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Veröffentlicht am 06.03.2021

Authentische Schilderung über einen ungewöhnlichen Postboten in einem kleinen italienischen Ort

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Der Roman „Der Postbote von Girifalco“ ist das Debüt des Italieners Domenico Dara. Girifalco ist ein kleiner Ort in Kalabrien, wo der Autor aufgewachsen ist. Seine Geschichte lässt er 1969 spielen, einer ...

Der Roman „Der Postbote von Girifalco“ ist das Debüt des Italieners Domenico Dara. Girifalco ist ein kleiner Ort in Kalabrien, wo der Autor aufgewachsen ist. Seine Geschichte lässt er 1969 spielen, einer Zeit zu der er noch nicht geboren war. Dennoch schafft er es, die damaligen Lebensumstände authentisch zu beschreiben. Die Gegend ist karg, Arbeitsplätze sind Mangelware. Einige Einheimische sind ausgewandert, bevorzugt in die Schweiz, wohin auch regelmäßig Fernbusse verkehren.

Im Mittelpunkt steht, wie der Titel schon sagt, der Postbote des Dorfs. Er ist mittleren Alters und alleinstehend. Auffällig sind seine beiden Eigenarten: einerseits liest er den Briefverkehr des Orts und andererseits verschriftlicht er alle Zufälle, die ihm begegnen, was sich im Untertitel des Romans „Eine kurze Geschichte über den Zufall“ widerspiegelt. Jedoch öffnet und liest er nicht nur die Briefe, sondern hat es sich zur Gewohnheit gemacht, dass er auch hin und wieder in das Geschehen eingreift, denn er ist sehr einfühlsam. Durch sein Verhalten möchte er Traurigkeit verhindern und stattdessen den Bewohnern ein wenig Hoffnung geben, aber auch die Lügen der Kommunalverwaltung aufdecken.

Immer mehr konnte ich im Laufe der Geschichte über den Postboten erfahren, auch über seine unerfüllte Liebe. Wie in einem Kriminalroman beginnt er, einen dubiosen Umstand aus der Vergangenheit aufzugreifen und aufzuklären, wie es wirklich gewesen ist. Durch den gesamten Roman zieht sich als roter Faden die Ansicht, die der Postbote durch einen Lehrer erfahren und die sich immer wieder bewahrheitet hat, dass das Leben ständigen Veränderungen unterworfen ist, die für einen inneren Ausgleich der Umstände sorgen.

Dem Roman spürt man die Ortskenntnis des Autors an und dessen Wissen um die Eigenarten der Bewohner, die er detailliert und mit Gefühl darstellt. Dabei reichen seine Beschreibungen von liebkosend und mitfühlend über sarkastisch und frivol bis hin zu einem raueren Tonfall. Einzig die beibehaltenen italienischen Namen und Bezeichnungen sind hinderlich im Lesefluss, verleihen der Schilderung aber auch entsprechende Authentizität. Der Autor lässt seine Erzählung den Postboten umkreisen und ihn mit den Schicksalen der Einheimischen spielen. Ich habe mich gerne von der Geschichte berühren lassen und empfehle sie daher weiter.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Zeigt die Bedeutung von Kultur in Form von Kunst und Literatur

Die Bücherfrauen
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In ihrem Roman „Die Bücherfrauen“ verknüpft die US-Amerikanerin Romalyn Tilghman das Leben von Angelina, Traci und Gayle, die in der Kleinstadt New Hope in Kansas einander begegnen. Einigen Frauen vor ...

In ihrem Roman „Die Bücherfrauen“ verknüpft die US-Amerikanerin Romalyn Tilghman das Leben von Angelina, Traci und Gayle, die in der Kleinstadt New Hope in Kansas einander begegnen. Einigen Frauen vor Ort liegt der Erhalt von Bibliotheken besonders am Herzen, die vor allem von den Spenden des industriellen US-Amerikaners Andrew Carnegie zwischen 1883 und 1929 errichtet wurden, 59 davon in Kansas.

Die in Philadelphia wohnende Angelina Sprint ist eine der drei Protagonistinnen. Sie schreibt seit vielen Jahren an ihrer Doktorarbeit über eben jenen Carnegie. Ihre Großmutter war eine der Aktivistinnen, die sich vor vielen Jahren in New Hope für eine Bibliothek eingesetzt und bei Angelina die Liebe zu Büchern wachgerufen hat. Inzwischen wurde aus der Bibliothek ein Kulturzentrum. Zur Leitung diverser Kurse wird die Künstlerin Traci aus New York angestellt. In ihrer Bewerbung hat Traci ihre Vergangenheit verschleiert. An einem der von ihr geleiteten Kurse nimmt Gayle teil, die aus dem Nachbarort Prairie Hill stammt. Dort wütete vor kurzem ein Tornado und machte alles dem Erdbeben gleich, auch ihr Wohnhaus. Von der Bibliothek blieb nur noch eine Wand stehen. Das Engagement für eine gemeinsame Sache lässt die Gäste und die Einheimischen immer mehr zueinander finden.

Romalyn Tilghmans Hauptfiguren sind sehr unterschiedlich, vom Alter und vom Charakter her, aber für alle drei wird New Hope im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Hoffnung auf einen Neuanfang. Angelina und Traci suchen aus eigenem Interesse nach einer Veränderung in ihrem Leben, Gayle dagegen ist ein Opfer der Umstände. Es ist sogar so, dass die Bewohner der beiden Nachbarorte aufgrund bestimmter gegensätzlicher politischer Meinungen sich nicht besonders mögen. Und doch vermag Gayle über ihren Schatten zu springen und sich an gemeinsamen Aktivitäten mit den Bewohnern von New Hope einzulassen, so dass sie nicht nur ihre eigene Zukunft im Blick hat, sondern durch ihr Verhalten auch für ihren Heimatort einer Annäherung entgegengeht. Gemeinsam lachen, aber auch Sorgen teilen, bringt Verständnis untereinander und man wächst zusammen. Dabei bildet das Quilten, ein sehr beliebtes amerikanischen Hobby, den Anlass für die Treffen. Bei den Beschreibungen der farblichen Zusammenstellung der Stoffe bekommt man Lust mit dem Nähen selbst zu beginnen.

Eine besondere Rolle nehmen in diesem Roman die Bibliotheken ein und zeigen damit auch ein Stück Historie der USA. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren es hauptsächlich die Frauen, die eine Chance im Austausch von Büchern sahen und zwar nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch in der Möglichkeit, dadurch ihr Wissen und das ihrer Familie zu erweitern. Aus diesem Grund engagierten sie sich für die Errichtung von Büchereien, in denen die Bücher gesammelt und von anderen ausgeliehen werden konnten.

Romalyn Tilghman vermittelt in ihrem Roman „Die Bücherfrauen“ US-amerikanisches Lebensgefühl und zeigt, wie wichtig Kultur in Form von Kunst und Literatur für die Identitätsfindung ist. Sie ermöglicht einen konstruktiven Austausch von Meinungen, der auch persönliche Gefühle transportiert und so zum Verständnis untereinander beiträgt. Mir hat das Buch gut gefallen und daher empfehle ich es gerne uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Gut inszeniert, hält die Spannung bis zum Schluss und lässt noch einiges offen

Kein Entkommen
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„Trauma – Kein Entkommen“ von Christoph Wortberg ist der erste Band einer Thriller-Trilogie. Das erste Buch ist in drei Teile gegliedert, deren Bezeichnungen Wasser, Eis und Feuer sich mittelbar auf die ...

„Trauma – Kein Entkommen“ von Christoph Wortberg ist der erste Band einer Thriller-Trilogie. Das erste Buch ist in drei Teile gegliedert, deren Bezeichnungen Wasser, Eis und Feuer sich mittelbar auf die dann geschilderten aufzuklärenden Taten beziehen. Für die Ermittlungen ist Katja Sand von der Mordkommission München zuständig, assistiert von ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller. Katja ist alleinerziehend und hat momentan große Sorgen um ihre fünfzehnjährige Tochter Jenny, die eine Beziehung zu einem vier Jahre älteren Mann eingegangen ist, der auf die schiefe Bahn geraten zu sein scheint. Während sie versucht, ihr Privatleben wieder in Ordnung zu bringen, wird sie damit konfrontiert, dass ein Mann in einem See ertrinkt und nur kurze Zeit später ein Mann in einem Kühlschrank, der in einem Wald abgestellt wurde, erstickt. Beide Fälle deuten auf Selbstmord hin, aber daran will Katja nicht glauben.

Die einzelnen Teile werden unterbrochen von einer berührenden, entsetzlichen Geschichte über eine kleine Familie, in der der Vater nicht nur körperliche Gewalt anwendet, sondern seinem kleinen Kind auf perfide Art zeigt, welche Macht er ausüben kann. Man ahnt, dass die Schilderungen mit den Ermittlungen zusammenhängen könnten, der dritte Teil des Thrillers verschafft darüber Klarheit.

Der Thriller beginnt unüblich nicht mit einem Verbrechen, welches der Ermittler oder das Ermittlerteam aufzuklären hat, sondern zunächst mit einem privaten Problem der Hauptkommissarin Katja Sand. Ihr ist bewusst, dass ihre Arbeit sie manchmal sehr in Anspruch nimmt und ihre Tochter dabei zu kurz kommt. Das schlechte Gewissen plagt sie, zumal Jenny nun in einem Alter ist, um ihrer Enttäuschung über die geringe Aufmerksamkeit, die sie durch ihre Mutter erfährt, Ausdruck zu verleihen. Daher herrscht von Beginn an eine bedrückte Stimmung, die sich auch dadurch fortsetzt, weil die Ermittlungen nicht zum Ziel führen.

Obwohl Katja Sand als Mutter immer wieder an sich zweifelt, ist sie doch eine starke Frau, die es versteht, ihre Meinungen zu vertreten und ihre Intuitionen in die Ermittlungen einfließen lässt. Auf ihren Assistenten Dorfmüller kann sie sich verlassen und arrangiert sich mit seinen Vorlieben. Zu ihrer Mutter hat sie ein zwiespältiges Verhältnis, dass in der Vergangenheit begründet ist und immer wieder blitzt durch, dass sich Katjas privates Trauma, über das sie bis heute nicht offen reden will, vor vielen Jahren ereignet hat. Hier liegt noch einiges an Potential für die folgenden beiden Bände der Trilogie bereit, was mich neugierig darauf macht.

„Trauma – Kein Entkommen“ von Christoph Wortberg ist ein Thriller, der nicht nur gut inszeniert ist, sondern den Leser auch an den zerrissenen Gefühlen der Mordermittlerin Katja Sand teilnehmen lässt. Die Spannungskurve bleibt bis zum Schluss erhalten. Obwohl Katja manchmal Rückblick auf ihr Leben gewährt, bleiben wichtige Details verborgen zu denen ich mir Aufklärung in den beiden folgenden Bänden erhoffe. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an alle Thrillerfans.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Persönliche Schilderung über eine wichtige Phase im Leben einer Frau

Fliegende Hitze
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Die US-Amerikanerin Darcey Steinke schildert in ihrem Buch „Fliegende Hitze“ ihre Erfahrungen während ihrer Wechseljahre. Mit der umgangssprachlichen Floskel „Fliegende Hitze“ wird die bekannteste Begleiterscheinung ...

Die US-Amerikanerin Darcey Steinke schildert in ihrem Buch „Fliegende Hitze“ ihre Erfahrungen während ihrer Wechseljahre. Mit der umgangssprachlichen Floskel „Fliegende Hitze“ wird die bekannteste Begleiterscheinung des Klimakteriums bezeichnet, auch unter dem Begriff Hitzewallungen bekannt. Sehr offen und ehrlich berichtet die Autorin von ihren Erfahrungen, beispielsweise auch darüber, welche Bemühungen sie unternimmt um ihre nächtlichen Anflüge von Hitze abzumildern, die sie als unangenehm empfindet.

Um zu verstehen, was in der Menopause mit ihrem Körper geschieht, hat Darcey Steinke einiges an Fachliteratur dazu gelesen und mit vielen Frauen darüber gesprochen. Neben dem Menschen durchlaufen nur einige Walarten die Phase der Wechseljahre. Verschiedene Annahmen zu diesem Lebensabschnitt sind spekulativ. Die Autorin stellt fest, dass Frauen verunsichert sind und schamhaft darüber schweigen.

Zunehmend interessierte sich die Autorin für das Schicksal eines Schwertwals, einer Art, die ebenfalls das Klimakterium durchläuft. Sie findet es schwierig, ihr diesbezügliches Engagement zu erklären, sieht aber darin einen Zusammenhang mit dem Animalischen in sich, das sie durch die Menopause zunehmend wahrnimmt. Daher bilden ihre Schilderungen über ihre Reisen zu Walen einen angenehm passenden unterhaltsamen, aber auch nachdenklich stimmenden Rahmen für die Lektüre des Buchs.

Darcey Steinke gelangt zu dem Schluss, dass das Klimakterium im Vergleich zu anderen Lebensphasen eine Herabwürdigung erfährt. Sie nimmt wahr, dass weibliche Sexualität an von Männern gesetzten Werten gemessen wird. Von zu Vielen wird die Menopause als etwas angesehen, dass geheilt werden sollte. Sie nennt Möglichkeiten dazu, bleibt aber bei der Darstellung von Fakten und entscheidet sich für sich selbst für einen natürlichen Umgang mit den Begleiterscheinungen. Sie scheut nicht davor zurück auch über ihre Erfahrungen und ihr gewonnenes Wissen in Bezug auf ihr Sexualleben während der Wechseljahre zu berichten und auf die Chancen und Möglichkeiten eines diesbezüglich veränderten Umgangs mit dem Partner hinzuweisen.

Da ich nur wenig jünger bin als die Autorin kann ich zu ihren Berichten sagen, dass ich die beschriebenen Empfindungen nachvollziehbar finde und nicht alles, aber vieles auch bei mir wahrgenommen habe. „Fliegende Hitze- Die Wechseljahre neu erzählt“ ist eine persönliche Auseinandersetzung der Autorin und im amerikanischen Umfeld zu sehen, kann aber meiner Meinung nach gut als Gesprächsgrundlage hierzulande für weitere Debatten über einzelne Aspekte genutzt werden. Gerne empfehle ich das Buch an alle weiter, die sich über die wichtige Lebensphase des weiblichen Klimakteriums informieren möchten.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Unterhaltsamer Roman über das Für und Wider der Romantik

Willst du Blumen, kauf dir welche
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In ihrem Roman „Willst du Blumen, kauf dir welche“ erzählt Ellen Berg die Geschichte der selbständigen Buchhändlerin Lena, Anfang Dreißig, Single und mit romantischer Veranlagung. Gerne baut sie Buchtitel ...

In ihrem Roman „Willst du Blumen, kauf dir welche“ erzählt Ellen Berg die Geschichte der selbständigen Buchhändlerin Lena, Anfang Dreißig, Single und mit romantischer Veranlagung. Gerne baut sie Buchtitel in ihre Unterhaltung ein oder zitiert aus den Romanen Jane Austens. Auf einer Lesung in ihrem Laden in einer Kleinstadt behauptet der erfolgreiche Autor Benjamin Floros allerdings, dass Romantik Schwindel sei und man sich entsprechend des Buchtitels beispielsweise seine Blumen selbst kaufen und nicht darauf hoffen sollte, welche von einem Verehrer in Liebe geschenkt zu bekommen.

Außerdem behauptet er, dass man mit einem von ihm ausgeklügelten System online auf analytische Weise nach dem perfekten Partner suchen kann. Lena ist verärgert, lässt sich aber von Benjamin zu einer Wette überreden, die vorsieht, dass der Autor für Lena mit Hilfe seines Berechnungsverfahrens den Mann fürs Leben finden wird.

Ellen Berg greift in ihrer Geschichte den Traum vieler Frauen auf, die große Liebe zu finden und mit dem neuen Freund dann gemeinsam Zeit mit viel Gefühl und Leidenschaft zu verbringen. Lena muss über einige Höhen und Tiefen gehen, bevor sie sich klar darüber wird, was ihr tatsächlich wichtig ist in einer Beziehung.

Die Autorin bleibt dabei eng am Thema, spielt mit Klischees und sorgt durch mehrere Datings immer wieder für neue amüsante Szenen mit eigenwilligen Liebesuchenden. Dennoch scheinen die Handlungen mitten aus dem Alltag aufgegriffen zu sein. Mit einer älteren Tante, die eine neue Bekanntschaft schließt, und einer Freundin, die selbst auf Partnersuche ist, begegnete ich Figuren mit Herz auf der Zunge, die für weiteren Witz in der Erzählung sorgten.

„Willst du Blumen, kauf die welche“ von Ellen Berg ist ein unterhaltsamer Roman über das Für und Wider der Romantik in der Liebe verbunden mit der Möglichkeit seinen Partner über das Online-Dating zu finden. Er sorgt dank seines lockeren und leichten Schreibstils für einige aufheiternde Lesestunden und daher empfehle ich ihn gerne weiter.

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