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Veröffentlicht am 23.01.2021

Billie Walkers erster Fall

Die Jägerin
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1946 Sydney. Nach Kriegsende führt die Journalistin Billie Walker gemeinsam mit ihrem Assistenten Sam die Privatdetektivagentur ihres verstorbenen Vaters weiter. Noch mangelt es an zahlungskräftigen Kunden, ...

1946 Sydney. Nach Kriegsende führt die Journalistin Billie Walker gemeinsam mit ihrem Assistenten Sam die Privatdetektivagentur ihres verstorbenen Vaters weiter. Noch mangelt es an zahlungskräftigen Kunden, denn die wirtschaftliche Lage hat sich noch nicht erholt, aber der Auftrag einer aus Deutschland geflüchteten, wohlhabenden Frau erregt ihre Aufmerksamkeit. Mrs. Brown vermisst ihren 17-jährigen Sohn Adin, der seit 2 Tagen wie vom Erdboden verschluckt ist. Billie kommen die Aussagen der verstörten Mutter irgendwie suspekt vor, ihre Neugier ist geweckt. So macht sie sich mit Sam daran, Adin aufzuspüren, doch je mehr sie den Spuren folgen und Hinweisen nachgehen, umso merkwürdiger wird der Fall. Schon bald erregt ihre Suche Aufmerksamkeit und bringt sie in Gefahr…
Tara Moss hat mit „Die Jägerin“ einen sehr unterhaltsamen historisch angehauchten Kriminalroman vorgelegt, der nicht nur für Spannung sorgt, sondern auch einiges an Informationen zur australischen Gesellschaft und Kultur beiträgt. Der locker-flüssige und bildhafte Erzählstil nimmt den Leser sofort für sich ein und lässt ihn eine Zeitreise antreten, um sich in der Nachkriegszeit am anderen Ende der Welt wiederzufinden und sich einen Platz in Billies Privatdetektei zu ergattern, um ihr bei den Ermittlungen über die Schulter zu sehen. Über die Lebensumstände in Australien nach dem Krieg setzt die Autorin den Leser ebenso gut ins Bild wie über die Ureinwohner des Kontinents, die aufgrund von Regierungserlassen ihrer Kinder beraubt wurden, damit diese nicht nur in einer ihnen unbekannten Religion unterwiesen werden sollten, sondern auch als preiswerte Arbeitskräfte missbraucht wurden, um die die Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Auch die Ermittlungsarbeit von Billie Walker ist recht unkonventionell, tritt sie doch nach außen eher wie eine wohlhabende Femme fatal auf und blendet damit ihr Umfeld, während ihr messerscharfer Verstand jede Einzelheit registriert und ihre feuerroten Lippen so manchen zu Auskünften verleiten, die sie gebrauchen kann. Ihre Zusammenarbeit mit Sam, der Aborigine Shyla und Detective Hank Cooper ist interessant gestrickt und lässt aus dem ursprünglichen Suchauftrag noch einen zweiten entspringen, nämlich Shyla zu helfen. Die beiden parallel laufenden Fälle pushen die Spannung immer weiter in die Höhe, wobei auch die teils doch sehr zwielichtigen Gesellen beitragen, die sich in der Nachkriegszeit zu Hauf tummeln, um andere auszunehmen und sich zu bereichern.
Ihre Charaktere hat Moss gut ausgestaltet in Szene gesetzt, der damaligen Zeit angepasst und mit glaubwürdigen Eigenschaften versehen. Es macht Spaß, ihnen als Leser bei den Ermittlungen zu folgen und der Auflösung entgegenzufiebern. Billie ist eine selbstbewusste, attraktive Frau mit Sinn für Mode und Esprit. Sie becirct die Männer mit ihrem Charme, doch kann sie auch knallhart und unbeugsam sein, vor allem aber hat sie eine gute Spürnase und lässt sich so schnell nichts vormachen. Sam ist Billie ergeben und ihr eine große Hilfe bei ihrer Spurensuche. Shyla entstammt den Aborigines und musste schon so einiges ertragen. Sie fungiert als Billies Informantin, ist jedoch selbst auf der Suche. Hank Cooper ist ein intelligenter Polizist, der sich Billies Charme nur schwer entziehen kann.
„Die Jägerin“ überzeugt mit einem interessanten und spannungsgeladenen Plot, während er gleichzeitig einiges an gesellschaftlichen und historischen Details Australiens liefert. Fesselnder Erzählstil lässt die Seiten durch die Finger rinnen, während man auf das Ende zurast. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 16.01.2021

"Eines Tages schwimmt die Wahrheit doch nach oben. Als Wasserleiche." (Wieslaw Brudzinski)

Die Schwimmerin
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1962 Essen. Nach den schlimmen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg sieht Betty (Elisabeth) nun ihrer Hochzeit mit dem wohlhabenden Martin entgegen, fest entschlossen, die alten schweren Zeiten hinter sich ...

1962 Essen. Nach den schlimmen Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg sieht Betty (Elisabeth) nun ihrer Hochzeit mit dem wohlhabenden Martin entgegen, fest entschlossen, die alten schweren Zeiten hinter sich zu lassen und nach vorne zu sehen. Schon viele Jahre frönt Betty dem Schwimmsport, in dem sie ihren Ausgleich findet. Sie streift im Wasser ihre alte Haut ab, um für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein. Bei einem ihrer Schwimmausflüge begegnet ihr ein junges Mädchen, das in ihr sofort eine Saite zum Klingen bringt, wirkt es doch merkwürdig vertraut auf sie. Schon bald heftet sich dieses Mädchen an Bettys Fersen und setzt sie sogar unter Druck. Betty wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, es bleibt ihr gar keine andere Wahl, als sich dieser entgegenzustellen, wenn sie überleben und ihr Glück einfordern will…
Gina Mayer hat mit „Die Schwimmerin“ einen unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der historischen Hintergrund mit einer Geschichte voller Geheimnisse und verdrängten Schicksalsschlägen sehr gut miteinander verbindet. Mit flüssigem, bildgewaltigem und tiefgründigem Erzählstil gewährt die Autorin dem Leser nicht nur Einblick in Bettys ereignisreiche Vergangenheit, sondern lässt ihn auch an ihrem gegenwärtigen Leben teilhaben, das immer noch mit den Belastungen von früher behaftet ist und darauf drängt, diese endlich abzustreifen. Über zwei Zeitebenen taucht der Leser mal in Bettys Vergangenheit der Jahre 1942 bis 1946 ein, mal in ihre Gegenwart des Jahres 1962, wobei die Geschichte auch immer mehr an Fahrt gewinnt, während die alten Geheimnisse nach und nach aufgedeckt werden und Bettys Dilemma deutlich machen. Ihre Gefühlswelt ist sehr gekonnt dargestellt und lässt den Leser oftmals schlucken und den Atem anhalten ob des persönlichen Schicksals. Geschickt unterstreicht die Autorin ihre jeweiligen Handlungsstränge mit dem eingewebten historischen Hintergrund, der nicht nur die Kriegsjahre und die Judenverfolgung aussagekräftig wiederspiegelt, sondern auch den 60er Jahren ein authentisches Bild verleiht.
Mit ihrer Protagonistin Betty (Elisabeth) hat Gina Mayer eine Persönlichkeit erschaffen, die den Leser von Anfang an einfängt und an sich bindet. Glaubhafte Eigenschaften lassen sie authentisch und realitätsnah wirken, so dass sich das Band zum Leser immer mehr verstärkt, auch wenn man nicht all ihre Beweggründe gutheißt. Als junges Mädchen erlebt man Betty erst offen und unbeschwert, die Kriegserlebnisse lassen sie zur Kämpferin werden, die sich durchbeißen und immer wieder Rückschläge einstecken muss. Nach dem Krieg verschließt sie die Erlebnisse und versucht, nach vorne zu sehen und sich ihr Glück selbst zu nehmen, was ihr jedoch nicht gelingt. Ihrem Umfeld gegenüber verhält sie sich immer zurückhaltender und wirkt unterkühlt. Dabei brodelt es unter ihrer Oberfläche und lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Die von ihr errichteten inneren Mauern wackeln immer mehr und stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Erst die Konfrontation macht aus ihr wieder eine Frau, die frei atmen kann und beim Schwimmen nicht mehr „untertauchen“ muss.
„Die Schwimmerin“ überzeugt durch mit einer tiefgründig verwebten Geschichte vor historischem Hintergrund und einem realistischen Frauenschicksal, das einen gefühlsmäß9g durchweg mitnimmt. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.01.2021

Eine Geschichte, die das Leben schrieb

Marta
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1984 Polen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder Tomek sowie wenigen Habseligkeiten flieht die 15-jährige Marta auf illegale Weise aus dem kommunistischen Polen nach Westdeutschland, um ...

1984 Polen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder Tomek sowie wenigen Habseligkeiten flieht die 15-jährige Marta auf illegale Weise aus dem kommunistischen Polen nach Westdeutschland, um endlich der Unterdrückung durch das Regime und der Mangelwirtschaft zu entkommen. Da sie kein Deutsch spricht, fällt Marta das Einleben schwer. Nur ihre Mutter beherrscht die Sprache, doch ihre Vergangenheit bleibt lange ihr Geheimnis. Mit Fleiß und Zielstrebigkeit schließt Marta ihr Studium ab und tritt eine Stelle als Ärztin in der Schweiz an, der für sie wiederum einen Neuanfang darstellt. Während ihrer weiterführenden Psychiaterausbildung spürt Marta nach und nach einige Geheimisse ihrer Mutter auf und erkennt dabei die Gründe ihres eigenen Wesens…
Monika Hürlimann hat mit „Marta, Heimat in Polen, Deutschland und der Schweiz“ einen interessanten historischen Roman vorgelegt, der an ihre eigene Biografie angelehnt ist und die Spätfolgen des Zweiten Weltkrieges sowie ein ungewolltes Nomadenleben beschreibt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil packt den Leser schon mit wenigen Worten und lässt ihn gemeinsam mit Marta eine unstete und harte Reise antreten, an deren Ende einige Erkenntnisse warten, die Erklärungen bieten in Bezug auf familiäre Ereignisse, die den Nährboden für Martas Entwicklung legten. Die gewählten Zeit- und Ortssprünge sind zu Beginn recht verwirrend, doch gibt sich das mit dem Fortgang der Geschichte. Die Autorin gewährt dem Leser einen guten Einblick über die damaligen Lebensbedingungen in einem kommunistisch geführten Land, das seine Bürger gängelt, kommandiert und an der straffen Leine hält. Das Anstehen für mangelnde Waren, um den Grundbedarf des täglichen Lebens zu sichern, sind Teil des täglichen Lebens und für viele kaum zu ertragen. Neben illegaler Landflucht ist auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit ein Thema in dieser Geschichte, denn Marta wird schon früh herangezogen, um die berufstätige Mutter bei vielem zur Hand zu gehen, während ihr Zwillingsbruder keinen Finger rührt, jedoch die besten Essensportionen für sich beanspruchen kann. Schon hier wird deutlich, wie wenig Selbstwertgefühl die Gesellschaft den Frauen zugestand und die Männer hofierten. Erst als Marta sich durch ihre Ausbildung und anschließende Berufstätigkeit mehr und mehr freischwimmt von alten Zöpfen und sich auf die Spur nach den Geheimnissen ihrer Mutter begibt, lernt sie sich selbst besser zu verstehen.
Die Charaktere sind gut und realistisch in Szene gesetzt, bereiten mit ihren glaubhaften menschlichen Ecken und Kanten den Weg für die Nähe zum Leser, der ihr Schicksal aufmerksam verfolgt und mitfiebert. Marta zeichnet sich nicht nur durch Fleiß, Ehrlichkeit und Willensstärke aus, sondern besitzt zudem ein einnehmendes Wesen, das ihr einen Platz im Herz des Lesers sichert. Mit Kampfgeist und Disziplin ebnet sie sich ein Leben in Sicherheit und stellt sich den Geistern der Vergangenheit. Tomek ist ein verzogener Kerl, der sich von hinten bis vorne bedienen lässt und damit dem damaligen Männerbild entspricht. Während Marta für die Aufmerksamkeit der Mutter kämpfen musste, besaß er sie im Übermaß und hat dies weidlich ausgenutzt. Auch diese hat Marta eher als kostenlose Arbeitskraft gesehen und sie sonst weitgehend ignoriert, was einer Mutter nicht würdig ist.
„Marta, Heimat in Polen, Deutschland und der Schweiz“ ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, der sich an die Biografie der Autorin anlehnt und einen guten Einblick in ein hartes, entbehrungsreiches Leben bietet sowie die Aufdeckung und Aufarbeitung alter Familiengeheimnisse, die das eigene Leben dauerhaft prägen. Verdiente Leseempfehlung für eine miterlebbare Geschichte!

Veröffentlicht am 10.01.2021

"Eine Schwester ist sowohl dein Spiegel – als auch dein Gegenstück." (Elizabeth Fishel)

Meine ferne Schwester
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1938 London. Rowan und ihre jüngere Schwester Thea sind eng miteinander verbunden und auf einmal Vollwaisen. Ihre Mutter haben sie durch einen tragischen Bootsunfall verloren und nun ist auch ihr Vater ...

1938 London. Rowan und ihre jüngere Schwester Thea sind eng miteinander verbunden und auf einmal Vollwaisen. Ihre Mutter haben sie durch einen tragischen Bootsunfall verloren und nun ist auch ihr Vater gestorben. Rowan ist seit einigen Jahren mit Patrick verheiratet, doch die Liebe hat sich in Lethargie gewandelt, was Rowan unzufrieden und resignierend werden lässt. Bis sie auf Simon trifft… Währenddessen hofft Thea auf ein Studium, wenn sie die Schule beendet hat. Doch nachdem der Vater ihnen nichts hinterlassen hat, fehlen ihr die Mittel dafür. Während der Beerdigung bemerkt Thea eine unbekannte Frau, die sich als Freundin ihres Vaters ausgibt und dann plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist. Thea fragt sich, in welcher Beziehung diese Frau zu ihrem Vater stand. Aber auch ein altes Familiengeheimnis um den Bootsunfall, bei dem ihre Mutter starb, lässt Thea nicht los. Sie möchte unbedingt Antworten von Rowan…
Judith Lennox hat mit „Meine ferne Schwester“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur mit unterschiedlichen Lebensgeschichten angefüllt ist, sondern auch so manches Geheimnis in sich birgt. Mit flüssigem, atmosphärisch-dichtem und gefühlvollem Erzählstil lädt die Autorin den Leser ein, sich ins vergangene Jahrhundert zu begeben, um dort über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt die Schwestern Rowan, Thea und die geheimnisvolle Fremde näher kennenzulernen und ihren Werdegang zu beobachten. Schon die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg offenbart, wie unterschiedlich die beiden Schwestern gestrickt sind, die sich recht nahe stehen, jedoch in völlig verschiedenen Welten unterwegs zu sein scheinen. Während Rowan durch Ehefesseln sich der Begegnung der wahren Liebe beraubt sieht und von einem Abenteuer ins nächste treibt, ist Thea schon in ihrem jungen Alter viel ernsthafter, disziplinierter und zielgerichteter, was ihre Zukunft angeht. Der Kriegsausbruch macht ihre Anstrengungen zwar zunichte, doch lässt sie ihre Träume nicht aus den Augen. Die mysteriöse Unbekannte stellt für den Leser eine besondere Überraschung dar, die so erst einmal nicht vorhersehbar ist. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin perfekt mit ihrer Handlung verknüpft und spiegelt den damaligen gesellschaftlichen und politischen Zeitgeist authentisch wieder. Die gesamte Geschichte bewegt sich zwar in ruhigem Fahrwasser, doch die unterschiedlichen Persönlichkeiten und deren Entwicklung wiegen das gut auf, da es der Autorin gelingt, dem Leser die Emotionen ihrer Charaktere am Puls der Zeit sehr greifbar zu machen.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet, ihre menschlichen Eigenheiten lassen sie lebendig und glaubwürdig wirken. Der Leser heftet sich an ihre Fersen und teilt mit ihnen ein ereignisreiches Jahrzehnt, das jede von ihnen prägt und ihre Wesenszüge formt. Rowan wirkt als Mitzwanzigerin schon wie eine illusionslose Frau, die sich selbst bemitleidet und sich als Ablenkung eine Affäre nach der anderen gönnt. Sie steckt in einem Korsett, das sie aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Normen nicht einfach so abstreifen kann. Der Schalter in ihrem Kopf legt sich mit Kriegsausbruch um, erst dann erkennt sie, dass sie nicht ganz so nutzlos ist und einiges bewirken kann. Thea ist ihrer Schwester weit voraus, obwohl sie jünger ist. Sie ist fokussiert, weiß genau, was sie will und arbeitet hart für ihre Ziele, wenn diese sich auch dann in Rauch auflösen. Doch sie verliert nicht den Mut und krempelt die Ärmel hoch, um nach vorne zu sehen. Sie wächst einem sofort ans Herz, weil sie pragmatisch und in sich gefestigt wirkt.
„Meine ferne Schwester“ ist ein eher leiser Roman mit großer Wirkung. Die Autorin versteht sich auf Charakterstudien und vermittelt diese eingebettet in historischem Umfeld sehr authentisch und für den Leser durchweg miterlebbar.

Veröffentlicht am 10.01.2021

Auf Liebe kann verzichtet werden - wirklich?

Wer lieben kann, ist klar im Vorteil
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Das Einleben in Happily Inc. ist Renee Grothen nicht schwer gefallen, was auch an ihrem Job als Hochzeitsplanerin bei „Weddings out oft he Box“ liegt, den sie mit Leidenschaft ausführt, um den Hochzeitswilligen ...

Das Einleben in Happily Inc. ist Renee Grothen nicht schwer gefallen, was auch an ihrem Job als Hochzeitsplanerin bei „Weddings out oft he Box“ liegt, den sie mit Leidenschaft ausführt, um den Hochzeitswilligen einen unvergesslichen Tag zu organisieren. Sie selbst hat nach einigen geküssten Fröschen die Liebe auf Eis gelegt und einer eigenen Hochzeit eine Absage erteilt. Die Begegnung mit dem attraktiven Thrillerautor Jasper Dembenski, der sich nach seiner Militärlaufbahn erst einmal wieder einleben muss, ist der Auftakt für eine heiße Nacht für Renee, doch was Festes soll auf keinen Fall daraus werden. Auch Jasper ist wohl für ein Abenteuer, aber nicht für eine engere Beziehung zu haben. Doch für sein neues Buch braucht er dringend Renees Hilfe und die gemeinsam verbrachte Zeit lässt die Gefühle für Renee wachsen. Aber ist auch Renee bereit dazu, endlich die wahre Liebe an sich heranzulassen?
Susan Mallery hat mit „Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ den fünften Band ihrer Happily Inc-Reihe vorgelegt, der nicht nur mit einer romantischen Liebesgeschichte zwischen zwei Freiheitsliebenden, sondern auch mit schönem Kleinstadtflair und der Wiederbegegnung alter Bekannter aus den Vorgängerbänden überzeugen kann. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lockt die Autorin den Leser wieder ins romantisch-verträumte Happily Inc. Kaum hat er es sich auf dem Beobachtungsposten gemütlich gemacht, ist der Leser auch schon mitten in Renees Leben gestolpert, die die Liebe auf keinen Fall mehr zu nahe an sich herankommen lassen will und die Romantik bei der von ihr ausgerichteten Hochzeiten aus der Distanz betrachtet. Zu viele Enttäuschungen haben ihre eigenen Träume zerplatzen lassen. Trotzdem ist sie kein Kind von Traurigkeit und die Affäre mit Jasper ist eine pulsfrequenzsteigernde Geschichte. Jasper selbst ist ebenfalls ein gebranntes Kind, der sich allerdings Mühe gibt, wenigstens einen ausgesetzten Hund näher an sich heranzulassen. Wunderbar strickt die Autorin mit spitzen und humorvollen Dialogen ihre Fäden um Renee und Jasper und zieht die Falle dann zu. Das Auftauchen liebgewonnener Charaktere sowie die gemütliche Stimmung der Kleinstadt und ihrer Bewohner tun ein Übriges, um der Handlung durchweg einen sehr unterhaltsamen Anstrich zu verleihen, wobei auch Renees Mutter eine ganz eigene Rolle spielt.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren glaubwürdigen menschlichen Attributen wirken sie authentisch und lassen den Leser nahe an sich heran, so dass ein Mitfiebern leicht fällt. Renee ist eine energische junge Frau mit spitzer Zunge, die genau weiß, was sie nicht will. Was sie sich wünscht, hält sie im Innersten verschlossen, zu groß ist die Angst, noch einmal Verletzungen davon zu tragen. Jasper ist eher ein ruhiger und zurückhaltender Zeitgenosse, der sich selbst sehr kritisch in Frage stellt. Er ist vom Kriegseinsatz angeschlagen und will sich nun auf seine Zukunft konzentrieren, ohne sich in Verbindlichkeiten zu stürzen, die ihm die Luft zum Atmen nehmen. Aber auch Verity mit ihrem Gefühl für Tiere, Wynn, Natalie, Pallas, Silver und weitere Nebendarsteller haben ihre Auftritte dieser Handlungsbühne.
„Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ ist eine gelungene Rückkehr ins romantische Happily inc., wo sich anscheinend die Liebe die Klinke in die Hand gibt. Ein gelungener Mix aus Romantik, Gefühlschaos und spritzigem Humor, der sich als absolutes Lesevergnügen entpuppt. Sehr empfehlenswert zur Aufheiterung an dunklen Tagen!