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Veröffentlicht am 17.02.2021

Ein Haus, in dem Geschichten lebendig werden

Lias und der Herr der Wellen
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Inhalt:

Als Lias mit seinen Eltern das erste Mal das ihnen überlassene Haus seiner Tante Hermine betritt, ist er leidlich begeistert. Für dieses Quartier hat er seine alte Schule und die wenigen Freunde, ...

Inhalt:

Als Lias mit seinen Eltern das erste Mal das ihnen überlassene Haus seiner Tante Hermine betritt, ist er leidlich begeistert. Für dieses Quartier hat er seine alte Schule und die wenigen Freunde, die er hatte, verlassen? War es das wert?

Beim Erkunden der Räumlichkeiten stellt sich heraus, dass einige der Räume verschlossen sind. Über ihnen hängen hölzerne Schilder und auf einem steht sogar etwas geschrieben: Der Herr der Wellen. Voller Neugierde durchwandert Lias kurz darauf ohne seine Eltern die Flure. Er findet eine Bibliothek und ein Buch, dass seine Großtante Hermine, der das Haus zuvor gehört hat und die schon seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist, einst geschrieben hat, und es trägt genau den gleichen Titel wie das Schild über der Tür: Der Herr der Wellen.

Immer wieder bemerkt Lias, dass Fenster und Türen plötzlich wie von Geisterhand zuschlagen. Dielen quietschen und bald schon wird ihm bewusst, dass das Haus ihm etwas mitteilen möchte. Kann es wirklich sein, dass das Gebäude lebt? Es scheint sogar so, als hätte es ihm geholfen, einen Schlüssel zu finden, der in der Lage ist, die Tür mit dem hölzernen Schild zu öffnen.

Das, was Lias kurz darauf erlebt, scheint wie ein großes Abenteuer. Denn kaum hat er die Schwelle zum Raum überschritten, schließt sich die Tür auch schon wieder hinter ihm. Der Boden des Raumes bewegt sich und erst, als Lias flehend darum bittet, dass das Haus ihn freigibt, lässt sich die Klinke drücken. Doch hinter der Tür befindet sich nicht mehr der Flur. Stattdessen landet Lias mitten auf dem Deck eines großen Schiffes …


Meinung:

Akram El-Bahay erzählt in seinem neuen Roman die Geschichte eines dreizehnjährigen Jungen, der nach einem Umzug mit seinen Eltern in das Haus seiner Großtante Hermine plötzlich ein wahres Abenteuer erlebt. Nicht nur, dass das Haus zu leben scheint, es steckt auch voller Geschichten.

Nach dem Durchschreiten der Tür findet sich Lias auf Deck eines Schiffes wieder. Er begreift, dass er mitten in einer der Geschichten seiner Großtante gelandet ist. Das ist alles ganz schön aufregend. Bald schon erfährt er, dass Hermine nicht einfach nur die Gegend verlassen hat. Nein, sie ist in Wahrheit in einer ihrer Geschichten gefangen und nur Lias scheint in der Lage zu sein, sie zu retten. Während Lias also alles tut, um die Großtante zu finden, spitzt sich die Lage dramatisch zu, denn seine Eltern überlegen derweil das alte Haus zu verkaufen. Es zu renovieren scheint viel zu teuer. Ständig knarzt und quietscht etwas. Sogar die Rohre fallen auseinander. Und das gerade jetzt, wo Lias, das Haus lieben gelernt hat und mitten im größten Abenteuer seines Lebens steckt.

Akram El-Bahay beweist in seinen Büchern immer wieder ein großes Erzähltalent. Seine Geschichten wimmeln voller fantastischer Ideen, interessanten Wesen und großen Abenteuern.

In „Lias und der Herr der Wellen“ erschafft der Autor z.B. Perlentaucher, Sturmfresser, Meermönche und das geschwätzige Meer. Hier gibt es Klabauter, die eine große Kunstfertigkeit besitzen, aber auch sehr reizbar sind, wenn ihnen das Pfeifenkraut ausgeht und Wortsammler, die sich immer auf der Suche nach den schönsten Wörtern befinden, um sie einzufangen und damit zu handeln. An einer Stelle kostet Lias ein Glas Wasser. Er erhofft sich nicht viel und ist dennoch begeistert. Denn Wasser ist in der Welt des Herrn der Wellen ein Getränk, das genauso schmeckt, wie man es am liebsten mag. Z.B. nach Erdbeere und Orange.

Zentrales Thema in „Lias und der Herr der Wellen“ ist die Liebe und die Leidenschaft für Geschichten und Abenteuer. Worte können so viel stärker und mächtiger sein, als ein Schwert oder ein Degen. Sie können verzaubern.

Neben dieser wundervollen Botschaft zeigt der Autor aber auch anhand des alten Hauses, dass sich hinter einem ersten Eindruck oft mehr verbirgt als er offenbart. Zwischen dem Haus und Lias entsteht ziemlich schnell eine ungewöhnliche und schöne Freundschaft. Beide lernen sich mit Hilfe der gegebenen Mittel (Lias redet, das Haus antwortet, indem es Türen, Fenster und Gegenstände bewegt) zu verständigen. Gemeinsam kämpfen sie dafür, die Großtante zu retten. Doch wird das möglich sein? Auf seiner Reise lernt der Junge viele neue Freunde kennen. Er reist mit einer Karawane, begegnet einer skeptischen Wortfischerin.

Schon beim Lesen vorheriger Bücher des Autors ist mir aufgefallen, dass Akram El-Bahay nicht nur mit unglaublich vielen Ideen daherkommt, sondern es auch meisterlich versteht, den Leser auf eine falsche Fährte zu führen. Und glaubt mir, dass gelingt ihm auch hier.


Fazit:

Akram El-Bahay hat mit „Lias und der Herr der Wellen“ erneut bewiesen, dass ihm seine fantastischen Ideen nie ausgehen. Hier dient ein magisches Haus als Sprungbrett zum Eintauchen in fantastische Welten.

Das Parallelreich fantastischer Gestalten kommt bedeutungsschwanger daher und ist äußerst kunstfertig ausgestaltet. Der Autor kreiert eine mitreißende Handlung, die viele überraschende Wendungen bereithält. Akram El-Bahay versteht es einfach, sein Lesepublikum in den Bann zu ziehen.

„Lias und der Herr der Wellen ist ein Buch“ für junge und ältere Abenteurer die auf der Suche nach einer unglaublich fantasievollen Geschichte sind. Akram El-Bahay vermittelt in seinem Buch die Liebe zum Geschichtenerzählen; den Zauber und die Macht der Worte.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Eine digitale Dystopie

Der Zwillingscode
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Inhalt:


Vincent lebt in einer Gesellschaft, die einem Soziallabor gleicht. Durch Einführung eines Social-Credit-Systems gelang es, alle Bürger wechselseitig transparent zu machen. Es stellt ein Mittel ...

Inhalt:


Vincent lebt in einer Gesellschaft, die einem Soziallabor gleicht. Durch Einführung eines Social-Credit-Systems gelang es, alle Bürger wechselseitig transparent zu machen. Es stellt ein Mittel der totalen Kontrolle der Bevölkerung durch die Vergabe von „Punkten“ für wünschenswertes Verhalten, bzw. deren Entzug für negatives Verhalten, dar.

Aufgrund seines niedrigen Sozialpunktestandes muss sich Vincent etwas einfallen lassen. Für das Recht zum Schulbesuch reichen die Punkte nicht aus, überdies ist der Junge notorisch klamm. In seiner Wohnung bietet Vincent daher einen illegalen Reparaturdienst für mechanische Haustiere an.

Als eines Tages eine alte Frau vor seiner Tür steht und ihm ihre Katze entgegenhält, denkt sich Vincent also nicht viel dabei. Doch bald stellt sich heraus, dass das Tier nicht wie erwartet vom Monopolisten Copypet, sondern in einem kleinen Laden in der Sophienstraße verkauft wurde. Alles wird noch verworrener, als die Auftraggeberin ihm einen ungewöhnlich hohen Lohn verspricht, was aber auch ihrem Anliegen geschuldet ist. Vincent soll der Katze die Krallen ziehen, die sie eigentlich gar nicht haben dürfte. Eigentlich sollten die mechanischen Haustiere friedliche Begleiter der Menschen sein.

Kaum ist die alte Dame aus dem Haus, macht sich Vincent an die Recherche. Als erstes besucht er den kleinen Laden in der Sophienstraße. Nach und nach kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das eng mit seiner eigenen Vergangenheit und dem Verschwinden seiner Mutter verbunden ist.



Meinung:


Margit Ruile zeigt in ihrem Buch „Der Zwillingscode“ auf, wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern kann. Das Social Credit System ist eine Art übergreifendes, perverses Schufa-Programm für alle Bürger, das zu einem digitalen Kastensystem geführt hat.

Der Protagonist Vincent hat es mit Doppel D in der Gesellschaft nicht leicht. Bei einem Verkehrsunfall beispielsweise ist die Chance, dass er in einen Unfall verwickelt wird, gar nicht so gering. Ein selbständig fahrendes Auto würde im Extremfall eher einem Menschen mit Status A ausweichen und als Kollisionsziel z.B. eine Person mit Status D wählen.

Auch werden Menschen mit einem schlechteren Sozialkonto ghettoisiert. So beschäftigt Vincent neben der Sorge um einen vernünftigen Schulabschluss auch die Sorge, ob er seine Wohnung behalten kann.

Mit dem Auftritt einer ungewöhnlichen Auftraggeberin verändert sich Vincents Leben von einem Tag auf den anderen. Er kommt einem Geheimnis auf die Spur, dass ihn dazu bringt, die Welt, wie er sie bisher kannte, zu hinterfragen. Immer wieder stößt er auf Situationen, die ihn verwirren. So zeigt ihm die alte Dame z.B. den Nachbau eines Sonnensystems und fordert ihn auf, sich die Konstellation zu merken. Der Verkäufer in der Sophienstraße kommt Vincent irgendwie sehr bekannt vor und immer wieder stößt Vincent auf Hinweise, die mit seiner verstorbenen Mutter in Verbindung stehen.

Im weiteren Verlauf der Geschichte findet Vincent Zugang zu einer gefährlichen Parallelwelt. Hier entwickelt sich eine thrillerhafte Spannung, die das ganze Buch über andauert. All dies ist aber lediglich der Zündstoff der eigentlichen Erzählung über eine dystopische Gesellschaft und ihre Strukturen.



Fazit:


Fallen die Begriffe künstliche Intelligenz und datenbasierte Systeme, dann kommt sehr schnell "Dystopie“ als dritter dazu. Und hier ist „Der Zwillingscode“ auch angesiedelt.
Margit Ruile zeigt vielen Genre-Vertretern, wie man eine Dystopie packend und mitreißend erzählen kann.

Gemeinsam mit Vincent erkundet der Leser eine Welt, in der künstlichen Intelligenz den Ton angibt.

Nach der Einführung eines Social Credit Systems hängt der Zugang zu Schulen, Jobs und vielen weiteren Lebenschancen von der Big-Data-Bewertung ab. Das Buch ist damit die ultimative digitale Dystopie.

Das Werk berichtet mit großer Konsequenz und einer bemerkenswerten Wucht, über die uns die Konsequenzen dieser bedauerlicherweise nicht mehr allzu fiktiven Welt präsentiert werden. Schließlich will auch Chinas Regierung die eigenen Bürger künftig mit einem Social-Credit-System bewerten.

Eine Leseempfehlung aber auch für jeden, der sich dem Sog geschickt aufgebauter Spannung hingeben will.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Ein verrücktes Abenteuer

Das Eismonster
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Inhalt:

Haus Wurmig, das Heim für unerwünschte Kinder, trägt diesen Namen mit Recht. Hier leben sechsundzwanzig Kinder, zusammengepfercht in einem Raum. Sie bekommen kaum zu Essen, werden geschlagen und ...

Inhalt:

Haus Wurmig, das Heim für unerwünschte Kinder, trägt diesen Namen mit Recht. Hier leben sechsundzwanzig Kinder, zusammengepfercht in einem Raum. Sie bekommen kaum zu Essen, werden geschlagen und müssen Tag und Nacht arbeiten, wobei sie Taschenuhren zusammensetzen.

Die Heimleiterin, Mrs. Graus, ist besonders gemein. Sie lässt die Kinder Küchenschaben essen und steckt ihnen, wenn sie zur Schlafenszeit noch sprechen, dreckige Socken in den Mund.

Vor genau diesem Heim wird eines Nachts ein Baby ausgesetzt. Elsie, so ihr Name, wächst in der Traurig- und Bitterkeit dieses Hauses auf. Jenseits der Wirklichkeit, diesseits des Eskapismus, schöpft sie Geschichten über eine erfundene Mutter und schafft für die anderen Kinder eine Heldin, die es vielleicht nie gegeben hat.

Irgendwann merkt Elsie, dass das Leben im Waisenhaus so nicht weitergehen kann. Die Schickanen von Mrs. Graus werden so gemein, dass Elsie um ihr Leben fürchtet. Sie beschließt zu fliehen. Es folgt ein Leben als Straßenkind.

Eines Tages lauscht das Mädchen dem Vortrag der Zeitungsjungen. Im Eis wurde ein Monster gefunden! Und dieses Monster soll mitsamt des Eisklotzes, in dem es eingefroren wurde, ins Naturhistorische Museum gebracht werden. Elsie erkennt schnell in dem Monster eine Waise wie sie selbst eine ist. Sie muss das Monster sehen. Koste es, was es wolle.

Schon bei der ersten Begegnung weiß Elsie, dass dieses Ungeheuer nicht das ist, was andere in ihm sehen. Elsie verleiht dem Wesen einen Namen: Wolli. Sie weiß sofort, dass beide bald Freunde sein werden. Und Freunde müssen sich gegenseitig retten, ist es nicht so?


Meinung:

Bereits beim Aufklappen des Buchdeckels von „Das Eismonster“ offenbaren sich dem Leser niedliche, humorvolle schwarz-weiß Zeichnungen. Hier werden die Helden, Randfiguren und Antagonisten des Buches jeweils anhand einer Illustration und einer lustigen Kurzbeschreibung vorgestellt.

Die Zeichnungen selbst sind kleine künstlerischen Meisterwerke, auch beeindrucken sie durch ihre Kreativität und Originalität. Aber auch beim Lesen des Textes legt der Autor Wert auf optische Reize. So wird z.B. der Ausruf des Mammuts „TRÖÖ“ stets groß geschrieben und das Wort Nordpol „bibbert vor Kälte“, während das Wort Königin schön verziert aufs Papier gebracht wurde.

In der Geschichte geht es um das toughe und mutige Mädchen Elsie, die bereits früh lernen musste, mit schwierigen Situationen umzugehen. Elsie setzt es sich in den Kopf, das Mammut aus dem Museum zu befreien. Während dieser Rettungsaktion lernt sie einige interessante Figuren kennen. So trifft sie zum Beispiel auf die bauernschlaue Putzfrau Uschi, die in Notsituationen gerne zum Wischmop greift, die pensionierten Soldaten aus dem Royal Hospital, den Sandwichmann, der davon überzeugt ist, das das Ende immer naht und sogar auf die Königin Victoria, die auf den ersten Blick sehr respekteinflößend wirkt.

Das Abenteuer, das Elsie und Wolli erwartet, wird von David Walliams schwungvoll erzählt. Kaum eine Seite in diesem Buch vergeht, auf der die Freunde nicht von einem desaströsen Ereignis ins nächste stürzen. Aller inherenten Komik und tollen Dialogen zum Trotz, wirkt die Geschichte manchmal auch völlig überdreht.

So werden die Kinder im Waisenheim schon mal zum Trocknen an den Ohren an der Wäscheleine aufgehängt oder Elsie klettert auf den Zylinder eines Mannes und springt von da aus auf einen Baum.

Aber gerade dieser überdrehte, verrückte und sehr rasante Erzählstil macht diese Geschichte zu einem unvergesslichen Abenteuer, durch das man quasi nur so hindurchfliegt. Zurück bleibt das Gefühl eine Geschichte erlebt zu haben, die man so schnell nicht vergessen wird. Soviel sei an dieser Stelle versprochen.

Der Autor schließt sein Buch mit einigen wissenswerten Fakten zum Viktorianischen Zeitalter. Hier lernt man, was es mit dem Royal Hospital Chelsea auf sich hat, was genau die HMS Argonaut ist und dass die Königin tatsächlich, wie im Buch auch, einen indischen Helfer an ihrer Seite hatte, der sich um ihr Wohl kümmerte.


Fazit:

So abgedreht „Das Eismonster“ auf den ersten Blick auch wirkt, so bodenständig ist es tief im Inneren eigentlich. Hier werden Freundschaft und Zusammenhalt gefeiert.
Das in einer ausgefallenen Geschichte, die voll sprachlicher, inhaltlicher und visueller Überraschungen steckt.

Der Autor und der Zeichner, Tony Ross, verleihen der Geschichte Leichtigkeit, vor allem aber ordentlich Humor.

Eine literarische Nonsens-Achterbahnfahrt, die einfach nur Spaß macht.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Ein besonderes Buch

Immer ist ein verdammt langes Wort
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Inhalt:

Als Rena nach einem längeren Klinikaufenthalt endlich wieder nach Hause entlassen wird, wird sie sogleich mit neuen Probleme konfrontiert. Renas Mutter, deren psychische Instabilität einen weiteren ...

Inhalt:

Als Rena nach einem längeren Klinikaufenthalt endlich wieder nach Hause entlassen wird, wird sie sogleich mit neuen Probleme konfrontiert. Renas Mutter, deren psychische Instabilität einen weiteren dramaturgischen Höhepunk erreicht, hat nicht nur ihren Job, sondern auch die gemeinsame Wohnung verloren.

Während Rena also versucht, die vorgefundene Lage zu konsolidieren und die gemeinsame Zukunft zu sichern, muss sie sich auch noch mit den Schmerzen, die mit dem Einsetzen einer künstlichen Hüfte als Folge eines Motorradunfalls verbunden sind, auseinandersetzen.

Hinzu kommt, dass Rena sich an ihren Unfall kaum noch erinnern kann. Immer wieder erinnert sie sich an einzelne Szenen, die jedoch keinerlei Sinn zu ergeben scheinen und einander widersprechen.

In anderen Worten: Ihr Leben entgleist. Dann folgt ein Plot-Twist, als sich der Junge aus dem nächsthöheren Stockwerk vorstellt. Kick gelingt es mit Humor und seiner beständigen, anpackenden Art Renas Herz für sich zu gewinnen.



Meinung:

In „Immer ist ein verdammt langes Wort“, lernt der Leser auf den ersten Seiten die Protagonistin Rena kennen, die nach einem langen Klinikaufenthalt mit diversen Problemen konfrontiert wird. Eigentlich kann sie sich den Herausforderungen der Alltagsbewältigung nicht stellen, geschweige denn, für ihre Mutter sorgen. Denn neben chronischen Schmerzen hat Rena auch mit Erinnerungslücken und Flashbacks zu kämpfen.

Nach dem Umzug in eine neue Wohnung reicht das Geld nicht mal mehr fürs Essen und dann gibt es da noch diese Gruppe voller Tunichtgute, die Rena das Leben schwer machen.

Einzig der Junge, der über ihr wohnt, ist ein Lichtblick. Kicks Augen scheinen ständig vor Freude zu leuchten. Auf jedes Problem hat er eine Lösung. Mit ihm wird der schwierige Alltag plötzlich viel leichter.

Sabine Schoder erschafft mit Kick und Rena zwei Figuren, die perfekt zusammenpassen. Nicht nur, dass es Rena und Kick gemeinsam gelingt, mit Schwierigkeiten fertigzuwerden. Auch macht es Spaß, die Gespräche der beiden, die vor spitzen Bemerkungen und zynischem Humor nur so sprühen, mitzuverfolgen.

Spannung zieht der Roman in erster Linie aus der Frage, was in der einen Nacht, in der Renas Leben innerhalb kürzester Zeit aus den Fugen geraten ist, wirklich passiert ist. Man kann das Werk durchaus dem Krimi-Genre zuschlagen.

Sabine Schoders Buch hat einen ungemein stringent konstruierten und durchdachten Aufbau und dennoch Logiklücken, die aber vernachlässigt werden können.



Fazit:

Es gibt Autoren, zu deren Büchern man greifen kann, ohne sich vorab den Klappentext durchgelesen zu haben. Qualität verkauft sich schließlich von selbst. Man weiß einfach, dass die Geschichte funktionieren wird. Sabine Schoder gehört hier her.

"Immer ist ein verdammt langes Wort" – ist ein Buch, welches die Aufmerksamkeit des Lesers einfordert. Es liegt in dessen Verantwortung, zwischen Realen und Irrfahrten einen Sinn zu finden.

Sabine Schoder schafft es, dem Leser psychische Krankheiten so nahe zu bringen, dass auch der Leser selbst zwischenzeitlich an der eigenen Vernunft zweifelt.

Das Buch scheint ein Puzzle zu sein, bei dem sich schlussendlich die vielen Einzelteile perfekt zusammen fügen lassen.

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Veröffentlicht am 12.08.2020

Eine Geschichte mit einem düsteren Verlauf

Luftschlösser sind schwer zu knacken
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Inhalt:


Jonas ist allein zu Haus, als er des Nachts durch Geräusche aus dem Haus geweckt wird. Schubladen werden herausgezogen, Schränke geöffnet. Jonas Mutter ist zu Besuch bei seinem Vater in der Karibik, ...

Inhalt:


Jonas ist allein zu Haus, als er des Nachts durch Geräusche aus dem Haus geweckt wird. Schubladen werden herausgezogen, Schränke geöffnet. Jonas Mutter ist zu Besuch bei seinem Vater in der Karibik, sie kann es nicht sein, da ist er sich sicher.

Kurze Zeit später wagt sich Jonas in die Küche und ertappt die Einbrecherin auf frischer Tat. Doch dem jungen Mädchen gelingt die Flucht. Erst kurz danach begreift Jonas, dass ihm etwas Wichtiges abhanden gekommen ist: Sein Handy.

Nika arbeitet für das organisierte Verbrechen. Sie ist es, die von ihrem Onkel vorgeschickt wird, um in Wohnungen einzubrechen und dort die Autoschlüssel der Eigentümer zu klauen, damit sich ihre Cousins daraufhin deren Autos bemächtigen können. Meistens geht alles glatt, doch an diesem einen Tag war die Wohnung nicht leer, wie von ihren Auftraggebern vermutet. Dieses Mal wurde sie auf frischer Tat erwischt. Nika flieht mit dem erbeuteten Handy und obwohl sie weiß, dass ihr Onkel das Einbehalten von Diebesgut nicht duldet, unterschlägt sie dieses eine Mal ihre Beute.

Ein großer Fehler, wie sich herausstellt. Denn Jonas gelingt es sein Handy zu orten und kurze Zeit später begegnen sich Täterin und Opfer wieder ...


Meinung:

Antje Leser präsentiert mit „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ laut Verlagsangabe eine Geschichte für Leser/innen zwischen 14 und 17 Jahren.

Mit Jonas und Nika erschafft sie zwei selbstbewusste Charaktere, deren Leben wohl niemals entspannt, sorglos oder müßig war, die sich aber dennoch nicht scheuen, Risiken einzugehen. Beide finden durch den Wohnungseinbruch zueinander. Vielleicht wäre es bei einem flüchtigen Zusammentreffen geblieben, hätte Nika nicht das Handy geklaut, auf dem Jonas selbstkomponierte Songs abgespeichert waren. Jonas bemüht das Ortungssystem seines Smartphones und nimmt die Verfolgung der Banditin auf. Immer wieder kommt es zu kurzen Zusammentreffen, diese erlauben einen Blick hinter die Fassaden. Dieser offenbart die dunklen Geheimnisse aller Beteiligten, die tief ins organisierte Verbrechen verstrickt sind.

Aus dieser Konstellation erhellt sich, was Antje Leser im Sinn hat: Eine Liebesgeschichte. Diese wird realistisch, greifbar, aber auch witzig und charmant dargestellt.

Sehr gefallen hat mir hier auch das Ende des Buches. Klug, hart und realistisch ...



Fazit:


Antje Leser hat ein Talent für realistische Milieustudien und interessante Charakterkonstellationen.

"Luftschlösser sind schwer zu knacken" ist ein Buch mit viel Tempo, Spannung und unterhaltsamen Wendungen.

Bücher aus dem Hause Magellan haben nicht selten etwas vom Öffnen einer genialen Wundertüte. Man greift hinein - und weiß bis zum Ende nie so genau, was man bekommt.

Ab der Hälfte des Buches nimmt die Geschichte auch hier eine sehr düstere Richtung. Antje Leser lässt den Leser einen Blick hinter die Kulisse werfen, in deren Abgründen es nach kleinen Schimmern von Katharsis zu suchen gilt.

Leseempfehlung!

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