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Veröffentlicht am 12.02.2021

Eine mitreißende hanseatische Familiensaga

Elbleuchten
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In ihren historischen Roman entführt Miriam Georg die Leser nach Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts. Die junge Lily Karsten stammt aus einer reichen Reederfamilie. Sie ist bereits Henry versprochen, aber ...

In ihren historischen Roman entführt Miriam Georg die Leser nach Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts. Die junge Lily Karsten stammt aus einer reichen Reederfamilie. Sie ist bereits Henry versprochen, aber enttäuscht darüber, dass er sich keine Mühe gibt, ihr den Hof zu machen. Obwohl sie sehr privilegiert aufgewachsen ist, scheut sie nicht davor zurück, Konventionen zu brechen. Als bei einer Schiffstaufe ihr Hut ins Wasser geweht wird, soll der Hafenarbeiter Paul Herder diesen heraus holen. Doch er gerät zwischen Hafenmauer und Schiffsrumpf. Paul Herder verliert seinen Fuß und kann nicht mehr arbeiten. Sein Freund Jo Bolten bittet die reiche Reederfamilie Karsten um Hilfe, doch er wird gefühllos abgewiesen. Einzig Lily Karsten zeigt Herz und so führt Jo Bolten sie zu Paul in das Gängeviertel von Hamburg, um ihr zu zeigen wie die Menschen dort leben. Er will ihr die Augen für das echte Leben öffnen. Langsam kommen sich die beiden näher, doch eine Verbindung scheint unmöglich. Zusätzlich verbirgt Jo ein Geheimnis, von dem Lily niemals erfahren darf.

Der Einstieg in das Buch ist mir sehr gut gelungen. Es ist alles sehr bildhaft beschrieben, so dass ich das Gefühl hatte, wirklich dabei zu sein. Ich begleitete Lily zu ihrer Villa an der Bellevue und ging durch das Hamburger Gängeviertel mit all ihrem Elend. Einmal angefangen, mag man das Buch kaum zur Seite legen. Der leichte Schreibstil hat mich angesprochen und die Geschichte von der ersten Seite gefesselt. Der Autorin gelingt es vergangene Momente aufleben zu lassen, so dass man sich in eine andere Zeit versetzt fühlt. Sehr gekonnt wurden die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen der arbeitenden Bevölkerung und der reichen Reederfamilie dargestellt. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der historische Romane liebt. Nun fiebere ich der Fortsetzung schon entgegen.

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Veröffentlicht am 04.02.2021

Zeit des Umbruchs

Glückskinder
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Der Krieg ist zu Ende, in München haben die Amerikaner das Ruder übernommen und alle beginnen Pläne für die Zukunft zu schmieden. Antonia Brandl ist gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa und der kleinen Schwester ...

Der Krieg ist zu Ende, in München haben die Amerikaner das Ruder übernommen und alle beginnen Pläne für die Zukunft zu schmieden. Antonia Brandl ist gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa und der kleinen Schwester Bibi bei ihrer Tante Vev in der Wohnung untergekommen. Es wird immer enger, denn auch Rosas Schwester zieht gemeinsam mit ihrem erwachsenen Sohn Benno ein, nach dem ihre Wohnung ausgebombt ist. Als dann auch noch der ehemals Gefangenen Griet ein Zimmer zu gewiesen wird, spürt Antonia ihr gegenüber eine tiefe Abneigung. Doch alle müssen das Beste aus dieser Situation machen. Die Lebensmittel sind knapp und die Menschen versuchen auf dem Schwarzmarkt der Möhlstraße sich das Leben durch Tauschgeschäfte angenehmer zu gestalten. Doch sind sie auch bereit, sich gegenseitig zu helfen?

Es gibt Bücher, die lassen einen Zeit und Raum vergessen, so dass man sich in die Geschichte hineingezogen fühlt. Auch mit ihrem neuen Roman „Glückskinder“ konnte Teresa Simon durch die wunderbare Art zu erzählen, dieses wieder erreichen.

Der Schauplatz des Buches führt nach München. Der Krieg ist beendet. Die Amerikaner haben viele Positionen eingenommen bis es wieder deutsche Organe gibt, die diese Tätigkeiten übernehmen können, damit in der Zwischenzeit kein rechtsfreier Raum entsteht. Erste Beziehungen werden wieder geknüpft. Wer überlebt hat, schätzt sich glücklich, wenn er ein Dach über den Kopf, noch Gegenstände zum Tauschen hat, um die kargen Lebensmittelrationen aufzustocken oder gute Verbindungen zu den Besatzungsmächten, um an Arzneimittel wie Penicillin zu gelangen. Die beiden Hauptprotagonisten die Münchnerin Antonia und die Holländerin Griet sind sehr sympathische Charaktere, die eine positive Ausstrahlung haben und Hoffnung auf bessere Zeiten geben. Aber auch die kleine Bibi konnte mich begeistern.

Geschickt hat die Autorin tatsächliche Ereignisse mit der Geschichte verknüpft, so dass ich von Beginn an gefesselt war und die Zeit des Umbruchs der Menschen hautnah miterleben konnte.

Ein historisches Nachwort und Originalrezepte aus dem Kochbuch von 1946 „Gute Kost in magerer Zeit“ runden den Roman ab, der mir angenehme Lesestunden bereitet hat.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Spannender historischer Krimi

Die Wölfe vor den Toren
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Freiburg im Februar 1418. Die Wölfe nähern sich den Dörfern und Städten. Ihr Heulen dringt durch die Nächte, sie müssen ihre Jungen durch die Kälte des Winters bringen. Schon werden die ersten Schafe gerissen. ...

Freiburg im Februar 1418. Die Wölfe nähern sich den Dörfern und Städten. Ihr Heulen dringt durch die Nächte, sie müssen ihre Jungen durch die Kälte des Winters bringen. Schon werden die ersten Schafe gerissen. Als der Medicus Adalbert Achaz zu einem Todesfall gerufen wird, findet er den kleinen Badersohn Jörgelin mit zahllosen Reißwunden übersäet vor. Adalbert ist überzeugt, dass die tödlichen Verletzungen durch einen Wolfsangriff hervorgerufen wurden. Gruselige Geschichten über Wölfe und Werwölfe verbreiten sich in den kleinen Dörfern. Um die Menschen zu beruhigen, wird vom Rat der Stadt eine Wolfsjagd angesetzt. Doch dann gibt es ein weiteres Opfer, die junge Heilerin Mia wird tot aufgefunden und auch auf ihrem Körper finden sich Beißwunden. Serafina und ihr Mann Adalbert vermuten, dass hier nur ein Wolfsangriff vorgetäuscht worden ist. Doch wer steckt hinter der Tat?

Obwohl ich nicht alle Vorgängerbände um Serafina kenne, hatte ich keine Probleme mich in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil von Astrid Fritz ist leicht und flüssig. Die historischen Gegebenheiten sind gut recherchiert und die damalige Zeit wird beim Lesen lebendig. Die Angst der Dörfler vor den Wölfen, die angesetzte Wolfsjagd und auch der herrschende Aberglaube werden von der Autorin sehr anschaulich geschildert, so dass ich mich ins Mittelalter und vor den Toren von Freiburg versetzt fühlte.
Am Anfang des Buches befindet sich ein Namensregister mit Anmerkungen zu den handelnden Personen. Hilfreich war auch für mich das Glossar am Ende des Buches, wo ich verschiedene Begriffe nachschlagen konnte.

Der historische Krimi hat mir beste Unterhaltung geboten und konnte mich am Ende mit der Auflösung noch überraschen.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Spannender Inselkrimi

Inseldämmerung
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Die fünfköpfige Familie Trender will die Weihnachtstage auf Amrum verbringen. Mit der letzten Fähre bevor der Sturm seinen Höhepunkt erreicht, fahren sie auf die Insel. Im Haus Dünenglück erwartet sie ...

Die fünfköpfige Familie Trender will die Weihnachtstage auf Amrum verbringen. Mit der letzten Fähre bevor der Sturm seinen Höhepunkt erreicht, fahren sie auf die Insel. Im Haus Dünenglück erwartet sie bereits ein Tannenbaum. Mitten bei der Bescherung werden sie durch ein Klingeln an der Haustür aufgeschreckt. Vor der Tür stehen drei Männer, die mit ihrer Jacht am Strand angetrieben wurden. Hilfsbereit werden die Gestrandeten von der Familie aufgenommen, ohne zu ahnen, wen sie in ihrem Haus hereinlassen. Die drei hatten in Hamburg einen Geldtransporter überfallen und waren nun auf der Flucht vor der Polizei. Als der Inselpolizist Nils Petersen am Strand eine havarierte Jacht findet, ahnt er noch nicht, welches Ausmaß dieser Fall nehmen wird.

Obwohl ich die Vorgängerbände dieser Reihe nicht kenne, hatte ich keine Probleme in die Geschichte einzutauchen. In einer angenehmen Sprache führt der Autor durch die spannende Handlung, die immer wieder mit ungeahnten Wendungen überrascht. Durch verschiedene Perspektivwechsel bleibt das Geschehen sehr abwechslungsreich und entfaltet immer mehr einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.

Ich habe das Buch gern gelesen, es hat mir spannende Unterhaltung beschert.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Eine wunderbare Frauenfreundschaft

Miss Bensons Reise
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Margery Benson war 10 Jahre alt, als ihr Vater ihr ein Buch zeigte, in dem es unglaubliche Geschöpfe auf der Welt gab, die noch keiner gefunden hatte. Margery verliebte sich sofort in das Abbild eines ...

Margery Benson war 10 Jahre alt, als ihr Vater ihr ein Buch zeigte, in dem es unglaubliche Geschöpfe auf der Welt gab, die noch keiner gefunden hatte. Margery verliebte sich sofort in das Abbild eines goldenen Käfers von Neukaledonien. Sie hatte Pläne geschmiedet nach dem Käfer zu suchen, doch irgendwann hatte sie damit aufgehört. Im Jahr 1950 mit fast siebenundvierzig wurde ihr erschreckend klar, dass sie zur Witzfigur der Schule, an der sie arbeitete, geworden war. Dadurch wachgerüttelt, gab sie am nächsten Tage eine Anzeige in der Zeitung auf, in der sie eine französisch sprechende Begleitung für die Expedition ans andere Ende der Welt suchte. Dieses Mal würde sie sich nicht abhalten lassen.

Durch unerwartete Umstände entscheidet sich Margery für die am wenigsten qualifizierteste Begleitung. Enid Pretty ist genau das Gegenteil von Margery. Enid ist jung, zierlich, extravagant, liebt schrille Farben und spricht unaufhörlich. Sie lebt in einer Welt, in der sie das tut, was sie muss und hat keine Probleme Regeln zu brechen ganz im Gegensatz zu Margery. Beide mussten in ihrem Leben bereits Probleme bewältigen, aber nun müssen sie gemeinsam einen Weg gehen. Sie überwinden Gefahren, Hindernisse, die ihnen im Weg stehen und lernen von einander, so dass sich Stück für Stück zwischen den beiden eine wunderbare Frauenfreundschaft entwickelt. Man muss beide außergewöhnlichen Charaktere lieben.

Der ganze Roman liest sich flüssig, spannend und interessant mit einem besonderen Humor gewürzt. Joyce Rachel jongliert mit den Worten. Es gibt wunderbare Satzperlen, bei denen ich mit lesen aufhörte, um sie noch einmal zu genießen.
Die Autorin hat mich mit einem außergewöhnlichen Roman beschenkt, den ich gern weiterempfehlen möchte.

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