Keine Tulpen in Amsterdam
Krone der WeltEmotional packend, superb recheriert, plastische Handlung, dreidimensionale Protagonisten! Bewegend und mitreißend! Toller Lesestoff!
Heutzutage motzen und meckern Menschen über angeblich unzumutbare ...
Emotional packend, superb recheriert, plastische Handlung, dreidimensionale Protagonisten! Bewegend und mitreißend! Toller Lesestoff!
Heutzutage motzen und meckern Menschen über angeblich unzumutbare Zustände eines temporären Lockdowns. Aber immerhin sind die meisten so oder so zumindest lukullisch bestens versorgt. Also Jammern auf hohem Niveau!
Aber was sollten die Leute im Jahre 1585 sagen, als das Leben immerzu für viele schwer bis untragbar, bis hin zum verfrühten Tode? Deswegen sind Historienbücher so wichtig, damit die Zeitgenossen von heute sich daran erinnern, wie gut sie es im Vergleich zu anderen Epochen haben. Natürlich ist auch die heutige Zeit alles andere als perfekt, aber immerhin weitaus erträglicher und lebenswerter.
Wim Aardzoon hat drei Kinder. Vincent, Betje und Ruben im Jahre 1585. Sie leben in Antwerpen. Wims Frau und Mutter der Kinder ist gestorben.
Die Spanier nehmen die Stadt ein und ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich nach Amsterdam davonzumachen.
Allerdings kommt es noch schlimmer, als Wim durch meuchelnde Hand das Zeitliche segnet. Vincent schafft es zumindest zunächst als einziger dem Waisenhaus zu entgehen, weil er arbeiten gehen kann. Aber hat er deswegen ein leichteres Los?
Im Waisenhaus herrschen ebenso gnadenlose, menschenverachtende Zustände.
Bei Vincent liegt der eigentliche Schwerpunkt des Buches. Er will Architekt und Baumeister werden, dem Design Amsterdams quasi seine steinerne "Tulpe" aufstempeln.
Doch es werden ihm viele Steine, ja Felsbrocken in den Weg geworfen, denn ein Waisenkind hat ja keine "astreine Herkunft".
Ruben mutiert zum tollkühnen Seemann und Abenteurer. Und Betje? Wird sie als Frau in Zeiten, als feminine Wesen wie drittklassige Untermenschen oftmals behandelt wurden, ihr Glück finden? Ebenso Vincent als auch Ruben? Und was ist mit der Sühne den Mord an Wim betreffend?
Der Epilog des Buches schließt geschickt den Circulus zum Prologium.
Zwischendrin breitet sich eine epische Geschichte aus, die nicht nur exzellent recheriert wurde und ist, sondern Plastizität, Emotionalität und Tiefgründigkeit in seinem galant aufgefächerten Tableau aufweist.
Des öfteren kann man sich empören und man wird richtig am Schlafittchen der Seele gepackt. Man fühlt sich in die drei Hauptprotagonisten ein und fiebert mit ihnen mit.
Die politischen Wirren der damaligen Zeit mit Spanien und daß Menschen zwangsläufig unter die Räder kamen ist eindrücklich sowie intensiv wiedergegeben.
Verbürgte historische Personen spielen eine Rolle, aber die fiktiven Charaktere besitzen eine derartige Dreidimensionalität, daß sie lebendig vor dem inneren Auge agieren - Kopfkino pur!
Selbst wenn man schon etwas über diesen Abschnitt der Historie sowie diese speziellen Breiten - und Längengrade weiß, lernt man noch immens viel dazu und sieht Amsterdam dann mit ganz neuen Augen.
Fesselnd und vital - so sollen exquisite Historienromane sein - mit Verve und Esprit! Karte, Namensverzeichnis und Glossar sind enthalten!