Nicht ganz so wow wie die Serie
Bridgerton - Der Duke und ichMit einem unnachahmlichen Siegeszug hat sich die britische Serie Bridgerton, auf einer Romanreihe von Julia Quinn beruhend, zur erfolgreichsten Serie von Streamingdienst Netflix aufgeschwungen. Jemals. ...
Mit einem unnachahmlichen Siegeszug hat sich die britische Serie Bridgerton, auf einer Romanreihe von Julia Quinn beruhend, zur erfolgreichsten Serie von Streamingdienst Netflix aufgeschwungen. Jemals. Auch ich habe begeistert vor dem Bildschirm gehockt, ohne aber die Buchvorlage zu kennen, weswegen ich das jetzt dringend nachholen wollte.
Normalerweise kennt man den Klassiker, dass eine Adaption in Bewegtbildern dem Buch nur selten gerecht wird. Hier ist es lustigerweise genau umgekehrt, weil die Serie in der ersten Staffel inhaltlich deutlich mehr anbietet als der erste Roman der Reihe, „Der Duke und ich“. Gleichzeitig hat die umgekehrte Reihenfolge dem Buch jetzt auch geholfen, denn wo die Vorlage stellenweise etwas dünn ist, lässt es vor dem Hintergrund der Serie dennoch gut vor dem Auge entstehen, so dass dabei Lücken gestopft werden. Im Buch wird kaum die Hälfte der Charaktere beleuchtet, denn die Handlung wird eng entlang der Liebesgeschichte von Daphne und Simon geführt. Auch wenn ich bei all den Szenen der beiden auch stets die besondere Atmosphäre aus der Serie verspürt habe, weil sie offenbar originalgetreu übernommen worden sind, ist die Entwicklung im Buch deutlich oberflächlicher. Da gibt es schon mal größere Zeitsprünge, was den Eindruck erweckt, dass für die kleinen Momente nicht so viel Zeit ist.
Zwei Aspekte haben mir bei dem Buch aber definitiv besser gefallen als bei der Serie. Das ist zum einen die Tatsache, dass ein viel größerer Fokus auf Simons Stottern gelegt wird, was ihn entscheidend ausmacht und was aus dem ach so selbstsicheren Duke eine viel verletzlichere und nahbarere Persönlichkeit macht. Der zweite Aspekt sind die Geschwisterszenen der Bridgertons. Ja, es gibt auch genug in der Serie und dennoch gibt es dort so viele Charaktere, dass man manchmal vergessen könnte, warum die Serie so heißt wie sie heißt. Hier im Buch ist die Handlung sehr eng bei der titelgebenden Familie, zwar mit einer starken Fokussierung auf die ersten vier Geschwister, aber dennoch ergeben sich wirklich viele tolle Momente, die richtig vor Familienzusammenhalt und ähnlichem gesprüht habe.
Wie gesagt, die Serie bietet viel mehr an als das Buch, was strategisch auch notwendig ist, aber dadurch kann das Buch an vielen Stellen nur blasser wirken. Dennoch ist zwischen den Seiten definitiv der zentrale Kern zu erkennen, der deutlich angereichert zu der überzeugenden Serie geführt hat. Und logisch ist vollkommen klar, dass es diese Serie so niemals gegeben hätte, wenn Julia Quinn sich damals nicht hingesetzt hätte, um diese Welt, Figuren und Geschichten zu erfinden. Dafür alleine muss man die Buchreihe schon mögen.
Fazit: „Der Duke und ich“ ist viel enger erzählt und kann damit zwangsweise nicht eins zu eins die Magie der Serie erwecken. Dennoch sind die Kernelemente wiederzuentdecken, vor allem natürlich die Liebesgeschichte von Simon und Daphne, die sehr getreu für die Serie übernommen wurde. Man kann sich also auch in die Buchfiguren problemlos verlieben, aber insgesamt ist es nicht dieses Wow-Erlebnis.