Ein großartiges Buch über ein immens wichtiges und aufwühlendes Thema!
Da ich die brisante Thematik Sekten ungemein interessant finde, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von „Lügentochter“ hörte. Der Klappentext konnte mich umgehend überzeugen und das ...
Da ich die brisante Thematik Sekten ungemein interessant finde, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von „Lügentochter“ hörte. Der Klappentext konnte mich umgehend überzeugen und das Cover gefiel mir auf den ersten Blick ausgesprochen gut, trotz seiner schlichten Gestaltung und Farbgebung. Für mich stand daher sehr schnell fest: „Lügentochter“ muss ich unbedingt lesen.
Die 17-jährige Piper ist in einer Sekte aufgewachsen, völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Wie es da draußen wirklich zugeht, weiß sie nicht. Auch dass sie und ihre Geschwister in einer Sekte leben, ist ihr gar nicht bewusst. Sie stellt die Regeln und Gesetze ihres Vaters daher auch gar nicht infrage. Sie vertraut ihrem Vater blind, befolgt sämtliche seiner Befehle und glaubt alles, was er ihr predigt.
Pipers Leben soll sich auf einen Schlag ändern, als sie entführt und in die Außenwelt verschleppt wird. Sie findet sich bei einer wildfremden Frau wieder, die sie angeblich beschützen soll und nur das Beste für sie möchte. Piper aber glaubt ihr nicht. Sie ist sich sicher: Diese Frau will ihr eine Gehirnwäsche verpassen und führt nichts Gutes im Schilde. Was aber sind sie ihre Absichten? Warum hat man sie hierher gebracht? Und was ist mit ihren Geschwistern geschehen? Piper ist verzweifelt, verwirrt und wütend. Sie will nur noch eines: Fliehen und zurück nach Hause.
Welches Buch hat euch zuletzt sehr positiv überrascht und zutiefst beeindruckt zurückgelassen? Also bei mir war das ganz klar „Lügentochter“ von Megan Cooley Peterson. Ich hatte mir natürlich schon recht viel von dem Buch erhofft, aber dass es mich so dermaßen umhauen würde, hätte ich dann irgendwie doch nicht gedacht. Für mich hat sich „Lügentochter“ zu einem echten Lesehighlight entwickelt, bei dem ich nur sagen kann: Unbedingt lesen! Ich finde dieses Buch unheimlich gut und wichtig und kann jedem nur ans Herz legen, Piper und ihre Geschichte kennenzulernen.
Was mir ganz besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise wie die Story erzählt wird. Als großer Fan der Ich-Perspektive hat es mich zum einen sehr gefreut, dass uns unsere 17-jährige Hauptprotagonistin Piper die gesamte Handlung in der ersten Person schildert. Brillant fand ich aber auch, dass der Plot in zwei Zeitebenen geschrieben wurde: Der Vergangenheit und der Gegenwart. Diese ständigen Wechsel zwischen den DAVOR - und den DANACH - Kapiteln hat bei mir zu einen enormen Lesesog geführt, dem ich mich kaum mehr entziehen konnte. Da sich zudem der Schreibstil super angenehm für mich hat lesen lassen und mich die Handlung von den ersten Zeilen an in ihren Bann ziehen konnte, bin ich beim Lesen nur so durch Seiten geflogen und habe das Buch regelrecht verschlungen.
In den DAVOR - Kapiteln lernen wir Pipers Leben in der Sekte kennen. Zu striktem Gehorsam und Disziplin gezwungen ist sie gemeinsam mit ihren Geschwistern völlig abgeschieden von der Außenwelt aufgewachsen. Regeln müssen befolgt müssen, der Hunger muss unterdrückt werden und wenn die Eltern zu Besuch kommen, müssen sich die Kinder hübsch machen. Der Vater und die Mutter leben nicht bei Piper und ihren Geschwistern – sie halten sich die meiste Zeit in der fernen Kolonie auf, wo sie sich um ihr Unternehmen kümmern. Die Kinder befinden sich daher in der Obhut zweier Tanten, die alles andere als nett und herzlich sind.
Dass Piper in einer Sekte aufgewachsen ist, ist ihr gar nicht bewusst. Sie stellt daher auch keine Fragen, vertraut ihrem Vater blind, macht alles, was er befiehlt und glaubt ihm sämtliche Lügenmärchen, die er erzählt.
Da ich schon Bücher über die Sekten-Thematik gelesen habe und daher ein bisschen weiß, wie es in so einer Gemeinschaft zugeht, waren diese Dinge – Gehirnwäsche, Manipulation, bedingungsloser Gehorsam, Bestrafungen – nicht groß was Neues für mich. Mich haben die Erzählungen aber natürlich dennoch entsetzt und aufgewühlt. Ich fand es einfach nur schockierend zu sehen, wie sehr der Vater Piper manipuliert und indoktriniert, ohne dass sie selbst etwas davon merkt und auch gar nicht den Wunsch verspürt, die Welt da draußen kennenzulernen.
Im DANACH befinden wir uns mit Piper bei einer ihr völlig fremden Frau, wo sie – Pipers Meinung nach – gefangen gehalten wird. Auch diese Kapiteln haben mich emotional sehr mitgenommen und berührt – sogar mehr als die Davor-Erzählungen. Die Autorin beschreibt Pipers Gefühls – und Gedankenwelt ungeheuer authentisch und stellt ihren inneren Konflikt, ihre Widersprüche, ihr blindes Vertrauen und ihre Verzweiflung absolut nachvollziehbar und schonungslos dar, sodass man sich erstklassig in Piper hineinversetzen kann und sich ihr beim Lesen richtig nahe fühlt.
Neben unserer Ich-Erzählerin konnte mich die Autorin auch mit den weiteren Charakteren überzeugen. Sie wirken ebenfalls vollkommen glaubhaft und beeindruckend echt.
Auch mit dem Setting konnte das Buch komplett bei mir punkten; vor allem von der Kulisse, die die Autorin für die Gemeinschaft gewählt hat, bin ich hellauf begeistert: Ein alter, verlassener Vergnügungspark. Fand ich wirklich genial, muss ich sagen. Insbesondere von der Atmosphäre, die dieser Schauplatz verströmt, war ich sofort ganz angetan.
Mir hat das Buch insgesamt sehr intensive, packende und ergreifende Lesestunden beschert. Vor allem die Passagen in der Gegenwart habe ich als extrem spannend empfunden. Ich war ständig am herumrätseln, habe wie Piper eine lange Zeit nicht gewusst was nun Lüge und was Wahrheit ist und habe der Auflösung ganz gebannt entgegenfiebert. Ab einem gewissen Punkt hatte ich schließlich eine Vermutung, worauf alles hinauslaufen könnte und dieser Verdacht hat sich dann auch bestätigt. Dass das Ende nun nicht mit einem großen Überraschungseffekt für mich kam, hat mich jedoch in keinster Weise gestört. Ich habe das Buch wie im Rausch gelesen und ziemlich geflasht wieder zugeklappt. Als ich dann hinten im Nachwort las, dass die Autorin selbst Erfahrungen mit Sekten gemacht hat und daher höchstwahrscheinlich sehr viel Autobiografisches in „Lügentochter“ steckt, ist meine Begeisterung und Faszination für das Buch nur noch größer geworden.
Fazit: Fesselnd, emotional, authentisch – ein großartiger Jugendroman, der noch lange in einem nachklingt! Megan Cooley Peterson hat mit „Lügentochter“ ein unglaublich tolles Buch über ein wichtiges Thema geschrieben, mit welchem sie mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Die US-amerikanische Autorin erzählt in „Lügentochter“ die Geschichte der 17-jährigen Piper, die in einer Sekte aufgewachsen ist, urplötzlich in die Außenwelt geworfen wird und nun lernen muss zwischen Wahrheit und Lügen zu unterscheiden. Die Handlung reißt einen durchweg mit, sie wühlt auf, bewegt, regt sehr zum Nachdenken an und schenkt Zuversicht und Hoffnung. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung sowie volle 5 von 5 Sternen!