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Veröffentlicht am 14.02.2021

Großartig

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
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Fast hätte ich „Bucket list“ von Georgia Clark von meinem Radar gestrichen, da ich nach dem Lesen des Klappentextes dachte: „Oh je, eins von diesen Krebsbüchern“. Dann bin ich zufällig auf Instagram über ...

Fast hätte ich „Bucket list“ von Georgia Clark von meinem Radar gestrichen, da ich nach dem Lesen des Klappentextes dachte: „Oh je, eins von diesen Krebsbüchern“. Dann bin ich zufällig auf Instagram über eine sehr positive Rezension zur Originalausgabe gestolpert und wurde neugierig. Ich bin so froh, meine Meinung geändert zu haben denn dieser Roman ist einfach großartig!
Auf eine sehr realistische, ehrliche und gleichermaßen humorvolle Art erzählt Georgia Clark die Geschichte der 25-jährigen Lacey, die eigentlich vom Land kommt und nun versucht, in New York Karriere zu machen. Sie ist Teilhaberin eines wenig erfolgreichen Start-Ups und auch ihr Hauptjob ist nur eine Einstiegslösung. Sie hofft auf einen Aufstieg zur Moderedakteurin. Als bei Lacey eine BRCA1-Mutation diagnostiziert wird, wodurch bei ihr ein hohes Risiko besteht, an Brustkrebs zu erkranken, wird sie völlig aus der Bahn geworfen.
Ich fand die Darstellung von Laceys Sorgen und Nöten sehr realistisch. Entscheiden zu müssen, ob man sich vorsorglich die Brüste amputieren lässt oder nicht ist eine furchtbare Situation.
Lacey weiß, dass sie sich mit diesem Thema auseinander setzen muss aber vorher möchte sie sich eine Gnadenfrist setzen, in der sie sich ausprobiert.
Es mag auf den ersten Blick eine seltsame Kombination sein. Die Thematik des Romans ist auf der einen Seite tot ernst (im wahrsten Sinne des Wortes) und auf der anderen eher seicht. Für mich war diese Mischung genial, denn denn dadurch zieht einen das Buch nicht permanent nach unten. Im Gegenteil, es versprüht sehr viel Positivität.
Lacey hat gute Freundinnen und eine Schwester, der sie nahe steht aber auch für ihr Umfeld ist es schwer, mit der Diagnose umzugehen. Es kommt zu Spannungen. Ich mochte, dass hier nicht die perfekten best Friends gezeigt werden sondern eine glaubhafte Charakterisierung, wie es in so einer Situation, in der alle überfordert sind, ablaufen könnte. Gleichzeitig macht die Autorin Mut, dass egal, an welchem Punkt man sich befindet, es irgendwo Menschen bzw. eine Selbsthilfegruppe gibt, mit Leuten, die etwas ähnliches durchmachen und die eine Unterstützung sein können.
Trotz diesem schweren Schicksalsschlag ist Lacey noch immer eine junge Frau, die sich nach Liebe sehnt, aber die Suche nach einem geeigneten Partner ist schwierig. Anziehung bedeutet nicht automatisch, dass es auch mit einer Beziehung klappt. Laceys Eskapaden sind sehr spritzig und humorvoll beschrieben. Ich meine hier nicht die Art von witzig, bei der man innerlich kurz „hihi“ denkt. Ich musste an manchen Stellen wirklich laut auflachen.
„Bucket list“ wäre für mich der perfekte Stoff um zu einer Netflix Serie zu werden. Die Leute würden es lieben. Dieser Roman ist ein absoluter Tipp von mir, weil er so viele verschiedene Emotionen vereint. Er ist nachdenklich, vielleicht sogar ermutigend für Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, aber auch sehr erfrischend und lustig. Lacey ist ein Charakter, in dem sich jeder ein Stück weit finden kann.
Liebe Georgia Clark – bitte beschenke uns noch mit vielen weiteren Büchern!

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Große Tragödie

Grenzgänger
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„Grenzgänger“ von Mechthild Borrmann umfasst nur knapp 300 Seiten doch jede davon ist vollgepackt mit Informationen. So gelingt es der Autorin auf wenig Raum eine detaillierte Geschichte zu erschaffen, ...

„Grenzgänger“ von Mechthild Borrmann umfasst nur knapp 300 Seiten doch jede davon ist vollgepackt mit Informationen. So gelingt es der Autorin auf wenig Raum eine detaillierte Geschichte zu erschaffen, die den Leser immer wieder aufs Neue schockiert und sprachlos macht. Das Buch erzählt vom Scheitern der Familie Schöning. Einst bestand sie aus glücklichen Eheleuten mit vier Kindern. Doch als der Vater schwer traumatisiert aus dem Krieg zurückkehrt und die Mutter überraschend stirbt, sind die Kinder mehr oder weniger auf sich gestellt. Die älteste Tochter Henni wird zur Haupternährerin in dem sie Kaffee, Butter und sonstige Mangelware über die Grenze schmuggelt, bis es zu einem folgenschweren Zwischenfall kommt. Henni muss in eine Besserungsanstalt und ihre jüngeren Geschwister kommen ins Kinderheim.
In den 50er Jahren herrschte zum Thema Kindererziehung eine komplett andere Einstellung als heute. Gehorsam war das A und O. Die Meinung eines Kindes zählte wenig und unliebsame Wahrheiten wurden gerne als Lüge abgestempelt.
Die beschriebenen Zustände im christlichen Kinderheim sind schockierend und bei den dort praktizierten Erziehungsmethoden handelt es sich um Kindesmisshandlungen der schlimmsten Sorte.
Auch in der Besserungsanstalt (was für ein Wort...) sieht es nicht viel humaner aus.
Mir haben diese Kinder unglaublich leid getan, da sie im Grunde überhaupt nichts falsch gemacht haben, aber auf eine Art bestraft wurden, die man heutzutage noch nicht einmal Verbrechern zukommen lässt. Am traurigsten gestimmt hat mich, dass die Ursache für all das die posttraumatische Belastungsstörung des Vaters war und dass diese Dinge früher einfach nicht behandelt wurden.
„Grenzgänger“ ist schwer verdauliche Kost, die einen interessanten Einblick in die Vergangenheit liefert.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Spezielle Mutter-Tochter Beziehung

Darling Rose Gold
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Bis zu ihrem 18. Lebensjahr bestand das Leben von Rose Gold aus einer endlosen Serie von Arztterminen. Kaum eine Speise konnte sie bei sich behalte, so dass sie wegen ihres starken Untergewichts im Rollstuhl ...

Bis zu ihrem 18. Lebensjahr bestand das Leben von Rose Gold aus einer endlosen Serie von Arztterminen. Kaum eine Speise konnte sie bei sich behalte, so dass sie wegen ihres starken Untergewichts im Rollstuhl sitzen musste und ein Alltag vor Schwäche kaum möglich war.
Alles ändert sich, als sie herausfindet, dass ihre Mutter für ihren Zustand verantwortlich ist und sie jahrelang vergiftet hat.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. In der Gegenwart aus Sicht von Patty, Rose Golds Mutter, beginnend mit dem Tag ihrer Entlassung aus dem Gefängnis.
Die zweite Erzählebene ist die von Rose selbst. Diese beginnt 5 Jahre früher, kurz nachdem Patty ins Gefängnis kam, und arbeitet sich von dort in Richtung Gegenwart.
„Darling Rose Gold“ ist für mich die Definition des Ausdrucks Pageturner. Das Buch wurde dem Genre Roman zugeordnet, für mich war es eher ein Thriller.
Die Handlung hat mich von der ersten bis zur letzten Seite völlig gepackt und ich hatte das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgesuchtet. Wenn ich in „Darling Rose Gold“ gelesen habe, war ich komplett fokussiert, ohne, dass mich irgendetwas ablenken konnte. Dies ist eins der Bücher, dass 5 Sterne bekommt, obwohl mir die Charaktere unsympathisch waren, allein weil die Story so gut ist.
Patty ist denke ich jedem suspekt. Wer tut seinem Kind so etwas an? Fünf Jahre Gefängnis sind noch viel zu wenig.
Rose Gold möchte man zunächst mögen, über mehr als Mitleid bin ich allerdings nicht hinaus gekommen. Sie ist in völliger Isolation aufgewachsen und ihre Versuche, Fuß in der Außenwelt zu fassen sowie ihre Kontaktaufnahmen zu ihren Mitmenschen scheitern immer wieder. Zum einen ist dies sicherlich ihrer aufdringlichen Art und ihrer Neigung zur Manipulation zuzuschreiben. Bedauerlicherweise zieht sie aber auch wie ein Magnet Menschen an, die sich ihr gegenüber absolut fies und respektlos verhalten.
Trotzdem hat Rose Gold etwas an sich, was mich von Anfang an hinterfragen ließ, ob sie wirklich so ein Opfer ist, wie man auf den ersten Blick denkt.
Die bereits angesprochenen Zeitebenen sind hier wirklich ein tolles Konzept. Wir sehen Rose Gold in der Gegenwart aus Pattys Sicht und Rose in der Vergangenheit. Die Zeit dazwischen ist die große Unbekannte. Mit jedem Kapitel näheren sich die beiden Ebenen mehr an und das Erzähltempo steigert sich immer weiter.
„Darling Rose Gold“ war für mich ein tolles Leseerlebnis und ein Anwärter für meine Highlights 2021 Liste.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Blick hinter die Fassade

Das Nachtfräuleinspiel
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Liane kann auf eine lange Karriere als Erziehungstherapeutin zurückblicken. Sie ist eine Person des öffentlichen Lebens, die nicht nur zahlreiche Bücher geschrieben hat, sondern auch Star des erfolgreichen ...

Liane kann auf eine lange Karriere als Erziehungstherapeutin zurückblicken. Sie ist eine Person des öffentlichen Lebens, die nicht nur zahlreiche Bücher geschrieben hat, sondern auch Star des erfolgreichen Fernsehformats „Die Familienretterin“ ist.
Die Geschichte, die sich in Anja Jonuleits Roman „Das Nachtfräuleinspiel“ nach und nach entwickelt, zeigt uns, dass sich auch hinter der perfektesten Fassade Abgründe verbergen können. Wir begleiten Lianes Weg ab den 60er Jahren, mit dem Hauptfokus auf den 80ern. Schon in jungem Alter zeigt Liane Zeichen von Empathielosigkeit. Sie wird Erzieherin, obwohl sie Kinder nicht einmal besonders mag. Die einzige Person, die ihr Emotionen entlockt, ist der Student Carl. Sie sieht ihn auf der Straße und noch bevor sie ein einziges Wort mit ihm gesprochen hat, entwickelt sie eine Obsession, die man nur als Stalking und krankhaft bezeichnen kann. Liane ist eine Narzisst, der teilweise schon psychopathische Züge aufweist. Zusammen mit Carl gibt sie ein Paar ab, dass man nur mit Kopfschütteln und Befremden beobachten kann.
Anja Jonuleits Roman ist vollgepackt mit verschiedenen Themen. Liane, ungewollte Schwangerschaft einer Minderjährigen, Faschingsbräuche, Waldorfschule, extreme Erziehungs- und Ernährungsmethoden...
Das namensgebende Nachtfräuleinspiel hat ebenfalls eine zentrale Rolle. Für mich war dieser Brauch komplett neu. Ich kenne nur die farbenfrohen, lustigen Karnevalszüge. Was sich in dieser schwäbischen Gemeinde zur Fastnacht abspielt, gleich mehr einem Szenario aus einem Horrorfilm.

Wie auch schon bei „Die Rabenfrauen“ fesselte mich auch dieser Roman von Anja Jonuleit mit Themen, die so in dieser Form in noch keinem Roman, den ich gelesen habe, vorkamen. Man klebt förmlich an den Seiten, obwohl die Abgründe, die sich hier auftun so schrecklich sind, dass man eigentlich gar nicht hinschauen möchte. Insbesondere schockierte es mich, dass viele Sachen, wie zum Beispiel die angesprochene Festhaltetherapie, tatsächlich praktiziert wurden.
„Das Nachfräuleinspiel“ ist spannend wie ein Thriller und bekommt von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Spannender Entführungsthriller

Die Moortochter
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Karen Dionne war zum Jahresende 2020 meine Autoren Neuentdeckung. Nachdem mich „Die Rabentochter“ sehr begeistert hat, musste ich unbedingt auch ihren Debütroman „Die Moortochter“ lesen, welcher mir sogar ...

Karen Dionne war zum Jahresende 2020 meine Autoren Neuentdeckung. Nachdem mich „Die Rabentochter“ sehr begeistert hat, musste ich unbedingt auch ihren Debütroman „Die Moortochter“ lesen, welcher mir sogar noch etwas besser gefallen hat.
Auch hier erschafft die Autorin eine zum Greifen nahe Waldatmosphäre, deren Geruch aus jeder Seite zu strömen scheint.
Helena wächst mit ihren Eltern in einer Hütte fern von jeglicher Zivilisation mitten im Moor auf. Während sie zu ihrer Mutter ein distanziertes Verhältnis hat, liebt sie ihren Vater abgöttisch. Sie ist ein wildes Kind, dass früh lernt zu jagen und keine Scheu hat, Tiere zu töten. Erst mit 12 Jahren erfährt sie, dass ihre Mutter dieses Leben nicht freiwillig gewählt hat. Ihr Vater ist ein Entführer und Helena und ihre Mutter die Gefangenen.
Die Geschichte beginnt Jahre nach den Ereignissen im Moor. Helena hat sich ein neues Leben aufgebaut, als sie in den Nachrichten erfährt, dass ihr Vater aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Sie macht sie auf die Suche nach ihm und erinnert sich zurück, an ihre Kindheit, die in vieler Hinsicht für sie das perfekte Leben waren. Diese Erinnerungen sind wahnsinnig faszinierend zu lesen. Das Leben im Moor klingt in vieler Hinsicht völlig abstoßend. Der Mangel an Nahrungsmitteln, die Kälte, die fehlende Möglichkeit sich im Winter zu waschen... doch die junge Helena, die nichts anderes kannte, fühlte sich frei und glücklich. Ein Gefühl, dass sie in ihrem späteren Leben nicht mehr finden konnte. Ich finde die Überlegung sehr spannend, dass man jedes Leben als Normalität ansehen kann, solange man nichts anderes kennt.
Der Vater Jacob – der einstige Entführer – bleibt bis zum Showdown der große Unbekannte. Bis zum Schluss bleibt es spannend, da man nicht einschätzen kann, wie das Aufeinandertreffen ablaufen wird. Freut er sich, seine Tochter, nach so vielen Jahren wiederzusehen? Oder wird er sich verhalten, wie der Psychopath, der er definitiv ist?
Karen Dionne ist ein Name, den ich mir auf jeden Fall merken werde. Ich freue mich schon jetzt auf ihren nächsten Thriller.

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