Dieser Krimi ist der zweite rund um den wegen MS pensionierten Polizisten Paul Schwarzenbacher und der jungen Extrembergsteigerin Marielle Czerny. Mit von der Partie sind noch Dr. Helmut Reuss, Rechtsanwalt in Innsbruck sowie Pablo, Marielles Freund.
Schwarzenbacher und Reuss haben ein eigenartiges Hobby: Sie versuchen, bislang nicht aufgeklärte Verbrechen in den Bergen abseits der üblichen Polizeiroutine aufzuklären. Jeder der beiden hat eine attraktive Anzahl von Zeitungsberichten über mysteriöse Todesfälle gesammelt. Doch der Fall, den Reuss an diesem Nachmittag aus dem Talon zieht, wird das Quartett an seine eigenen Grenzen bringen.
Die Schwester des im Jahr 1974 tödlich verunglückten Bergsteigers Karl Mannhardt glaubt auch 35 Jahre danach nicht an ein Unglück. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass ihr Bruder ermordet worden ist.
Nach anfänglichen Zweifeln machen sich Schwarzenbacher sowie Marielle und Pablo auf, zu recherchieren. Der eine bei seinen Ex-Kollegen und dem damaligen Staatsanwalt sowie beim Alpenverein, die beiden Bergfexe in der Natur. Dabei entdecken sie insgesamt fünf Fälle, in denen Bergsteiger durch Steinschlag zu Tode gekommen sind. Ist hier ein Serienmörder unterwegs? Nur, warum sind die Abstände zwischen den möglichen Taten so groß und die Tatorte so weit auseinander? Das Quartett kann kein wirkliches Muster erkennen.
Meine Meinung:
Ich bin ja alles andere als ein Bergfex und kann nicht verstehen, warum man unbedingt auf Berge steigen (und manchmal auch herunterfallen) muss. Trotzdem haben mich die Schilderungen des Kletterns und die Erläuterungen zum Steinschlag fasziniert. Sehr spannend und lehrreich geschrieben.
Die Recherchen Schwarzenbachers, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, fördern einiges aus der Vergangenheit zutage, das nun in der Gegenwart seine Opfer fordern.
Sehr interessant sind die Perspektivenwechsel und Rückblenden. Da ist zum einem die Sicht von Karl Mannhardt sowie der Blick auf die mysteriösen Ereignisse im Jahr 1974.
Dann, nur ganz kurz angerissen, der Vorfall, bei dem Marielle ein Trauma („Schattenwand“) davongetragen hat. Sie klettert zwar wieder, muss sich aber ihren Zweifeln und Ängsten stellen.
Auch der vorerst anonyme Blick des Täters ist gut eingeflochten.
Als der dann persönlich in Erscheinung tritt, habe ich recht schnell den Auslöser für seine Taten vermutet (und recht behalten).
Neben dem Mord an Karl Mannhardt wird dann noch - so quasi im Vorbeigehen - das Rätsel um zwei Bergsteiger, die 2002 und 2003 tot aufgefunden worden sind, gelöst. Dazu schwenkt die Geschichte nach Deutschland: Zwei Männer haben unabhängig voneinander ähnliche Albträume. Sie haben damals, als Jugendliche, aus Langeweile, getötet. Diesen Handlungsstrang hätte es meiner Ansicht nach nicht unbedingt gebraucht, denn außer, dass Schwarzenbachers Exkollege Hosp Berichte bzw. Aufrufe in den Alpenvereinszeitschriften lanciert, tragen Schwarzenbacher & Co. wenig dazu bei. Obwohl, das schlechte Gewissen und die Notiz in der Zeitung lassen einen der Täter handeln. Dieser Teil wäre wohl als eigenständiger Krimi sehr interessant.
Der Showdown ist sehr gut gelungen. Hier bin ich schon beim Lesen außer Atem gekommen.
Zwei kleine Kritikpunkte muss ich anmerken:
Zum einen hat mir ein bisschen gefehlt, wie das erste Zusammentreffen von Schwarzenbacher/Reuss mit Pablo und Marielle zustande gekommen ist und zum anderen ist die Kletterei von Pablo und Marielle in Frankreich für die Krimihandlung nicht wirklich relevant. Da hätte getrost gekürzt werden können.
Der Schreibstil ist fesselnd und die Erklärungen zu Bergsteigen, Klettern und die Gefahren, die sich Menschen im alpinen Gelände aussetzen, sind verständlich. Das ist allerdings kein Kunststück, denn Autor Stefan König war selbst Extrembergsteiger und schreibt auch Sachbücher zum Thema Berge.
Fazit:
Ein fesselnder Krimi aus dem alpinen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich, der auch an die Grenzen einzelner Protagonisten geht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.