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Veröffentlicht am 28.01.2021

Unendlich viele Leben

Die Mitternachtsbibliothek
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Für Nora Seed, Mitte 30, läuft das Leben ganz und gar nicht rund. Sie ist Single, kinderlos und seit Neuestem ohne Job. Ihr Bruder will sie nicht sehen, ihre Katze wurde gerade überfahren und sie fühlt ...

Für Nora Seed, Mitte 30, läuft das Leben ganz und gar nicht rund. Sie ist Single, kinderlos und seit Neuestem ohne Job. Ihr Bruder will sie nicht sehen, ihre Katze wurde gerade überfahren und sie fühlt sich von niemandem gebraucht. Ein Selbstmord erscheint ihr da als der richtige Ausweg. Doch womit sie nicht gerechnet hat: Auf dem Weg ins Jenseits kommt sie in eine riesige Bibliothek mit all den Leben, die sie hätte führen können. Dort hat Nora die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch bringt sie in eine veränderte Welt. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

„Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein Roman von Matt Haig.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus mehr als 70 angenehm kurzen Kapiteln. Erzählt wird aus der Perspektive von Nora. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist anschaulich, lebendig und voller Bilder. Dem Autor gelingt es, seine Fantasie so zu schildern, dass man sie sich als Leser gut vor dem inneren Auge vorstellen kann.

Nora steht als Protagonistin ganz klar im Fokus der Geschichte. Sie ist ein durchaus sympathischer Charakter, obwohl sie für ihr Alter ein wenig unreif wirkt. Obwohl ich mich nicht mit ihr identifizieren kann, konnte ich ihre Gedanken gut nachvollziehen. Darüber hinaus tauchen etliche Nebenfiguren auf.

Besonders gereizt hat mich an dem Roman die kreative Idee der Bücher mit den unterschiedlichen Leben, die schlüssig dargestellt wird. Die verschiedenen Welten machen die Lektüre unterhaltsam und kurzweilig. An der einen oder anderen Stelle hätte die Geschichte sogar durchaus etwas ausführlicher sein dürfen und sollen.

Eine Stärke des Romans ist es, dass er zum Nachdenken anregt. Es geht um Lebensentscheidungen, um Reue und vertane Chancen, um Möglichkeiten und bedeutsame Wendepunkte. Philosophische Fragen werden aufgeworfen. Außerdem wird hier das wichtige Thema Depression näher beleuchtet. Das alles trägt dazu bei, dass der Roman erstaunlich tiefgründig ist.

Gut gefallen hat mir zudem, dass sich nicht nur das Cover an der Originalausgabe orientiert, sondern auch der prägnante englische Titel wortgetreu ins Deutsche übersetzt wurde.

Mein Fazit:
Auch wenn man sicherlich aus der Idee noch mehr hätte rausholen können, hat mich Matt Haig abermals nicht enttäuscht. Sein Roman „Die Mitternachtsbibliothek“ bereitet schöne Lesestunden und liefert nebenbei interessante Denkanstöße.

Veröffentlicht am 16.01.2021

Eine Sattlerin, ein Dichter, ein Herzog und viele Räuber

Die Gabe der Sattlerin
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Vorderösterreich im Jahr 1781: Um einer Ehe mit dem Witwer und Amtsmann Julius Lenscheider (38) zu entgehen, verschwindet die Sattlerstochter Charlotte (19) in der Nacht vor der geplanten Hochzeit überhastet ...

Vorderösterreich im Jahr 1781: Um einer Ehe mit dem Witwer und Amtsmann Julius Lenscheider (38) zu entgehen, verschwindet die Sattlerstochter Charlotte (19) in der Nacht vor der geplanten Hochzeit überhastet aus ihrem Heimatdorf Märgen. Mit ihrem Pferd flieht sie in Richtung Norden, als die junge Frau einer Räuberbande in die Hände fällt. Für die Kriminellen soll sie im Hofgestüt Marbach spionieren, wo sie auf den noch unbekannten Dichter Friedrich Schiller trifft. Beide erwarten so einige Gefahren und Verwicklungen...

„Die Gabe der Sattlerin“ ist ein historischer Roman von Ralf H. Dorweiler.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 36 Kapiteln mit einer angenehmen Länge, die mit treffenden Zitaten eingeleitet werden. Er endet mit einem Epilog. Die Handlung spielt an verschiedenen Schauplätzen, vor allem in Württemberg, und umfasst mehrere Wochen. Einheitliche Orts- und Zeitangaben machen die Orientierung leicht. Erzählt wird fast ausschließlich abwechselnd aus der Sicht von Charlotte und der von Friedrich. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich, bildhaft und lebhaft. Leider sind in der Originalausgabe noch auffällig viele Fehler durchgerutscht.

Charlotte ist eine interessante und sympathische Protagonistin. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr gut deutlich. Sie wirkt ein wenig naiv, was jedoch nicht ungewöhnlich für ihr Alter ist. Im Großen und Ganzen ist ihr Charakter authentisch ausgestaltet. Spannend ist es, dass auch Friedrich Schiller eine wichtige Rolle spielt. Etwas gestört hat mich allerdings, dass seine Biografie für den Roman nicht wenig zurechtgebogen wird, um zur Geschichte zu passen. Eine hilfreiche Personenübersicht erleichtert das Verständnis und weist historische Persönlichkeiten aus.

Das Setting des Romans und das Handwerk eines Sattlers haben meine Neugier an der Story geweckt. Gut gefallen hat mir, dass man auf unterhaltsame Weise einiges lernen kann, zum Beispiel über die Entstehung des Stückes „Die Räuber“ und die Eigenarten von Herzog Carl Eugen. Was dabei auf Fakten und was auf Fiktion basiert, ist dem aufschlussreichen Nachwort zu entnehmen.

Auf mehr als 400 Seiten hat der Roman kaum Längen. Zwischenfälle und Überraschungen machen die Geschichte kurzweilig und turbulent. Allerdings wird an mehreren Stellen etwas zu dick aufgetragen, so dass die Handlung bisweilen ein wenig realitätsfern wirkt.

Das Cover passt prima zum Genre und trifft meinen Geschmack. Der Titel erschließt sich mir dagegen nicht so recht.

Mein Fazit:
„Die Gabe der Sattlerin“ von Ralf H. Dorweiler ist ein Roman, der zwar manchmal etwas übers Ziel hinausschießt, aber dennoch für unterhaltsame Lesestunden sorgt.

Veröffentlicht am 11.12.2020

Eine äußerst schwere Entscheidung

Goldkind
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In einer kleinen Stadt auf der Karibikinsel Trinidad in den 1980er-Jahren: Als Clyde Deyalsingh von seiner Schicht nach Hause kommt, findet er nur seine Frau Joy und seinen Sohn Peter (13) vor. Von dessen ...

In einer kleinen Stadt auf der Karibikinsel Trinidad in den 1980er-Jahren: Als Clyde Deyalsingh von seiner Schicht nach Hause kommt, findet er nur seine Frau Joy und seinen Sohn Peter (13) vor. Von dessen Zwillingsbruder Paul fehlt jedoch jede Spur. Erst zwei Wochen vorher ist die Familie von Einbrechern überfallen worden. Der Vater macht sich nun umso mehr Sorgen um sein Kind, aber die Suche bleibt erfolglos. Schließlich muss sich Clyde jedoch einer äußerst schweren Entscheidung stellen...

„Goldkind“ ist der Debütroman von Claire Adam.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge unterteilt sind. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Clyde. Die Geschichte ist zwar größtenteils chronologisch aufgebaut. Allerdings gibt es einige Rückblenden.

Der Schreibstil ist schnörkellos und klar, aber gleichzeitig sehr eindringlich und atmosphärisch. Schon zu Beginn entsteht eine düstere, spannungsvolle Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht.

Die Protagonisten kommen nicht besonders sympathisch rüber, wirken jedoch authentisch und konsistent. Zwar konnte ich das Verhalten des Vaters nicht in Gänze nachvollziehen. Dennoch werden seine Gedanken recht deutlich.

Obwohl der Roman nicht als Thriller angelegt ist, ist er durchweg fesselnd und spannend. Das liegt nicht nur daran, dass er weniger als 270 Seiten umfasst, sondern auch daran, dass die Geschichte stellenweise sehr nervenaufreibend ist.

Eine Stärke des Buches sind sicherlich auch die ethischen und moralischen Fragen, die aufgeworfen werden. Inhaltlich rüttelt der Roman auf, schockiert, regt zum Nachdenken an, berührt - und hallt eine ganze Weile nach.

Ich habe die Geschichte als ungekürzte Lesung angehört. Die Stimme von Sprecherin Franziska Grün ist angenehm, war nach meinem Empfinden für den Inhalt der Geschichte aber eine Spur zu fröhlich und zu stürmisch.

Das düstere, geschmackvoll gestaltete Cover passt dagegen ganz hervorragend zum Roman. Der prägnante, deutsche Titel ist nicht nur treffend, sondern erfreulicherweise auch nahe am englischsprachigen Original ("Golden Child").

Mein Fazit:
„Goldkind“ von Claire Adam ist kein Roman für sanfte Gemüter, aber eine empfehlenswerte, sehr eindrückliche Lektüre.

Veröffentlicht am 07.12.2020

Die sieben Dinge

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Nur knapp entgeht Chloe Brown einem Unfall, der böse hätte enden können. Die 31-Jährige steht unter Schock und realisiert, dass ihr Leben bis dato viel zu langweilig war. Ihre chronische Krankheit hat ...

Nur knapp entgeht Chloe Brown einem Unfall, der böse hätte enden können. Die 31-Jährige steht unter Schock und realisiert, dass ihr Leben bis dato viel zu langweilig war. Ihre chronische Krankheit hat sie als Ausrede für ihre Zurückgezogenheit genutzt. Jetzt aber will sie alles umkrempeln, zieht aus ihrem Elternhaus aus und erstellt eine Liste von sieben Dingen, die ihr Leben erfüllter machen sollen. Das Problem: Sie braucht einen Lehrer. Ob Red Morgan, ihr neuer Nachbar, dabei helfen könnte?

„Kissing Chloe Brown“ ist der Auftakt der Romanreihe von Talia Hibbert zu den Brown-Schwestern.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 23 angenehm kurzen Kapiteln. Sie werden von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt. Erzählt wird aus der Sicht von Chloe und Red.

Der Schreibstil ist anschaulich und lebhaft, jedoch nicht zu platt. Eingestreut sind E-Mails, Aufzählungen und andere Elemente, die den Text auflockern.

Die Protagonistin ist eine der Stärken des Romans. Chloe ist alles andere als klischeehaft: chronisch krank, farbig, übergewichtig und ein wenig eigenwillig. Das macht sie sowohl sympathisch als auch authentisch und bringt Diversität in die Geschichte. Auch Red mochte ich gleich. Die Gefühle und Gedankengänge der beiden lassen sich gut nachvollziehen. Die übrigen Charaktere wirken ebenfalls interessant

Besonders angesprochen hat mich, dass es eine etwas andere Art von romantischer Komödie sein soll. Und in dieser Hinsicht wurde ich keineswegs enttäuscht. Zwar ist die Story, die sich auf fast 400 Seiten erstreckt, recht vorhersehbar. Aber sie ist auch humorvoll und gleichzeitig tiefgründiger als viele andere Bücher des Genres, denn es geht um ernste und wichtige Themen wie Chloes Krankheit und weitere Probleme. Dabei gleitet die Geschichte nicht ins Kitschige ab, sondern berührt auf wohltuende Weise.

Das Cover passt gut zum Genre, gefällt mir aber nicht ganz so gut wie das amerikanische Original. Ähnlich verhält es sich mit dem deutschen Titel, denn die englischsprachige Formulierung(„Get a Life, Chloe Brown“) ist treffender und klingt weniger schnulzig.

Mein Fazit:
Wer einen Liebesroman der etwas anderen Art sucht, wird bei „Kissing Chloe Brown“ von Talia Hibbert fündig. Er bietet intelligente Unterhaltung mit Herz und Humor. Eine empfehlenswerte Lektüre für schöne Lesestunden. Auf die folgenden Bände zu Chloes Schwestern bin ich schon jetzt gespannt.

Veröffentlicht am 05.12.2020

Von Klopapier-Kriegen und Paketboten-Panik

Die große Pause
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Eigentlich sollte er mit seinem Programm durch Deutschland touren. Stattdessen findet sich der Comedian Bastian Bielendorfer in einer Zwangs-WG mit seiner Frau Nadja, dem Mops Otto und seiner Schwiegermutter ...

Eigentlich sollte er mit seinem Programm durch Deutschland touren. Stattdessen findet sich der Comedian Bastian Bielendorfer in einer Zwangs-WG mit seiner Frau Nadja, dem Mops Otto und seiner Schwiegermutter wieder. Wie er den alltäglichen Wahnsinn in den ersten Monaten der Corona-Pandemie erlebt hat, hat der Komiker schriftlich festgehalten.

„Die große Pause - Mein Corona-Tagebuch“ ist ein Buch von Bastian Bielendorfer.

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem Prolog. Daran schließen sich die jeweils wenige Seiten umfassenden Tagebuch-Einträge an, zwischen denen zumeist mehrere Tage liegen. Sie sind im Präsens in der Ich-Perspektive verfasst. Der erste Eintrag datiert auf den 14. März 2020, der letzte auf den 27. Juni 2020. Verziert werden die Seiten ab und an mit kleinen Kritzeleien. Das Buch endet mit einem Epilog. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist locker und von etlichen Vergleichen geprägt, aber sonst unauffällig. Die Einträge zeugen allerdings von Wortgewandtheit. Leider hat das Korrektorat in der Erstausgabe noch einige Fehler übersehen.

Den Autor kenne ich nicht nur von mehreren Live-Auftritten, sondern auch seinen früheren Büchern, die mich allesamt überzeugen konnten. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an sein neuestes Werk. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Büchern ist das „Corona-Tagebuch“ thematisch stärker eingegrenzt. Die meisten der geschilderten Erlebnisse haben sehr direkt mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun. In einigen Situationen kann sich der Leser mit seinen Erfahrungen gut wiederfinden. Andere Passagen sind etwas ungewöhnlicher, wirken aber ebenfalls authentisch. Der typische Humor des Komikers scheint immer wieder durch. An etlichen Stellen musste ich schmunzeln oder sogar laut auflachen. So witzig wie seine früheren Bücher ist das Tagebuch für mich dabei nicht. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Mit rund 230 Seiten mit großer Schrift und einer recht luftigen Gestaltung ist das Buch nicht besonders umfangreich. Zudem gibt es ein paar Wiederholungen. Somit lässt sich die Lektüre nicht nur für Schnellleser an nur einem Abend beenden.

Das Cover ist nicht sehr kreativ, geht aber in Ordnung. Gut gefallen hat mir, dass der Titel auf sein Lehrerkind-Image anspielt.

Mein Fazit:
Mit „Die große Pause - Mein Corona-Tagebuch“ kommt Bastian Bielendorfer zwar nicht an seine früheren Bücher heran, schafft es aber, einem ernsten Thema eine humorvolle Note zu verleihen.