Wenig lebendig und zu banal
Das stumme TalDieser von einer wahren Begebenheit inspirierte Roman erzählt von einem spektakulären Verbrechen, das sich Ende des 19. Jahrhunderts in der abgelegenen Tiroler Gemeinde Stumm zugetragen hat.
Die Geschichte ...
Dieser von einer wahren Begebenheit inspirierte Roman erzählt von einem spektakulären Verbrechen, das sich Ende des 19. Jahrhunderts in der abgelegenen Tiroler Gemeinde Stumm zugetragen hat.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen, die abwechselnd besucht werden:
Die vierjährige Amelia entkommt als einzige einem Drama, das sich auf dem Baumgartnerhof zugetragen hat. Sie flieht ins Tal und ist so geschockt, dass sie nur einzelne Wortfetzen über Feuer und Blut von sich geben kann. Der Bauer Hans Erl und seine Frau nehmen sich des verstörten Mädchens an.
Einige Zeit später findet das Gerichtsverfahren gegen die mutmaßlichen Täter statt. Auch Amelia und Erl sind als Zeugen geladen und die Aussage eines so kleinen Kindes sorgt für einige Aufregung.
Viele Jahre danach kehrt Amelia wegen des Todes ihrer Ziehmutter nach Stumm zurück. Sie hat die Erinnerung an den Schrecken ihrer Kindheit großteils verloren, wird jedoch zusehends von seltsamen Träumen geplagt.
Diese Ausgangssituation hätte durchaus Potential. Dennoch konnte mich die Sache nicht packen. Die düstere Atmosphäre, in der die Menschen was ihre Gedanken und Gefühle betrifft tatsächlich „stumm“ sind, wird zwar ganz gut eingefangen.
Die Protagonisten sind aber zu wenig lebendig, scheinen nur in ihrer jeweiligen „Rolle“ zu existieren und darüber hinaus keine echte Persönlichkeit zu besitzen.
Vor allem zu der inzwischen erwachsenen Amelia konnte ich keine rechte Verbindung aufbauen und ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Die Geschehnisse nach dem Brand werden etwas eindrucksvoller geschildert und können zumindest stellenweise etwas Mitgefühl wecken.
Wirkliche Spannung kommt jedoch nie auf. Bei aller Tragik ist die Handlung letztlich doch zu banal und die Auflösung nicht wirklich überraschend und teilweise unglaubwürdig.
Außerdem wird die Geschichte durch die zu kurzen Kapitel (über 60 auf 220 Seiten) zu sehr zerstückelt.
Eigentlich schade – man hätte, wie gesagt, mehr daraus machen können.