der Bagdadbahn zu arbeiten, die Berlin mit Bagdad verbinden soll. Er, der seine Bleistifte stets streng nach deren Stärken ordnet, ist fasziniert von der eigensinnigen und unberechenbaren Frau. Fernab der trüben Enge des Dorfes, aus der Maria stammt, leben die beiden in der anatolischen Freiheit in wilder Ehe, gründen eine Familie. Von der alten Heimat bleibt bald nichts mehr als eine fahle Erinnerung - bis der Erste Weltkrieg ausbricht.
Droht der Selbstbestimmung und der frei gewählten Heimat nun ein Ende?

(Quelle: Haymon Verlag)

MEINE MEINUNG

In ihrem historischen Roman „Die zitternde Welt“ erzählt die österreichische Autorin Tanja Paar eine bewegte und ergreifende Familiengeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen. Obwohl diese fesselnde Geschichte in einem historischen Kontext eingebunden ist, behandelt sie dennoch ganz zeitlose, aktuelle Themen und spürt gekonnt dem Stellenwert von Heimat, Identität und Nationalität im Leben sowie den Auswirkungen von Flucht nach.
Der äußerst vielschichtige Generationenroman spannt einen weiten Bogen von den Jahren um die Jahrhundertwende um 1900 bis ins Jahr 1940. Die ereignisreiche Handlung führt uns ins wilde Anatolien und zu weiteren spannenden Orten im Osmanischen Reich, ins slowenische Kaarstgebiet während des Großen Kriegs, ins krisengeschüttelte Wien, nach Istanbul in Atatürks junger Türkei bis hin in den unwirtlichen Irak während des Ölbooms der 1930er Jahre.
Tanja Paar zeichnet anhand sorgsam recherchierter, historischer Fakten ein facettenreiches Panorama einer bewegten, von großen Umstürzen gezeichneten Zeit während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gekonnt entführt sie uns in die faszinierend fremde Welt des Orients und lässt uns eintauchen in das blühende, exotische Leben im Osmanischen Reich zu Zeiten des Fin de Siècle. Zugleich verwebt die Autorin ihre Geschichte geschickt mit dem Zeitgeschehen jener Epoche; lässt uns am Bau der legendären Bagdadbahn und ihren unterschiedlichen Phasen teilhaben, dem fatalen 1. Weltkrieg, dem Zerfall des Osmanischen Reichs und den anschließenden, radikalen Umwälzungen, die schließlich eine Neuordnung von Europa und dem Orient nach sich zogen.
Der sehr vielschichtig angelegte Roman wird in zwei Teilen erzählt, die sich vom Schreibstil deutlich unterscheiden. Im ersten Teil erhalten die beiden Protagonisten Maria und Wilhelm zwei gleichberechtigte Erzählstimmen, in denen wir ihre recht unterschiedlichen Persönlichkeiten und ihre Gedankenwelt allmählich besser kennenlernen. Maria, die beeindruckende weibliche Hauptfigur, ist eine willensstarke, selbstbewusste und lebenshungrige junge Frau mit sehr modernen Lebensvorstellungen, die an ihrem paradiesischen Zufluchtsort in der anatolischen Fremde ein selbst bestimmtes Leben führen möchte, in wilder Ehe lebt und sich viele Freiheiten herausnimmt. Wilhelm hingegen, Eisenbahningenieur bei der Bagdadbahn, erleben wir als einen nüchternen, pflichtbewussten Familienvater und Langweiler, der in seiner Arbeit für das zukunftsweisende Jahrhundertprojekt aufgeht.
Wie eine Zäsur empfindet man den zweiten Teil des Romans, in dem mit den beiden Söhnen die nächste Generation der Familie in den Vordergrund tritt. Verbunden ist dies mit einem Wechsel der Perspektiven und einem veränderten, oftmals fragmentarischen Erzählstil, der durch viele Auslassungen, Handlungs- und Zeitsprünge gekennzeichnet ist. Ein Umbruch in vielfältiger Weise und mit vielen Leerstellen, der die Lektüre nicht einfach macht, aber mit seiner Intensität dennoch in seinen Bann zieht.
Faszinierend und bedrückend zugleich ist es mitzuerleben, wie der plötzliche Wandel des Zeitgeschehens Marias Freiheiten, ihrer Unbeschwertheit und der euphorischen Aufbruchsstimmung ein jähes Ende bereiten und die Charaktere und ihre persönlichen Schicksale unentrinnbar in einen fatalen Strudel gezogen werden. Marias weiteres Leben wird bestimmt von äußeren Zwängen; Verluste und unabwendbare Schicksalsschläge bewirken eine dramatische Verwandlung ihrer Persönlichkeit. Schicksalhafte Wendungen fordern große Opfer, die einst glückliche Familie wird durch den 1. Weltkrieg zerrissen und ist zusehends einer Entwurzelung und Entfremdung ausgeliefert.
Abwechslungsreich und äußerst eindringlich erzählt sie eine bewegende und bedrückende Geschichte über Freiheit und Selbstbestimmung, Flucht, zerrissenen Familien, Tod, Neuanfängen, Verdrängung und Scheitern angesichts jener schwierigen Zeiten aber auch der verzweifelten Suche nach Glück oder Geborgenheit. Trotz des beklemmenden, realistischen Endes lässt die Autorin ihren Roman mit einem leicht hoffnungsvollen und versöhnlich stimmenden Epilog ausklingen. Mir werden die unvergessliche Romanheldin Maria und das bewegende Schicksal ihrer Familie, das sehr eindrücklich mit den zeitgeschichtlichen Ereignissen verbunden ist, noch länger in Erinnerung bleiben.

FAZIT
Ein faszinierender historischer Generationenroman, eine ergreifende Familiengeschichte und ein facettenreiches Panorama einer bewegten, von großen Umstürzen gezeichneten Zeit - vielschichtig, bewegend und mitreißend erzählt! Lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Super frisch, (super) schnell und super lecker

Super fresh
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem jüngsten, bei Gräfe & Unzer erschienenen Kochbuch „Super fresh“ präsentiert uns Australiens führende Kochbuch- und Bestseller-Autorin Donna Hay ihre neuesten Kreationen rund um ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem jüngsten, bei Gräfe & Unzer erschienenen Kochbuch „Super fresh“ präsentiert uns Australiens führende Kochbuch- und Bestseller-Autorin Donna Hay ihre neuesten Kreationen rund um ihr Motto „Simple made special“. Einfachheit kombiniert mit dem gewissen Extra - das klingt wirklich verlockend! Wie der Untertitel „Schnelle und frische Gerichte für jeden Tag“ bereits andeutet, steht Donna Hay für eine gesunde Küche also mit nahrhaften, köstlichen Mahlzeiten steht, die sich schnell und unkompliziert aus einfachen Zutaten zubereiten lassen. Als berufstätige Mutter von zwei Teenagern scheint sich die „Queen of Simple“ auf leckere, alltagstaugliche und stresserprobte Rezepte zu verstehen und möchte uns dabei helfen, gesunden Lifestyle ganz einfach in den hektischen Alltag zu integrieren.
Ein kurzer Blick in das sehr stylisch und eher unkonventionell aufgemachte Buch mit den perfekt fotografierten und äußerst appetitlich präsentierten Gerichten zeigt, dass wir es hier mit einem ungewöhnlichen Kochbuch zu tun haben. Die originellen Kapitel-Überschriften wie „einfach ausgetauscht“, „die big bowl“ oder „quick fix“, machen sehr neugierig auf die hier in Szene gesetzten Themengebiete, die tollen, sich dahinter verbergenden Rezepte und köstlichen Inspirationen. Obwohl viele der Rezepte sicherlich nichts Neues sind, verleihen einige echt innovative Abwandlungen dem Gericht oft das gewisse Etwas. Gut gefallen haben mir auch die vielen asiatischen und mediterranen Einflüsse von Hays Küche, in der neben der Einfachheit stets auch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet wird.
Eine strikte, traditionelle Sortierung nach Vorspeisen, Hauptgerichten und Süßspeisen bzw. Kuchen sucht man hier vergeblich, so dass man die Gliederung beim ersten Stöbern als etwas unübersichtlich empfindet. Für die Auswahl der Gerichte sollte man sich definitiv etwas Zeit nehmen – bekommt beim Durchblättern aber schnell Lust darauf, sich in die Küche zu begeben, um sofort loszulegen und viele der sehr raffinierte Rezepte auszuprobieren.
Zum schnelleren Auffinden der Rezepte ist am Ende auch ein ausführliches Register angehängt.
Unter den köstlichen Rezepten findet man jede Menge Anregungen für leckere, unkomplizierte Mahlzeiten bis hin zu kreativen und etwas anspruchsvolleren Gerichten.
Ob nun “Supergrüner gebackener Risotto” aus dem Kapitel AUS PFANNE UND OFEN, “Spinat-Souffle-Omlette” unter RUCK-ZUCK-DINNER, die drei Lasagne-Variationen unter EINFACH AUSGETAUSCHT, die Spaghetti-Kürbis-Bowl mit Halloumi-Croutons bei DIE BIG BOWLS oder den Schoko-Fudge-Kuchen unter SÜSSES - die Auswahl ist wirklich sehr kreativ, unglaublich vielseitig und absolut ansprechend, so dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Auch Vegetarier werden hier einige interessante, fleischlose Gerichten finden, die allerdings nicht speziell gekennzeichnet sind.
Großes Know-how ist für die Zubereitung der Gerichte nicht erforderlich. Die meisten Zutaten hat man als Grundausstattung schon zuhause im Vorratsschrank, es werden allerdings auch viele exotische Zutaten verwendet, die man bei uns sicherlich nicht so einfach besorgen kann.
Alle von mir ausprobierten Rezepte ließen sich problemlos zubereiten; die zubereiteten Wohlfühlgerichte waren äußerst schmackhaft, originell und haben mich wirklich begeistert. Einige darunter waren allerdings nicht ganz so unkompliziert und schnell in der Zubereitung wie versprochen, aber entschädigt wird man hierfür mit einer gesunden, nahrhaften, leckeren und absolut kreativen Bereicherung des Speiseplans.
Der Rezeptteil ist mit hochwertigen, Appetit-anregenden und wirklich aussehenden Fotos äußerst ansprechend aufgemacht. Auch wenn man sich an die weiße Schrift auf dem fast durchgängig grau-schwarzen Hintergrund erst gewöhnen muss – das Styling und Layout mit unterschiedlichen Schrifttypen ist innovativ und definitiv etwas anders. Die Rezepte sind in der Regel für 2 oder 4 Personen ausgelegt, allerdings fehlen die Angaben zu Zubereitungszeit, Nährstoffzusammensetzung und die Kalorienzahl pro Portion, was bei einigen sehr üppigen Gerichten insbesondere bei den köstlichen, „fast“ gesunden Desserts sicher auch von Vorteil ist. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind zwar recht knapp, aber verständlich und nachvollziehbar erklärt. Leider wirkt die Gliederung etwas unübersichtlich, so dass man beim Kochen aufpassen muss, nicht etwas zu überlesen.
Bei der sehr ansprechenden Aufmachung und einfach spektakulären Bebilderung der tollen Gerichte nimmt man dieses Kochbuch nicht nur zum Nachkochen, sondern auch gerne einfach nur zum Stöbern in die Hand.

FAZIT
Ein geniales Kochbuch mit Feelgood Food für jeden Tag, in dem es jede Menge Inspirationen zu entdecken gibt und das eine bunte Vielfalt an schnellen, innovativen und gesunden Rezepten für jede Lebenslage bietet.

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