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Veröffentlicht am 06.03.2021

Freiheit

Die Frau von Montparnasse
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„War das Glück zugleich auch immer eine Gefahr? Wie konnte sie sich Sartre hingeben – denn nur das bedeutete für sie Liebe – und sich nicht gleichzeitig verlieren?

„Die Frau von Montparnasse“ ist ein ...

„War das Glück zugleich auch immer eine Gefahr? Wie konnte sie sich Sartre hingeben – denn nur das bedeutete für sie Liebe – und sich nicht gleichzeitig verlieren?

„Die Frau von Montparnasse“ ist ein historischer Roman von Caroline Bernard. Er erschien am 15.02.2021 im Aufbau Verlag und gehört zu der Romanreihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.
Simone de Beauvoir ist anders. Ihr Lebenstraum ist es, ein Buch zu schreiben. Während ihres Studiums lernt sie Jean-Paul Sartre kennen und lieben. Gemeinsam lassen sie sich auf ein ungewöhnliches Bündnis ein: eine offene Beziehung zu einer Zeit, in der bürgerlichen Anschauungen noch sehr konservativ waren und alles außerhalb der klassischen Ehe vollständig abgewertet wurde... Doch was für Simone zunächst einfach klingt, entpuppt sich als echte Herausforderung, denn wie bringt man Liebe, Freiheit und Selbstständigkeit unter einen Hut ohne sich dabei selbst zu verlieren…?

Philosophie, Literatur, Sartre. Das ist Simones Welt. Sie ist anders, anders als die typische Frau zum Ende der 1920er, anders als die typische Frau heute. Sie ist intelligent, unglaublich klug und wissbegierig und daher als „Blaustrumpf“ verpönt. Doch die Schmähungen treffen sie nur bedingt, denn sie ist entschlossen zu lernen. Sie möchte ein Buch schreiben und unterrichten.
Die Ehe? Nur ein bürgerliches Konstrukt und wenig erstrebenswert… Doch dann lernt sie Sartre kennen. Dieser besticht nicht unbedingt durch äußerliche Reize, aber umso mehr durch Intelligenz, Charme und Worte. Im Nu wickelt er Simone um den Finger und eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Zusammen bilden Simone und Sartre eine Einheit, die die anderen ausschließt. Sie verstehen einander, wie es sonst niemand kann. Sie ergänzen ihre Gedanken, diskutieren stundenlang philosophische Fragen und haben einander immer etwas zu erzählen. Aus einer lockeren Beziehung entsteht ein Pakt, eine offene Beziehung, die alles erlaubt, aber dennoch Treue verspricht.
Eine Verbindung, die nicht immer einfach ist, denn auch Simone ist vor Gefühlen nicht gefeit und erschrickt selbst über die Anziehungskraft und die Sehnsucht, die Sartre bei ihr auslöst. Doch trotz ihrer Gefühle ist Simone klar, dass die Ehe für sie nicht tragbar ist. Sie möchte frei sein, sich selbst erfinden und sich vor allem selbst treu bleiben: „Ich werde mir immer treu sein, vor allen anderen.“.
Ihr Vorsatz ist eindeutig und klar, aber nicht immer leicht. Zwischen offener Beziehung, Freunden und Liebhaber*innen reibt sich Simone immer mehr auf. Sie nimmt sich Zeit für andere und deren Sorgen, aber verliert ihr Buchprojekt und sich selbst dabei immer wieder aus den Augen. Sie führt kein leichtes Leben und ist dennoch eine Frau, die ich bewundere.
Ich wusste vor dem Roman nichts über Simone de Beauvoir und bin nun vollkommen begeistert von ihr. Sie lebt ihr Leben so, wie sie es wollte und setzt ihren Traum der Freiheit gegen alle Widerstände durch. Dabei ist sie nur selten egoistisch und hat, im Gegensatz zu Sartre, dabei stets das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen im Auge. Von ihrer eigenen Familie durch bürgerliche Ansichten getrennt, schafft sie sich eine neue Familie, ihre „Familie von Montparnasse“ aus Künstlern, Freigeistern und Schülerinnen. Sie opfert sich für diese auf und kümmert sich um jeden einzelnen…
Der Roman macht deutlich, wie häufig Simone vor Gewissenkonflikten und Problemen stand, die es zu lösen galt. Beständig ist hauptsächlich Sartre, an den sie ihr Herz unwiderruflich verloren hat. Interessant fand ich, dass die sexuelle Leidenschaft der beiden nach und nach erlosch, sie sich aber intellektuell so sehr ergänzten, dass sie ohne einander nicht leben konnten. Simone ist die Frau an Sartres Seite. Sie ist seine Muse, seine Partnerin, seine Lektorin. Ohne, dass sie seine Schriften redigiert hat, konnte keine veröffentlicht werden und obwohl sie selbst einige bedeutsame Werke zur Rolle der Frau geschrieben hat, wird sie auch heute noch als „Frau an der Seite von Sartre“ gesehen und bezeichnet – ein Trauerspiel der Emanzipation. Denn während die damalige Haltung noch nachvollziehbar war, so sollte zumindest heute klar sein, dass Simone eine Frau war, die Großes geleistet hat. Sie sollte nicht im Schatten Sartres stehen, denn ohne sie, wäre er vielleicht nicht das Genie, das wir heute kennen…
Simone de Beauvoirs Geschichte beschreibt eine interessante und großartige Frau, die ihrer Zeit einige Schritte voraus war. Lange Zeit ist Simone unpolitisch und nur auf philosophische Zusammenhänge bedacht, doch nach dem zweiten Weltkrieg beginnt sie mehr und mehr über die Rolle der Frau nachzudenken und schreibt einige wichtige Werke zur Emanzipation. Ihre innere Entschlossenheit sowie ihre zeitweise Verzweiflung und der Kampf mit sich selbst werden brillant dargestellt und vermittelt. Die personale Erzählperspektive stellt die Ereignisse häufig sehr sachlich und philosophisch dar, was aber absolut zu Simones Charakter passt. Mir war diese Schreibweise an manchen Stellen etwas zu abstrakt und gerade zu Beginn des Romans hatte ich leichte Schwierigkeiten mich in den Schreibstil einzufinden. Im Lauf der Handlung legte sich dieses allerdings vollständig, sodass ich mehr und mehr Freude an dem Roman fand.
Historische sowie biografische Aspekte Sartres und Simones sind gut recherchiert und dargestellt. Auch die philosophischen Fragestellungen werden eindrucksvoll beleuchtet und angerissen. Sie fügen sich leicht in die teils fiktive Handlung ein und vermitteln den Lesern einen guten Einblick in die damalige Zeit. Zudem regen sie zum Nachdenken an, ohne dabei den Lesefluss zu erschweren.

Mein Fazit: Caroline Bernard schreibt einen großartigen und interessanten Roman mit biografischen Zügen über Simone de Beauvoir. Eine Frau, die früh den Gedanken der Emanzipation gelebt hat und uns alle lehrt, was es heißt eine selbstbestimmt lebende Frau zu sein. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und bin wieder einmal begeistert über diese großartige Buchreihe aus dem Aufbau Verlag!

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Kriegsopfer

Die verstummte Liebe
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„Manchmal bedarf es eines großen Schmerzes, um Fehler zu erkennen und sie nicht noch schlimmer zu machen.“
„Die verstummte Liebe“ ist ein historischer Roman von Melanie Metzenthin. Er erschien am 12.01.2021 ...

„Manchmal bedarf es eines großen Schmerzes, um Fehler zu erkennen und sie nicht noch schlimmer zu machen.“
„Die verstummte Liebe“ ist ein historischer Roman von Melanie Metzenthin. Er erschien am 12.01.2021 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist der dritte Band der „Leise Helden-Reihe“.
Helen Mandeville wuchs als Bankierstochter in den besten englischen Kreisen auf. Als sie jedoch standesgemäß verheiratet werden soll, wehrt sie sich gegen ihr Los und überredet ihren Vater zu einer letzten gemeinsamen Europareise, bevor sie die Ehe eingeht. Auf dieser Reise lernt die Britin dann jedoch den deutschen Arzt Ludwig kennen und bricht für ihn mit ihrer Familie. Jahre später reist sie zurück zu ihrer Familie, weil ihre Mutter im Sterben liegt. Doch während sie in England ist, bricht der erste Weltkrieg aus und die Rückreise nach Deutschland wird nahezu unmöglich…

Helen Mandeville ist eine kluge und gebildete junge Frau. Sie ist charmant, aber durch ihren Scharfsinn auch mit einer spitzen Zunge gesegnet und nicht immer zurückhaltend genug, um diese zu hüten. Sie ist damit, gerade für den Anfang des 20. Jahrhunderts, eine sehr ungewöhnliche und weltgewandte junge Frau, die mir sehr imponiert hat. Eine Ehe mit dem arroganten James Mitchell, der eher konventionelle Ansichten in Bezug auf die Rolle der Frau hat, ist für sie aber gerade deswegen von vornherein ausgeschlossen. Einen Ausweg scheint es jedoch nicht zu geben, denn ihr Vater wünscht die Verbindung der beiden um jeden Preis.
Als Helen dann allerdings Ludwig, einen deutschen Arzt, kennenlernt, steht für sie endgültig fest, dass sie die Hochzeit mit James verhindern muss. Aus Liebe zu Ludwig bricht sie schließlich mit ihrer Familie und beginnt ein neues Leben in Hamburg. Ihre Entscheidung fällt ihr zunächst nicht leicht, erweist sich aber als goldrichtig, denn in Deutschland gelingt es Helen ein glückliches und vollkommen zufriedenes Leben an Ludwigs Seite zu führen. Obwohl in der gemeinsamen Ehe nicht immer alles rosig ist, hat sie ein erfülltes Leben und blüht neben ihm regelrecht auf. Sie wird zur kompetenten Arztgattin und führt die Praxis von Ludwig mit ihm gemeinsam auf Augenhöhe. Auch der Haushalt und die Mutterrolle fallen ihr leicht und so vergehen einige glückliche Jahre. Als der erste Weltkrieg kurz bevorsteht, ist Helen jedoch gezwungen ihre Familie in Deutschland zurückzulassen und heimzukehren um ihre kranke Mutter zu pflegen. Der folgende Ausbruch des Weltkrieges verhindert ihre Rückreise, bringt ihr Leben ins Wanken und zwingt sie zu Entscheidungen, die sie später bereuen wird...
Aus der zuvor so selbstbewussten und liebevollen Helen wird nach und nach eine depressive und gefühlskalte Frau. Ihre Entwicklung ist sehr authentisch dargestellt und geht einem sehr zu Herzen. Die Autorin beschreibt eingehend, welche Ereignisse Helen erleiden muss und wie schwer ihr manche ihrer Entscheidungen fallen. Es wird deutlich, dass Fehler passieren und dass manchmal Notlügen sein müssen. Wenn man sich jedoch in seinem Lügenkonstrukt verstrickt, dann gibt es einen Punkt, an dem man nur noch schwer aus diesem herauskommt und eine Rückkehr zur Wahrheit nahezu unmöglich scheint.
Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich fesselnd und mitreißend, Helens Geschichte sehr emotional und bildlich beschrieben. Ich habe jeden Augenblick mit ihr mitgefiebert, mit ihr gelacht, geweint und gebangt. Die Geschichte wird als personale Erzählung aus Helens Sicht geschildert. Emotionen und Gedanken Helens werden daher gut transportiert und auch einige humorvolle Szenen tauchen auf. Die Handlung wechselt dabei zwischen Vergangenheit und Gegenwart (1945), wobei der Großteil in der Vergangenheit spielt und beide Zeitebenen gut miteinander verknüpft sind.
Die historischen Ereignisse werden gut und authentisch in die fiktive Handlung eingebaut. Damalige Ansichten und Gedanken sowie das Misstrauen der Menschen gegenüber „Ausländern“ werden gut beschreiben und anschaulich dargestellt.
Lediglich der Schluss des Romans hat mir weniger gut gefallen. Während die Handlung zuvor gut aufs Wesentliche reduziert wurde und trotzdem nicht zu vollgestopft wirkte, ging mir die Entwicklung in der Gegenwart plötzlich zu schnell. Das Handeln von Helens Tochter Ellinor wirkte auf mich zunächst bedacht und sinnvoll, wurde dann aber vollkommen überstürzt und kurzsichtig. Dazu kam dann, dass das Ende offen war und man sich den Rest nur erschließen kann, wenn man die ersten Bände der Reihe kennt. Dies fand ich nicht gut gelöst – zum einen war mir bis dahin gar nicht klar, dass das Buch zu einer Reihe gehört und zum anderen wurden dann auch noch im Nachwort verraten, wie das Ende grob aussieht, was ich dann irgendwie auch ungeschickt fand… Der Abschluss des Romans hat mich also leider ein wenig ernüchtert, obwohl ich ansonsten wirklich begeistert vom Schreibstil der Autorin und der unglaublich authentischen und nahegehenden Handlung war.

Mein Fazit: Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen gut recherchierten, mitreißenden und emotionalen historischen Roman. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und hatte nur am Schluss Kleinigkeiten auszusetzen.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Flucht und Kontrolle

Sturmtochter, Band 2: Für immer verloren (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Flucht und Kontrolle

„Diese Kräfte sind nicht dazu da, gestoppt zu werden. Jeder von uns muss auf seine Weise lernen, diese Magie zu bändigen.“

„Sturmtochter – Für immer verloren“ ist der zweite Band ...

Flucht und Kontrolle

„Diese Kräfte sind nicht dazu da, gestoppt zu werden. Jeder von uns muss auf seine Weise lernen, diese Magie zu bändigen.“

„Sturmtochter – Für immer verloren“ ist der zweite Band der Sturmtochter-Trilogie von Bianca Iosivoni. Er erschien im Januar 2019 im Ravensburger Verlag.
Während Ava verzweifelt versucht ihre Kräfte zu kontrollieren, entscheidet das Clan-Tribunal, dass sie gefährlich ist und gefangen werden muss. Mit Hilfe ihrer Freunde versucht Ava vor den Sturmkriegern zu fliehen und gleichzeitig ihre Macht zu bändigen…

Auch der zweite Band der Sturmtochter-Reihe ist unglaublich spannend und emotional. Ich habe sehr mit Ava mitgefiebert und konnte ihre Emotionen geradezu fühlen. Ihre Hilflosigkeit bei dem Versuch ihre neuen Kräfte unter Kontrolle zu bringen, kann ich sehr gut nachempfinden. Nach und nach werden diese nicht nur eine Gefahr für sie selbst, sondern eben auch für die Menschen um sie herum und die Angst, dass sie sich zu einem Elementar entwickeln könnte, nimmt mehr und mehr zu.
Als wäre diese Sorge nicht schon groß genug, stuft das Clan-Tribunal Ava auch noch als Gefahr ein und schickt die Sturmkrieger auf die Jagd nach ihr. Die Flucht gelingt ihr nur durch die Unterstützung ihrer Freunde, was mir gezeigt hat, wie wichtig Menschen sind, auf die man sich verlassen kann…
Die Handlung ist durchgehend spannend und der flüssige und mitreißende Schreibstil verführen einen zum ständigen Weiterlesen. Ich war regelrecht von der Geschichte gebannt und bewundere Ava nach diesem Band noch mehr um ihren Mut und ihre Stärke. Zudem gefällt mir ihre persönliche Entwicklung sehr gut. Obwohl sie mit ihren Kräften größtenteils noch überfordert ist, lernt sie nach und nach mit ihnen zu leben. Sie beginnt zu verstehen, wie sie funktionieren und dass sie nicht durch reine Willenskraft beherrschbar sind.
Auch die anderen Figuren sowie Sloan, die erst jetzt in Erscheinung tritt, finde ich sehr gut dargestellt und charakterisiert. Gerade Reid interessiert mich mehr und mehr. Ich habe das Gefühl, dass er deutlich mehr verbirgt, als es den Anschein hat. Ich denke, dass er in der Vergangenheit Dinge getan hat ohne sie zu hinterfragen, nun aber beginnt auf sein eigenes Gefühl zu hören. Diese Frage scheint sich nun den meisten zu stellen. Sollte man dem Befehl des Tribunals Folge leisten oder auf sein eigenes Gewissen hören? Die jeweiligen Gewissenskonflikte sind teilweise geradezu spürbar und die jeweiligen Entscheidungen meist sehr gut nachvollziehbar.
Auch Lance wird vor eine weitere Herausforderung gestellt, denn der Tod des Anführers der Sturmkrieger seines Clans, lässt ihn an diese Position rücken und sein Verantwortungsbewusstsein für diese Aufgabe verhindert, dass er Ava weiterhin vollständig decken kann. Die Gefühle zwischen ihm und Ava scheinen demnach absolut keine Chance mehr zu haben und nehmen dennoch an Intensität zu. Während ihrer letzten Begegnung ist die Anziehungskraft zwischen ihnen nahezu greifbar, die Sehnsucht ob des bevorstehenden Abschieds immens groß…
Das Ende des Buches ist dann teilweise überraschend, teilweise eine logische Folge der vorangegangenen Beobachtungen und Ereignisse. Es kommen mehrere Dinge ans Licht, die die bisherige Clanordnung durcheinanderwerfen und auf die Probe stellen. Zudem endet dieser Band mit einem riesigen Cliffhanger, weshalb ich im Grunde sofort weiterlesen muss…
Ich freue mich sehr auf den dritten und letzten Band der Buchreihe und unglaublich gespannt, wie es für Ava und ihre Freunde ausgehen wird!

Mein Fazit: Eine gelungene Fortsetzung der Sturmtochter-Reihe mit einem guten Maß an Action, Spannung und Romantik! Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und freue mich sehr auf den letzten Band der Reihe!

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Entdeckung der Magie

Sturmtochter, Band 1: Für immer verboten (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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„Du versuchst, dich zu beherrschen und diese Kraft zu kontrollieren, aber das funktioniert nicht. Die Fähigkeiten deines Clans werden durch Gefühle gesteuert, also hör auf, sie mit bloßer Willenskraft ...

„Du versuchst, dich zu beherrschen und diese Kraft zu kontrollieren, aber das funktioniert nicht. Die Fähigkeiten deines Clans werden durch Gefühle gesteuert, also hör auf, sie mit bloßer Willenskraft oder deinem Verstand lenken zu wollen!“

„Sturmtochter – für immer verboten“ ist der erste Band der Sturmtochter-Trilogie von Bianca Iosivoni. Er erschien im Juni 2018 im Ravensburger Verlag.
Avalee lebt auf der schottischen Insel Skye und hat schon früh gelernt sich gegen die in der Wildnis auftauchenden Elementare zu verteidigen. Diese sind böse und gefährliche Kreaturen, die Menschen töten und auch Avas Mutter auf dem Gewissen haben. Davon, dass Schottland von fünf großen Clans mit der Macht über die Elemente beherrscht wird, ahnt Ava jedoch nichts – bis sie eines Tages ihre eigenen Kräfte entdeckt und ihr klar wird, dass auch der geheimnisvolle und attraktive Lance kein normaler Mensch ist…

Fantasy ist normalerweise eher nicht mein Genre. Auf die Sturmtochter-Trilogie bin ich gekommen, weil mich die „Firsts-Reihe“ der Autorin so begeistert hat und ich mir daher weitere Bücher von ihr nicht entgehen lassen wollte.
Nachdem ich nun den Auftaktband der Reihe gelesen habe, muss ich sagen: Der Ausbruch aus meiner Wohlfühllesezone hat sich absolut gelohnt! Der erste Teil der Reihe hat mich definitiv gefesselt und fasziniert. Die Handlung ist nahezu im gesamten Roman spannend und nur wenig vorhersehbar. Die Protagonistin Ava habe ich sofort ins Herz geschlossen und bewundere sie für ihren Mut und ihre Stärke. Die Entdeckung ihrer Kräfte und die Erkenntnis, dass ihr jahrelang nur ein Teil der Wahrheit erzählt wurde, ist für sie ein großer Schock. Sie kämpft mit ihren Gefühlen und ihrer neuen Kraft und verursacht dabei an vielen Stellen Chaos und Unordnung. Gleichzeitig scheinen ihre außer Kontrolle geratenen Kräfte auch die Elementare anzuziehen, die sich plötzlich auf beunruhigende Weise vermehren und zusammenschließen.
Glücklicherweise bekommt Ava Unterstützung von weiteren Mitgliedern der anderen schottischen Clans. Schön finde ich dabei, dass sich fünf junge Menschen aus jedem der Clans zusammenschließen und versuchen, die neue Bedrohung zu bekämpfen. Die individuellen Ziele dabei sind für mich noch nicht ganz eindeutig und ich bin gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.
Auch die Überschreitung einiger grundlegender Clangesetze wird im Roman thematisiert und ich bin überzeugt davon, dass dies noch weitere Probleme nach sich ziehen wird.
Neben Ava gefällt mir auch Lance sehr gut, auch wenn er bisher noch sehr mysteriös und undurchschaubar wirkt. Ich bin gespannt, ob die Gefühle, die sich zwischen den beiden anbahnen eine Chance bekommen, oder ob das Clangebot, dass sich zwei Personen mit magischen Kräften nicht aufeinander einlassen dürfen, schwerer wiegen wird…
Bianca Iosivoni entführt den Leser in das sagenumwobene Schottland und erzählt eine Fantasygeschichte, die sich um die schottischen Clans dreht. Dabei werden einige historische Fakten eingewoben, sodass die Erzählung umso realer wirkt. Die Kulisse wird dabei absolut bildhaft beschrieben und ich hatte teilweise das Gefühl, mitten in Schottland zu stehen.
Insgesamt konnte ich der Handlung sehr gut folgen. Die zwischen den Personen wechselnde Ich-Perspektive ermöglicht einen guten Gesamteindruck auf Handlungen und Gefühle jeder einzelnen Figur. Diese sind insgesamt sehr gut charakterisiert und dargestellt, auch wenn die wirklichen Gedanken von den meisten noch nicht eindeutig klarwerden.
Nur an wenigen Stellen blieben für mich Fragen offen, die sich aber vielleicht in den nächsten Bänden auflösen werden.
Der Schreibstil ist rasant und spannend, es wird eigentlich nie langweilig und ein Ereignis jagt das nächste. Für mich hat der Roman eindeutig Filmpotential – ich kann Figuren und Kulisse schon nahezu vor mir sehen…!

Mein Fazit: Ich bin sehr froh, dass ich mich auf einen Ausflug ins Fantasygenre eingelassen habe und bin fasziniert von dem Auftaktband der Sturmtochter-Reihe. Die Geschichte um die Elemente beherrschenden schottischen Clans sowie die einzelnen Charaktere ist spannend, rasant und interessant sowie emotional. Ich bin unglaublich gespannt wie es weitergeht und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Heimatfront

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
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„Außerdem – was soll schon passieren? Ihr jagt dem Feind einen Schrecken ein, und in zwei, drei Wochen bist du wieder da!“

„Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ ist der vierte Band der Fotografinnen-Saga ...

„Außerdem – was soll schon passieren? Ihr jagt dem Feind einen Schrecken ein, und in zwei, drei Wochen bist du wieder da!“

„Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ ist der vierte Band der Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning. Er erschien im September 2020 im Blanvalet Verlag.
Nachdem Mimi und Anton die Münsinger Druckerei übernommen haben, warten neue Herausforderungen auf sie. Doch gerade, als das Geschäft zu laufen beginnt, steht auch schon der erste Weltkrieg vor der Tür und die Münsinger Frauen müssen beweisen, wozu sie fähig sind…

Rasant und mitreißend geht es in Band 4 der Fotografinnensaga weiter. Obwohl er nicht direkt an den dritten Band anknüpft, wird der dort entstandene Cliffhanger aufgelöst und der Leser landet sofort wieder mitten in der Geschichte.
Mimi und Anton versuchen die erworbene Druckerei erfolgreich zu betreiben und müssen dabei ihre kreativen und flexiblen Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen. Auch Bernadett und Alexander haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, doch das, was auf sie alle zukommt, ahnt zunächst noch niemand von ihnen.
Die Welt bewegt sich mit großen Schritten auf den ersten Weltkrieg zu und als er schließlich beginnt, macht er auch vor der Schwäbischen Alb nicht halt. Plötzlich sind nahezu alle Männer des Ortes an der Front; Arbeitsmittel, Rohstoffe und Lebensmittel fehlen und die Frauen sind gezwungen sämtliche Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen.
Mit ihren neuen Aufgaben wachsen die Münsinger Frauen mit der Zeit jedoch nicht nur über sich selbst hinaus, sondern auch zusammen. Gemeinsam stehen sie füreinander ein und unterstützten sich in der schweren Zeit so gut es eben geht. Auch für Mimi und Bernadette sowie die Hirtin Corinne gilt es, sich über Wasser zu halten und auf das hoffentlich schnelle Kriegsende zu warten.
Brillant beschreibt die Autorin die damalige Haltung der Bevölkerung. Der Krieg wurde nicht ernst genommen und als Blitzkrieg verlacht. Dass er schließlich 4 Jahre andauern und unzähligen Menschen das Leben nehmen würde, ahnte niemand.
Ebenso authentisch und nachvollziehbar wird dargestellt, wie schwer es für die Frauen gewesen sein muss den Alltag zu bewältigen. Die Rolle der Frau zu Kriegszeiten wird großartig beschrieben und war für mich in dieser Form bisher auch unbekannt. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie das Leben weitergegangen ist, also nahezu jeder Mann im Krieg war.
Neben dem Kampf an der Heimatfront wird aber durch Anton auch das Leben an der Kriegsfront dargestellt und beschrieben. Ebenso thematisiert wird die Rückkehr der Soldaten und die Konflikte und Probleme die durch die traumatischen Erlebnisse der Männer entstanden. Niemand, der nicht selbst einen Krieg erlebt hat, wird dieses Grauen je nachempfinden können, ebenso wie die Männer nicht nachvollziehen können, wie es den Daheimgebliebenen erging… Gefallen hat mir zudem die Beschreibung der Kriegspropaganda und die kritische Auseinandersetzung mit dieser durch Mimi.
Auch der Schreibstil des Romans war wieder flüssig und leicht, der Buchtitel wird im Roman aufgegriffen und erhält eine tiefere Bedeutung. Die gesamte Handlung ist gut ausgearbeitet und detailliert dargestellt. Die Figuren wirken authentisch und entwickeln sich durch die Erlebnisse spürbar. Sogar Bernadette legt ihre schroffe und egoistische Haltung ab und zeigt, was für eine starke Frau sie sein kann.
Leider rückt die Fotografie durch das Kriegsgeschehen ein wenig in den Hintergrund, was ich persönlich sehr schade, aber durchaus logisch finde.
Ein weiterer, wenn auch kleiner, Kritikpunkt meinerseits sind die Gefühle die Anton zu Mimi entwickelt. Grundsätzlich finde ich sich durchaus nachvollziehbar und schön, jedoch sind sie mir zu schnell zu absolut. Während in den vorherigen Romanen lediglich durch andere Personen leichte Andeutungen zu einer Romanze zwischen Mimi und Anton gemacht haben, ist Anton sich seiner Gefühle plötzlich zu 100 % sicher, was für mich ein wenig zu schnell ging.

Mein Fazit: „Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ ist eine brillante Fortsetzung der Fotografinnensaga. Erneut werden Realität und Fiktion bravourös miteinander verpackt, damalige Denkweisen und Handlungen durch die Figuren authentisch und spannend dargestellt. Da ich ein paar kleine Kritikpunkte habe, ziehe ich einen halben Stern ab und vergebe 4,5 von 5 Sternen. Ansonsten lässt der Cliffhanger am Ende auf weitere Abenteuer für Mimi hoffen, sodass ich nun sehnsüchtig auf den letzten Band der Reihe warte…

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