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Veröffentlicht am 14.01.2021

Die schöne Epoche

Der Mann im roten Rock
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Der englische Schriftsteller Julian Barnes hat mit Der Mann im roten Rock ein essayistisches Werk über eine Zeit der Jahrhundertwende in Frankreich vorgelegt, das sehr unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt ...



Der englische Schriftsteller Julian Barnes hat mit Der Mann im roten Rock ein essayistisches Werk über eine Zeit der Jahrhundertwende in Frankreich vorgelegt, das sehr unterhaltsam ist. Im Mittelpunkt stellt er den Arzt Dr. Samuel Pozzi (1846–1918), der viele bekannte Persönlichkeiten kannte. Es ist ein scharfsinniges Buch und sehr interessant. Man folgt Barnes gerne, wenn er nicht nur Pozzis Leben folgt sondern auch immer wieder die Leben vieler andere einbezieht:
Oscar Wilde, Robert de Montequieu, Maupassant, Marcel Proust, Sarah Bernhardt und viele andere.
Die Geschichten dieser Persönlichkeiten sind vielfach miteinander verquickt. Julian Barnes schreibt detailreich, ohne sich darin zu verlieren. In der Summe entsteht ein Gesamtbild!
Ein opulentes, lesenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 28.11.2020

1949 in Deutschland

Trümmerschatten
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Das reizvolle an diesem Roman ist zum einen der Zeitpunkt der Handlung, 1949 in Deutschland. Es ist eine Besatzungszeit, in der noch viel in Trümmern liegt. Intakte Häuser wechseln sich mit Trümmerbergen ...

Das reizvolle an diesem Roman ist zum einen der Zeitpunkt der Handlung, 1949 in Deutschland. Es ist eine Besatzungszeit, in der noch viel in Trümmern liegt. Intakte Häuser wechseln sich mit Trümmerbergen ab.

Zum anderen bringen der Icherzähler und viele deftige Dialoge viel Schwung hinein. Die Erzählform ist gut gewählt. Der Bonner Kommissar-Anwärter Eugen Kranzel ist auf dem Weg zum Inspektor, aber noch unerfahren. IN einer Nacht der Rufbereitschaft erhält er einen Anruf aus einem naheliegende Dorf. Ein Mann ist ermordet worden.

Der Zustand in den sich Kranzel befindet bestimmt die Handlung zum Teil mit. Schwer erkältet und liebeskrank nach der schwarzen US-Amerikanerin Lucy macht er sich auf den Weg ins Dorf, wobei einiges schief geht.

Gerald Orthen hat einen originellen Kriminalroman geschrieben, der mir gut gefallen hat. Er ist spannend, emotional und atmosphärisch.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Das Spiel hat begonnen

Frostgrab
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Der bei Harper Collins erschienene Thriller Frostgrab hat schöne atmosphärische Momente, da er die Umgebung der Alpen mit den Gletschern etc. einsetzt. Im Mittelpunkt steht die Snowboarderin Milla. Aus ...

Der bei Harper Collins erschienene Thriller Frostgrab hat schöne atmosphärische Momente, da er die Umgebung der Alpen mit den Gletschern etc. einsetzt. Im Mittelpunkt steht die Snowboarderin Milla. Aus ihrer Perspektive wird erzählt. Sie trifft sich mit alten Freunden: Curtis, Dale, Heather, Brent. Sie alle sind begeisterte Sportler.
Doch es gibt eine latente Gefahr. Ihre Handys und Laptops werden gestohlen, so haben sie keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Und natürlich gibt es noch ein Geheimnis aus der Vergangenheit um Saskia, die dämonische Figur des Buches.

Sehr gut gefallen mir die Passagen, die zehn Jahre zuvor in der Vergangenheit angesiedelt sind und die Milla beim Snowboarden zusammen mit ihrer Konkurrentin Saskia und deren Bruder Curtis zeigen. Die Beschreibungen der Freestyle-Snowboard-Aktivitäten halte ich für ausgezeichnet.

Das Setting einer in sich abgeschlossenen Gruppe in Gefahr ist nicht neu, funktioniert aber ein weiteres mal. Bald verdächtigen sie sich alle gegenseitig.
Und nicht jeder von ihnen wird überleben.

Es gibt einige feine Spannungsmomente, obwohl der Thriller kein hohes Tempo hat. Doch durch die ständigen Wechsel der Erzählzeiten gibt es eine ganze Reihe von kleinen, wirkungsvollen Cliffhangern.

Allie Reynolds hat überwiegend glaubhafte Figuren geschaffen. Das trägt dazu bei, das man von dem Roman gepackt bleibt.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Erzählungen mit hohen Niveau

Geteilt durch Null
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Band 1 hatte mich schon sehr überzeugt. Da konnte ich auch auf den zweiten Band nicht verzichten.
Der zweite Teil der gesammelten Geschichten hat einige auch schon ältere Geschichten. Manche sind nahezu ...

Band 1 hatte mich schon sehr überzeugt. Da konnte ich auch auf den zweiten Band nicht verzichten.
Der zweite Teil der gesammelten Geschichten hat einige auch schon ältere Geschichten. Manche sind nahezu berühmt. Zum Beispiel Der Turmbau zu Babel (Nebula Award) oder Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (Nebula, Hugo, Locus Award etc.).

Enthalten ist eine Kürzestgeschichte, die in einem Wissenschaftsmagazin erschienen war. Ehrlicherweise kann ich´nicht allzuviel damit anfangen, auch wenn ich eine gewisse Ironie erkenne.
Ganz anders geht es mir mit der großartigen Titelgeschichte „Geteilt durch Null“, die sich auf faszinierende Art mit Mathematik beschäftigt. Carl kümmert sich um die suizidgefährdete Renee. Sie ist Mathematikerin und hat einen unfassbaren mathematischen Beweis entdeckt.
Auch die Story Zweiunsiebzig Buchstaben beschäftigt sich mit ungewöhnlicher Wissenschaft, hat aber eine ganz andere Stimmung. Doch Ted Chiang hält durchgehend das Niveau.
Der Höhepunkt ist für mich aber Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes. Eine Geschichte, die das Erscheinen von Engeln und der Folgen zeigt.

Als Fazit kann ich sagen, dass diese beiden Bände mit Ted C hiangs Erzählungen der ganz große Wurf sind.

Veröffentlicht am 18.11.2020

Der Meister der Novelle

Die große Stille
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Ted Chiang ist der Meister der Science Fiction-Novellen.
Er verfügt über einen großen Ideenreichtum. Seien Erzählungen funktionieren aber auch, weil er stets eine geschickte Erzählform zu wählen vermag.
Das ...

Ted Chiang ist der Meister der Science Fiction-Novellen.
Er verfügt über einen großen Ideenreichtum. Seien Erzählungen funktionieren aber auch, weil er stets eine geschickte Erzählform zu wählen vermag.
Das ist zum Beispiel in der ersten Erzählung „Der Kaufmann am Portal des Alchemisten“ eine orientalische Erzählweise inklusive der Geschichten innerhalb der Geschichte.Das passt einfach gut zusammen.

Ganz anders ist die nächste Story Ausatmung gemacht. Sie wirkt auf mich wie ein Essay.
Ähnlich essayistisch wirkt die nächste, sehr kurze Story „Was von uns erwartet“ wird, die den Konflikt zwischen Freien Willen und Vorherbestimmung diskutiert.
Die nächste Story Der Lebenszyklus von Software-Objekten isdann so ölang, das man schon fast von einem Kurzroman sprechen kann.
Dann Daceys vollautomatisches Kindermädchen ersrteckt sich von 1894 bis 1966
Der Autor steht auch für Vielfalt. Ich habe ihn schon früher manchmal gelesen, da noch auf Englisch, aber jetzt bin ich froh über die Übersetzung.

Ted Chiang hat großartige Ideen.
Kein Wunder also das so einige seiner Erzählungen vielfach preisgekrönt sind.