Cover-Bild Gott ist nicht schüchtern
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 309
  • Ersterscheinung: 17.03.2017
  • ISBN: 9783351036652
Olga Grjasnowa

Gott ist nicht schüchtern

Roman
»Eindrucksvoll und berührend.« ZDF aspekte

Amal und Hammoudi sind jung, schön und privilegiert, und sie glauben an die Revolution in ihrem Land. Doch plötzlich verlieren sie alles und müssen ums Überleben kämpfen. Sie fliehen.
Ein erschütterndes, direktes und unvergessliches Buch.

„Amal schaut den Frauen auf der Straße nach. Plötzlich wird ihr bewusst, dass sie nicht mehr dazugehört. Niemand beachtet sie mehr. Wo ist ihr Haus? Ihre Karriere? Und ihre Straße, die immer nach Jasmin roch? Wo sind ihre Bücher und Schallplatten? Wo die Freunde und Verwandten? Die Partys und der Sommer vor dem Pool?
Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist in jedem Atemzug spürbar.“

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2021

Eine "neue Rasse"

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Dieser Roman lädt absolut nicht zum Entspannen ein, im Gegenteil. Mit der sehr persönlichen Geschichte dreier Flüchtlinge aus Syrien trifft Olga Grjasnowa einen Nerv; denn Situationen, in denen Menschen ...

Dieser Roman lädt absolut nicht zum Entspannen ein, im Gegenteil. Mit der sehr persönlichen Geschichte dreier Flüchtlinge aus Syrien trifft Olga Grjasnowa einen Nerv; denn Situationen, in denen Menschen um ihr Leben fürchten und fliehen müssen, bestehen (leider) in vielen Ländern.
Aber Grjasnowas Buch erzählt mehr als die Flucht von Menschen, die sich in ihrem Land politisch engagieren und dafür Repressalien, Haft und sogar denTod fürchten müssen. Es beschäftigt sich mit den Hintergründen, den Motivationen zum Verlassen des eigenen Landes. Da ist Hammoudi, dem in Paris eine vielversprechende Karriere als Chirurg offensteht. Doch ihm wird bei seiner Besuchsreise in die Heimat die Verlängerung seines Reisepasses verweigert. Gezwungen, in Syrien zu bleiben, engagiert er sich schon bald für verletzte Widerstandskämpfer und zivile Opfer des Terrorregimes Assads. Er gerät ins Visier der regierungstreuen Truppen und muss um sein Leben fürchten. Auch Amal, die bislang ein finanziell abgesichertes Leben führte, drohen wegen ihrer Beteiligung an Demonstrationen Haft und Folter. Und doch wägt sie lange ab, bis sie sich zur Flucht entschließt.
Sehr bildhaft schildert die Autorin die Situation ihrer beiden Hauptfiguren, die sich allerdings erst viel später - bereits im Exil - kurz begegnen. Sie berichtet nüchtern, aber eindrucksvoll von den waghalsigen Fluchtmanövern, in die Türkei, über das Mittelmeer weiter zum europäischen Festland - ein Thema, das bestimmt nicht erfreulich ist, das man aber nicht verdrängen darf. Und schließlich ihr Ankommen in Deutschland. „Ankommen" jedoch nur im physischen Sinn; denn sehr schnell wird ihnen klar, dass sie hier nicht dazugehören: "Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge…“.

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Veröffentlicht am 03.11.2018

Klare Empfehlung von mir

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Die Nachrichten vom Krieg in Syrien gehören für viele schon fast zur Normalität. Was die Menschen dort erleiden müssen, interessiert nicht mehr viele. Warum ist das so? Weil er schon über Jahre andauert? ...

Die Nachrichten vom Krieg in Syrien gehören für viele schon fast zur Normalität. Was die Menschen dort erleiden müssen, interessiert nicht mehr viele. Warum ist das so? Weil er schon über Jahre andauert? Oder weil es uns ja so gut geht?
In dem Buch beschreibt die Autorin, wie es anfing, mit den Demos und einer zunächst kleinen Revolution. Wie Studenten verhaftet wurden, weil sie teilnahmen. Es war nicht anders als hier in Deutschland. Junge Menschen gingen auf die Straße um gegen die Regierung zu protestieren. Hier kein Thema und dort? Schüsse und ja, bald auch Krieg.
Mir hat das Buch gefallen, weil es zeigt, wie die Unruhen in Syrien begannen. Zornig war ich zwischendurch weil ich an die Proteste gegen Flüchtlinge dachte. Niemand von uns kann sich in die Situation der Menschen hineinversetzen. Und das Wort Wirtschaftsflüchtling darf in dem Zusammenhang niemals benutzt werden.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Ein schockierender und authentischer Einblick in die Situation Syriens

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Hammoudi hat es eigentlich geschafft, er hat als zweitbester das Medizinstudium in Paris beendet und ist mit der besten Absolventin liiert. Lediglich sein Pass macht ihm Sorgen, als gebürtiger Syrer muss ...

Hammoudi hat es eigentlich geschafft, er hat als zweitbester das Medizinstudium in Paris beendet und ist mit der besten Absolventin liiert. Lediglich sein Pass macht ihm Sorgen, als gebürtiger Syrer muss er ihn in seiner Heimat verlängern lassen. Er reist nach Hause und der Jubel und Stolz in seiner Familie ist groß, aber so leicht, wie er sich die Verlängerung seines Ausweises vorgestellt hat, wird es nicht, es wird ihm die Ausreise aus Syrien verweigert. Gleichzeitig erlangt Amal in Syrien ersten Ruhm als Schauspielerin einer beliebten Fernsehserie. Sie kommt aus einer reichen Familie und führt in Syrien ein sorgenfreies Leben. Dies geschieht zur Zeit der ersten Revolutionen im Land und Syrien befindet sich in Unruhe. Wie werden die beiden Schicksale vor Ort verlaufen? Welche Rolle spielen sie in den folgenden schicksalhaften Jahren?


Olga Grjasnoma gewährt dem Leser einen ungeschönten und erschreckenden Blick in die syrische Welt der letzten sechs Jahre. Am Schicksal der beiden privilegierten jungen Menschen Amal und Hammoudi schildert sie den Wechsel des Lebens in dem Land und die schreckenshafte Entwicklung des Krieges, der vor Ort herrscht. Die Autorin erzählt die Geschichte in einem flüssig zu lesenden Schreibstil, geht aber auch schonungslos mit der Gewalt und den Widersprüchen vor Ort um, was das Buch sehr authentisch wirken lässt. Sie wechselt dabei zwischen den Perspektiven der beiden Hauptprotagonisten und erzählt so deren Schicksal. Sehr gut kann auf diesem Wege auch das Denken, die Stimmung, die Atmosphäre und die Gefühle nachvollzogen werden. Die Sinnlosigkeit der unglaublichen Gewalt hat mich mehrmals nachdenklich  das Buch zur Seite legen lassen. Ich habe mich gefragt, wie in unserer heutigen Welt ein solches Szenario geduldet werden kann und wie es sein kann, dass Menschen, die diese Hölle erleben mussten, Hilfe verweigert werden kann. "Gott ist nicht schüchtern" sollte vielleicht einigen als Pflichtlektüre empfohlen werden, denn es kann zum Umdenken anregen.


Mich hat das Buch schwer beeindruckt und sehr nachdenklich zurückgelassen. Ich spreche hier eine absolute Leseempfehlung aus und bewerte es auch aufgrund seiner Botschaftsfunktion mit fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 22.11.2024

Leid ist nicht vergleichbar ...

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Der Roman "Gott ist nicht schüchtern" von Olga Grjasnowa ist wahrlich keine leichte Kost.
Die Geschichte von Amal und Hammoudi führt in eine Welt, die wir uns kaum vorstellen können. Seine Heimat zu verlassen ...

Der Roman "Gott ist nicht schüchtern" von Olga Grjasnowa ist wahrlich keine leichte Kost.
Die Geschichte von Amal und Hammoudi führt in eine Welt, die wir uns kaum vorstellen können. Seine Heimat zu verlassen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft - das ist auch ein Kampf ums Überleben. Die Geschichte könnte statt in Syrien genausogut in anderen Kriegs- und Krisengeschichten spielen und ist damit meiner Meinung nach zeitlos aktuell.
Die Geschichte hat mich sehr bewegt und erschüttert. Ein Buch, das man nicht so schnell vergessen kann.

"Amal sagt kein Wort. Sie weiß, dass diese Geschichten sonst niemals erzählt werden würden, doch sie weiß auch, dass Leid nicht vergleichbar ist."

"Die Menschen haben Hunger, und Hunger ist die effektivste Wache, denn er entmenschlicht."

"Amal hast es, sich als Flüchtling durch die Stadt zu bewegen - zögerlich und eingeschüchtert. Sie hasst ihre ganze Existenz. Sie hasst es, sich nicht auf Deutsch verständlich machen zu können und das in den Behörden niemand außer den Security-Männern in der Lage ist, auch nur das primitivste Englisch zu sprechen. Sie hasst es, als Muslimin und Schmarotzerin angesehen zu werden und sie hasst sich selbst. Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist mit jedem Atemzug spürbar."

"Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustand kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“ (Bertold Brecht; hier als Zitat auf Seite 277)

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Veröffentlicht am 03.10.2018

Gott ist nicht schüchtern

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„Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist in jedem Atemzug spürbar.“ (Seite 156)


Auf das Buch „Gott ist nicht schüchtern“ von ...

„Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist in jedem Atemzug spürbar.“ (Seite 156)


Auf das Buch „Gott ist nicht schüchtern“ von Olga Grjasnowa bin ich durch Zufall gestossen und obwohl die Geschichte im ersten Moment so gar nicht zu meinen sonstigen Lesegewohnheiten passt, hat mich etwas an diesem Buch sofort angesprochen.

„Gott ist schüchtern“ erzählt von zwei jungen Menschen, die durch äußere Umstände aus allem herausgerissen werden, was sie kannten.

Amal steht am Beginn einer vielversprechenden Karriere als Schauspielerin in Syrien.

Hammoudi stammt aus Syrien und studiert Medizin in Europa. Er lebt in Paris und muss seine Papiere in seinem Heimatland erneuern lassen.

Die Revolution in Syrien betrifft die beiden jungen Menschen nicht unmittelbar, aber dann schlagen die Wellen richtig los und das System macht keine Unterschiede.

Unterschiedliche Gründe treiben Amal und Hammoudi zur Flucht. Zwei Jahre später begegnen sie sich zufällig in Berlin.

Die Autorin erzählt die Erlebnisse von Amal und Hammoudi in einem sachlichen und distanzierten Tonfall. Als Leser nimmt man so die Rolle des stillen Beobachters ein und baut keine emotionale Bindung zu den Figuren auf. Trotzdem erschüttert das Gelesene, den obgleich Fiktion, geschieht so etwas jeden Tag und nicht allzu weit von uns entfernt.
Ich musste das Buch immer wieder zur Seite legen und bildlich gesprochen „durchatmen“, weswegen das Lesen seine Zeit gedauert hat.

Es ist einfach und bequem von „den Flüchtlingen“ zu sprechen, aber diese allgemeine Formulierung verschleiert die persönlichen Schicksale und versucht die individuellen Menschen zu einer gesichtslosen, austauschbaren Masse zu degradieren.
Bücher wie „Gott ist nicht schüchtern“ reißen mich aus meinem bequemen Alltag und richten meine Augen auf die Tragödien und Ereignisse dieser Welt.
Auf das ich niemals abstumpfe und mir ein mitfühlendes Herz bewahre!