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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2021

Schmunzelsprüche

Das Faultier bewegt sich wie Opa
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Dieses Buch bietet den Stoff für ein paar sorgenfreie Stunden im Lieblingssessel, wobei die Schmunzelmuskeln stark beansprucht werden.
Die Autorinnen haben die Kindersprüche, die der SZ von Lesern zugeschickt ...

Dieses Buch bietet den Stoff für ein paar sorgenfreie Stunden im Lieblingssessel, wobei die Schmunzelmuskeln stark beansprucht werden.
Die Autorinnen haben die Kindersprüche, die der SZ von Lesern zugeschickt wurden, gesammelt, nach Themen sortiert, die jeweiligen Kapitel mit einer Einleitung versehen und schließlich noch nach den thematisch zugeordneten Sprüchen ein paar Tipps für den Umgang mit Kindern im jeweiligen Bereich angehängt. Letzteres hält sich jedoch in Grenzen, so dass man nicht einen Erziehungsratgeber erwarten sollte, sondern leichte und entspannende Unterhaltung.
Was mir besonders gefallen hat, ist die Feststellung, dass Kinder die Welt teilweise ganz anders und viel einfacher wahrnehmen als wir Erwachsenen. Wo wir große Probleme sehen und tüchtig nachdenken, um das richtige Maß zu finden, fällen Kinder ihre Meinung und ihre Schlussfolgerungen einfach und logisch, so wie es ihr Wissensstand und ihre Denkfähigkeit zulassen. Und sie trauen sich, bei allen Themen mitzureden. Herrlich! So kenne ich das auch von meinen bereits erwachsenen Kindern, wobei mir derzeit oft das Einfühlungsvermögen dafür gefehlt hat, bedingt durch die alltäglichen Anforderungen.
Ich habe das Buch genossen, habe es in wenigen Stunden ausgelesen, teilweise meinem Mann vorgelesen, meine Schmunzelmuskeln trainiert und Spaß gehabt. Was will man mehr? Außerdem sind mir noch einige Sprüche meiner eigenen Kinder wieder eingefallen, die ich schon in meinen Erinnerungen verbuddelt hatte....

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Gemeinsamkeit macht stark

Die Wunderfrauen
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Der zweite Band der Wunderfrauen-Trilogie spielt in den 60er Jahren. Alle vier Frauen, die man schon im ersten Band kennengelernt hat, haben sich weiterentwickelt und präsentieren in diesem Buch ihre Stärke. ...

Der zweite Band der Wunderfrauen-Trilogie spielt in den 60er Jahren. Alle vier Frauen, die man schon im ersten Band kennengelernt hat, haben sich weiterentwickelt und präsentieren in diesem Buch ihre Stärke. Es ist aber kein Problem, mit dem zweiten Band in die Geschichten einzusteigen, denn die Autorin informiert durch kurze Rückblenden und füllt so die Lücken. Für den Leser beider Bände ergibt sich so manches Ach-ja-Erlebnis. Überhaupt ist dieser Band geprägt von Authentizität.
Ich war noch ein Kind in dieser Zeit und trotzdem fühlte ich mich in vielen Dingen dahin zurückversetzt und konnte in längst vergessenen Erinnerungen schwelgen. Das war richtig wohltuend, obwohl auch negative Erinnerungen auftraten, z.B. im medizinischen Bereich. Aber das Positive überwog. Z.B. hatte meine Patentante damals auch einen Laden, und ich konnte Vergleiche anstellen, wie das Kundentreffen dort ablief. Sehr persönlich und zuvorkommend!
Alle vier Frauen entwickeln sich und emanzipieren sich auch weiter, drei von ihnen um aus der Abhängigkeit von ihren Ehemännern zu entkommen, die vierte um ihrer Rolle als Ärztin gerecht zu werden. Wenn man heute auf diese Zeit zurückblickt, schüttelt man verwundert den Kopf, wenn man realisiert, wie unterdrückt die meisten Frauen in den 60ern noch waren. Zwar gibt es auch heute noch solche Verhältnisse, aber glücklicherweise sind diese in der Minderzahl (hoffe ich!). Das übergreifende Motto des Buches beschreibt die Macht der Gemeinsamkeit. Die Frauen halten zusammen und können sich aufeinander verlassen, selbst in sehr schwierigen Situationen. Durch diese gegenseitige Unterstützung entwickelt sich persönliche Stärke!
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und sehr lebendig. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die wechselnden Perspektiven, die sich mit jedem Kapitel ändern. So erfahren wir viel über die Gefühlswelt der Frauen und ihre Gedankengänge und können das Verhalten besser verstehen. Der Prolog ist schockierend, landet doch eine der Frauen im Gefängnis. Sogleich baut sich dadurch Spannung auf.
Alles in allem hat mich das Buch sehr angesprochen, und ich habe mit Vergnügen die Auszüge des dritten Bandes am Ende verschlungen. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Eine fesselnde Familiengeschichte über vier Generationen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Hannah, 27, lebt seit dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen in Berlin. Die einzige verbliebene Verwandte ist ihre verschlossene Oma Evelyn, die von Hannah regelmäßig im Seniorenpalais besucht wird. Eines ...

Hannah, 27, lebt seit dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen in Berlin. Die einzige verbliebene Verwandte ist ihre verschlossene Oma Evelyn, die von Hannah regelmäßig im Seniorenpalais besucht wird. Eines Tages verkündet ein Brief aus Israel, dass Evelyn die Erbin einer Bildersammlung ist, die seit dem Krieg verschollen ist. Eines der vermissten Bilder zeigt eine junge Frau, am Fenster stehend im blauen Kleid (ein Gemälde von Vermeer), wodurch sich der ungewöhnliche Titel des Buches klärt. Für Hannah ergeben sich aus dieser Nachricht viele Fragen, die nach und nach beantwortet werden und mehr Klarheit in die berührende Familiengeschichte bringen. Hannah erfährt, dass es jüdische Wurzeln gibt, die bis zu ihrer Urgroßmutter zurückführen.
Sehr zu loben ist der Schreibstil der Autorin, das Buch liest sich flüssig und überzeugend, und man fühlt sich mit den Protagonisten verbunden. Die einzelnen Charaktere werden detailliert und intensiv beschrieben. Ich konnte ihren Gedanken folgen, Gefühle nachvollziehen und mich gut in sie hineinversetzen.Als ich das Buch beendet hatte, fand ich dies richtig schade, weil es wie ein Abschied war.
Die Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei immer wieder ein Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit stattfindet. So kommt immer mehr Licht in die Familienstruktur und es ergibt sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild. Ich habe es als sehr spannend empfunden, immer mehr über die Familie zu erfahren.
Auch wenn man bereits viel über den Nationalsozialismus weiß, bekommt man hier nochmals einen Eindruck von der beklemmenden und hilflosen Situation der Menschen dieser Zeit, besonders der Juden. Das Buch ist somit auch historisch informativ und interessant.
Viele Familiengeheimnisse kommen ans Licht, und man zieht unwillkürlich die eigene Familie in die Betrachtung ein. Gibt es da auch Zusammenhänge, die man bislang nicht kennt?
Bleibt noch das schöne Cover zu erwähnen, das mit seinen ruhigen Farben eine gewisse Harmonie und Entspannung ausdrückt, eine friedliche Gartenszene, die man genießen kann, wenn sich wichtige Lebensfragen geklärt haben.
Ich bewerte das Buch ohne Zögern mit fünf Sternen und spreche eine eindeutige Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Was weiß ich über meinen Vater?

Vati
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Diese Frage habe ich mir gestellt, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte. Was weiß man eigentlich wirklich über die eigenen Eltern, ihren Lebenslauf, ihre Probleme, ihre Freuden und Sorgen? Als Kind ist ...

Diese Frage habe ich mir gestellt, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte. Was weiß man eigentlich wirklich über die eigenen Eltern, ihren Lebenslauf, ihre Probleme, ihre Freuden und Sorgen? Als Kind ist man zunächst zu jung, um ihren Lebensweg zu erfassen, als junger Mensch ist man zu stark mit der eigenen Selbstfindung und Familiengründung beschäftigt, und danach kann es manchmal schon zu spät sein....
Monika Helfer geht in diesem Buch der Frage nach, wie ihr Vater wirklich war und wie er sein Leben gestaltet hat. Dies ist nicht ihr erstes Buch, das sich mit Familienforschung beschäftigt, denn in 'Die Bagage' beschreibt sie bereits das Leben ihrer Großeltern. Diese hatten viele Kinder, und eines davon ist die Mutter der Autorin. Ich fand es sehr interessant, nebenbei zu lesen, wie es den Kindern in ihrem Leben ergangen ist.
Josef, von seinen Kindern 'Vati' genannt, weil er das so wünscht und weil es modern ist, war im Krieg und trägt eine Beinprothese. Er ist belesen, intelligent und wurde schon als Kind respektiert. Aber er ist sehr verschwiegen, und deshalb muss die Autorin im Umfeld recherchieren, um sich ein nahezu fertiges Bild machen zu können. Josef lernte im Lazarett seine Frau kennen und lieben, mit ihr hat er insgesamt 4 Kinder, er wurde Verwalter in einem Kriegsopfererholungsheim in den Bergen, hatte somit einen verantwortungsvollen Posten und konnte seiner eigenen Famile dort ein schönes Leben bieten. Er hegt und pflegt die Bibliothek dieses Heimes und träumt davon, auch eines Tages eine solche zu besitzen. Dieser Wunsch führt zu einer krassen Entscheidung und verändert das gemütliche Familienleben. Die Familie lernt nun andere Lebensverhältnisse kennen, sehr beengt und eingeschränkt. Der Vater zerbricht daran.....
Die Autorin erzählt ruhig und gelassen von den Höhen und Tiefen ihres Lebens im Hinblick auf den Vater und die anderen Familienmitglieder. Es gibt Phasen, in denen man Vatis Entscheidungen nicht versteht, aber sie bemüht sich stets, Vatis Beweggründe zu deuten und zu erklären. Sie zeigt keine Unzufriedenheit und spricht keine Vorwürfe aus. Bewundernswert!
Historisch gesehen erleben wir die großen Entbehrungen der Nachkriegszeit mit, die engen Wohnverhältnisse, das kleine Budget, die strenge Erziehung der Kinder usw., was ich auch sehr eindrucksvoll fand.
Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, kurze Sätze, Zeitsprünge und unbekannte Phrasen (österreichische Vokabeln!), aber man gewöhnt sich schnell daran.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich zum Nachdenken gebracht und nachgewirkt. Ich denke, im Leben meiner Eltern hätte ich noch vieles Wissenswerte finden können.

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Amour fou - leidenschaftlich, aber absurd

Hingabe
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Tomás ist 40 Jahre alt, als bei ihm Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium festgestellt wird. Er ist ein allein lebender verwitweter Landwirt, reich aber geizig, sein Haus ist heruntergekommen. Er hält ...

Tomás ist 40 Jahre alt, als bei ihm Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium festgestellt wird. Er ist ein allein lebender verwitweter Landwirt, reich aber geizig, sein Haus ist heruntergekommen. Er hält die Krankheit zunächst geheim, weil er um sein Ansehen fürchtet, denn seine Machtposition in dem galicischen Dorf, in dem er lebt, bedeutet ihm viel. Er lebt also weiter wie bisher, arbeitet schwer, trinkt und raucht exzessiv und besucht abends die lokale Kneipe.
In dieser Kneipe lernt er dann eines Tages Suiza kennen, die dort seit kurzem arbeitet und die eine extreme erotische Anziehungskraft auf ihn ausübt. Um den anderen seine Stärke zu demonstrieren, schleppt er sie eines Abends im wahrsten Sinne des Wortes aus der Kneipe ab und nimmt sie als seinen Besitz mit nach Hause. Er lebt seine sexuellen Begierden an ihr aus, wobei sie sich nicht wehrt, sondern alles über sich ergehen lässt als sei es die Normalität.
Das ist insofern nicht verwunderlich als Suiza eine ungewöhnlich einfach gestrickte Frau ist, die aus einem Heim für junge Frauen abgehauen ist, um das Meer zu sehen. Sie ist arm, spricht kein Wort Spanisch und scheint in ihrer Naivität alles zu akzeptieren, was ihr hilft zu überleben. Suiza empfindet anders als gewöhnliche Frauen, stellt von sich aus keine Ansprüche und möchte andere glücklich machen.
Wir erleben in diesem Buch, wie aus der zunächst obsessiven sexuellen Begierde allmählich eine liebevolle Beziehung wird, in der jeder versucht, den anderen glücklich zu machen - eine 'Amour Fou', denn die besonderen Lebensumstände, in denen sich die beiden befinden, garantieren kein langes Glück.
Dieses ungewöhnliche Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen durch seinen detailreichen Schreibstil und durch die Spannung, die sich sofort entwickelt, weil man unbedingt wissen möchte, wie sich diese Beziehung weiter entwickelt und wie Tomás Erkrankung fortschreitet. Diese Spannung hält bis zum Ende an! Auch gefällt mir die intensive Zeichnung der Charaktere, nicht nur die beiden Hauptprotagonisten werden so ausgeprägt beschrieben, dass man ein reales Bild im Kopf entwickelt, sondern auch Nebenfiguren, wie z.B. Tomás Ziehmutter Agustina oder sein getreuer Helfer Ramón.
Ein außergewöhnliches, aber sehr lesenswertes Buch!

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