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Veröffentlicht am 01.03.2021

Spannender Justizroman

Verweigerung
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Die Handlung des Romans wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Als Leser/in taucht man in die Zeit von vor 10 Jahren ein, als ein außergewöhnlich spektakulärer Gerichtsprozess Los Angeles in Atem ...

Die Handlung des Romans wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Als Leser/in taucht man in die Zeit von vor 10 Jahren ein, als ein außergewöhnlich spektakulärer Gerichtsprozess Los Angeles in Atem hielt: Der Afroamerikaner Bobby Nock soll seine 15-jährige Schülerin Jessica Silver getötet haben, als diese drohte die intime Beziehung der beiden öffentlich zu machen. Die Leiche des Mädchens wurde nie gefunden. Die Indizien sprechen jedoch gegen Bobby Nock, er wird angeklagt.
Unter den Geschworenen befindet sich die Hauptfigur Maya, die Zweifel an Bobbys Schuld hegt. 10 Jahre später ist Maya erfolgreiche Anwältin und wir begleiten sie in einem zweiten Handlungsstrang. Anlässlich des Jubiläums des Gerichtsverfahrens wird eine Dokumentation gedreht werden, an der alle ehemaligen Geschworenen teilnehmen sollen. Initiiert wurde diese Zusammenkunft von Rick, ebenfalls ehemaliger Geschworener. Ihn hat dieser Fall nie losgelassen und er hat jahrelang weiter ermittelt. Beim Dreh der Dokumentation möchte Rick neue Beweise für Bobbys Schuld enthüllen. Bevor es jedoch dazu kommt, wird Rick tot aufgefunden – und Maya wird die Hauptverdächtige! Um ihre Unschuld zu beweisen, muss sie herausfinden, was wirklich vor 10 Jahren geschah. Nur so ist es möglich Ricks Mörder zu finden.

Für mich war das Buch tatsächlich neues Terrain. Justizromane lese ich sonst eher nicht, obwohl ich prinzipiell interessiert bin: Richterin Barbara Salesch, Law & Order, Die Jury… mag ich alles! 🤩 Also wurde es einfach Zeit für ein solches Buch.
Mich persönlich hat das Cover ja angelockt. Ich finde die Farben und die Palmen einfach wunderschön! 😍 Prinzipiell hat das Cover allerdings sehr wenig mit dem Buch gemein. Die einzige Verbindung ist der Handlungsort Los Angeles.

„Es war besser – so hatte sie argumentiert -, dass zehn Schuldige freigelassen würden, als dass ein einziger Unschuldiger fälschlich verurteilt wurde.“ S. 19 eBook

Graham Moore wählt für beide Zeitebenen eine neutrale Erzählperspektive und lange Kapitel, die jedoch in kürzere Absätze unterteilt sind (mir ist es wichtig das zu erwähnen, ich mag nämlich keinen langen Kapitel). Der Schreibstil war auf jeden Fall sehr angenehm und ließ sich flüssig lesen. Spannend fand ich, dass der Autor in den Vergangenheitskapiteln immer einen anderen der 12 Geschworenen in den Mittelpunkt rückte. So lernte man die Figuren alle besser kennen, konnte eine Verbindung zu ihnen aufbauen. Das erleichterte die Zuordnung der vielen Namen und erzeugte außerdem Spannung, da jeder Geschworene Geheimnisse und Probleme hatte, die ihn (oder sie) verdächtig wirken ließ. 🧐

Hin und wieder kam es zu minimalen Längen, da der Autor immer wieder moralische Fragen aufwarf und das weite Feld des Rassismus thematisierte. Der Großteil des Buchs war aber absolut fesselnd! Immer wieder kamen neuen Fakten hinzu, die die Ereignisse in der Gegenwart und in der Vergangenheit in ein anderes Licht rückten, es tauchten Verbindungen auf, nur damit sie kurze Zeit später wieder als lose Enden ihr Dasein fristeten. Bis 50 Seiten vor dem Ende tappte ich immer noch gänzlich im Dunkeln… und dann kam endlich der große Aha-Effekt. Alle losen Enden wurden hervorragend verknüpft und ergaben plötzlich ein ganz klares Bild!
Nie im Leben hätte ich diese Auflösung erraten.
Das war wirklich überraschend. 🤩



Für alle, die das Justizsystem in den USA spannend finden; für alle, die Law & Order mögen; für alle, die mal etwas anderes als Thriller lesen wollen; für Fans von Joël Dicker: Hier seid ihr richtig! Ein spannendes Buch über Recht und Gerechtigkeit, das aufzeigt, dass das nicht immer dasselbe ist!

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Regt zum Nachdenken an - tolles Buch

Die Mitternachtsbibliothek
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Es hat mich berührt, es hat mich traurig gemacht, schmunzeln lassen und es hat mich zum Nachdenken angeregt. 💕🧘‍♀️

Die Kapitel des Buchs beginnen tatsächlich so: „27 Stunden bevor Nora Seed beschloss ...

Es hat mich berührt, es hat mich traurig gemacht, schmunzeln lassen und es hat mich zum Nachdenken angeregt. 💕🧘‍♀️

Die Kapitel des Buchs beginnen tatsächlich so: „27 Stunden bevor Nora Seed beschloss zu sterben“. Da musste ich erstmal schlucken! 🥺 Selbstmord ist für mich seit jeher ein Thema, das mich berührt und unendlich traurig macht. Das Leben ist ein so wundervolles Geschenk. Es gibt natürlich für uns alle mal gute und mal schlechte Tage. ☯️ Ich weiß aber auch, dass es psychische Krankheiten, Missbrauch, Armut und andere schreckliche Dinge auf dieser Welt gibt und dass Menschen daran so sehr verzweifeln können, dass sie Suizid als einzige Lösung sehen. Ich persönlich finde es erschreckend und traurig, dass Selbstmorde begannen werden. Ganz besonders trifft es mich, wenn junge Menschen diesen Ausweg aus dem Leben wählen. 😥

In "Der Mitternachtsbibliothek" sieht auch Nora Suizid als einzige Lösung an. Sie hatte es in ihrem bisherigen Leben nicht immer leicht. Aber dennoch hatte sie großartige Möglichkeiten, die sie ungenutzt zurückgelassen hat. Die Reue, die sie aufgrund ihrer gefällten Entscheidungen verspürt, macht es ihr zusätzlich schwer, da sie ein sehr pessimistischer und nachdenklicher Mensch ist. Dieser Schwermut zeigt sich allein in ihrem Abschluss: Sie hat Existenzphilosophie studiert. Wer macht denn sowas?! Ich hab alle Hände voll damit zu tun, zu existieren. Ich habe keine Zeit dazu, mich zu fragen, warum. 😅😉

Zum Inhalt: Nora hat Depressionen, Ihre Eltern sind gestorben, ihr Bruder spricht nicht mit mehr ihr, ihr Kater ist tot am Straßenrand gefunden wurden, ihr wurde der Job gekündigt... und als sie meint, komplett am Tiefpunkt angekommen zu sein, beschließt sie sich umzubringen. 🥺 Doch dann „wacht“ sie plötzlich in der Mitternachtsbibliothek auf. Ein Ort, an dem es immer 0:00 Uhr ist – irgendwo zwischen Leben und Tod. Hier bekommt sie die Möglichkeit Leben zu leben, die sie hätte haben können. Sie darf die Leben „anprobieren“. Wenn es ihr gefällt, darf sie in diesem Leben bleiben. Wenn es ihr nicht gefällt, kehrt sie in die Bibliothek zurück und darf das nächste ihrer möglichen Leben austesten. Wow, das würde ich auch gern mal probieren! 🤩 Jedes Leben scheint jedoch eine große Katastrophe zu sein und Nora fühlt sich bestätigt in ihrer Entscheidung der Selbsttötung. Sie lernt jedoch (wenn auch langsam) dazu, während sie allerhand austestet: Ein Leben als Gletscherforscherin, als Ehefrau, als Musikerin, als Olympiasiegerin… Wie es ausgeht und ob Nora ein passendes Leben findet, müsst ihr jedoch selbst herausfinden.

„Die Mitternachtsbibliothek“ unterhielt mich hervorragend und nicht nur Nora lernte viel, sondern machte auch mir wieder einige wichtige Dinge bewusst.

🥰 Sei dankbar auch für die kleinen "selbstverständlichen" Dinge.
🕚 Lebe nicht in der Vergangenheit.
👩‍🏫 Lerne aus deinen Entscheidungen.
👩 Jeder Fehler macht dich zu der Person, die du jetzt bist, also bereue ihn nicht!

Matt Haig hat hier einen großartigen, kurzweiligen Roman über das Leben geschrieben, der so viele wichtige Werte vermittelt.
Keine Sorge: Es bleibt nicht so pessimistisch, wie es beginnt. Es ist auch keinesfalls so schwermütig geschrieben, wie ihr jetzt vermuten könntet. Der Stil ist leicht und man fliegt wirklich durch die Seiten. Das Buch ist lebensbejahend und Futter für die Seele! 🤩
Ich habe das Lesen total genossen und mit Nora mitgefiebert. Es machte sehr viel Spaß die verschiedenen Leben mit ihr zu testen. Ruckzuck war das Buch in einem Rutsch (na gut in drei Rutschen 🤣) durchgelesen. 😉

Ich kann gar nicht viel mehr dazu schreiben.
Lest es einfach! 😅
Ich empfehle das Buch sehr gern weiter.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Toller Fantasy-Titel abseits des Mainstream

Die Erwählten - Tödliche Bestimmung
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Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich diesen 576-Seiten-Wälzer eine ganze Weile vor mir hergeschoben habe, da die ersten Rezensionen, die ich dazu gelesen habe, nicht gerade positiv ausfielen. Im ...

Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich diesen 576-Seiten-Wälzer eine ganze Weile vor mir hergeschoben habe, da die ersten Rezensionen, die ich dazu gelesen habe, nicht gerade positiv ausfielen. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich so doof war, mich davon abhalten zu lassen, fand ich doch die Idee hinter dem Buch fand ich von Anfang an großartig.

Ihr habt euch vielleicht auch schon einmal gefragt, wie es den Figuren ergeht nachdem sie das Böse besiegt haben? „Die Erwählten – Tödliche Bestimmung“ greift genau diese Frage auf. Die Handlung setzt zehn Jahre nachdem die fünf Erwählten die Welt vor dem „Dunklen“ - und somit wohl auch vor dem Untergang - gerettet haben ein. Alle fünf haben mit Problemen zu kämpfen: Depressionen, PTBS, Drogensucht, hier wird vieles thematisiert und nichts davon wirkt unglaubwürdig. Und all diese Probleme wären schon genug, aber dann werden die Freunde durch Magie in ein Paralleluniversum gezogen, das ihrer Welt nicht unähnlich ist. Das einzige Problem: Hier lebt „der Dunkle“ noch und sie müssen erneut gegen ihn antreten.

Die fünf Erwählten, Sloane, Matt, Ester, Albie und Ines, gehen, wie schon erwähnt, sehr unterschiedlich mit ihren Erlebnissen um. Jeder von ihnen ist auf eine gewisse Weise durch die Vergangenheit und den Kampf gegen „den Dunklen“ geprägt und obwohl das Buch überwiegend Sloanes Sicht betrachtet, lernt man auch die anderen Figuren gut genug kennen. Die Autorin hat bei der Charakterzeichnung das Hauptaugenmerk jedoch nur auf drei der fünf Figuren gelegt, was ich aufgrund der Handlung absolut nachvollziehbar fand. Der Schreibstil von Veronica Roth war die meiste Zeit sehr nüchtern, klar und emotionslos. Das störte mich jedoch nicht. Ich fand es eher passend, da es Sloane gut widerspiegelte.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Jeder Teil gefiel mir auf seine Art sehr gut. Im ersten Teil erfuhr man u.a. über Zeitungsartikel, geheime Akten und Zeugenaussagen einiges über die Vergangenheit der fünf Erwählten. Hier hätte ich mir sogar noch mehr Rückblenden gewünscht, um die Handlung besser zu verstehen. Im zweiten Teil landet man in der bereits angesprochenen Parallelwelt voller Magie. Zur Auflockerung gab es auch hier z.B. Ausschnitte aus Büchern oder Briefe zu entdecken, um diese Welt und ihre Politik besser zu verstehen. Als bekennender Harry Potter-Fan der ersten Stunde war ich direkt ganz gebannt. Ich LIEBE es einfach Welten zu entdecken, die voller Magie stecken! Die Autorin hat hier ein wunderbares Setting erschaffen. Action- und handlungsreicher wurde es dann erst im dritten Teil des Buchs, was mich aber überhaupt nicht störte. Ich fand den langsamen Spannungsaufbau hin zum finalen Showdown sehr passend.

Ich muss jedoch zugeben, dass ich auf den letzten 50 Seiten sehr stark aufpassen musste, damit ich der Handlung und auch der magischen Logik des Buchs folgen konnte. Die geschaffene Geschichte wurde immer komplexer und durch das langsamere Erzähltempo, das man aus Teil eins und zwei gewohnt war, fiel mir der Übergang etwas schwer. Es gab jedoch viele spannende Szenen und überraschende Wendungen, die mir richtig gut gefielen.

„Die Erwählten – Tödliche Bestimmung“ scheint für mich thematisch abgeschlossen, es soll jedoch ein zweiter Band erscheinen. Genug Potenzial sehe ich dafür trotz der abgeschlossenen Handlung aus Band 1 auf jeden Fall. Die Gründe hierzu kann ich ohne Spoiler aber nicht verraten.

Abschließend bleibt zu sagen, dass mir dieses Buch mit minimalen Abstrichen richtig gut gefiel und ich die vielen negativen Meinungen nicht ganz nachvollziehen kann. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Leser/innen des Genres sich um eine gute Liebesstory betrogen sehen? Ich für meinen Teil fand es super, dass es kein Romantasy-Roman war. Aber trotz all den Sachen, die mir wirklich gut gefielen, hat „das gewisse Extra“ gefehlt, das ich nicht benennen kann, das aber dafür sorgt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand möchte. Wenn ich nämlich nicht gerade eine Seite nach der anderen „durchgesuchtet“ habe (wie mein Freund es genannt hat), hatte ich nicht immer den Drang weiterzulesen. Ich konnte das Buch auch unterbrechen. Sobald ich dann aber abends im Bett wieder angefangen habe zu lesen, war ich absolut begeistert und habe einige Tage ein echtes Schlafdefizit gehabt. Ich empfehle euch das Buch auf jeden Fall gern weiter, wenn ihr Lust auf eine etwas andere Fantasy-Geschichte habt.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Für echte True Crime- oder Ketchum-Fans

Übler Abschaum
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„Übler Abschaum“ von Jack Ketchum ist in der Reihe „Festa Special“ erschienen und ist optisch in meinen Augen ein echter Hingucker!

Kommen wir jedoch direkt zum „Aber“. Das Buch (wenn man es so nennen ...

„Übler Abschaum“ von Jack Ketchum ist in der Reihe „Festa Special“ erschienen und ist optisch in meinen Augen ein echter Hingucker!

Kommen wir jedoch direkt zum „Aber“. Das Buch (wenn man es so nennen mag) ist sehr überschaubar. Es umfasst lediglich 96 Seiten inklusive der Illustrationen. Das wusste ich natürlich bevor ich es gekauft habe. Ich möchte jedoch trotzdem anmerken, dass die „Special-Reihe“ somit sehr teuer und vermutlich nur etwas für echte Liebhaber und Sammler ist.

„Übler Abschaum“ erzählt die Geschichte der Ken-und Barbie-Killer Paul Bernardo und Karla Homolka. Wer sich schon einmal mit diesem True Crime-Fall befasst hat, weiß um die Abscheulichkeiten, die die beiden getan haben. Ketchum gibt diese auf den ca. ersten 40 Seiten des Buchs ungeschönt, komprimiert und ohne fast ohne jegliche Fiktion wieder. Obwohl ich mit den Fakten vertraut war, musste ich über die Dialoge und Details doch schlucken und konnte nicht begreifen, wie man zu solchen Monstern werden kann. Viele Dialoge wurden übrigens direkt aus den Polizeiunterlagen übernommen. Das zu wissen, macht es noch widerlicher! Im zweiten Teil der Story hat Ketchum dann die Geschichte von Karla weitergesponnen und teils auch damals kursierende Gerüchte in seine Novelle eingebaut. Ab diesem Zeitpunkt fehlte mir jedoch leider die Geradlinigkeit, die der Autor normalerweise an den Tag legt. Die Geschichte driftete auseinander und offenbarte neue Erzählstränge, die aber kaum Verbindungen zur restlichen Handlung aufwiesen. Auch das Ende wirkte auf mich nicht. Ich hatte somit das Gefühl „Übler Abschaum“ war unfertig und an vielen Stellen wurde Potential verschenkt.

Zusammenfassend kann ich das Buch für echte True Crime-Junkies trotzdem empfehlen. Wenn euch jedoch nur der Fall interessiert, genügt der Wikipedia-Eintrag. Ketchum-Fans könnten eventuell enttäuscht sein, da „Übler Abschaum“ unfertig wirkt. Richtigen Hardcore-Fans ist das vielleicht aber auch egal. Also entscheidet selbst, ob das Buch etwas für euch ist!

Ich persönlich habe den Kauf trotz der angesprochenen Punkte nicht bereut.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Auf der Suche nach den Wurzeln...

Die Schatten, die wir verbergen
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Es war für mich keine Frage, ob ich dieses Buch lesen muss. Nur das "Wann?" hat sich dann etwas verzögert. Der Titel ist schon letztes Jahr in der Festa-Reihe "Must Read" erschienen und der zweite Teil ...

Es war für mich keine Frage, ob ich dieses Buch lesen muss. Nur das "Wann?" hat sich dann etwas verzögert. Der Titel ist schon letztes Jahr in der Festa-Reihe "Must Read" erschienen und der zweite Teil um die Hauptfigur Joe Talbert. Der erste Band "Das Leben, das wir begraben" war eines meiner absoluten Highlights in meinem Leseratten-Dasein.

"Ich würde gern sagen, dass der Tiefpunkt meines Tages darin bestand, grün und blau geschlagen zu werden, aber das wäre gelogen. Die Prügel, die mir dieser Gangster verabreicht hat, sind nichts gegen den Schmerz, den ich mir selbst zugefügt habe." Seite 9

Wie ihr seht, meint es Allen Eskens nicht gut mit seiner Hauptfigur. Joe Talbert hat sich schon zu Beginn des Buchs mächtig in die Sch... geritten. 🙈 Er ist Journalist und wird vermutlich wegen Rufmord verklagt, da er seine Quelle unter keinen Umständen preisgeben möchte. Dann entdeckt seine Chefin eine Nachrichtenmeldung, in der davon die Rede ist, dass ein gewisser Joe Talbert in Buckley Opfer eines Mordes wurde. Da ihm eh die Beurlaubung droht, macht sich Joe Junior also auf den Weg nach Buckley, um herauszufinden, ob das Opfer sein leiblicher Vater sein könnte. Recht schnell wird Joe Teil der Ermittlungen und damit nimmt das Unheil seinen Lauf.

"Es gab sicher eine ganze Menge Joe Talberts auf diesem Planeten, aber dieser hier war in Minnesota gestorben und vermutlich nicht eines natürlichen Todes; diese beide Faktoren erhöhen wohl die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um meinen Vater handeln könnte." S. 28

Das Buch ist sehr ruhig, ohne hohes Tempo geschrieben und besticht am allermeisten durch die Figurenzeichnung. Es sind die lieb gewonnenen Charaktere aus dem ersten Band, die mich direkt abgeholt haben, als wäre keine Zeit zwischen dem Lesen der beiden Teile vergangen. Aber auch die neuen Figuren haben durchaus ihren Reiz. Da ist zum Beispiel Vicky, die Barkeeperin der einzigen Kneipe in Buckley, die ich genau wie Joe auf Anhieb mochte. Dann wäre da auch noch der dubiose Charlie, der Joes Onkel sein könnte, und mir direkt unsympathisch war, bevor er etwas sagen konnte.

Der Schreibstil von Eskens war (wie im ersten Band) wunderbar flüssig, bildlich und ergreifend. Sämtliche Handlungen, Gefühle und Orte waren so gut beschrieben, dass ich ein Bild von Buckley hatte, als wäre ich dort aufgewachsen; dass ich die Figuren vor mir sah, als würde ich sie schon ewig kennen. Auch die Dialoge waren sehr authentisch geschrieben und machten das komplette Buch sehr lebendig.

Der Mord an Joe Talbert ist zwar der Aufhänger der Geschichte, aber eigentlich geht es in diesem Buch um so viel mehr. Es geht um Vergebung, Verantwortung, um Zerrissenheit, um Angst und Verzweiflung, um Moral und Gerechtigkeit. Und trotz all dieser schwierigen, bedrückenden Themen kam auch die Spannung nicht zu kurz. Natürlich war es trotzdem kein actiongeladener Thriller. "Die Schatten, die wir verbergen" ist viel mehr ein Spannungsroman, der durch seine Figuren und das Verweben von Handlungssträngen besticht. (Wieso wird heute alles Thriller genannt?!)

Natürlich gibt es auch Kleinigkeiten, die man eventuell kritisieren könnte. Zum Beispiel ist Joe ein viel besserer Ermittler als die Polizisten in Buckley. Aber hey, hier geht's ja nicht um eine Doku, sondern um Spannungsliteratur. Also lassen wir die Kirche einfach mal im Dorf.

Sooo, da ich nicht mehr schreiben kann ohne mich zu wiederholen oder zu spoilern, bleibt nur zu sagen, dass ich "Die Schatten, die wir verbergen" sehr, sehr gern gelesen habe. Ich wurde bestens unterhalten und vor allem auf emotionaler Ebene vollkommen abgeholt. Ich war schon etwas traurig, mich von den Figuren zu trennen, aber mit dem Ende, wie Allen Eskens es geschrieben hat, war ich mehr als einverstanden.

"Heimat muss nicht immer ein Ort sein. Manchmal ist es ein anderer Mensch." Seite 459

Und manchmal ist es einfach ein tolles Buch (aus dem Festa Verlag).

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