„Da steht ein Mann auf einem Stuhl, da steht ein Mann, der sie genau betrachtet, da steht eine Mann, der sie sieht, der sie liebt.“
Leider konnte ich diesen besagten liebenden Mann in dem Roman von Kristine ...
„Da steht ein Mann auf einem Stuhl, da steht ein Mann, der sie genau betrachtet, da steht eine Mann, der sie sieht, der sie liebt.“
Leider konnte ich diesen besagten liebenden Mann in dem Roman von Kristine Bilkau „Eine Liebe, in Gedanken“, der im März 2018 im Luchterhand Literaturverlag erschienen ist, nicht sehen.
Die Geschichte spielt die meiste Zeit in Hamburg in den 60er Jahren. Die junge Antonia verliebt sich in Edgar und träumt von einer schönen gemeinsamen Zukunft. Diese Träume können sich jedoch leider nie erfüllen und hinterlassen eine verletzte Frau, die ihre Liebe zu Edgar nie ganz überwunden hat. Nach dem Tod von Antonia trauert ihre Tochter sehr und versucht in Erfahrung zu bringen warum ihre Mutter nicht mit Edgar glücklich werden konnte und warum diese beide Menschen keine gemeinsame Zukunft hatten.
Der Beginn des Buches klang für mich so vielversprechend, denn ich erwartete eine Liebesgeschichte, die Zeit und Raum überwinden würde. Leider machte mich das Buch in seinem Verlauf nur wütend, wütend auf die damalige Zeit und auf die Naivität der Frauen. Meiner Meinung nach ging die wahre Liebe nur von Antonia aus, sie liebte Edgar so sehr, dass sie für ihn alles aufgeben würde, ihren guten Job, ihre Wohnung und ihre Familie. Doch Edgar erwiderte diese Gefühle nicht auf die Weise, die Toni verdient hätte und trotzdem trauerte Toni ihm bis zu ihrem Lebensende hinterher und stand so ihrem eigenem Glück im Wege. Man erfährt in dem Buch sehr viel darüber, wie das Bild der Frau in der damaligen Zeit war und kann sich dadurch nur glücklich schätzen in einer anderen Zeit zu leben, in einer Zeit in der Frauen für vollwertig genommen werden und ihr Leben selbstbestimmt leben können.
Der Sprachstil des Buches hat mich sehr angesprochen, da er so malerisch und melancholisch war. Die Autorin hat es geschafft mich mit diesem Roman in eine traurige Atmosphäre zu versetzten und die Gefühle der Frauen sehr gut wiederzugeben, so dass man mit den beiden trauern konnte. Eine Sache, die mich wiederum etwas gestört hat und die ich noch in keinem einzigen Buch erlebt habe ist, dass man nicht weiß wie die Tochter von Antonia heißt und somit sich selber ausdenken muss, wer denn nun die Geschichte eigentlich erzählt. Ist es vielleicht sogar Kristine Bilkau selber? Möchte die Autorin diesen Eindruck vermitteln?
Ich kann dieses Buch leider nur bedingt weiter empfehlen. Leser, die eine Liebesgeschichte mit Happyend suchen, sollten auf jeden Fall die Finger von diesem Buch lassen. Wer jedoch in einer melancholische und traurige Stimmung versinken möchte, sollte auf jeden Fall zu diesem Buch greifen und wird dadurch belohnt, dass er sehr viel über Deutschland in den 60er Jahren erfährt und wie Frauen damals behandelt und angesehen wurden.