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Veröffentlicht am 10.01.2021

Ein Kriminalroman, der Spaß macht, deren Figuren einem ans Herz wachsen

BrandHeiß
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Mord, Medien, Merckel – so das Motto der in Düsseldorf spielenden Kriminalromane von Annegret Koerdt. Nach FeuerRot folgte nun BrandHeiß und die reizende Privatdetektivin mit dem unverwechselbaren Namen ...

Mord, Medien, Merckel – so das Motto der in Düsseldorf spielenden Kriminalromane von Annegret Koerdt. Nach FeuerRot folgte nun BrandHeiß und die reizende Privatdetektivin mit dem unverwechselbaren Namen Angela Merckel – mit „ck“ wohlgemerkt – hat wieder Grund genug, sich in die knallharten Ermittlungen der Polizei einzumischen.

Nach einem Fernsehinterview mit dem bundesweit bekannten Werbemenschen Hartwig von der Agentur P&S wird die TV-Moderatorin Babette Freudentaler in einem sehr renommierten Düsseldorfer Luxushotel Breidenburger Tor tot aufgefunden. Die Kriminalpolizei beginnt zu ermitteln. Etwa zur gleichen Zeit bekommt die Privatdetektei von Angela Merckel und ihrem Lebensgefährten Jan einen Auftrag von dem Geschäftspartner Hartwigs. Es wird in der Agentur spioniert. Wichtige Informationen über laufende Vergabewettbewerbe gelangen an die Konkurrenz. Ela und Jan sollen den Spion in der Agentur aufdecken. Dafür heuert sie undercover als Praktikantin in der Agentur an. Hier läuft sie allerdings, einen Freund der Familie, über den Weg. Tom ist bei der Kripo und ermittelt in Sachen Freudentaler. Beide kennen sich über Jan, der vor seiner Zeit als Privatermittler auch bei der Kriminalpolizei gearbeitet hat. Für Ela ist ein Mordfall wesentlich interessanter als ein Fall von Firmenspionage. Deshalb muss sich der Leser nicht wundern, dass sich die Privatdetektivin in die Mordermittlungen einmischt.

Annegret Koerdt hat einen leichten, lockeren, schnell zu konsumierenden Krimi zu einem tiefernsten Thema geschrieben, der es bei aller Lockerheit nicht an Spannung und Action vermissen lässt. Das meist aus der Werbebranche stammende Vokabular wird nicht überstrapaziert und selbst der Unbedarfte kommt mit, worüber die „Werbefuzzis“ reden. Real existierende Personen oder Institutionen haben einen fiktiven Namen erhalten, damit keine Rückschlüsse gezogen werden können. Von Beginn an wird der Leser in das Geschehen hineingezogen. Dennoch wird es im Verlaufe der Handlung zunehmend rasanter und die Wendungen kommen jedes Mal wie ein unerlaubter Tiefschlag beim Boxen. Da man als Leser gerne mitermittelt oder eher spekuliert, wird er mit der einen oder anderen Sackgasse rechnen müssen, bevor er zum Schluss mit der Auflösung konfrontiert wird.

Ein Kriminalroman, der Spaß macht, deren Figuren einem ans Herz wachsen – die Guten natürlich nur – und der einigen Lokalkolorit rüberbringt, obwohl er als Kriminalroman natürlich auch in der anderen Großstadt spielen könnte. Dafür gebe ich gerne ein "sehr gut"

Veröffentlicht am 06.01.2021

Privatermittler in NY: knallharter Detektivroman

Knock-out in New York
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Dieser Roman von Rob Hart ist der erste Band der Ash-McKenna-Reihe. Der Kommunikationsmanager Rob Hart der New Yorker Politiker stellt uns seine ganz persönliche Sicht der großen Stadt mit den Augen des ...

Dieser Roman von Rob Hart ist der erste Band der Ash-McKenna-Reihe. Der Kommunikationsmanager Rob Hart der New Yorker Politiker stellt uns seine ganz persönliche Sicht der großen Stadt mit den Augen des Privatdetektivs Ashley McKenna vor.

"New York ist eine der hellsten Städte der Welt, aber wenn man genauer hinsieht, entdeckt man die dunkle Schattenseite, die unter der Oberfläche lauert." - »Knock-Out in New York«

Ash, wie der Mann mit dem weiblichen Vornamen gerufen wird, ermittelt privat und ohne Lizenz. Für eine Lizenz wären zu viele Formulare nötig, außerdem müsste er sich dann an Regeln halten. Das liegt ihm nicht so. Er hat eine Nacht durchzecht und wacht mit einem extrem schweren Schädel auf. Oh Mann, das war ein Totalabsturz. Er kann sich an nichts erinnern, was gestern am Abend geschehen war. Dann hört er seine Mobilbox ab. Darauf ist ein Hilferuf seiner Freundin. Mitten in der Nacht. Sie klingt panisch, als er bereits den Schlaf der Ahnungslosen absolvierte. Aus den Nachrichten erfährt er, dass diese, seine, Freundin getötet worden ist. Sie hatte ihn um Hilfe gebeten und er war nicht da. Genauso wenig wie er sich erinnern konnte, was geschehen war. In seiner Hand steht mit Stift geschrieben : „Du hast es versprochen.“ Nun fragt er sich: Wer hat was versprochen?

»Knock-Out in New York« ist ein knallharter Detektivroman mit all den typischen Elementen, die ein Roman dieses Genres aufweist: Ich-Erzähler, Alkohol, Drogen, Scheu vor der Polizei, Partyszene und viele dunkle Gestalten. Der Protagonist in diesem Roman zeichnet sich dadurch aus, dass er keine Schusswaffen mag. Er hat es lieber mit den Fäusten und mit seinem Regenschirm.

Rob Hart stellt uns mit dem Roman die bunte Welt von New York vor, die den Touristen meist verborgen bleibt. Der Protagonist hat viele Freunde: Frauen, Männer, Transgender, Schwule, Lesben, Drogendealer, Obdachlose. Unter seiner harten und rauen Schale verbirgt sich ein sanfter Kern. Obwohl man ihn als Leser durchaus als A…loch kennenlernt, merkt man, dass er eigentlich nicht so sein will. Man fiebert daraufhin, zu erfahren, wie und ob er den Mörder seiner Freundin bekommt. Man möchte wissen, wie es ihm dabei geht.

Es gibt sehr viele Schicksale, denen man wünscht, dass sie aus dem Sumpf herauskommen. Rob Hart zeigt sie in ihrem Mikrokosmos von New York, wie man ihn in Teilen auch aus der Polizei Serie „Blue Blood“ kennt.

Ein sehr guter Roman, um eine besondere Seite der riesigen Metropole New Yorks an der Ostküste der USA zu entdecken. Die unkonventionellen Ermittlungen eines verletzten Menschen sind einfach lesenswert.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Ein Fall für Giovanna Greifenstein

Die List der Schildkröte
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Der Debütroman von Elisabetta Fortunato stellt uns eine flippige Protagonistin namens Giovanna Greifenstein vor. Weil wohl die Autorin italienische Wurzeln hat, ist Giovanna ebenfalls eine halbe Italienierin, ...

Der Debütroman von Elisabetta Fortunato stellt uns eine flippige Protagonistin namens Giovanna Greifenstein vor. Weil wohl die Autorin italienische Wurzeln hat, ist Giovanna ebenfalls eine halbe Italienierin, lebt aber die meiste Zeit in Deutschland, macht jedoch hin und wieder Ausflüge nach Italien.

Giovanna arbeitet in einem kleinen Verlag, aushilfsweise, freiberuflich, hilfsweise bei ihren Freunden. Da ihr Ehemann dienstlich unterwegs ist, beginnt sie ein amouröses Abenteuer mit einem charmanten dunkelhäutigen Mann, der mit viel Schmuck behangen ist – er wirkt schon fast wie ein Zuhälter -, und sich Sunny nennt. Ihr Nachbar, ein älterer Professort für Kunst ist getötet worden. Der Mann hatte ihr halt gegeben und war ein guter Freund. Er wurde beschuldigt, einen Kunstgegenstand aus dem Museum gestohlen zu haben. Giovanna mag das alles nicht glauben und begibt sich auf die Spurensuche.

Der Schreibstil von Elisabeta Fortunato ist modern und elegant. Kein einziger Satz erscheint unüberlegt niedergeschrieben. Jedes Wort hat seine Berechtigung. Das macht ein entspanntes Lesen möglich und klingt der Situation entsprechend sehr plausibel.

Der Kriminalfall ist spannend. Für die Rätselfreunde gibt es jede Menge falsche Fährten, mit denen sie in die Irre geführt werden.

Allerdings benötigt der Kriminalfall einige Zeit, bis er in Fahrt kommt. Aber keine Bange, es wird nie langweilig. Denn da kommt die flippige Protagonistin ins Spiel. Mit ihren Freunden passiert so viel, wobei man beinahe den Krimi vergisst. Doch dann schlägt dieser umso heftiger zurück.

Gerne empfehle ich diesen Roman, denn er macht Lust auf mehr davon. Möge Giovanna noch viele weitere Fälle lösen und dabei stets an den Ring mit der Schildkröte denken.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 13.12.2020

unterhaltsam, spannend, etwas langatmig

Der vergessene Strand
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Amelie glaubt, in ihrem Leben angekommen zu sein. Sie ist seit einigen Jahren mit ihrem ehemaligen Dozenten Michael liiert, in den nächsten Monaten soll Hochzeit sein. Das Studium hat sie erfolgreich abgeschlossen. ...

Amelie glaubt, in ihrem Leben angekommen zu sein. Sie ist seit einigen Jahren mit ihrem ehemaligen Dozenten Michael liiert, in den nächsten Monaten soll Hochzeit sein. Das Studium hat sie erfolgreich abgeschlossen. Ein Verlag hat sich für ihre Recherchen über Beatrix Lambton interessiert und möchte ein Buch herausbringen. Ihre Freundin Diana lebt gerade in Neuseeland, aber dank Internet nimmt sie rege an deren Leben teil. Was braucht es noch? Doch dann muss Amelie schmerzlich erfahren, dass Michael mit einer anderen Frau ein Kind bekommt. Sie war davon ausgegangen, dass Michael den Seitensprung vor einigen Monaten tatsächlich nur einmal begangen hat und die Affäre längst beendet ist. Sie hat ihm und ihrer beider Liebe eine zweite Chance gegeben. Die Nachricht von dem werdenden Kind, obwohl doch sie zusammen mit Michael eine Familie gründen wollte, bricht wie ein Novembersturm über sie herein. Sie flüchtet nach Pembroke in Wales, dem Ort, in welchem die Lambton-Schwestern vor über hundert Jahren lebten, über deren Leben sie schreibt. Doch Amelie wird in diesem Ort von den Einwohnern angefeindet, ohne dafür ein Motiv erkennen zu können. Dann deutet sich an, dass sie hier bereits gelebt hatte und für die Einwohner keine Unbekannte ist. Erinnern kann sie sich daran nicht. Eine Reise in die Vergangenheit beginnt …

Julie Peters hat eine unterhaltsame und spannende Geschichte um die Suche nach dem Ich, die Suche nach den Wurzeln geschrieben. Die Protagonistin Amelie ist ohne Vater aufgewachsen, ihre Mutter hatte und wollte ihr nichts über ihren Vater erzählen. Die Wut um das Fremdgehen ihres Freundes und die Recherchen für ihr Buch treiben die Protagonistin auf den Weg in ihre eigene Vergangenheit. In einer Parallelhandlung wird dabei vom Leben der Lambton-Schwestern vor hundert Jahren erzählt. In nahezu jedem Kapitel aus der Gegenwart gibt es einen großen Absatz aus damaligen Zeit. Kenntlich wird dies durch eine andere Schriftart gemacht. Damit werden scheinbar zwei Geschichten in einem Roman angeboten. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Protagonisten von vor hundert Jahren kaum einen Unterschied zu denen aus der Gegenwart aufweisen. Hier wie dort geht es um das Fremdgehen, um die Liebschaften der Männer, denen dies verzeiht wird, hingegen die Frauen gnadenlos dafür bestraft werden. Geht es in der Gegenwart um Schwangerschaft, so geht es auch in der Vergangenheit um Schwangerschaft. Können sich die Frauen in der Gegenwart nicht zu einer Entscheidung durchringen, so können sie es auch im Gestern nicht. Damit stellt sich die Frage, warum überhaupt dieser Griff zu der Parallelhandlung gemacht, zumal sie nach zwei Dritteln des Buches von der Autorin offenbar vergessen wurde? Still und heimlich gibt es plötzlich keine Ausflüge in die Vergangenheit mehr. Schade, war es doch eine angenehme und nette Verbindung in die Vergangenheit, die mit noch so mancher Überraschung aufwarten konnte.

Peters hat mit diesem Roman das Thema der heutigen Girli-Generation aufgegriffen, die nicht in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Ständige Zweifel nagen an der Protagonistin, sie ist hin- und hergerissen zwischen ihren Wünschen und dem, was sie für sinnvoll hält, kann jedoch keinen Schlussstrich ziehen oder mit der Faust auf den Tisch hauen, wie man es sich wünschen würde. Doch darin liegt bis zu einem gewissen Grade auch die Spannung dieses Romans. Denn der Leser wartet auf die längst fällige Entscheidung. Da die parallele Handlung eh im Sande verläuft, hätte man mit dem Kürzen des Romans weit mehr gewonnen.

Mein Fazit: unterhaltsam, spannend, etwas langatmig. Aber ohne Frage macht es Spaß, ihn zu lesen.



© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 03.12.2020

Dorothy L. Sayers – eine Grande Dame der britischen Kriminalliteratur

Diskrete Zeugen
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Dorothy L. Sayers entführt den Leser in eine alte Zeit mit einem spannenden Kriminalfall. Die Grande Dame der britischen Literatur entführt uns in die Zeit und das Milieu von Downton Abbey. Ihr Ermittler ...

Dorothy L. Sayers entführt den Leser in eine alte Zeit mit einem spannenden Kriminalfall. Die Grande Dame der britischen Literatur entführt uns in die Zeit und das Milieu von Downton Abbey. Ihr Ermittler ist Lord Peter Wimsey, der von der smarten von dem smarten Polizisten und Freund Charles Parker unterstützt wird. Sie ähneln ein wenig Sherlock Holmes und Doktor Watson. Kein Wunder, schließlich sind sie Fans von denen und spielen oft genug auf die beiden „Kollegen“ in den Bemerkungen an.

Der Krimi beginnt mit einer Gerichtsakte, aus der hervorgeht, dass auf dem Anwesen des Herzogs von Denver ein Toter gefunden wurde. Dabei handelt es sich um den Verlobten der jüngsten Schwester des Herzogs, Lady Mary. Die ersten Hinweise und Aussagen von Zeugen weisen darauf hin, dass der Herzog selbst mitten in der Nacht gegen 3 Uhr den zukünftigen Schwager umgebracht hat. Doch der bestreitet es. Sein Bruder, Lord Peter Wimsey, eilt herbei, um nachzuweisen, dass der Herzog unschuldig ist. Er möchte seinen Bruder aus der Untersuchungshaft herausholen.

Der Stil dieses Romans entspricht in dem eines guten, alten, britischen Kriminalromans. Er bedient sich schon rein optisch verschiedener Techniken, um die Geschichte zu erzählen. Dazu gehören bereits oben genannte Gerichtsprotokolle, zitierte Briefe, zitierte Zeitungsartikel und dergleichen. Das macht den Text ausgesprochen abwechslungsreich.

Obwohl viele Örtlichkeiten in erzählender Form dem Leser vorgestellt werden, findet die Haupthandlung der Ermittlung in Dialogen statt. Der Anteil an wörtlicher Rede ist entsprechend sehr hoch.

Der Krimi ist besonders für Leser vom britischen cozy crime a la Agatha Christie und Arthur Conan Doyle geeignet. Geheimnisvoll, unterhaltsam, britisch!

Bei Wunderlich im Rowohlt Verlag ist diese Reihe von Dorothy L. Sayers in einer neuen Übersetzung von Otto Bayer neu aufgelegt worden. »Diskrete Zeugen« ist der zweite Krimi aus dieser Reihe, dem noch weitere folgen sollen. Schön, das ist diese Romane gibt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020