Weit weg ist anders
Weit weg ist andersEdith Scholz und Christel Jacobi, zwei 70-Jährige Damen, treffen zum ersten Mal in einer Rehaklinik aufeinander. Beide versuchen mit ihren Wehwehchen zurecht zu kommen und die Zeit in der Klinik zu überstehen. ...
Edith Scholz und Christel Jacobi, zwei 70-Jährige Damen, treffen zum ersten Mal in einer Rehaklinik aufeinander. Beide versuchen mit ihren Wehwehchen zurecht zu kommen und die Zeit in der Klinik zu überstehen. Edith, eine Einzelgängerin mit einer Berliner Schnauze, findet ihren Aufenthalt dort alles andere als angenehm, motzt ordentlich herum und will eigentlich nur wieder nach Hause und in ihre geliebte Großstadt zurück. Christel hingehen arrangiert sich besser mit der Situation und ist sehr ruhig. Sie kommt aus Husum, einem kleinen Städtchen an der Nordsee und möchte eigentlich nicht wieder dorthin zurück, denn dort erwartet sie ihre Tochter und diese möchte Christel am liebsten in ein Seniorenheim stecken. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und Abneigungen treffen sich die beiden Damen aus Notsituationen heraus nach einiger Zeit wieder und beschließen gemeinsam zu verreisen. Die abenteuerliche Reise führt sie quer durch Deutschland und hat so einige Überraschungen für die beiden parat.
„Weit weg ist anders“ habe ich sehr gerne gelesen, denn die arg unterschiedlichen Damen haben mir unglaublich gut gefallen. Die Dialoge waren bissig, sarkastisch und humorvoll. Edith und Christel haben mich mit ihren Lebensgeschichten berührt und den Umschwung von einem anfänglich netten und leichten Roman zu einer Story mit viel Tiefgang fand ich gut gelungen. Die Mischung zwischen ernsten Themen, die aber durch einige amüsanten Dialoge aufgelockert wurden und der für beide Damen aufregenden Reise, wurde toll umgesetzt. Man kann nicht anders, als die beiden in Herz zu schließen.
Die Themen Alter und Krankheit ziehen sich durch das Buch wie ein roter Faden. Es sind Themen, die uns alle betreffen und hier fand ich es sehr interessant die Gedanken und Gefühle von Edith und Christel zu lesen. Aus der Perspektive der viel älteren Damen erhält man noch einmal einen ganz anderen Blick auf diese Themen. Man fängt an sich selber Gedanken darüber zu machen, wie man in hohen Alter leben möchte und ob man irgendwann stark auf die Hilfe anderer angewiesen sein wird. Werden sich die eigenen Kinder um einen kümmern oder muss man in ein Seniorenheim ziehen und sein geliebtes Haus verkaufen? Was mache ich und wer hilft mir, wenn ich schwer krank werde? Was habe ich im Leben verpasst und was möchte ich noch unbedingt erleben? Es sind alles sehr emotionale Gedanken und Entscheidungen, die nicht nur die beiden Protagonistinnen aufwühlen.
Sarah Schmidt hat hier einen tollen, kurzweiligen, gefühlvollen und abwechslungsreichen Roman geschaffen, der durch einen angenehmen Schreibstil und tolle Charaktere besticht.