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Veröffentlicht am 09.01.2021

Wenig lebendig und zu banal

Das stumme Tal
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Dieser von einer wahren Begebenheit inspirierte Roman erzählt von einem spektakulären Verbrechen, das sich Ende des 19. Jahrhunderts in der abgelegenen Tiroler Gemeinde Stumm zugetragen hat.
Die Geschichte ...

Dieser von einer wahren Begebenheit inspirierte Roman erzählt von einem spektakulären Verbrechen, das sich Ende des 19. Jahrhunderts in der abgelegenen Tiroler Gemeinde Stumm zugetragen hat.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen, die abwechselnd besucht werden:
Die vierjährige Amelia entkommt als einzige einem Drama, das sich auf dem Baumgartnerhof zugetragen hat. Sie flieht ins Tal und ist so geschockt, dass sie nur einzelne Wortfetzen über Feuer und Blut von sich geben kann. Der Bauer Hans Erl und seine Frau nehmen sich des verstörten Mädchens an.
Einige Zeit später findet das Gerichtsverfahren gegen die mutmaßlichen Täter statt. Auch Amelia und Erl sind als Zeugen geladen und die Aussage eines so kleinen Kindes sorgt für einige Aufregung.
Viele Jahre danach kehrt Amelia wegen des Todes ihrer Ziehmutter nach Stumm zurück. Sie hat die Erinnerung an den Schrecken ihrer Kindheit großteils verloren, wird jedoch zusehends von seltsamen Träumen geplagt.

Diese Ausgangssituation hätte durchaus Potential. Dennoch konnte mich die Sache nicht packen. Die düstere Atmosphäre, in der die Menschen was ihre Gedanken und Gefühle betrifft tatsächlich „stumm“ sind, wird zwar ganz gut eingefangen.
Die Protagonisten sind aber zu wenig lebendig, scheinen nur in ihrer jeweiligen „Rolle“ zu existieren und darüber hinaus keine echte Persönlichkeit zu besitzen.
Vor allem zu der inzwischen erwachsenen Amelia konnte ich keine rechte Verbindung aufbauen und ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Die Geschehnisse nach dem Brand werden etwas eindrucksvoller geschildert und können zumindest stellenweise etwas Mitgefühl wecken.
Wirkliche Spannung kommt jedoch nie auf. Bei aller Tragik ist die Handlung letztlich doch zu banal und die Auflösung nicht wirklich überraschend und teilweise unglaubwürdig.
Außerdem wird die Geschichte durch die zu kurzen Kapitel (über 60 auf 220 Seiten) zu sehr zerstückelt.

Eigentlich schade – man hätte, wie gesagt, mehr daraus machen können.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Zu ausschweifend und zu britisch

Ins Unbekannte
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Der Autor unternimmt hier eine Reise um die Welt– von Cornwall Richtung Osten bis er schließlich im Westen wieder ankommt - mit15 Stationen, unter anderem Baku, Delhli, Singapur, Tasmanien Manhattan oder ...

Der Autor unternimmt hier eine Reise um die Welt– von Cornwall Richtung Osten bis er schließlich im Westen wieder ankommt - mit15 Stationen, unter anderem Baku, Delhli, Singapur, Tasmanien Manhattan oder Frankfurt. Er erzählt jeweils, was er selbst in der entsprechenden Region erlebt hat und gibt Einblicke in deren Geschichte.
Dabei wird jedoch ein zu großer Schwerpunkt auf Tätigkeiten und Einflüsse der jeweiligen Kolonialmächte, und hier insbesondere der Briten, gelegt. Bezüglich mancher Orte, deren Geschichte vor Eintreffen der Europäer weniger gründlich erforscht ist oder einfach nicht viel hergibt, wäre dies bis zu einem gewissen Grad noch verständlich. Aber auch beispielsweise bei Indien, wo es bereits eine Hochkultur gab als die Bewohner Englands noch „auf Bäumen lebten“ sieht es nicht wesentlich besser aus.
Vermutlich ist mir dies auch deshalb so negativ aufgefallen, weil diejenigen Dinge, über die berichtet wird, dafür in zu großer Detailliertheit geschildert und etwa regelmäßig die Lebensgeschichten irgendwelcher Politiker oder Kolonialbeamter zum Besten gegeben werden.
Selbst viele an sich interessante Bemerkungen gehen in dieser Flut unter.
Teilweise wird das alles zwar noch durch persönlich gefärbte Geschichten aufgelockert. Dennoch empfand ich die Lektüre zunehmend als anstrengend. Weniger wäre mehr gewesen und für Leute, die den einen oder anderen Punkt genauer betrachten wollen, gäbe es ja die Literaturhinweise. (Hierbei wäre vielleicht eine kurze Liste mit Überblicks-Werken pro Kapitel schön gewesen.)

Positiv hervorheben möchte ich jedoch noch die Tätigkeit der Übersetzer, die eine Reihe hilfreicher Anmerkungen eingefügt haben, welche zusätzliche Informationen enthalten oder Nicht-Briten dabei helfen, die eine oder andere Aussage in den richtigen Kontext zu setzen.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Etwas eintöniger Krimi mit vorhersehbarer Auflösung

Glück in Salzburg
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Dies ist der erste Teil dieser Reihe, den ich gelesen habe, und ich kann gleich vorwegnehmen, dass er mich nicht wirklich begeistern konnte.
Hauptfigur ist Chefinspektor Martin Glück, der einen Freund ...

Dies ist der erste Teil dieser Reihe, den ich gelesen habe, und ich kann gleich vorwegnehmen, dass er mich nicht wirklich begeistern konnte.
Hauptfigur ist Chefinspektor Martin Glück, der einen Freund in Salzburg besucht und seinen Aufenthalt gleich mit Ermittlungen betreffend einen illegalen Anabolika-Handel verbindet. Prompt wird er in einen weiteren Fall hineingezogen, als ihn eine alte Bekannte kontaktiert, deren Lebensgefährte ausgerechnet während der Premiere des Jedermann ums Leben gekommen ist. Obwohl alles auf einen Herzinfarkt deutet, ist sie überzeugt davon, dass er ermordet wurde.

Eigentlich hätte dieser Roman durchaus Potential. So werden eine Reihe brisanter Themen angesprochen, wie Auswirkungen des internationalen Medikamentenhandels oder Einsatz nicht zugelassener Medikamente. Diese werden allerdings nur sehr oberflächlich abgehandelt.
Ähnliches gilt auch für die Charakterisierung der auftretenden Personen. Sie sind teilweise wandelnde Klischees, wären als solche nicht uninteressant, bleiben allerdings trotzdem (oder gerade deswegen) eher blass.
Man hätte aus all dem mehr machen können.
In die Geschichte werden auch immer wieder Informationen rund um Stadt und Land Salzburg eingestreut. Auch hier wäre mehr drinnen gewesen. Die Ausführungen wirken oftmals eher unmotiviert, als habe man sich verpflichtet gefühlt, in einen Regionalkrimi ein paar Abschnitte aus einem Reiseführer einzubauen.
Immerhin weist die Krimi-Handlung als solche ein paar interessante Wendungen auf. Viel Spannung will jedoch nicht aufkommen. Die Zusammenhänge und die Auflösung sind zu vorhersehbar.

Alles in allem kein Buch, das man gelesen haben „muss“.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Streckenweise eintönige Tour durch die Geschichte des Alphabets

Das ABC der Menschheit
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Die Erfindung des Alphabets, also eines Schriftsystems, bei dem (im Idealfall) jedes Zeichen einen bestimmten Laut der gesprochenen Sprache repräsentiert, war ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte ...

Die Erfindung des Alphabets, also eines Schriftsystems, bei dem (im Idealfall) jedes Zeichen einen bestimmten Laut der gesprochenen Sprache repräsentiert, war ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Matthias Heine vergleicht ihn mit Erfindungen wie dem Feuermachen, dem Rad oder dem Buchdruck und spürt hier seiner Entwicklung nach.
Ihren Ausgang nimmt diese Tour durch die Geschichte an einem denkbar unwahrscheinlichen Ort: In einem Steinbruch im Sinai, wo Arbeiter Zeichen, die sie von den ägyptischen Hieroglyphen abgeleitet hatten, dazu benutzten, ihre semitische Sprache auf ganz neue Art zu schreiben.
Die Grundidee des Alphabets sollte sich in den folgenden Jahrtausenden immer weiter verbreiten, sodass heute fast alle Sprachen der Welt (zu den prominentesten Ausnahmen gehören Chinesisch und Japanisch) mit Alphabetschriften geschrieben werden.
Die verschiedenen Etappen auf diesem Weg werden hier beschrieben. Der Autor erzählt von Phöniziern, Griechen, Etruskern und Römern genauso wie von den diversen Schriftsystemen in Indien oder im südostasiatischen Raum bis hin zur Verschriftlichung der Sprachen amerikanischer Ureinwohner.
So erfährt man beispielsweise, wie Karl der Große, Dschingis Khan, Adolf Hitler oder das Internet die Art beeinflusst haben, wie heute geschrieben wird.

Auch die Herkunft mancher Buchstaben wird ausgeleuchtet. (Wem wäre etwa schon mal aufgefallen, dass unser großes A, wenn man es auf den Kopf stellt, an den Kopf einer Kuh mit zwei Hörnern erinnert? Die Erklärung, warum dies so ist, findet sich in diesem Buch.)
Gerade zu derartigen Fragen hätte ich mir allerdings aufgrund der Inhaltsangabe ausführlichere Informationen erwartet. Es sind letztlich nur ein paar Buchstaben, die genauer betrachtet werden.
Ein zu großer Teil des Inhalts befasst sich dagegen mit der jeweils eher knappen Beschreibung einer Vielzahl von (aus europäischer Sicht oft ziemlich exotischen) Alphabeten.

Generell wird hier vieles sehr oberflächlich behandelt bzw gibt es von einigen Themen „sowohl zu viel als auch zu wenig“. Sie hätten entweder vertiefter dargestellt oder ganz ausgelassen werden sollen.
Zwar gibt es andererseits auch Abschnitte, die wirklich interessant und gut geschrieben sind. Alles in allem war die Lektüre für mich aber zu wenig gehaltvoll.
Außerdem lässt die Tatsache, dass als Quelle zahlreicher Illustrationen wikimedia angeführt ist, doch gewisse Zweifel an der Seriosität dieses Werkes aufkommen.

Veröffentlicht am 09.08.2020

Zwischen kühlem Norden und heißem Süden

Der Schwur des Raben
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Irland im Jahr 999: Riona und Fionn verbindet seit frühster Jugend eine ganz besondere Freundschaft und Liebe. Doch nun sehen sie sich einer ausweglosen Situation gegenüber. Sie wurden von Feinden ihrer ...

Irland im Jahr 999: Riona und Fionn verbindet seit frühster Jugend eine ganz besondere Freundschaft und Liebe. Doch nun sehen sie sich einer ausweglosen Situation gegenüber. Sie wurden von Feinden ihrer Sippe gefangen genommen und sind auf dem Sklavenmarkt in Dublin gelandet.
Dort trennen sich ihre Wege: Während Riona nach Island verschleppt wird, wo sie in einer unwirtlichen Gegend auf einem Bauernhof schuften muss, gelangt Fionn im Kalifat von Cordoba in den Haushalt eines angesehenen Arztes. Beide sind überzeugt, einander nie mehr wiederzusehen.
Auch ahnen sie nicht, wie bedeutsam die geheimnisvoll Königin Gormlaith noch für ihr Schicksal sein wird.
So führt dieser Roman sowohl in das kälteste als auch in das heißeste Land des europäischen Mittelalters. Aber die Temperatur ist nicht das einzige, was Island und Andalusien unterscheidet. Handelt es sich bei dem einen doch um ein karges Land im hohen Norden, dessen Bewohner ihre ganzen Kräfte darauf verwenden müssen, ihm das Notwendigste abzuringen, während Cordoba das Zentrum eines blühenden Reiches ist, wo Kultur und Wissenschaft in höchster Blüte stehen. Gemeinsam ist den beiden jedoch, dass das Wohlergehen der Bevölkerung durch ständiges Gerangel um die Vormachtstellung bedroht wird.
Dies haben sie auch mit Irland gemeinsam, auf dessen Geschichte ebenfalls wieder ein Blick geworfen wird.

Der Hintergrund, vor dem diese Handlung angesiedelt ist, ist also interessant und auch ihre Grundidee hätte mir ganz gut gefallen. Mit einigen unrealistischen Wendungen muss man bei so einem Werk natürlich rechnen. Das Ganze wird aber immerhin zu einem irgendwie stimmigen Abschluss gebracht – der auch Bezüge zu Kiera Brennans anderen Romanen offenbart.

Der Erzählstil ist jedoch zu unpersönlich und abstrakt. Dadurch sind mir die Protagonisten fremd geblieben. Ich konnte mich nicht gut in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern, weshalb auch keine richtige Spannung aufkommt. Auch konnte ich einige ihrer Gedanken und Handlungen nicht nachvollziehen.
Außerdem werden bei allen Situationen in erster Linie die negativen Aspekte hervorgehoben, insbesondere Island wird in zu düsteren Farben geschildert.

So lässt sich das Buch zwar ganz flott lesen, wirklich mitreißend ist es allerdings nicht. Man hätte aus dem Gegensatz zwischen Nord und Süd mehr machen können.

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