Von Vertreibung und Hoffnung
Elly Simon wird 1916 als Kind von Artisten im Zirkus geboren. Als ihre Eltern bei einem schrecklichen Unfall sterben, wird der Zirkus zu ihrer Familie. Elly wächst in dieser einzigartigen Umgebung auf ...
Elly Simon wird 1916 als Kind von Artisten im Zirkus geboren. Als ihre Eltern bei einem schrecklichen Unfall sterben, wird der Zirkus zu ihrer Familie. Elly wächst in dieser einzigartigen Umgebung auf und obwohl es kein leichtes Leben ist, fehlt es ihr an nichts, sie kennt es nicht anders und liebt den Zirkus und ihre besondere kleine große Welt.
Viele Jahrzehnte später geht Ellys Leben in einem Berliner Pflegeheim zu Ende. Sie ist mittlerweile über hundert Jahre alt und blickt auf ein aufregendes Leben zurück. Davon erzählt sie ihrem Pfleger John Mbete, einem Somalier, der ebenfalls seine Familie verloren hat und nun versucht, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen.
Die dritte Hauptfigur ist Kirsten, deren Mutter ebenfalls in dem Pflegeheim ist und die dadurch Bekanntschaft mit John und Elly macht. Kirsten ist ein harter und verbitterter Mensch, sie ist unzufrieden mit sich und der Welt und ertränkt ihren Kummer in viel zu viel Alkohol. Doch die Begegnung mit Elly und John verändert sie.
Die Geschichte handelt weniger vom Zirkus, als ich durch Cover und Klappentext zuerst vermutet hatte. Natürlich spielt der Zirkus eine große Rolle, denn er war schließlich jahrzehntelang Ellys Lebensinhalt, gemeinsam mit ihrem Ehemann und seinen Tigern ist sie um die halbe Welt gereist. Die Atmosphäre wird auch wunderbar beschrieben.
Dennoch geht es in diesem Buch um mehr als das Zirkusleben. Zuerst fand ich die beiden Handlungsstränge (eigentlich sind es ja drei, aber Kirsten hat doch eher eine Nebenrolle) etwas willkürlich zusammengestellt, doch nach und nach kristallisiert sich recht deutlich die Verbindung heraus: Flucht und Vertreibung auf der einen Seite, Familie, Liebe und Hoffnung auf der anderen. Der große schwarze Mann aus Somalia und die uralte kleine Artistin begegnen sich und spüren diese Verbindung sofort, auch wenn ihre Schicksale so unterschiedlich sind.
Das Buch ist mit knapp 300 Seiten nicht besonders dick, aber es steckt sehr viel in dieser Geschichte drin, wenn man es nicht nur als lockere Unterhaltung liest, sondern sich auf die durchaus ernsten Themen einlässt, die hier angesprochen werden.
Für mich ein Buch, das zum Nachdenken anregt und Mut macht!