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Veröffentlicht am 24.01.2021

Ein großartiges Buch über ein immens wichtiges und aufwühlendes Thema!

Lügentochter
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Da ich die brisante Thematik Sekten ungemein interessant finde, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von „Lügentochter“ hörte. Der Klappentext konnte mich umgehend überzeugen und das ...

Da ich die brisante Thematik Sekten ungemein interessant finde, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von „Lügentochter“ hörte. Der Klappentext konnte mich umgehend überzeugen und das Cover gefiel mir auf den ersten Blick ausgesprochen gut, trotz seiner schlichten Gestaltung und Farbgebung. Für mich stand daher sehr schnell fest: „Lügentochter“ muss ich unbedingt lesen.

Die 17-jährige Piper ist in einer Sekte aufgewachsen, völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Wie es da draußen wirklich zugeht, weiß sie nicht. Auch dass sie und ihre Geschwister in einer Sekte leben, ist ihr gar nicht bewusst. Sie stellt die Regeln und Gesetze ihres Vaters daher auch gar nicht infrage. Sie vertraut ihrem Vater blind, befolgt sämtliche seiner Befehle und glaubt alles, was er ihr predigt.
Pipers Leben soll sich auf einen Schlag ändern, als sie entführt und in die Außenwelt verschleppt wird. Sie findet sich bei einer wildfremden Frau wieder, die sie angeblich beschützen soll und nur das Beste für sie möchte. Piper aber glaubt ihr nicht. Sie ist sich sicher: Diese Frau will ihr eine Gehirnwäsche verpassen und führt nichts Gutes im Schilde. Was aber sind sie ihre Absichten? Warum hat man sie hierher gebracht? Und was ist mit ihren Geschwistern geschehen? Piper ist verzweifelt, verwirrt und wütend. Sie will nur noch eines: Fliehen und zurück nach Hause.

Welches Buch hat euch zuletzt sehr positiv überrascht und zutiefst beeindruckt zurückgelassen? Also bei mir war das ganz klar „Lügentochter“ von Megan Cooley Peterson. Ich hatte mir natürlich schon recht viel von dem Buch erhofft, aber dass es mich so dermaßen umhauen würde, hätte ich dann irgendwie doch nicht gedacht. Für mich hat sich „Lügentochter“ zu einem echten Lesehighlight entwickelt, bei dem ich nur sagen kann: Unbedingt lesen! Ich finde dieses Buch unheimlich gut und wichtig und kann jedem nur ans Herz legen, Piper und ihre Geschichte kennenzulernen.

Was mir ganz besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise wie die Story erzählt wird. Als großer Fan der Ich-Perspektive hat es mich zum einen sehr gefreut, dass uns unsere 17-jährige Hauptprotagonistin Piper die gesamte Handlung in der ersten Person schildert. Brillant fand ich aber auch, dass der Plot in zwei Zeitebenen geschrieben wurde: Der Vergangenheit und der Gegenwart. Diese ständigen Wechsel zwischen den DAVOR - und den DANACH - Kapiteln hat bei mir zu einen enormen Lesesog geführt, dem ich mich kaum mehr entziehen konnte. Da sich zudem der Schreibstil super angenehm für mich hat lesen lassen und mich die Handlung von den ersten Zeilen an in ihren Bann ziehen konnte, bin ich beim Lesen nur so durch Seiten geflogen und habe das Buch regelrecht verschlungen.

In den DAVOR - Kapiteln lernen wir Pipers Leben in der Sekte kennen. Zu striktem Gehorsam und Disziplin gezwungen ist sie gemeinsam mit ihren Geschwistern völlig abgeschieden von der Außenwelt aufgewachsen. Regeln müssen befolgt müssen, der Hunger muss unterdrückt werden und wenn die Eltern zu Besuch kommen, müssen sich die Kinder hübsch machen. Der Vater und die Mutter leben nicht bei Piper und ihren Geschwistern – sie halten sich die meiste Zeit in der fernen Kolonie auf, wo sie sich um ihr Unternehmen kümmern. Die Kinder befinden sich daher in der Obhut zweier Tanten, die alles andere als nett und herzlich sind.
Dass Piper in einer Sekte aufgewachsen ist, ist ihr gar nicht bewusst. Sie stellt daher auch keine Fragen, vertraut ihrem Vater blind, macht alles, was er befiehlt und glaubt ihm sämtliche Lügenmärchen, die er erzählt.

Da ich schon Bücher über die Sekten-Thematik gelesen habe und daher ein bisschen weiß, wie es in so einer Gemeinschaft zugeht, waren diese Dinge – Gehirnwäsche, Manipulation, bedingungsloser Gehorsam, Bestrafungen – nicht groß was Neues für mich. Mich haben die Erzählungen aber natürlich dennoch entsetzt und aufgewühlt. Ich fand es einfach nur schockierend zu sehen, wie sehr der Vater Piper manipuliert und indoktriniert, ohne dass sie selbst etwas davon merkt und auch gar nicht den Wunsch verspürt, die Welt da draußen kennenzulernen.

Im DANACH befinden wir uns mit Piper bei einer ihr völlig fremden Frau, wo sie – Pipers Meinung nach – gefangen gehalten wird. Auch diese Kapiteln haben mich emotional sehr mitgenommen und berührt – sogar mehr als die Davor-Erzählungen. Die Autorin beschreibt Pipers Gefühls – und Gedankenwelt ungeheuer authentisch und stellt ihren inneren Konflikt, ihre Widersprüche, ihr blindes Vertrauen und ihre Verzweiflung absolut nachvollziehbar und schonungslos dar, sodass man sich erstklassig in Piper hineinversetzen kann und sich ihr beim Lesen richtig nahe fühlt.
Neben unserer Ich-Erzählerin konnte mich die Autorin auch mit den weiteren Charakteren überzeugen. Sie wirken ebenfalls vollkommen glaubhaft und beeindruckend echt.

Auch mit dem Setting konnte das Buch komplett bei mir punkten; vor allem von der Kulisse, die die Autorin für die Gemeinschaft gewählt hat, bin ich hellauf begeistert: Ein alter, verlassener Vergnügungspark. Fand ich wirklich genial, muss ich sagen. Insbesondere von der Atmosphäre, die dieser Schauplatz verströmt, war ich sofort ganz angetan.

Mir hat das Buch insgesamt sehr intensive, packende und ergreifende Lesestunden beschert. Vor allem die Passagen in der Gegenwart habe ich als extrem spannend empfunden. Ich war ständig am herumrätseln, habe wie Piper eine lange Zeit nicht gewusst was nun Lüge und was Wahrheit ist und habe der Auflösung ganz gebannt entgegenfiebert. Ab einem gewissen Punkt hatte ich schließlich eine Vermutung, worauf alles hinauslaufen könnte und dieser Verdacht hat sich dann auch bestätigt. Dass das Ende nun nicht mit einem großen Überraschungseffekt für mich kam, hat mich jedoch in keinster Weise gestört. Ich habe das Buch wie im Rausch gelesen und ziemlich geflasht wieder zugeklappt. Als ich dann hinten im Nachwort las, dass die Autorin selbst Erfahrungen mit Sekten gemacht hat und daher höchstwahrscheinlich sehr viel Autobiografisches in „Lügentochter“ steckt, ist meine Begeisterung und Faszination für das Buch nur noch größer geworden.

Fazit: Fesselnd, emotional, authentisch – ein großartiger Jugendroman, der noch lange in einem nachklingt! Megan Cooley Peterson hat mit „Lügentochter“ ein unglaublich tolles Buch über ein wichtiges Thema geschrieben, mit welchem sie mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Die US-amerikanische Autorin erzählt in „Lügentochter“ die Geschichte der 17-jährigen Piper, die in einer Sekte aufgewachsen ist, urplötzlich in die Außenwelt geworfen wird und nun lernen muss zwischen Wahrheit und Lügen zu unterscheiden. Die Handlung reißt einen durchweg mit, sie wühlt auf, bewegt, regt sehr zum Nachdenken an und schenkt Zuversicht und Hoffnung. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung sowie volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Ein zauberhaftes Buch!

Elchtage
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Als ich das erste Mal von „Elchtage“ hörte, wusste ich sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang einfach so gut und in das niedliche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. ...

Als ich das erste Mal von „Elchtage“ hörte, wusste ich sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang einfach so gut und in das niedliche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Sieht es nicht wunderhübsch aus? Also ich finde, der Max Meinzold hat mal wieder einen grandiosen Job gemacht. Ich habe es nun schon öfters in meinen Rezensionen erwähnt, muss es aber einfach auch noch einmal hier tun: Für mich ist der Max Meinzold inzwischen ein wahrer Covergott.
Die Autorin Malin Klingenberg war mir bisher vollkommen unbekannt. „Elchtage“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.

Das neue Schuljahr hat begonnen und somit auch Johannas Zeit in der Mittelstufe. Dies ist jedoch nicht die einzige Veränderung in Johannas Leben: Ihre ehemals beste Freundin Sandra möchte auf einmal nichts mehr mit ihr zu tun haben. Anstatt sich wie früher mit ihr in ihrer gemeinsamen Hütte im Wald zu treffen, hängt Sandra nur noch mit den blöden In-Mädchen aus ihrer Klasse rum. Dass sich Sandra so plötzlich von ihr abgewandt hat, trifft Johanna sehr. Sich aber ebenfalls Lusses und Viktorias Fanclub anschließen, kommt für die 13-jährige überhaupt nicht infrage. Sie verbringt viel lieber Zeit in ihrer kleinen gemütlichen Hütte und in der Natur. Eines Tages entdeckt Johanna zwei Elchkühe am See und ehe sie sich versieht, beginnt ein aufregendes Abenteuer für sie, in dem popcornliebende Elchkühe, eine ziemlich schräge Tierschützerin, gefährliche Eichjäger und ein geheimnisvoller Junge namens Sixten eine große Rolle spielen.

„Elchtage“ war mal wieder so ein Buch, bei dem ich einfach schon nach wenigen Seiten wusste, dass ich es lieben werde. Der angenehm leichte Schreibstil, das Setting, die Atmosphäre, unsere Hauptprotagonistin – ich mochte alles auf Anhieb unheimlich gerne. Eigentlich wollte ich abends, kurz vor dem Schlafengehen, nur ein bisschen in „Elchtage“ reinlesen, war dann aber von Beginn an so begeistert und gefesselt von der Geschichte, dass aus den geplanten wenigen Seiten letztendlich gute hundert wurden. Die Handlung wird zwar sehr ruhig erzählt und kann mit keinem wirklich hohen Spannungsbogen aufwarten, aber durchweg mitreißen konnte sie mich dennoch. Langeweile kam für mich an keiner Stelle auf und auch hinsichtlich Längen hieß es für mich Fehlanzeige. Ich habe insgesamt eine herrliche Lesezeit mit dem Buch verbracht und es für meinen Geschmack viel zu schnell wieder beendet.

Erfahren tun wir die gesamte Handlung aus der Sicht der 13-jährigen Johanna in der Ich-Perspektive. Johanna fand ich einfach nur klasse! Sie ist eine starke und toughe Protagonistin und lässt sich nicht unterkriegen. Ich habe sie sehr dafür bewundert, dass sie sich nicht darum schert, was andere von ihr denken und halten und einfach so ist, wie sie sein möchte und das tut, worauf sie Lust hat. Mit der beliebten Lusse und deren Mädelsclique abhängen, über Jungs, Make-up und Klamotten quatschen, Shoppen gehen? – das ist überhaupt nicht Johannas Ding. Sie ist viel lieber draußen in der Natur, in ihrer geliebten Hütte im Wald am See, wo sie für sich ist und in Ruhe nachdenken kann. Da ich selbst so jemand bin, der eher der Typ Einzelgänger ist, habe ich mich, trotz des Altersunterschieds, prima in Johanna hineinversetzen können. Hinzu kommt natürlich noch die einfühlsame und glaubhafte Darstellungsweise ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, die meiner Ansicht nach hervorragend geglückt ist. Ich habe die sympathische und tierliebe Johanna einfach sofort in mein Herz geschlossen und ihr Denken, Fühlen und Handeln jederzeit nachvollziehen können.

Die weiteren Figuren haben mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen. Ich kann zwar nun nicht behaupten, dass ich sie alle liebgewonnen habe – die Zicke Lusse beispielsweise, fand ich einfach nur richtig doof und auch Johannas ehemalige beste Freundin Sandra konnte ich nicht leiden – aber egal ob Sympathieträger oder Blödian: Mich konnte die schwedische Autorin mit der Ausarbeitung sämtlicher Charaktere überzeugen.

Malin Klingenberg hat mit „Elchtage“ in meinen Augen eine wundervolle Geschichte aufs Papier gezaubert, welche die Herzen aller Elchfans und Naturliebhaber höher schlagen lässt und vor allem für junge Mädels sehr zu empfehlen ist. Mädchen ab etwa 11 Jahren würde ich als die Hauptzielgruppe für dieses Buch bezeichnen, allerdings kann ich es auch Jungen und deutlich älteren Leserinnen nur ans Herz legen. Wer sich in Büchern gerne in das traumhafte Schweden mitnehmen und von dieser einzigartigen skandinavischen Stimmung verzaubern lässt, wird diesbezüglich in „Elchtage“ ganz auf seine oder ihre Kosten kommen. Und wer ruhig und liebevoll erzählte Geschichten mag, in denen für Heranwachsende relevante Themen behandelt werden, wird garantiert ebenfalls begeistert sein.

Freundschaft, Pubertät, das Erwachsenwerden, Veränderungen, Tier- und Umweltschutz und die erste Liebe – großartig verpackt in einem elchstarken und herzerwärmenden Abenteuer haben all diese Dinge ihren Platz in „Elchtage“ gefunden. Also mir hat es unglaublich gut gefallen, wie Malin Klingenberg diese wichtigen Themen anspricht: Authentisch, feinfühlig und ernsthaft und witzig zugleich. Die Geschichte regt zum Nachdenken an und bewegt einen, gleichzeitig unterhält sie einen aber auch und lädt einfach nur zum Träumen ein. Vor allem die Elchszenen haben mich sich sehr berührt. Wie sich Johanna der außergewöhnlichen Elchkuh Wildstern annähert und Vertrauen zu ihr aufbaut, wird wunderschön beschrieben. Mir haben diese Momente richtig das Herz erwärmt.
Auch Johannas Besuche in ihrer Hütte im Wald fand ich einfach nur toll. Mein 11-jähriges Ich wäre beim Lesen garantiert super neidisch geworden – so eine coole Hütte im Wald hätte ich als Kind auch nur zu gerne gehabt.
Settingmäßig konnte das Buch definitiv vollends bei mir punkten. Kinderbücher, die in Schweden spielen habe ich schon immer geliebt, daher hat es mich riesig gefreut, dass „Elchtage“ so ein bezauberndes nordisches Flair verströmt.

Enden tut die Geschichte sehr abgeschlossen, sodass ich persönlich davon ausgehe, dass es sich bei „Elchtage“ um einen Einzelband handelt. Potenzial für eine Fortsetzung wäre aber durchaus vorhanden. Na, lassen wir uns überraschen, ob es noch ein Wiedersehen mit Johanna und Co. geben wird.

Fazit: Eine zauberhafte schwedische Coming-of-Age-Geschichte über Freundschaft, die erste Liebe und popcornverrückte Elche! Mir hat mein erstes Werk aus der Feder von Malin Klingenberg ein wunderbares Lesevergnügen beschert. Die schwedischen Autorin hat mit „Elchtage“ einen richtig schönen Wohlfühlroman geschrieben, in welchem sie viele wichtige Themen auf eine sanfte, warmherzige und humorvolle Weise behandelt und uns Leser
innen mit einer tollen schwedischen Atmosphäre verzaubert. Egal ob Jung oder Alt – ich kann „Elchtage“ wärmstens empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Ein märchenhaftes Abenteuer voller Witz, Magie und Wunder!

Grimmskrams - Ein Klonk um Mitternacht
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Da ich eine große Märchenliebhaberin bin und total gerne Bücher lese, in denen Märchen eine Rolle spielen, war ich sofort Feuer und Flamme als ich das erste Mal von „Grimmskrams – Ein Klonk um Mitternacht“ ...

Da ich eine große Märchenliebhaberin bin und total gerne Bücher lese, in denen Märchen eine Rolle spielen, war ich sofort Feuer und Flamme als ich das erste Mal von „Grimmskrams – Ein Klonk um Mitternacht“ hörte. Der Klappentext konnte mich umgehend überzeugen, von dem tollen Cover fühlte ich mich auf den ersten Blick wie magisch angezogen und da ich vor kurzem mit großer Begeisterung ein anderes Kinderbuch von der Autorin Miriam Mann gelesen hatte, stand für mich sehr schnell fest: „Grimmskrams – Ein Klonk um Mitternacht“ muss ich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Tom ist vor kurzem mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester in den geheimnisvollen Grimm-Tower gezogen und wohnt wie seine Mitschülerin Milli im 19. Stockwerk. Als er eines Abends ein seltsames Klonk-Geräusch hört und einen merkwürdigen Gegenstand vorm Badezimmer baumeln sieht, stecken er und Milli, ehe sie es sich versehen, mitten in einem unglaublichen Abenteuer. Von Neugierde gepackt steigen die Kinder auf das Dach des Hochhauses und entdecken dort eine Kiste voller sonderbarer Gegenstände, die sofort Reißaus nehmen, wenn man die Truhe öffnet. Als wenig später auch noch ein sprechender Frosch in Toms Badezimmer auftaucht und laut quakend in die Kloschüssel springt um seine goldene Kugel herauszufischen, wird den Freunden sehr schnell klar: Bei den Dingen aus der Kiste handelt es sich um magische Gegenstände – Gegenstände aus der Märchenwelt. Und diese müssen schleunigst wieder eingefangen werden. Auf diese magischen Märchenobjekte haben es allerdings auch noch andere Personen abgesehen. Äußerst finstere und gefährliche Personen.

Wie oben bereits erwähnt, liebe ich Märchen über alles und auch fantasievolle Bücher für junge Leser*innen ab 9 Jahren, in denen pfiffige Kinder spannende Abenteuer erleben, mag ich wahnsinnig gerne. Solltet ihr diese Leidenschaften mit mir teilen, kann ich euch nur ans Herz legen, das erste Gemeinschaftswerk von Miriam Mann und Marikka Pfeiffer kennenzulernen!
Mich hat mein Riecher mal wieder nicht im Stich gelassen: Mir hat „Grimmskrams – Ein Klonk um Mitternacht“ unheimlich gut gefallen. Sogar besser, als erwartet. Schon die ersten Seiten konnten mich fesseln und begeistern und dies sollte sich bis zum Schluss auch nicht ändern. Ich habe insgesamt eine herrliche Zeit mit dem Buch verbracht und es quasi in einem Rutsch durchgelesen.

Erfahren tun wir die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Tom und Milli, jeweils in der dritten Person. Dass sich das Autorinnenduo für diese Erzählform entschieden hat, hat mir persönlich enorm gut gefallen. Zum einen, weil sie das Leseerlebnis so schön abwechslungsreich gestaltet und zum anderen, weil wir so beide Geschlechter in den Hauptrollen vertreten haben und das Buch somit für Mädchen und Jungen gleichermaßen gut geeignet ist. Klasse fand ich auch, dass zu Beginn eines jeden Kapitels dank kleiner Porträtzeichnungen von Milli und Tom prima gekennzeichnet wird, wer gerade an der Reihe ist mit dem Erzählen.

Tom und Milli habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich könnte da nun auch gar nicht sagen, wen ich von den beiden ich mehr in mein Herz geschlossen oder welche Sichtweise ich lieber gelesen habe. Tom und Milli sind einfach beide so sympathisch und zwei sehr verschiedene Charaktere. Was sie aber gemeinsam haben: Sie sind mutig, neugierig und gewitzt und stürzen sich mit Feuereifer in ihr erstes großes gemeinsames Abenteuer - ein Abenteuer, das voller Magie, Märchen, Geheimnisse und Überraschungen steckt und dazu führen wird, dass die beiden Kinder im Nu die allerbesten Freunde werden.

Auch mit den weiteren Figuren konnten mich die beiden Autorinnen überzeugen. Wir haben das große Vergnügen auf lauter außergewöhnliche, lustige und teils ziemlich schräge Gestalten treffen zu dürfen – sowohl aus der realen als auch aus der Märchenwelt. Da hätten wir beispielsweise den Froschkönig, der mich mit seiner unnachahmlichen und liebenswert-grummeligen Art bestens unterhalten hat und der eindeutig zu meinen persönlichen Lieblingen gehörte. Oder der mysteriöse Mister Grimm, der der Eigentümer des Grimm-Towers und ein äußerst interessanter Charakter ist.

Mit dem Stichwort Grimm-Tower leite ich dann auch mal zum Schauplatz über. Dieses einzigartige Hochhaus mit seinen vielen Stockwerken hatte es mir sofort angetan. Es wird einfach so verdammt cool beschrieben und die Atmosphäre, die von Anfang an geschaffen hat, konnte mich ebenfalls sofort verzaubern. Settingmäßig konnte das Buch zweifellos komplett bei mir punkten.

Hinsichtlich der Einbindung der Märchenelemente kann ich mich ebenfalls nur hellauf begeistert äußern. Mein märchenverzücktes Herz hat beim Lesen immerzu einen kleinen Hüpfer vor Freude getan, da so einige bekannte und von mir über alles geliebte Märchen genannt und wunderbar ins Geschehen eingebaut wurden.

Auch sonst gibt es von mir, was den Handlungsverlauf angeht, einen ganz weit nach oben gestreckten Daumen. Die Story kann mit jeder Menge Spannung, überraschender Wendungen und amüsanter Szenen aufwarten, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Auch die Magie kommt natürlich nicht zu kurz und dem Einfallsreichtum sind ebenfalls keine Grenzen gesetzt.

Die Altersempfehlung vonseiten des Verlags liegt bei ab 9 Jahren und dem schließe ich mich an. Miriam Mann und Marikka Pfeiffer haben beide einen sehr lockeren und flüssigen Schreibstil, der sich super angenehm und leicht lesen lässt. Da die Schrift zudem recht groß ist, die Kapitel eine schön kurze Länge haben und es zahlreiche Illustrationen gibt, die den Textfluss auflockern, eignet sich „Grimmskrams“ meiner Ansicht nach prima für Kids ab 9 Jahren zum Selberlesen.

Von den bezaubernden schwarz-weiß Illustrationen von Kristina Kister bin ich ebenfalls richtig begeistert. Ich muss unbedingt noch mal schauen, was die Kristina Kister sonst noch so bebildert hat. Mir gefällt ihr Zeichenstil echt gut. Werft einen Blick aufs Cover und ihr wisst vermutlich, was ich meine. Das Cover ist in meinen Augen ein wahrer Hingucker ist.

Das Ende ist recht abgeschlossen, allerdings gehe ich sehr davon aus, dass es mindestens noch einen weiteren Band geben wird. Potenzial für weitere Bände ist definitiv vorhanden. Also ich würde mich riesig über viele weitere Abenteuer mit Tom und Milli freuen!

Fazit: Ein fantastisches Abenteuer voller märchenhafter und wundersamer Momente! Mir haben Miriam Mann und Marikka Pfeiffer mit ihrem ersten gemeinsamen Kinderbuch ein wundervolles Lesevergnügen beschert. Den beiden ist es vortrefflich gelungen, die reale Welt mit magischen Märchenelementen zu verbinden und eine Geschichte aufs Papier zu zaubern, die an keiner Stelle Langeweile aufkommen lässt und große Lust auf mehr macht. Mir hat es einfach nur unglaublich viel Spaß gemacht in dieses Buch einzutauchen und mich zusammen mit Tom und Milli in ein aufregendes Abenteuer zu stürzen. Egal ob Jung oder Alt – ich kann „Grimmskrams – Ein Klonk um Mitternacht“ wärmstens empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Einfühlsam, berührend, authentisch und wichtig! Ein großartiges Buch!

Birthday - Eine Liebesgeschichte
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Da LGBTQ+ Romane und Liebesgeschichten aus der realistischen Jugendliteratur absolut in mein Beuteschema fallen, war ich sofort Feuer und Flamme als ich das erste Mal von dem neuen Buch von Meredith Russo ...

Da LGBTQ+ Romane und Liebesgeschichten aus der realistischen Jugendliteratur absolut in mein Beuteschema fallen, war ich sofort Feuer und Flamme als ich das erste Mal von dem neuen Buch von Meredith Russo hörte. Bereits ihr Debüt „Als ich Amanda wurde“ hatte mich damals direkt angesprochen und steht mittlerweile in meinem Regal. Leider ist es allerdings bis heute ungelesen. Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, es von meinem SuB zu befreien. Da mich der Klappentext von „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ ebenfalls umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen muss. Und da es als Rezensionsexemplar bei mir einziehen durfte, sollte Meredith Russos zweiter Jugendroman mein erstes Werk von ihr werden.

Morgan und Eric sind seit ihrer frühesten Kindheit die allerbesten Freunde. Die beiden sind unzertrennlich, können sich alles erzählen und teilen nicht nur ihre Geheimnisse, sondern auch ihren Geburtstag, den sie immer zusammen verbringen. Doch dann stirbt Morgans Mutter an Krebs, die Beziehung zwischen ihren Familien verschlechtert sich und auch die Freundschaft zwischen Morgan und Eric beginnt sich zu verändern. Es gibt eine Sache, die Morgan noch nicht einmal seinem besten Freund anvertrauen kann. Er hat schon immer gespürt, dass er anders ist, aber mit dem Beginn der Teenagerzeit merkt Morgan immer mehr, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er fühlt sich in seinem Körper überhaupt nicht wohl und kommt nicht damit klar, dass er immer männlicher wird. Morgan erkennt schließlich, dass er ein Mädchen ist – ein Mädchen, das im falschen Körper lebt. Was soll er nur tun? Seine Gefühle unterdrücken? Oder soll er zu ihnen stehen und sich outen? Wie aber wird sein Umfeld und sein Vater darauf reagieren? Und Eric?

Von mir gelesene Bücher aus der Transgenderliteratur kann ich bisher an einer Hand abzählen. Leider. Da ich diese Thematik für immens wichtig halte, habe ich mir fest vorgenommen, mehr Romane darüber zu lesen, bevorzugt Jugendbuchtitel. Tja, mal schauen, wie erfolgreich ich bei meiner Suche sein werde. Mein Eindruck ist ja, dass es leider nach wie vor zu wenige Bücher mit Trans-Figuren gibt, vor allem im Jugendbuchbereich.
Solltet ihr jedenfalls gerade auf der Suche nach einer wundervollen LGBTQ-Geschichte über Transgender sein, kann ich euch „Birthday“ von Meredith Russo nur ans Herz legen!

Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen: Mir hat es unglaublich gut gefallen – sogar besser als erhofft. Der US-amerikanischen Autorin Meredith Russo, die selbst trans ist, hat mit „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ in meinen Augen einen außergewöhnlichen Own Voice-Roman geschrieben, bei welchem ich nur sagen kann: Unbedingt lesen! Dieses Buch ist so wichtig und ehrlich! Es ist berührend, einfühlsam und authentisch. Es ist packend, intensiv und herzzerreißend und einfach nur wunderschön.

Meredith Russo erzählt in „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ die Geschichte der beiden Freunde Eric und Morgan. Wir erfahren die Handlung im Wechsel der beiden, jeweils in der Ich-Form, und allein damit konnte die Autorin schon mal vollends bei mir punkten. Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich total auf Perspektivwechsel in Büchern stehe.
Neben diesem gelungenen Erzählstil kommt allerdings noch eine Besonderheit hinzu: Die Story wird über sechs Jahre hinweg erzählt und zwar immer nur an den Geburtstagen von Eric und Morgan. Die Zwei wurden am selben Tag geboren und sind von klein auf die allerbesten Freunde. Sie verbringen ihre Geburtstage immer zusammen und ab ihrem Dreizehnten dürfen wir Leser*innen an ihnen teilhaben. Das Buch ist insgesamt in sechs Teile gegliedert (vom 13. bis zum 18. Geburtstag) und ich fand es ungeheuer spannend die Entwicklung der beiden Freunde mitzuverfolgen. Wie sie sich selbst verändern, ihre Beziehung, ihr Leben – alles wird so ergreifend, gefühlvoll, glaubwürdig und mitreißend beschrieben, sodass man gar nicht mehr aufhören mag mit dem Lesen. Mir zumindest erging es so. Mich konnte die Handlung durchweg packen, sie hat mich mitfühlen und mitleiden lassen, sie hat mich bewegt, das Herz erwärmt und einfach nicht mehr losgelassen. „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ ist definitiv so ein Buch, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Auch unsere beiden Hauptprotagonisten werden mir garantiert noch eine lange Zeit sehr gut im Gedächtnis bleiben. Ich könnte da nun auch gar nicht sagen, wen von den Zweien ich lieber gewonnen habe. Sie sind einfach beide so sympathisch und einzigartig. Wobei ich schon sagen muss, dass ich die Passagen, die wir aus Morgans Blickwinkel erfahren, aufregender fand. Und auch bewegender. Morgans Fühlen und Denken, seine innere Zerrissenheit, sein ständiges Unwohlsein im einigen Körper, die Abneigung dagegen. Das Verdrängen von Gefühlen, die Furcht davor, anderen von seinen Ängsten und Gedanken zu berichten – wie das alles dargestellt wird, ist einfach nur grandios. Ich habe unendlich mit Morgan mitgelitten und habe ihm die ganze Zeit so sehr gewünscht, dass alles gut werden wird. Dass er so leben und sein kann wie er möchte und zwar in dem Körper, der sich für ihn (bzw. ja eigentlich sie) richtig und gut anfühlt.

Morgans Kapitel haben mich persönlich emotional mehr mitgenommen, aber auch Erics Erzählungen haben mich sehr berührt. Auch für ihn ist das Älterwerden nicht leicht, auch er hat in den ganzen Jahren mit Hürden und Problemen zu kämpfen. Und natürlich spürt er auch, dass es seinem besten Freund nicht gut geht und ihn etwas sehr belastet.

Neben den Themen Transgender, Selbstakzeptanz, Freundschaft und dem Erwachsenwerden haben noch so einige weitere essenzielle Dinge ihren Platz in „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ gefunden. Die Liebe natürlich, das verrät ja bereits der Buchtitel. Auch Verlust, Trauerbewältigung, Familienprobleme, Mobbing und Vertrauen sind Teil der Geschichte.

Zum Ende möchte ich nicht groß was sagen, ich möchte ja schließlich nicht spoilern oder so. Nur so viel: Ich fand es wunderschön! Mich konnte es mit einem rundum zufriedenen und glücklichen Gefühl das Buch wieder zuklappen lassen.

Fazit: Ein großartiges und unheimlich wichtiges Buch! Mich konnte Meredith Russo mit „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ komplett überzeugen. Ich habe die Seiten förmlich inhaliert, da ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte und eine unvergessliche Zeit mit Morgan und Eric verbracht. Meredith Russo behandelt auf eine sehr sensible, fesselnde und authentische Weise viele bedeutsame Themen wie Transgender, Identität, Freundschaft, die erste Liebe und noch so manches mehr. Die Geschichte steckt voller Feingefühl, Ehrlichkeit und Emotionen und klingt noch sehr lange in einem nach. Ich kann jedem nur ans Herz legen, „Birthday – Eine Liebesgeschichte“ zu lesen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Ein spannendes Abenteuer voller Märchen, Magie und Wunder!

Das Mädchen und der flüsternde Wald
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Was war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neues Buch von Sophie Anderson auf Deutsch erscheinen wird. Mit „Marinka – Die Reise nach Dazwischen“ konnte mir die englische Autorin ...

Was war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neues Buch von Sophie Anderson auf Deutsch erscheinen wird. Mit „Marinka – Die Reise nach Dazwischen“ konnte mir die englische Autorin ein wahres Lesehighlight bescheren. Auf „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ war ich daher schon wahnsinnig gespannt!

Die 12-jährige Janka lebt zusammen mit ihrer Mamotschka in einem kleinen Häuschen nahe eines Dorfes. Da sie sehr groß und stark für ihr Alter ist, wird sie von allen immer Janka die Bärin genannt. Dass Janka als kleines Kind in einer Bärenhöhle im Wald gefunden wurde, weiß kaum jemand. Und wo sie geboren wurde und wer ihre echten Eltern sind, das weiß noch nicht einmal Janka. Sie hat sich jedenfalls schon immer anders gefühlt und eine merkwürdige Anziehungskraft vom geheimnisvollen Schneewald verspürt. Was das wohl zu bedeuten hat? Ob ihr der Schneewald wohl mehr über ihre Herkunft verraten kann?
Als Janka während eines Dorffestes einen Unfall hat und am folgenden Tag wieder erwacht, traut sie ihren Augen nicht. Ihre Beine haben sich in Bärenbeine verwandelt! Aber wie kann das sein? Und wieso kann sie auf einmal ihr Hauswiesel Mausefänger verstehen?
Janka ist sich sicher: Nur im Schneewald wird sie Antworten finden. All die Jahre hat sie den fantastischen Schneewald-Erzählungen ihres Freundes Anatoly gelauscht. Janka spürt, dass es nun endlich an der Zeit ist, ihre eigene Geschichte kennenzulernen. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt...

Mein Eindruck ist ja, dass die Bücher von Sophie Anderson hier bei uns Deutschland relativ unbekannt sind. Ihr erstes Buch im Dressler Verlag - „Marinka – Die Reise nach Dazwischen“ - scheint jedenfalls ein echter Geheimtipp zu sein. Leider. Ich zumindest kenne kaum jemanden, der die Geschichte von Marinka und ihrer Großmutter, einer Baba Jaga, kennt. Also solltet ihr fantasievolle Geschichten im Stil der Filme von Studio Ghibli mögen und gerne Märchen lesem, dann kann ich euch nur wärmstens empfehlen, die Werke von Sophie Anderson kennenzulernen!

Ich bin ein großer Fan der Studio-Ghibili-Filme und liebe märchenhafte Erzählungen über alles. Ich habe mich daher riesig darüber gefreut, dass auch „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ ein genauso tolles, poetisches Fantasyabenteuer erzählt wie „Marinka“. Sophie Anderson nimmt uns auch dieses Mal in eine fantastische Welt voller Magie und russischer Legenden nimmt, in der Baba Jagas mit ihren hühnerbeinigen Häusern und andere wundersame Geschöpfe ihr Unwesen treiben. Dass wir auch in diesem Buch von Sophie Anderson die Bekanntschaft einer Baba Jaga machen dürfen, fand ich einfach nur grandios. Diese bekannte Figur aus der slawischen Mythologie hat mich schon immer ungeheuer fasziniert.
Bei der Baba Jaga in „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ handelt es sich allerdings nicht um dieselbe aus „Marinka“. Die Bücher hängen nicht zusammen und können völlig problemlos unabhängig voneinander gelesen werden. Ich persönlich würde nur dennoch raten, „Marinka“ zuerst zu lesen, da in dem Buch die Rolle der Baba Jaga noch genauer beschrieben wird.

Aber genug von „Marinka“. In dieser Rezension soll es schließlich um „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ gehen.
Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an mein zweites Werk aus der Feder von Sophie Anderson herangegangen: Mir hat das Buch ein herrliches Lesevergnügen beschert. Sophie Anderson ist in meinen Augen auch mit den Erlebnissen der tapferen Janka ein wundervoller Kinderroman ab 10 Jahren geglückt, in welchem sie uns auf ein magisches Abenteuer voller Spannung, Schnee und Geheimnisse mitnimmt.

Unsere Hauptprotagonistin ist die bereits genannte Janka, aus deren Sicht wir die Handlung in der Ich-Perspektive erfahren. Neben Jankas Kapiteln gibt es allerdings immer mal wieder Seiten, auf denen wir in den Genuss von Märchen kommen, die immer passend zur Haupthandlung erzählt werden und ebenfalls im Schneewald spielen. Dieser Punkt konnte mich am meisten begeistern. Das Buch gewinnt durch die zahlreichen „Es war einmal“- Geschichten einen einzigartigen Zauber und wird dadurch wahrlich zu etwas ganz Besonderem. Die Seitenränder der Erzählungen sind übrigens wunderhübsch illustriert, was mich in zweierlei Hinsicht begeistern konnte: Zum einen, weil es einfach nur klasse aussieht und zum anderen, weil man so die Janka- und die Märchenkapiteln prima voneinander unterscheiden kann.
Und da wir schon mal bei der Gestaltung sind: Vorne im Buch gibt es eine tolle, detailreiche schwarz-weiß Karte, die den Schneewald mit allen wichtigen Schauplätzen zeigt und hervorragend bei der Orientierung hilft. Zum Cover brauche ich vermutlich gar nicht groß was sagen, oder? Es ist natürlich immer Geschmackssache – ich jedenfalls liebe es.

Auch bezüglich der Charaktere kann ich mich nur lobend und positiv äußern. Unsere 12-jährige Buchheldin Janka war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist ein starkes, mutiges und ganz wunderbares Mädchen und wird sich garantiert sofort in die Herzen sämtlicher Leser*innen schleichen. Die liebenswerte Janka muss man einfach gernhaben.
Neben Janka haben wir das große Vergnügen auf lauter weitere außergewöhnliche und großartige Figuren treffen zu dürfen. Da hätten wir zum Beispiel die herzensgute Mamotschka, bei der unsere Ich-Erzählerin aufgewachsen ist; das aufgeweckte und lustige Wiesel namens Mausefänger; der Einsiedler Anatoly, der ein meisterhafter Geschichtenerzähler ist oder das Mädchen Elena, die mit ihrer Großmutter (einer Baba Jaga) und ihrem Haus mit den Hühnerbeinen durch den mystischen Schneewald reist.

Einmal in das Buch versunken, wollte ich gar nicht wieder daraus auftauchen. Die Handlung konnte mich sofort in ihren Bann ziehen und obwohl der Beginn recht ruhig ist, konnten mich die Ereignisse durchgehend packen und mitreißen. Für mich kam an keiner Stelle Langeweile auf. Besonders in der zweiten Hälfte, in der sich die Spannung und Action immer mehr steigern, war ich völlig gefesselt von den Geschehnissen.
Richtig gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte viele wichtige Werte und Botschaften vermittelt, eine fabelhafte Balance zwischen Ernst und Humor enthält und einen somit nicht nur mitfiebern lässt und unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und berührt. „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ handelt von der Suche nach der eigenen Herkunft, Selbstfindung und Mut, von Familie, Freundschaft, Hoffnung und Zusammenhalt. Die Geschichte ist unheimlich bildhaft, atmosphärisch und bezaubernd schön geschrieben und beschert Jung und Alt ein Leseerlebnis voller abenteuerlicher, amüsanter, gefahrvoller, bewegender und bärenstarker Momente.

Fazit: Sophie Anderson hat mit „Das Mädchen und das flüsternde Wald“ einen zauberhaften Kinderroman ab zehn Jahren aufs Papier gebracht, mit welchem sie Jung und Alt ein wunderschön erzähltes Abenteuer voller Spannung, Märchen, Wunder und Magie beschert. Ich habe tolle Lesestunden mit dem Buch verbracht und kann jedem, der gerne in märchenhafte Welten und fantasievolle Geschichten eintaucht, nur ans Herz legen das Mädchen Janka auf ihrer aufregenden Reise zu begleiten. „Das Mädchen und das flüsternde Wald“ erhält von mir volle 5 von 5 Sternen!

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