Kann es denn so schlimm sein, „nein“ zu sagen... ja, sogar noch schlimmer!
Der Roman spielt im Venedig der Renaissance und es geht um La Zaffetta, eine junge Frau, die der italienische Maler Tizian um 1538 in einem seiner Werke verewigte, das zu einem der berühmtesten Ölgemälde ...
Der Roman spielt im Venedig der Renaissance und es geht um La Zaffetta, eine junge Frau, die der italienische Maler Tizian um 1538 in einem seiner Werke verewigte, das zu einem der berühmtesten Ölgemälde der Welt wurde: Venus von Urbino.
Diese lasziv daliegende Schöne, die mit der Göttin Venus nichts zu tun hat, ist die Protagonistin des Romans, nennt sich eigentlich Angela del Moro und ist eine vielbegehrte Kurtisane, die eine unfassbar unmenschliche Bestrafung und brutale Rache erdulden musste, nachdem sie sich 16-jährig einem der mächtigsten Adeligen verweigert hat.
Nach sieben Jahren erzählt Angela, die von ihrem bisherigen Leben äußerlich und innerlich gezeichnet ist, rückblickend ihre Geschichte. Diese Ich-Perspektive und die authentische und feinfühlige Sprache machen die Geschichte zu einem höchst persönlichen und intimen Text und ermöglichen einen tiefen Einblick in das Innenleben der Protagonistin.
Man fühlt mit Angela del Moro und muss sie bewundern, weil sie es schließlich schafft, sich nach dieser Demütigung wieder eine Zukunft aufzubauen. Es ist ihr nicht nur gelungen, zu überleben, sondern auch, der Opferrolle zu entkommen und aus dem Abgrund emporzusteigen. Was einerseits ein Skandal und eine Sensation ist, kann andererseits aber nicht nur gut gehen.
Diese Lebensgeschichte hat es in sich. Es ist ein Schicksal, das andere nicht ausgehalten und überlebt hätten und an dem viele zerbrochen wären. Angela del Moro ist ein Beispiel für eine kluge und disziplinierte Frau und ein Vorbild, was, Selbstbestimmung, Widerstandskraft und Selbstbehauptung anbelangt. Umso schöner und gerechter, dass sie am Ende als Heldin triumphiert.
Die 1960 geborene Lea Singer hat mit „La Fenice“ einen brillanten, atmosphärischen und fesselnden Roman über Macht und deren Missbrauch, Gewalt, Größenphantasien, Verweigerung und Selbstbestimmung, gekränkte Eitelkeiten und Rachegelüste, Heucheleien und Intrigen geschrieben, der wie ein bildgewaltiges Sittengemälde den Zeitgeist im Venedig des 16. Jahrhunderts wunderbar einfängt. Es ist interessant, von den damaligen Gepflogenheiten, dem Alltag, der Küche und der Kunst zu lesen.
Die Autorin bezieht sich dabei auf die historisch verbürgten Erlebnisse Angela del Moros, die unter dem Namen „Venus von Urbino“ unsterblich wurde.
Aufgrund seiner übergeordneten Themen ist „La Fenice“ ein zeitloser Roman, der Mut macht, an Widerständigkeit und Selbstvertrauen appelliert und Hoffnung gibt.
Für mich ist der Roman nicht nur eine Perle, die einen dauerhaften Platz in meinem Bücherregal bekommen wird, sondern darüber hinaus ein must-reread!