Den Spott über sich ergehen lassen, unterwürfig sein, sich nichts anmerken lassen: Das ist Judes Devise, um im Elfenreich zu überleben. Das musste sie auf die harte Tour lernen. Aber eines Tages kann Jude ...
Den Spott über sich ergehen lassen, unterwürfig sein, sich nichts anmerken lassen: Das ist Judes Devise, um im Elfenreich zu überleben. Das musste sie auf die harte Tour lernen. Aber eines Tages kann Jude das alles nicht mehr. Sie beginnt, ihren Peinigern Cardan, Valerian, Locke und Nicasia die Stirn zu bieten. Erst mit kleinen Gesten, dann ganz offen. Ihr größter Traum ist es, eine Ritterin zu werden, um im Elfenreich bleiben zu können. Doch dann erscheint Prinz Dain vor ihrer Tür und bietet ihr einen ganz anderen Job an: Sie soll seine Spionin werden. Der Elfenkönig steht kurz davor, seinen liebsten Sohn Dain zum neuen König zu krönen, doch dessen Bruder Prinz Balekin plant, Dain zu töten, um selbst König zu werden. Jude nimmt Dains Angebot an. Er verspricht ihr Schutz und Macht – etwas, das Jude mehr als alles andere begehrt.
Doch schnell muss Jude feststellen, dass selbst Prinz Dain sie nicht vor Allem beschützen kann. Sie befindet sich im Zwiespalt zwischen ihrem Gewissen und dem Bestreben nach wahrer Macht.
Die Handlung ist wirklich spannend – bis zur letzten Seite. Gerade noch macht Jude sich für einen Ball fertig und auf einmal kämpft sie um Leben und Tod. Gerade noch war sie eine unbedeutende Sterbliche und auf einmal hat sie das Schicksal des gesamten Elfenreichs in der Hand. Ich liebe es einfach. Vor allem die Brutalität, die allem anhaftet… Die Geschichte lässt einen nicht mehr los.
Charaktere
Können wir bitte mal über Jude sprechen? Sie ist so wahnsinnig toll. Ich stehe total auf Anti-Helden. Also Protagonisten, die nicht immer nur edle Absichten haben. Die Voraussetzung ist allerdings: Ihre Motive müssen nachvollziehbar sein.
Und das waren Judes Motive auf jeden Fall. Ich kann total verstehen, wieso sie so handelt, warum sie nach Macht strebt und warum sie so egoistisch ist. Sie ist zwar ein Mensch, ist aber im brutalen Elfenreich aufgewachsen, und ihr wurde beigebracht, dass sie ein Nichts ist, weil sie eine Sterbliche ist. Alle Dinge, die sie tut, tut sie nur, um zu überleben, und weil sie sich ihr ganzes Leben lang machtlos und hilflos gefühlt hat, möchte sie jetzt natürlich Macht haben.
Judes Zwillingsschwester Taryn ist mir von Anfang an ein bisschen unsympathischer als Jude. Ja, ich verstehe ihre Anschuldigung, dass Jude immer nur an sich selbst denkt, aber Taryn ist ehrlich gesagt auch nicht viel besser. Sie verletzt Jude wissentlich, und das nur, weil sie jemandem gefallen möchte, der für sie wahrscheinlich nichts übrig hat. Dass sie Jude in Gefahrensituationen im Stich lässt, kann ich irgendwo noch verstehen – Taryn ist diejenige der beiden, die ängstlicher und generell unsicherer ist. Jude sagt selbst, dass sie es genauso machen würde, weil die beiden Schwestern im Elfenreich gelernt haben, nur für sich selbst zu kämpfen, um zu überleben. Ja, Taryn ist verliebt und aus Liebe macht man schon einmal seltsame Dinge. Aber trotzdem würde ich niemals meiner Schwester wehtun, um meinem Schwarm zu gefallen.
Vivi ist die dritte Schwester im Bunde, und sie ist die Älteste. Sie liebt es, im Mittelpunkt zu stehen und ist im Gegensatz zu Jude und Taryn eine Elfe. Allerdings lehnt sie das Elfenreich ab und verbringt am liebsten Zeit in der Menschenwelt, wo sie auch eine Freundin hat. Sie will nicht um jeden Preis dazugehören, eigentlich will sie in die Menschenwelt fliehen, um dort zu leben. Sie trotzt Madoc, ihrem „Entführer“ und kommt allgemein als ein sehr trotziges, wütendes Mädchen rüber, was sie aber irgendwie sympathisch macht. Das Mädchen, mit der man Spaß haben kann, mit der man Verrückte Sachen machen kann und die in der Schule wahrscheinlich ziemlich beliebt wäre.
Cardan ist am Anfang sehr unsympathisch, aber im Verlauf der Geschichte lernt man auch seine freundliche/verständliche Seite kennen. Am Ende ist er immer noch der verwöhnte, arrogante Prinz, aber man kann ihn besser verstehen.
Fazit
Ich liebe Holly Blacks Schreibstil und vor allem auch die Welt, die sie aufgebaut hat. Sie scheint so komplex zu sein und ich kann es gar nicht erwarten, noch tiefer darin einzutauchen.
Wunderbar brutal und eine Geschichte, hinter der mehr steckt… Vielleicht eine Botschaft, habe ich das Gefühl. Definitiv eines der besten Bücher, die ich 2020 gelesen habe.
Citra und Rowan, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auch noch nie etwas miteinander zu tun hatten, werden durch eine Folge von Zufällen beide von Scythe Faraday entdeckt. Citras Ehrlichkeit und ...
Citra und Rowan, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auch noch nie etwas miteinander zu tun hatten, werden durch eine Folge von Zufällen beide von Scythe Faraday entdeckt. Citras Ehrlichkeit und Rowans Mut beeindrucken den Scythe so sehr, dass er beide zu seinen Lehrlingen ernennt. Aber nur einer von beiden wird am Ende des Jahres zum Scythe ernannt werden.
Aber was ist überhaupt ein Scythe?
Die Idee ist die erste, die mich seit langem endlich mal wieder so richtig gefesselt hat. In der Welt, in der Citra und Rowan leben, haben die Menschen die Unsterblichkeit erreicht – Menschen sterben nicht mehr, sie werden nur totenähnlich, um dann sofort ins nächste Revival-Zentrum gebracht zu werden und wiederbelebt zu werden. Aber auch in einer perfekten Welt müssen Menschen sterben. Aus diesem Grund gibt es die Scythe, die, wie der Name schon sagt, den Tod bringen. Dabei müssen sie völlig zufällig ihre Opfer wählen und sich an gewisse Regeln halten, zum Beispiel, nur eine bestimmte Anzahl von Menschen pro Jahr zu töten. Scythe Faraday ist ein edelmütiger Scythe, aber nicht Alle sind so wie er, wie Citra und Rowan feststellen müssen. Da gibt es zum Beispiel Scythe Goddard, der das Töten regelrecht genießt – und er ist längst nicht der einzige, denn Viele denken so wie er. Und während Citra von diesen Scythe nur angeekelt ist, fühlt sich Rowan sogar ein wenig zu ihnen hingezogen.
Charaktere
☞ Die Hauptprotagonisten sind Citra und Rowan. An manchen Stellen werden sie genauer und tiefer beschrieben, sodass sie schon ein gewisses Maß an Dreidimesionalität haben. Aber ich persönlich finde, dass der Autor hier ruhig noch mehr in die Tiefe hätte gehen können.
So erfahren wir zum Beispiel, dass Rowan sich von den „dunklen“ Scythe angezogen fühlt, aber nicht genau, warum. Ist es, weil er sein ganzes Leben lang immer nur das „Salatblatt“ (so nennt er sich selbst) und nie das „Fleisch“ war? Oder reizt ihn die Macht über andere?
Die Antagonisten (also vor allem Scythe Goddard) werden mir hier viel zu unglaubwürdig dargestellt. „Bösewichte“ brauchen auch immer eine Seite, die verständlich ist, um sie authentisch wirken zu lassen. Und irgendwie hat mir das hier gefehlt. Wir bekommen zwar ein paar Tagebucheinträge von Goddard zu lesen, aber so richtig nachvollziehen kann ich ihn immer noch nicht.
Was mir gefällt, sind vor allem Scythe Volta und Scythe Curie, die durch ihre vielen Tagebucheinträge als die strenge, manchmal kalt wirkende, aber gerechte und reflektierte alte Frau wahrgenommen wird. Und auch Scythe Faraday mag ich, denn er ist unglaublich weise und mitfühlend, aber er tut, was getan werden muss.
Citra und Rowan sind, wie schon erwähnt, die kompletten Gegenteile von einander. Citra ist unglaublich ehrgeizig und, wie Rowan sagt, ein Mädchen, das „überall mitmischt“. Citra will genauso wenig wie Rowan Scythe werden (deshalb hat Scythe Faraday die beiden ausgewählt), aber sie kann nicht anders, als ihr Bestes zu geben.
Rowan hält sich lieber aus den Dingen heraus, er ist das selbsternannte „Salatblatt“. Er weiß, wie gut er sein könnte, wenn er sich anstrengen würde, aber für ihn ist es erstrebenswerter, im Durchschnitt zu bleiben. Unbekannt, um Ärger zu vermeiden.
Schreibstil
☞ Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, beinhaltet aber auch keine großen, malerischen Ausdrücke. Also eher so der Durchschnitt. Es gibt nichts zu kritisieren, aber auch nichts groß zu loben. Einzelne Sätze haben sich dann doch in meinem Kopf festgesetzt, aber keiner war dabei, bei dem ich mir dachte: „Wow, dieses Zitat muss ich mir unbedingt merken.“
Was ich manchmal verwirrend fand, war, dass der Autor zwar aus der Sicht einer Person (also entweder Citra oder Rowan) zu schreiben schien, aber auf einmal auch die Gedanken und Gefühle der anderen Person kannte… Das hat mich etwas durcheinander gebracht.
Fazit
☞ Eine großartige Idee, aus der der Autor wirklich Vieles rausgeholt hat. Der Schreibstil ist gut und die Charaktere größtenteils authentisch und glaubwürdig. Ich liebe es.
Laurie will einen Neuanfang. Deshalb zieht sie an die Westküste Kanadas, um dort ihr Medizinstudium anzufangen und neue Freunde zu finden. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein – in Form eines gutaussehenden, ...
Laurie will einen Neuanfang. Deshalb zieht sie an die Westküste Kanadas, um dort ihr Medizinstudium anzufangen und neue Freunde zu finden. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein – in Form eines gutaussehenden, attraktiven jungen Mann. Dieser ist ausgerechnet der ehemalige beste Freund ihres verstorbenen Bruders Austin. Die Person, die Laurie für den Tod ihres Bruders verantwortlich macht.
Aber schon nach der ersten Begegnung zwischen Laurie und Sam weiß der Leser, dass Sam ein unglaublich herzensguter Mensch ist. Er kann unmöglich der „Mörder“ von Austin sein. Je besser Laurie Sam kennenlernt, desto mehr erfährt sie über ihren Bruder… Dinge, die manche Menschen lieber totgeschwiegen haben. Eine dunkle Wahrheit, die nicht einmal Austins eigene Schwester zu seinen Lebzeiten ahnen konnte…
Das klingt jetzt erstmal ziemlich dramatisch. Ja, ich mochte die Storyline, aber nach der Hälfte begann sie irgendwann, langweilig zu werden. Natürlich, zuerst glaubt Laurie Sam nicht, was er über ihren Bruder zu sagen hat. Aber das sie über seine wahre Todesursache nichts – aber rein gar nichts – wusste, erscheint mir dann doch etwas unlogisch. Natürlich, wenn sie damals noch ein Kind gewesen wäre, hätten ihre Eltern ihr Was-weiß-ich-was erzählen können. Aber Laurie war… auf jeden Fall alt genug, sich selbst darüber zu informieren. Und dass die Öffentlichkeit keinen Wind davon bekommen hat…
Zu Beginn: Nicht-Fantasy ist nicht mein Genre. Ich lese fast ausschließlich Fantasy-Bücher, mit allem Anderen kann ich nicht viel anfangen. Trotzdem, als mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde, habe ich mich gefreut: Selbst ich, die sich in diesem Genre nicht auskennt, habe viel von diesem Buch gehört.
Die Story war eben… etwas zäh. Ich mag Spannung, und eine simple Liebesgeschichte kann mir das einfach nicht bieten.
Aber. Jetzt kommt das große Aber. Es war keine simple Liebesgeschichte. Es geht um Verlust, Tod und Trauer, und wie die Menschen damit umgehen. Ein gefundenes Fressen für Hobby-Psychologen wie mich. Und obwohl ich das Ende etwas schnell und unlogisch fand (ich meine, wieso ist Sam eigentlich sauer, als er erfährt, dass Laurie Austins Schwester ist? Ich meine, klar, erstmal ist man wütend, weil einem etwas verheimlicht wurde. Aber dann? Wieso ist es so schlimm, dass Sam Laurie kaltblütig abschießen will? Und wieso… ich werde euch das Ende an dieser Stelle nicht verraten. Aber… wieso diese Wendung am Ende? Hat dieser kleine Brief Sam wirklich dazu bewogen, das zu tun? Why?)… Trotz allem musste ich am Ende ein paar kleinen Tränen weinen. Und ich hatte wirklich bis zur letzten Seite mit ALLEM gerechnet. Damit, das mein Herz gebrochen wird. Damit, dass die beiden wieder zueinander finden. Ich glaube, so emotional war ich schon lange nicht mehr bei einem Buch.
Charaktere
Ich finde, über Laurie erfährt man jetzt nicht so unglaublich viel. Aber die Liebesbeziehung der beiden wirkt authentisch und echt. Allerdings hat Laurie Sam belogen. Sie war einfach nicht ehrlich. Ließ ihre Lüge laufen.
Einerseits konnte ich ihr Verhalten verstehen, sie hatte Angst und definitiv den passenden Moment ehrlich zu sein verpasst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein kann, eine Lüge einzugestehen, wenn der richtige Moment schon lange vorbei ist. Laurie und Sam haben glaubhaft ihren Schmerz, ihre Trauer und ihre innere Zerrissenheit gezeigt. Ich konnte es fühlen, es kam absolut bei mir an. Andererseits finde ich manche Dinge, die Laurie tut, nicht nachvollziehbar beziehungsweise unverständlich. Sie ist sich zwar bewusst, was sie falsch macht, aber sie macht die Fehler trotzdem weiter und das hat die Liebesgeschichte unnötig verkompliziert. Wahrscheinlich leben solche Geschichten aber auch von unnötigen Komplikationen in Liebesbeziehungen, da habe ich nicht genug Erfahrung. Aber manchmal war Lauries Verhalten doch einfach nur zum Kopfschütteln.
Sam ist ein total herzensguter Mensch und ich habe ihn vom ersten Augenblick an ins Herz geschlossen. Am liebsten hätte ich Laurie die ganze Zeit angeschrien: „Du Idiotin, merkst du denn nicht, dass du dem armen Jungen wehtust?!“ Meiner Meinung nach hätte er jemand „Besseren“ als Laurie verdient, aber die Beiden sind trotzdem ein tolles Paar.
Fazit
Die Autorin hat einen einzigartigen Schreibstil, der mir auch ganz gut gefällt.
Innerhalb eines Abends bin ich so sehr in die Geschichte von Laurie und Sam versunken, dass ich ihre Welt überhaupt nicht mehr verlassen wollte. Ich hätte nie gedacht, von einer Geschichte OHNE Fantasy so mitgerissen zu werden. Die Geschichte hat mich wirklich tief berührt. Die Themen Verlust und Trauerbewältigung wurden super aufgearbeitet.
An einigen Stellen war die Handlung doch etwas vorhersehbar, gerade zum Ende hin. Es war klar, dass Lauries Geheimnis irgendwann rauskommen wird, und dass es höchstwahrscheinlich nicht sie ist, die Sam die Wahrheit sagt. Trotzdem gab es die ein oder andere Situation, die ich nicht habe kommen sehen, dazu gehört auch, wie es am Ende mit Laurie und Sam ausgeht. Und darauf kommt es doch an. Verraten werde ich natürlich nichts, aber: Ich habe Tränen vergossen.