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Veröffentlicht am 17.01.2021

„Eifersucht ist die Angst vor dem Vergleich.“ (Max Frisch)

Die perfekte Freundin
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Früher waren Jillian und Weston ein Liebespaar, doch nun sind sie nur noch enge gute Freunde, die öfter ein gemeinsam ein Tennisspeil bestreiten und sich seit über 25 Jahren in und auswendig kennen. In ...

Früher waren Jillian und Weston ein Liebespaar, doch nun sind sie nur noch enge gute Freunde, die öfter ein gemeinsam ein Tennisspeil bestreiten und sich seit über 25 Jahren in und auswendig kennen. In Paige hat Weston seine vermeintliche große Liebe getroffen und bald sollen die Hochzeitsglocken läuten. Doch bevor es soweit kommt, setzt ihm Paige die Pistole auf die Brust, denn Jillian ist ihr ein Dorn im Auge. So verlangt Paige von Weston, Jillian in die Wüste zu schicken und sich fortan von ihr fern zu halten. Weston trifft diese Forderung empfindlich, alles in ihm sträubt sich dagegen, seine Freundschaft zu Jillian aufzugeben. Wem gehört sein Herz wirklich und wird er sich unter Druck tatsächlich um eine enge Freundschaft bringen, damit Paige ihre vermeintliche Rivalin endlich los ist?
Lionel Shriver hat mit „Die perfekte Freundin“ einen sehr unterhaltsamen sowie kontroversen Kurzroman vorgelegt, der die unterschiedlichen Ansichten beleuchtet und den Leser aufgrund der Handlung ins Grübeln bringt, hat man die eine oder andere Reaktion schon selbst oft genug im Umfeld beobachten können. Der flüssige und mit Humor gewürzte Erzählstil laviert den Leser mitten hinein in ein Personendreieck, deren interessante zwischenmenschliche Konstellation schon für ein Augenbrauenlifting und während der Lektüre für einige Mutmaßungen bezüglich des Ausgangs der Geschichte sorgt. Über wechselnde Perspektiven lernt der Leser jeden einzelnen kennen, wobei er sich nach und nach selbst ein Urteil über ihre unterschiedlichen Motive bildet. Shriver beweist wieder einmal ein geschicktes Händchen in der Darstellung ihrer Charaktere, die nie schwarz oder weiß sind, sondern durchaus jede nur mögliche Schattierung aufweisen, die den Leser mal in die eine Richtung mal in die andere driften lassen, weil man die jeweilige Sicht der Dinge ebenfalls nachvollziehen kann. Irgendwann allerdings kommt der Zeitpunkt, wo sich nicht nur der Leser entscheiden muss, auf welcher Seite er steht und dementsprechend ist man mit dem Ausgang der Geschichte dann zufrieden oder auch nicht.
Die Charaktere sind sehr gut nuanciert und bestehen durch ihre typisch menschlichen Eigenschaften mit Authentizität und Glaubwürdigkeit. Jillian ist eine lebensbejahende Mittvierzigerin, die neben ihrem guten Aussehen und ihrer offenen, ungezwungenen Art vielseitig interessiert ist. Das trägt ihr den Neid aller Frauen in ihrem Umfeld ein, die am liebsten ebenso wären wie sie, aber nicht aus ihrer Haut können. Da fällt es leichter, Frauen wie Jillian abfällig zu beurteilen und sich herauszunehmen, die rote Karte zu zeigen. Paige fällt leider unter diese Kategorie, denn sie münzt ihre Kleingeistigkeit und ihre Eifersucht als Druckmittel um und bringt Weston in eine Lage, in der er nur verlieren kann, nämlich entweder seine beste Freundin oder seine zukünftige Ehefrau. Das ist nicht nur äußerst kleingeistig, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Paige sich Westons Liebe wohl doch nicht sicher ist. Weston versteht nicht, warum er sich entscheiden soll, er hat doch klar gemacht, wen er heiraten will. Die Forderung an ihn, sich zwischen den beiden Menschen zu entscheiden, die ihm am wichtigsten sind, ist unangebracht und sorgt früher oder später für einen Bruch.
„Die perfekte Freundin“ ist eine intelligente, tiefgründige Geschichte, die durchgängig fesselt und das Gehirn auf Hochtouren laufen lässt. Toll gemacht, absolut zu empfehlen!

Veröffentlicht am 16.01.2021

Vier Leben - eine Leinwand

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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2017. Die 27-jährige Hannah Borowski arbeitet in Berlin an ihrer Doktorarbeit und kümmert sich nebenbei um ihre einzige Verwandte, ihre über 90-jährige Oma Evelyn, die in einer Seniorenresidenz lebt. Bei ...

2017. Die 27-jährige Hannah Borowski arbeitet in Berlin an ihrer Doktorarbeit und kümmert sich nebenbei um ihre einzige Verwandte, ihre über 90-jährige Oma Evelyn, die in einer Seniorenresidenz lebt. Bei einem dieser Zusammentreffen findet Hannah einen an Evelyn adressierten Brief aus Israel mit der Nachricht, dass diese Erbin des Kunstvermächtnisses von Itzig Goldmann ist. Evelyn will davon nichts wissen und schweigt sich auf Hannahs Fragen darüber vehement aus, doch Hannah ist neugierig geworden und stürzt sich in ausgiebige Nachforschungen, was es mit den Kunstwerken auf sich hat und warum gerade Evelyn als Erbin eingesetzt wurde. Dabei deckt Hannah einiges ihrer bis dahin unbekannten Familiengeschichte auf…
Alena Schröders Debüt „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ erinnert schon beim ersten Lesen an einen Gemäldetitel. Genauso ungewöhnlich wie der Titel ist auch dieser Roman, der über mehrere Generationen eine faszinierende Geschichte beinhaltet, die sich über einen Zeitraum von fast 100 Jahren spannt. Mit flüssigem, farbenprächtigem und anrührendem Erzählstil führt die Autorin den Leser in die Handlung hinein, die ihn schon bald so sehr in den Bann zieht, dass er sich kaum von den Seiten lösen kann. Während der Leser mit Hannah in der Gegenwart weilt, lernt er über Zeitsprünge Urgroßmutter Senta, Oma Evelyn sowie Hannahs Mutter Silvia und deren Schicksal kennen, wobei eine Brücke geschlagen wird von der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg und auch die Judenverfolgung ein wichtiges Thema innerhalb der Handlung einnimmt. Gerade diese Zeitsprünge geben der Geschichte eine unterschwellige Spannung, die immer weiter in die Höhe klettert, während sich nach und nach die Puzzleteile ineinander fügen. Dabei webt die Autorin nicht nur ein spannendes Geflecht um von Nazis geraubte Kunstschätze, deren Erbin Evelyn auf einmal ist, sondern lässt auch ihre Protagonistinnen einige Schicksalsschläge in ihrer jeweiligen Zeitepoche erleben, die beim Leser so manche Achterbahn der Gefühle auslösen. Während man ihre Lebenswege verfolgt, stellt man sich unablässig immer wieder die Frage, welche Entscheidung man in jener Situation selbst getroffen hätte, denn vieles davon war der jeweiligen Zeit und den gesellschaftlichen sowie politischen Gegebenheiten geschuldet.
Mit ihren authentisch inszenierten Charakteren beweist die Autorin ein gutes Händchen, denn sie wirken ausdrucksstark, glaubwürdig und vor allem sehr menschlich. Der Leser heftet sich schnell an ihre Fersen, folgt ihren Lebenswegen und fühlt mit ihnen, wenn ihm auch manche Entscheidung fragwürdig erscheint. Die lebenslustige Senta träumt von einem Leben in Berlin, doch diese Seifenblase platzt schon bald und lässt sie eine schwierige Entscheidung fällen, die sie für den Leser fast gefühlskalt wirken lässt. Evelyn ist ein Sturkopf, der lieber alles in sich verschließt und niemanden nahe genug an sich heranlässt. Trude ist eine ehrgeizige, harte und unterkühlte Frau, der man kaum Sympathie entgegenbringt. Hannah hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, zeichnet sich aber durch Fürsorglichkeit, Hartnäckigkeit und eine gesunde Neugier aus.
„Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist ein rundum gelungenes Debüt. Neben einer generationenübergreifenden Geschichte mit historischem Hintergrund lebt die spannende Handlung von der Aufdeckung alter Geheimnisse und der Klärung des Kunsterbes. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

Veröffentlicht am 15.01.2021

"Hinter der Maske ist immer ein lebendiges Gesicht." (William Butler Yeats)

Die Kannenbäckerin
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17. Jh. Westerwald. Die 13-jährige Johanna hat als einzige ihrer Familie die Pest überlebt. Bei einem ihr bisher unbekannten Onkel, der im Kannenbäckerland dem Töpferhandwerk nachgeht, hofft Johanna unterschlüpfen ...

17. Jh. Westerwald. Die 13-jährige Johanna hat als einzige ihrer Familie die Pest überlebt. Bei einem ihr bisher unbekannten Onkel, der im Kannenbäckerland dem Töpferhandwerk nachgeht, hofft Johanna unterschlüpfen zu können, doch muss sie erst einmal durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu ihm reisen. Um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, verkleidet sich Johanna als junger Bursche. Schon bald bemerkt sie, dass sich ihr aufgrund der Maskerade viel mehr Freiheiten eröffnen. Als sie bei Ihrem Onkel eintrifft, behält sie deshalb auch ihre Verkleidung bei, um eine Ausbildung im Töpferhandwerk aufnehmen zu können. Johanna überzeugt schon bald mit Talent und Einfallsreichtum. Aber kann sie die Maskerade dauerhaft aufrechterhalten, oder wird sie doch noch enttarnt?
Annette Spratte hat mit „Die Kannenbäckerin“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der flüssige, bildgewaltige und emotionale Schreibstil lässt den Leser nicht nur eine Reise in die Vergangenheit antreten, sondern katapultiert ihn regelrecht ins 17. Jahrhundert, um Johanna als unsichtbarer Schatten auf Schritt und Tritt zu folgen und ihr Abenteuer zu teilen. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sehr schön mit ihrer Geschichte verwebt und lässt dem Leser nicht nur Informationen zur Pest und dem Kriegsgeschehen sowie der Gesellschaft und damaliger Tradition zukommen, sondern stellt auch die Rolle der Frau zu jener Zeit heraus, der es nicht erlaubt war, ein Handwerk zu erlernen, sondern sich vielmehr in einer männerbestimmten Welt unterzuordnen und zu fügen hatte. Ebenso interessant eingebunden ist die Hexenverfolgung zu jener Zeit, der auch Johanna zum Opfer fällt und so manch schlimme Hürde nehmen muss. Besonders gelungen sind auch die detaillierten Beschreibungen über das Töpferhandwerk, die beim Leser sofort das Kopfkino anspringen und während der Lektüre alles genau vor dem inneren Auge entstehen lassen. Man sitzt praktisch selbst an der Drehscheibe und formt mit eigenen Händen. Der Spannungslevel bewegt sich von Beginn an auf einem guten Niveau, steigert sich aber im weiteren Verlauf immer weiter in die Höhe und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben.
Die Charaktere sind lebhaft und detailliert in Szene gesetzt, wirken aufgrund ihrer menschlichen Ecken und Kanten lebendig und authentisch und können so den Leser recht schnell für sich gewinnen. Johanna muss schon als junges Mädchen einige schwere Schicksalsschläge verkraften. Zudem lebt sie in einer Zeit, in der Frauen keine große Bedeutung haben und der Männerwelt ausgeliefert sind. Johanna besitzt einen starken Willen und lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Mit Fleiß, Talent und Einfallsreichtum laviert sie sich durch eine schwierige Zeit und wirkt durchweg kraftvoll und energiegeladen.
„Die Kannenbäckerin“ überzeugt neben einem gut recherchierten historischen Hintergrund vor allem mit einer sympathischen Protagonistin, die dem Leser schnell ans Herz wächst, sowie mit einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung. Absolute Leseempfehlung für eine sehr unterhaltsame Lektüre!

Veröffentlicht am 15.01.2021

„Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.“ (Hans Christian Andersen)

Ein zauberhafter Weihnachtswunsch
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Seit dem Tod ihrer Großeltern hat die junge Mutter Thilda mit Weihnachten nichts mehr am Hut. Am liebsten würde sie diese Feiertage ausfallen lassen, sogar ihr kleiner Sohn Finn muss sich Thildas Einstellung ...

Seit dem Tod ihrer Großeltern hat die junge Mutter Thilda mit Weihnachten nichts mehr am Hut. Am liebsten würde sie diese Feiertage ausfallen lassen, sogar ihr kleiner Sohn Finn muss sich Thildas Einstellung fügen und auf die Weihnachtsvorfreude mitsamt ihren glänzenden Lichtern, Traditionen und dem ganz speziellen Duft verzichten. Als Thilda eines Tages einer verwirrten älteren Dame begegnet und ihr Hilfestellung bietet, da diese sich nicht mehr an ihre Adresse erinnern kann, ahnt Thilda noch nicht, wie sehr sich ihr Leben durch Lillybeth verändern wird. Thilda nimmt Lillybeth erst einmal mit sich nach Hause, denn die alte Dame erinnert sie stark an ihre Großmutter, aber auch Finn ist schnell begeistert von Lillybeth. Als Nicolas vor Thildas Haustüre steht, um seine Oma Lillybeth abzuholen, wird Thildas Herz bei seinem Anblick sofort von Amors Pfeil getroffen. Allerdings ist Nicolas bereits verlobt mit Annabelle, die in Lillybeth‘ Augen nicht gut genug ist für ihren Enkel. Da wäre ihr Thilda wesentlich lieber….
Jani Friese hat mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ einen unterhaltsamen und stimmungsvollen Weihnachtsroman vorgelegt, der mit einem modernen Märchen die festliche Zeit schön romantisch in Szene setzt. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen und sich an Thildas Seite wiederfinden, deren Abneigung gegenüber Weihnachten sofort spürbar und deren Gedanken- und Gefühlslage gut nachvollziehbar sind. Die Autorin versteht es geschickt, mit farbenfrohen Beschreibungen den Leser zum Teil ihrer Romangeschichte zu machen, um alles hautnah mitzuerleben. Beim Lesen läuft das Kopfkino auf Hochtouren. Themen wie schmerzliche Erinnerungen, Trauer und Demenz werden in der Geschichte sehr gut und stimmungsvoll umgesetzt, gleichzeitig spürt man als Leser aber auch die Magie von Weihnachten durch die Zeilen huschen und sich langsam immer mehr ausbreiten. Einer Weihnachtsgegnerin das Fest wieder schmackhaft zu machen, gelingt hier liebevoll durch Lillybeth‘ Art des Zelebrierens und Finns kindlicher Freude, was einem das Herz sofort erwärmt. Die gesamte Geschichte liest sich mit den alltäglichen Sorgen und Nöten wie mitten aus dem Leben gegriffen, wirkt aber gleichzeitig wie ein wunderschönes Märchen und bestimmt so den durchgehenden Wohlfühleffekt beim Lesen.
Die liebevoll gestrickten Charaktere versprühen lebendigen Charme und wickeln den Leser mit ihren glaubhaften menschlichen Eigenschaften regelrecht um den Finger. Der Leser ist mittendrin statt nur dabei und leidet, bangt und hofft mit ihnen. Thilda hat als alleinerziehende berufstätige Mutter alle Hände voll zu tun, doch zeigt sich bei allem, was sie anpackt, dass sich ihr Herz am rechten Fleck befindet. Sie ist hilfsbereit, liebevoll und fürsorglich. Finn ist eine liebenswürdiger kleiner Kerl, der sich nichts mehr wünscht als ein schönes Weihnachtsfest zu feiern. Lillybeth ist eine herzliche alte Dame mit eigenem Kopf, der sie manchmal im Stich lässt, die ihr wichtigsten Anliegen aber präsent hält. Nicolas besitzt nicht nur ein liebenswertes, ehrliches Wesen, sondern liebt seine Großmutter abgöttisch. Manchmal wirkt er allerdings etwas hilflos in Hinblick auf Annabelle. Annabelle selbst ist eine herrische, kalte und manipulative Frau, die ihren Willen durchsetzen will.
Mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ wird die Magie von Weihnachten lebendig und bringt den Leser wunderschön in die dazugehörige festliche Stimmung durch Romantik, Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl. Verdiente Leseempfehlung für zauberhafte Lesestunden!

Veröffentlicht am 09.01.2021

Zu Gast in Roms Küchen

Rom - Das Kochbuch
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Italien hat nicht nur aufgrund mehrjähriger Aufenthalte in Rom und der Toskana einen Platz in unsere Herzen, auch die Landesküche ist seitdem ein fester Bestandteil unseres Speiseplans. Unsere Suche nach ...

Italien hat nicht nur aufgrund mehrjähriger Aufenthalte in Rom und der Toskana einen Platz in unsere Herzen, auch die Landesküche ist seitdem ein fester Bestandteil unseres Speiseplans. Unsere Suche nach besonderen Kochbüchern wurde mit dem Fund von „Rom. Das Kochbuch“ von Katie Parla und Kristina Gill belohnt, das wir in den letzten Wochen ausgiebig getestet haben. Der Schwerpunkt in diesem gewichtigen Buch liegt hier neben altbekannten Klassikern vor allem auf der Zubereitung traditioneller Gerichte, die sich in italienischen Familien wiederfinden oder in den kleinen familiengeführten Trattorias in den verwinkelten Gassen von Rom, nicht aber in den üblichen frequentierten Restaurants.
Das Kochbuch besticht nicht nur durch ausführliche Rezepte mit sehr gelungenen Endproduktfotos, die sofort den Appetit anregen, sondern gibt dem Leser zusätzlich viele Informationen über die Geschichte Roms untermalt von schönen Stadtfotos sowie die Entwicklung der landestypischen Küche und seine Besonderheiten. Eine Einführung in die notwendigen Küchengeräte zur Zubereitung ist ebenfalls enthalten sowie einige Zutatenempfehlungen, um die Gerichte außerhalb Roms authentisch auf den Tisch zu bringen. Gelungen ist auch die Aufteilung des Buches, das neben den Kapiteln „Snacks, Vorspeisen, und Street Food“, „Klassiker und Variationen“, „Cucina ebraica“, „Quinto Quarto“, „Gemüse“ auch „Brot und Pizza“, „Dolei“ und „Getränke“ enthält. Die Suche nach dem Leibgericht fällt somit sehr leicht.
So macht man sich mit der gut erklärten Zubereitung ans Werk und darf schon bald in Gerichten wie Bambolotti all’amatriciana, Cacio e pepe di Leonardo Vignoli oder involtini di manzo schwelgen. Aber auch Rigatoni alla carbonara lassen sich auf unterschiedliche Weise zubereiten, so dass dieses Lieblingsgericht immer wieder in einem neuen „Kleid“ auf den Teller kommt. Der Exkurs in die jüdisch-römische Küche (Cucina ebraica) ist ebenfalls ein Gaumenabenteuer der besonderen Art, ob es sich nun um ein cremiges Limonenrisotto mit Spargel handelt, frittierte Salz-Kabeljau-Filets, carciofo alla guidia (frittierte Artischocken) oder eines der zahlreichen Ricotta-Desserts, die auf der Zunge zergehen und nach Sonne und mehr schmecken.
Ein wunderbares und vielseitiges Buch, das nicht nur tolle Rezepte zum Nachmachen bietet, sondern neben Gaumenschmeichlern schon beim Durchblättern das Fernweh auf die Ewige Stadt weckt. Absolut zu empfehlen!