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Veröffentlicht am 27.01.2021

"Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen." (Aurelius Augustinus)

Wo wir Kinder waren
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2019. Die entfremdeten Familienmitglieder Eva, Jan und Iris sind die Erben der 1898 im thüringischen Sonneberg von Albert Langbein gegründeten Spielzeugfabrik, die in den vergangenen knapp 120 Jahren die ...

2019. Die entfremdeten Familienmitglieder Eva, Jan und Iris sind die Erben der 1898 im thüringischen Sonneberg von Albert Langbein gegründeten Spielzeugfabrik, die in den vergangenen knapp 120 Jahren die Weimarer Republik sowie zwei Weltkriege und den Mauerbau in Deutschland überstanden und vielen Ortsbewohnern Arbeit gegeben hat, nur um jetzt nach der Wiedervereinigung Konkurs anzumelden und die Pforten schließen zu müssen. Der aus Cousin und Cousinen bestehenden Erbengemeinschaft bleibt nur, die alten Räumlichkeiten des Stammhauses zu räumen und entrümpeln. Dabei kommen ihnen immer wieder alte Bilder und Erinnerungen hoch, die sie mit der alten Spielzeugfabrik verbinden. Eine Internetauktion lässt in Eva, Iris und Jan die Idee heranreifen, die Fabrik doch noch einmal zum Leben zu erwecken. Werden sie als Familie wieder zusammenwachsen und hat die Spielzeugfabrik noch eine Zukunft?
Kati Naumann hat mit „Wo wir Kinder waren“ einen unterhaltsamen und anrührenden historischen Roman vorgelegt, in dessen Seiten sich das Schicksal der Familie Langbein und ihres Traditionsunternehmens von der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart verbirgt. Gekonnt stellt die Autorin dem Leser mit bildhaftem, flüssigem und gefühlvollem Erzählstil zuerst die drei seit längerer Zeit im Clinch liegenden Urenkel des Firmengründers in der Gegenwart vor, die sich bei Internetauktion für eine alte Puppe des Langbeinimperiums gegenseitig in die Quere kommen. Bei der anstehenden Räumaktion des Familienstammsitzes müssen Iris, Jan und Eva allerdings an einem Strang ziehen, um alles zu bewältigen. Während sie bei der Entrümpelung ihren alten Erinnerungen nachhängen, verwandelt sich die Spielzeugfabrik von einem Schwarz-Weiß-Bild in ein Farbfotografie, wird lebendig und greifbar, fast vergleichbar mit einem Daumenkino. Über unterschiedliche Perspektiven taucht der Leser immer mehr in das über vier Generationen bestehende Familienunternehmen ein, dass nicht nur einige gesellschaftliche und politische Höhen und Tiefen hat meistern müssen. Auch die Beschäftigung vieler ortsansässiger Arbeiter, die sich in Heimarbeit mit der Herstellung von Puppen, Spielzeugautos und allerlei Kinderträumen ihren Lebensunterhalt verdienten, wird durch die Rückblenden bis ins Jahr 1910 von der Autorin sehr plastisch geschildert. Der Leser verfolgt die Handlung mit leuchtenden Augen und einem herrlichen Kopfkino, das dem wunderbar in ihrer Geschichte eingewebten geschichtlichen Hintergrund ebenso geschuldet ist wie den spannend erzählten alten Erinnerungen der drei Urenkel und deren zwischenmenschlicher Beziehung.
Lebendig und facettenreich gestaltete Charaktere mit menschlichen Ecken und Kanten nehmen den Leser von Beginn an mit in die Handlung hinein, wo er gemeinsam mit ihnen im alten Stammhaus wandeln darf, während er ihre alten Geschichten hautnah miterleben darf. Eva, Jan und Iris schleichen sich erst nach und nach ins Leserherz, denn ihre Zwistigkeiten müssen vorher ausgeräumt werden, um der Sympathie Platz zu machen. Die älteren Generationen allerdings, bestehend aus Albert, Mina, Otto, Flora und vielen anderen erobern den Leser im Sturm und lassen vor allem die Verbundenheit innerhalb der Familie ganz deutlich hervortreten.
Mit „Wo wir Kinder waren“ gewährt Kati Naumann dem Leser nicht nur Eintritt in Teile ihrer eigenen Familiengeschichte, sondern lenkt ihn wunderbar durch deutsche Historie und lässt neben einer interessanten und spannenden Handlung auch den Kindertraum wahr werden, einmal in einer Spielzeugfabrik zu sein. Herrlich authentisch und berührend erzählt, so dass das Buch kaum aus der Hand zu legen ist. Absolute Leseempfehlung für diesen Genuss! Chapeau – besser geht es nicht!

Veröffentlicht am 23.01.2021

Der fremde Sohn

Helenes Versprechen
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1947 New York. Die jüdische Kinderärztin Helene Bornstein hat Deutschland den Rücken gekehrt und ist nach Amerika emigriert, um dort endlich ihren Sohn Moritz wieder in ihre Arme zu schließen, den sie ...

1947 New York. Die jüdische Kinderärztin Helene Bornstein hat Deutschland den Rücken gekehrt und ist nach Amerika emigriert, um dort endlich ihren Sohn Moritz wieder in ihre Arme zu schließen, den sie knapp 10 Jahre zuvor mit einem Kindertransport von Frankfurt in die USA geschickt hat, um sein Leben zu retten. Eigentlich wollte sie ihm schon kurz nach dem Abschied folgen, doch dann blieb ihr der Weg aufgrund des Zweiten Weltkrieges versperrt. Nun steht sie ihm nach all den Jahren wieder gegenüber, doch ihr Sohn erkennt sie nicht und behandelt sie wie eine Fremde. Helene kommt bei ihrer Schwester Marlis unter, die Moritz damals aufgenommen hat. Marlis hat mit dem Amerikaner John eine eigene Familie gegründet und sich in den USA eingelebt. Für Moritz sind Marlis und John seine Familie, was soll er da mit einer fremden Mutter? Helene fällt nicht nur das Einleben in Amerika schwer, vor allem aber verfolgen sie die Kriegserlebnisse und die Sehnsucht nach ihrem Sohn, den sie so schmerzlich vermisst hat. Wird es für Helene einen Neuanfang geben und vor allem, wird sich Moritz ihr doch noch zuwenden?
Beate Rösler hat mit „Helenes Versprechen“ einen sehr eindringlichen, emotionalen historischen Roman basierend auf wahren Begebenheiten vorgelegt, in dem sie die Schicksale mehrerer Personen auf Papier gebannt hat, die stellvertretend für so viele andere der damaligen Zeit stehen und erzählt werden wollen. Mit flüssigem, empathischem und bildreichem Erzählstil lockt die Autorin den Leser in ihre Geschichte und hat ihn sofort am Haken, das Buch lässt sich quasi nicht mehr aus der Hand legen, so sehr versinkt man in das Leben von Helene. Die wechselnden Perspektiven, die einmal Helenes Vergangenheit reflektieren und zum anderen ihren Neustart in Amerika begleiten, lassen unterschwellig die Spannung steigen, zumal auch die zwischenmenschlichen Beziehungen eine große Rolle spielen. Die perfide Diskrepanz von der amerikanischen Familienidylle ihrer Schwester Marlis mit Tupperpartys und ausgeprägtem Rassismus gegenüber dem Grauen, das Helene als Jüdin während des Zweiten Weltkrieges erlebt hat, könnte nicht größer sein und ruft auch Erschrecken und Unverständnis hervor. Ihre gute Recherchearbeit beweist die Autorin durch das Verweben des historischen Hintergrunds, der nicht nur deutsche Geschichte beinhaltet, sondern auch jüdische Traditionen sowie den Glauben genauer beleuchtet. Die Lektüre wird durch ein lebhaftes Kopfkino begleitet, denn der Leser geht nicht nur mit Helene durch Kriegszeiten, sondern auch auf die Überfahrt nach Amerika und mitten hinein in den American Way of Life. Dabei schafft es die Autorin durchweg, ihre Handlungsfäden gut zu verfolgen und am Ende fest zusammenzuknoten. Auch der kurze Einblick in Helenes Zukunft ist gelungen und lässt den Leser zufrieden zurück.
Die Charaktere sind facettenreich und lebendig inszeniert, sie überzeugen durch menschliche Stärken und Schwächen sowie durch realistische Handlungszüge. Helene ist eine liebende Mutter, die ihr Leben für ihr Kind geben würde. Sie ist hilfsbereit, engagiert und setzt sich Gefahren aus, um andere zu retten. Die seelischen Narben hat sie in sich verschlossen, doch die Alpträume ihrer Erlebnisse holen sie immer wieder ein. Trotzdem besitzt sie den Mut und die Stärke, in einem völlig fremden Land einen Neustart zu wagen. Moritz ist ein Junge, der sich erst wieder erinnern muss, um zu verzeihen. Marlis hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, wirkt oftmals egoistisch und selbstbezogen. Sie hat ihre alte Haut trotzdem nicht abstreifen können, egal wie lange sie schon dort ist. Aber auch Leon, Viktor, John, Sam und weitere Protagonisten spielen in diesem Epos eine Rolle.
„Helenes Versprechen“ ist ein lebendiges Zeitzeugnis, das man so schnell nicht vergisst. Der historische Roman begeistert mit interessanten Verflechtungen, einer Familiengeschichte, Kriegserlebnissen und vor allem mit einer eindrucksvollen Frau, die das Liebste, was sie besitzt, endlich wieder in die Arme nehmen will. Wunderbar erzählt und absolut zu empfehlen! Chapeau!!!

Veröffentlicht am 23.01.2021

Der menschliche Potus

Ein verheißenes Land
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Dieses Buch verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, welch schreckliche Realität die letzten vier Jahre nach der Präsidentschaft Obamas herrschten. Schon nach wenigen Seiten wollte ich es abbrechen, weil ...

Dieses Buch verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, welch schreckliche Realität die letzten vier Jahre nach der Präsidentschaft Obamas herrschten. Schon nach wenigen Seiten wollte ich es abbrechen, weil es mich daran erinnert hat, wie gut es sich angefühlt hat, die acht Jahre unter seiner Präsidentschaft Amerikanerin gewesen zu sein. Danach gab es nichts als Peinlichkeit und Zynismus in einem System, das es jemandem, der so giftig wie Trump ist, erlaubte, gewählt zu werden.

Obama war kein Mr. Perfect, aber er ist ein anständiger Mensch mit so viel Ernsthaftigkeit, Empathie und Glauben an das Wohl Amerikas, wie man es von jemandem erwarten kann, der das Land führt. Dieses Buch gibt einen Einblick in Obamas Gehirn, als er die vielen kleinen Entscheidungen traf, die seinen Weg ins Weiße Haus bereiteten. Auch der intime Blick in das Familienleben der Obamas, seine Beziehungen zu Michelle, Sasha und Malia sind informativ und lassen ihn umso nahbarer wirken.
Ebenso inspirierend war seine Rede auf der Democratic National Convention 2004, die für Obama den Weg ins Weiße Haus ebnete. Seine Worte wirken heute noch viel intensiver als im Jahr 2004.

Millionen von Amerikanern vermissen Obama auf unterschiedliche Weise, vor allem aber aufgrund seiner Menschlichkeit und Nahbarkeit. Dieses Buch öffnet neue Wunden und erinnert an die wahre Natur derer, die versuchen, Obamas Erbe der dienenden Führung zu zerstören. Gleichzeitig ist es inspirierend und lässt einen hoffen, dass das Land wieder dorthin zurückfinden kann, wenn auch der Weg ein wesentlich steiniger wird.
Ein nachdenklich stimmendes, offenes und ehrliches Buch, das sich sehr gut lesen lässt und einen packt. Es weckt Empfindungen, wenn man gemeinsam mit ihm im Oval Office an diesem imposanten Schreibtisch sitzt und sich fragt, was man Wladimir Putin sagen wird, wenn der Anruf nach Moskau durchgestellt ist. Oder wie Obama es geschafft hat, seine positive Einstellung und seinen Verstand beizubehalten. Viele andere hätten schon früh aufgegeben. Aber seine Beharrlichkeit ist es, die Obama zu einem so effektiven Präsidenten gemacht hat.

In "Ein verheißenes Land“ geht es um Hoffnung und Veränderung. Und gerade die braucht Amerika jetzt in Hülle und Fülle. Absolut empfehlenswerte Lektüre, unabhängig von der politischen Gesinnung.

Veröffentlicht am 23.01.2021

Der Liebesknoten

Das Glück kommt per Express
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1895 Texas. Die 18-jährige Claire Nevin ist in der von Emma gegründeten Frauengemeinschaft in Harpers Station gestrandet und kümmert sich dort fürsorglich um die Schwachen und Kranken. Ein Brief ihrer ...

1895 Texas. Die 18-jährige Claire Nevin ist in der von Emma gegründeten Frauengemeinschaft in Harpers Station gestrandet und kümmert sich dort fürsorglich um die Schwachen und Kranken. Ein Brief ihrer Schwester Polly versetzt sie in Alarmbereitschaft, denn diese kündigt ihr eine Sendung an, die Claire hüten soll wie einen Schatz. Als Claire sich am Bahnhof einfindet, um die Sendung in Empfang zu nehmen, traut sie ihren Augen kaum, denn der Überbringer ist ihre ehemals große Liebe Pieter van Duren, der sie so sehr verletzt hat und sie veranlasst hat, ihre Heimat Hals über Kopf zu verlassen. Und die Sendung entpuppt sich als eine große Verantwortung, die Claire für ihre Schwester übernehmen soll. Claire weiß gar nicht, wie ihr geschieht, denn nicht nur Pieter bringt ihr Herz zum Rasen, sondern auch ihr Leben steht auf einmal Kopf…
Karen Witemeyer hat mit „Das Glück kommt per Express“ einen wunderschönen historischen Kurzroman vorgelegt, der sich an ihr Buch „Selbst ist die Frau!“ anlehnt und mit viel Romantik zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenprächtige und anrührende Erzählstil lässt den Leser ans Ende des 19. Jahrhunderts reisen, wo er sich in einer von hauptsächlich Frauen geführten Kleinstadt im tiefsten Texas wiederfindet und Claire kennenlernt, die dort ein neues Zuhause gefunden hat, nachdem sie nicht nur von ihrer Jugendliebe bitter enttäuscht wurde, sondern auch großes Pech mit ihrem Katalogehemann hatte, den sie aus Trotz heiraten wollte. Der Brief ihrer Schwester und die überraschende Sendung nebst Überbringer lassen viele Erinnerungen bei Claire an die Oberfläche kommen, der Leser erfährt, was in ihrer Vergangenheit passiert und warum sie letztendlich in Harpers Station gelandet ist. Die Gemeinschaft der Frauen ist besonders, denn hier wird jeder gleich behandelt und findet Zuflucht vor misshandelnden Ehemännern oder Ausgrenzung. Die Rolle der Frau zur damaligen Zeit als „nur Ehefrau und Mutter“ ist hier außer Kraft gesetzt. Besonders schön und unaufdringlich ist in dieser Geschichte der christliche Gedanke eingearbeitet, der sich nicht nur in Claires handwerklichen Tätigkeiten zeigt, sondern auch immer wieder hervorhebt, wie wichtig Vertrauen ist.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt und überzeugen mit authentischen menschlichen Ecken und Kanten. Schnell hat der Leser sich an Claires Fersen geheftet, fühlt sich ihr sehr nah und kann ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut nachvollziehen. Als irische Einwanderin besitzt Claire nicht nur einen Rotschopf, sondern auch dessen Temperament. Sie ist hilfsbereit, fürsorglich und ehrlich, aber auch ein absoluter Sturkopf, der es seinem Gegner nicht leicht macht. Enttäuschungen hat sie in ihrem Herzen verschlossen, doch um ihr Vertrauen zu gewinnen, muss man den Beweis antreten, dass man dessen würdig ist. Pieter van Duren ist ein fleißiger und sparsamer Mann, der sich endlich ein eigenes Geschäft aufbauen will und dazu vorher unbedingt die Frau seiner Träume zurückgewinnen will. Er ist zwar wortkarg und zurückhaltend, dafür aber selbstlos, liebevoll und empathisch. Zusätzliche Unterhaltung gibt es durch das Auftauchen von Emma, Malachi, Grace und viele weitere Bewohner von Harpers Station.
Obwohl nur 144 Seiten stark, überzeugt „Das Glück kommt per Express“ durch eine wunderschön erzählte Liebesgeschichte mit viel Romantik. Freundschaft und Vertrauen sowie Familiensinn spielen ebenfalls eine große Rolle. Das Kopfkino springt sofort an und lässt einen die Seiten nicht aus der Hand legen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.01.2021

"Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart." (R. v. Weizsäcker)

Die Ankündigung
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Die FBI-Verhaltensanalytikerin Kaely Quinn hat sich durch eine Namensänderung eine neue Identität aufgebaut, um ein Inkognito-Leben zu führen und davon abzulenken, dass ihr Vater ein Serienmörder ist. ...

Die FBI-Verhaltensanalytikerin Kaely Quinn hat sich durch eine Namensänderung eine neue Identität aufgebaut, um ein Inkognito-Leben zu führen und davon abzulenken, dass ihr Vater ein Serienmörder ist. Die Erinnerungen der Vergangenheit nehmen sie durch ihre Alpträume immer noch gefangen, doch durch ihre Arbeit versucht sie, einen eigenen Eindruck beim FBI zu hinterlassen. Doch dann wird ihr mühsam errichtetes Kartenhaus durch ein Gedicht erschüttert, in dem ein Unbekannter nicht nur ihren Mord ankündigt, sondern auch den von sechs weiteren Personen. Neben der unterschwelligen Angst, die sich in Kaely breit macht, versucht sie mit ihrem Kollegen Noah Hunter, dem anonymen Täter rechtzeitig auf die Spur zu kommen…
Nancy Mehl hat mit „Die Ankündigung“ einen außerordentlich spannenden Thriller vorgelegt, der den Leser von Beginn an zu fesseln weiß. Der flüssige und bildhafte Erzählstil der Autorin bringt den Leser schon mit einem ungewöhnlichen Prolog mitten hinein ins Geschehen, wo er zuallererst den anonymen Täter kennenlernt, der die Protagonisten in Atem halten wird. Man klebt regelrecht an den Seiten und an den Fersen von Kealy und Hunter, um nur bloß keine Entwicklung zu verpassen. Schon der Lebenslauf der Hauptprotagonistin Kealy ist ungewöhnlich und herausfordernd zugleich, denn die Tatsache, dass sie die Tochter eines Serienmörders ist, macht es ihr nicht gerade leicht, sich innerhalb der Institution zu behaupten, für die sie arbeitet. Sie steht allein und muss doppelt so viel leisten, um eine einigermaßen stabile Position zu erreichen, in der sie Kollegen ernst nehmen und ihr Vertrauen entgegenbringen. Ihre Herangehensweise als Verhaltensanalytikerin ist zugleich unorthodox und ungewöhnlich, aber durchaus nachvollziehbar und führt zu verblüffenden Ergebnissen. Die Autorin lässt mit immer neuen Wendungen die Spannung stetig steigen und stellt den Leser vor die Herausforderung, die Situation ständig neu zu überdenken, denn die Palette der Verdächtigen ist vielfältig. Die Handlung ist zu keiner Zeit vorhersehbar und verblüfft auch am Ende bei der Entlarvung des Täters. Der in die Geschichte eingewebte christliche Aspekt ist unaufdringlich und passt gut in die jeweilige Situation. Es geht um Vergebung und das tiefe Vertrauen, Gott an seiner Seite zu haben.
Interessant gestaltete Charaktere mit realistischen menschlichen Ecken und Kanten machen es dem Leser leicht, sich ihnen bei den Ermittlungen anzuschließen und als unsichtbarer Dritter alles hautnah mitzuverfolgen. Kaely ist eine eher zurückhaltende Frau mit einem schicksalsträchtigen Familienhintergrund, der sie zwingt, ihre eigene Identität zu leugnen. Sie hält sich lieber im Hintergrund, jedoch zeigt sie im Job ihre Intelligenz und ein besonderes Einfühlungsvermögen. Ihre Außenseiterposition lässt sie einem schnell besonders ans Herz wachsen. Noah Hunter wirkt im ersten Moment wie ein arroganter und misstrauischer Kerl, doch entwickelt er sich im Verlauf immer mehr zu einem echten Partner für Kaely. Während Kaely mehr ihrer Intuition folgt, ist Hunter der Logiker, um Zusammenspiel machen die beiden eine gute Figur. Auch die übrigen Protagonisten spielen ihre Parts durchweg gelungen, einige führen den Leser gekonnt an der Nase herum.
„Die Ankündigung“ ist ein sehr fesselnder, unterhaltsamer Thriller, der nach den ersten Seiten regelrecht eine Sogwirkung entfaltet, so dass das Buch kaum aus der Hand zu legen ist. Eine intelligent konstruierte Handlung lässt den Leser zum Teil des Ermittlungsteams werden und überrascht mit einem nicht vorhersehbaren Ausgang. Absolute Leseempfehlung für spannende Lesestunden!