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Veröffentlicht am 03.02.2021

Reihenauftakt mir Suchtpotenzial

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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Diesem Reihenauftakt habe ich schon lange entgegengefiebert. Dabei habe ich mich besonders auf den Wechsel zwischen Deutschland und Österreich gefreut, der mich ein wenig an die Serie „Der Pass“erinnerte.

Alexa ...

Diesem Reihenauftakt habe ich schon lange entgegengefiebert. Dabei habe ich mich besonders auf den Wechsel zwischen Deutschland und Österreich gefreut, der mich ein wenig an die Serie „Der Pass“erinnerte.

Alexa Jahn ist Oberkommissarin. Sie ist gerade dabei, ihre neue Stelle bei der Kripo Weilheim anzutreten, als sie noch am Bahnhof zu einem Tatort gerufen wird. Zusammen mit ihrem neuen Chef Brandl und dem Kollegen Huber soll sie in einem heiklen Fall ermitteln, denn ein zurückgelassener Rucksack mit Blutspuren deutet auf ein Verbrechen hin. Die Suche nach dem Eigentümer führt sie schnell zu einer zerstückelten Frauenleiche. Genauer gesagt: zu einem Torso. Der Unterkörper wird kurz darauf am Achensee entdeckt, weshalb die österreichische Kripo ebenfalls ermittelt. In diesem Grenzfall übernimmt Alexa Jahn die Leitung der Soko und steht damit vor immensen Schwierigkeiten. Jeden Tag muss sie erneut beweisen, was sie draufhat, und ihre Kollegen davon überzeugen, die Richtige für diesen Job zu sein.

Alexa war mir sofort sympathisch - inbesondere deswegen, weil sie zunächst die (könnte man so formulieren) Außenseiterrolle inne hatte und sich selbst dennoch treu blieb. Das beweist unglaubliche Charakterstärke und hat mir ziemlich imponiert.
Zu Bernhard Krammer erfährt man hingegen nur das Nötigste, was für mich absolut ausreichend war. Er ist vom LKA Tirol und schon ein paar Jahre älter, steht also kurz vor der Rente und ist ein echter Sonderling. Er eckt gerne an, was zu Spannungen im Team führt. Auch Alexa merkt schnell, dass die Zusammenarbeit mit ihm alles andere als einfach ist. Doch fachlich sind die beiden sich sehr ähnlich, was die Ermittlungen entscheidend voranbringt.
Es ist der Autorin hervorragend gelungen, hier zwei ganz besondere Protagonisten zu schaffen.

Der bildhafte Schreibstil hat mir die Charaktere noch nähergebracht. Flüssig und eloquent entführt Anna Schneider den Leser in eine grenzübergreifende Ermittlung, die mit allerlei interessanten Details und reichlich Nervenkitzel punktet. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, den Leser die angespannte Atmosphäre spüren zu lassen, die konstant anhält und zum Weiterlesen animiert.
Den Wechsel zwischen Deutschland und Österreich fand ich gut umgesetzt. Man wird sinnbildlich mit auf eine Reise in die Berge genommen und darf die oberbayrische Gegend genießen.
Spannend finde ich hierbei, dass sich Anna Schneider für die »Grenzfall«-Serie von einem echten Fall inspirieren ließ, bei dem es um einen vermissten Wanderer im Tölzer Land ging.

Persönliches Fazit: Ein großartiger Reihenauftakt mit Suchtfaktor, dessen Fortsetzung ich schon jetzt entgegenfiebere. Gegensätzliche Protagonisten, ein spannender Kriminalfall und ein bildhafter Kopfkino-Schreibstil machen dieses Buch zu einem Must-Read. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Hast du Angst vor der Dunkelheit?

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
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Prinz Alfehr soll nach dem Verschwinden seines älteren Bruders, dem Kronprinzen, seinen Platz in der Thronfolge annehmen, kann sich mit dem Gedanken aber so gar nicht anfreunden. Statt sich mit königlichen ...

Prinz Alfehr soll nach dem Verschwinden seines älteren Bruders, dem Kronprinzen, seinen Platz in der Thronfolge annehmen, kann sich mit dem Gedanken aber so gar nicht anfreunden. Statt sich mit königlichen Belangen rumzuplagen, steckt er all seine Energie in Magie, um die eine zu finden, mit der man seinen Bruder ins Nichts geschickt hat. Er will nicht glauben, dass sein Bruder tot ist, und stiehlt sich immer wieder zum Unmut seiner Eltern und Freunde davon, um magische, illegale Bücher aus einem verfeindeten Reich zu finden. Bei einer dieser Gelegenheiten trifft er auf die Diebin Finn. Als Kinder hörten sie von einem verbannten Gott, der auf die Erde geschickt wurde. Er war so unendlich böse, dass es die besten Magier aus allen Reichen brauchte, um seinen Körper von seiner Magie zu trennen und ihn in Stein sowie seine Magie an einen geheimen Ort zu verbannen.
Kann es sein, dass Alfehr genau diese Macht nun entfesselt hat? Und wenn, können sie sie aufhalten, bevor das ganze Königreich, vielleicht sogar die ganze Welt in der Nocturna, der ewigen Dunkelheit versinkt?
Doch nicht nur die entwichene Magie, die ihren einstigen Meister sucht, ist eine Gefahr, auch Finn hat abgesehen von ihren Erpressern einen Schatten aus ihrer Vergangenheit, der nichts mehr will, als sie wieder in seine Finger zu bekommen.

Ich hatte bei der Geschichte Bedenken, ob es wohl zu kitschig werden würde. Zwei komplett gegensätzliche Charaktere: Finn, die Diebin, die dir sogar dein Gesicht klauen kann und selten Gewissensbisse hat, wenn es um ihr Weiterkommen geht, und Prinz Alfehr, der immer um das Wohl der Anderen besorgt ist und nicht eine schlechte Tat tut, ohne sich dafür zu hassen. Mir haben die beiden gut gefallen. Durch Finns burschikose, freche Art und Alfehrs Willen, sich nicht unterbuttern zu lassen, gab es da einige witzige Schlagabtausche. Ganz besonders Finn wurde mir schnell symphatisch, auch wenn sie nicht immer moralisch korrekt war. Ihre Vergangenheit hat nun mal ihre Spuren hinterlassen, und ich habe gehofft, dass sie sie nicht wieder einholt.

Magie gab es in diesem Buch auf jeden Fall eine Menge. Bunte, schöne, dunkle, schwarze, in den schillerndsten Farben. So ist auch der Schreibstil gewesen: einfach schön. Die Autorin hat die Reiche, ihre einzelnen Viertel und Bewohner ganz wunderbar und bildhaft beschrieben, ohne dabei zu weit auszuholen. Eine gewisse Spannung herrschte permanent, hat sich aber bis zum Ende hin stetig gesteigert. Allerdings ist hier nicht alles nur wunderschön. Hier werden auch Kampf- und Todesszenen detailliert beschrieben, es fließt eine ganze Menge Blut und Köpfe und Körperteile rollen, aber auch hier so dosiert, sodass es kein reines Gemetzel ist. Für mich eine rundum gelungene Mischung.

Persönliches Fazit: Ein Buch, in das ich tief abgetaucht bin und auf dessen Fortsetzung ich nun gespannt warte. Auf jeden Fall eine Empfehlung für Fantasy-Fans. Aber Achtung: Blutspritzgefahr!

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Spannend, wendungsreich, informativ

Die Maske der Schuld
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Richard Schwarz arbeitet für das LKA. Er wird zu den Ermittlungen hinzugezogen, als eine Leiche aus der Donau gefischt wird. Die Leiche weist nicht nur erhebliche Verletzungen aus, Richard erkennt den ...

Richard Schwarz arbeitet für das LKA. Er wird zu den Ermittlungen hinzugezogen, als eine Leiche aus der Donau gefischt wird. Die Leiche weist nicht nur erhebliche Verletzungen aus, Richard erkennt den Toten als Jan Dorn, seinen ehemaligen Polizeikollegen. Somit hat der Fall oberste Priorität für Richard und er ermittelt zunächst im Umfeld des Opfers. Dies führt ihn unter anderem zu einer Selbsthilfegruppe, der Jan beigewohnt hat. Nach und nach findet Schwarz heraus, dass sie aus Wunderheilern besteht, denen es nur darum geht, die Angst der Menschen vor dem Tod auszunutzen und daraus Profit zu schlagen. Ziemlich harter Tobak, wie ich finde, was es für mich umso spannender machte.

Die Spannung war für mich von Anfang bis Ende präsent und zog sich wie ein roter Faden durch die Story. Der angenehm lebhafte Schreibstil und die kurzen Kapitel haben mich eingeladen, alles in einem Rutsch zu verschlingen. Besonders gefallen hat mir die Ermittlungsarbeit, in die der Leser einen intensiven Einblick bekommt. Man merkt hier sehr deutlich, wie viel Mühe und Zeit die Autorin in die Recherche gesteckt hat, denn sie trumpft hier mit allerlei Wissen auf.

Richard Schwarz empfand ich als sehr sympathisch und authentisch. Er wirkte auf mich kompetent und seine Handlungen waren jederzeit nachvollziehbar.
Interessant fand ich auch, die Entwicklung der Theres mitzuerleben. Ein Beispiel dafür, wie manipulierbar Menschen sind und wie leicht sie sich beeinflussen lassen.

Die Autorin geht neben dem normalen Handlungsstrang außerdem auf die unheilbare Krankheit Multiple Sklerose (MS) ein. Dieses sensible Thema hat mich als Leser ziemlich berührt und ich fand es daher sehr lobenswert, dass am Ende des Buches eine Adressliste mit Anlaufstellen für MS-Erkrankte beigefügt wurde.
Apropos Ende! Hier darf sich der Leser auf einen überraschenden Ausgang freuen, der für mich das I-Tüpfelchen war.

Persönliches Fazit: Jennifer B. Wind ist mit diesem Werk ein überaus spannender Thriller gelungen. Sie verbindet hier geschickt einen interessanten Mordfall mit Erkenntnissen einer leider noch unheilbaren Krankheit und integriert viele Informationen zur Polizeiarbeit. Großartig gelungen!

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Veröffentlicht am 07.01.2021

In Eis und Schnee kannst du dem Unheil nicht entkommen

Totenwinter
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Tiefster Winter und klirrende Kälte bestimmen seit Wochen das Leben in dem kleinen verschneiten Nest in Värmland. Es sind Tuva Moodysons letzten Tage als Journalistin bei dem kleinen örtlichen Wochenblatt. ...

Tiefster Winter und klirrende Kälte bestimmen seit Wochen das Leben in dem kleinen verschneiten Nest in Värmland. Es sind Tuva Moodysons letzten Tage als Journalistin bei dem kleinen örtlichen Wochenblatt. Ihr Plan ist es, sich in Ruhe von Freunden und Kollegen zu verabschieden und ihre letzte Ausgabe herauszugeben. Dann aber stürzt der Inhaber der ortsansässigen Lakritzfabrik von einem Schornstein in den Tod und der ganze Ort gerät in Aufruhr. Als sich die Vorkommnisse häufen, beschließt Tuva, diesen auf den Grund zu gehen und bringt sich damit selbst in Gefahr. War es wirklich ein Selbstmord, oder stecken noch viel dunklere Geheimnisse hinter den Mauern der Lakritzfabrik?

Natürlich habe ich, wie könnte es anders sein, die Sache mal wieder von hinten aufgerollt. Denn „Totenwinter“ ist bereits das zweite Buch um die junge Journalistin Tuva Moodyson. Wem es aber rein um diesen einen Kriminalfall geht, wird sich daran weiter nicht stören. Zwar gibt es einige Andeutungen auf Geschehnisse aus dem ersten Teil, diese tragen aber nicht entscheidend zu dem hier behandelten Selbstmord des Fabrikbesitzers bei und unterbrechen somit weder das Verständnis noch den Lesefluss. Wer jedoch großen Wert auf das Mitverfolgen der Figurenentwicklung legt, sollte definitiv mit „Totenstille“ beginnen. Mich haben die Andeutungen jedenfalls so neugierig gemacht, dass ich auch dieses Buch lesen werde.

Will Dean versteht gekonnt, Spannung aufzubauen und seine Leser mitzureißen. Er erzählt seinen Kriminalroman flüssig und in einer eingängigen Sprache aus der Sicht der jungen Redakteurin. Nicht zuletzt dadurch wird Tuva zu der Sympathieträgerin schlechthin. Dean zeichnet seine Figuren facettenreich, detailliert und realistisch. Sie überzeugen vor allem durch ihre Vielschichtigkeit.

„Totenwinter“ kommt ohne große Action und aus dem Hut gezauberten Überraschungen aus. Der Krimi hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Pageturner entwickelt, den ich einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Auch wenn es im Nachhinein den ein oder anderen Hinweis auf die richtige Spur gab, so war die Auflösung letztendlich doch gut vorbereitet und für mich nicht vorherzusehen.

Persönliches Fazit: Will Dean hat mir mit „Totenwinter“ definitiv ein absolutes Lesehighlight beschert. Weil es mir so gut gefallen hat, schiebe ich jetzt auch direkt den ersten Teil hinterher. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Herrlich abgedrehte Story

Die Kannibalen von Candyland
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Franklin ist ein Versagertyp auf voller Linie. Er wird von niemandem ernst genommen, keiner glaubt ihm seine Geschichte mit der Candyfrau. Um Bestätigung zu finden, macht er sich alleine auf die Suche ...

Franklin ist ein Versagertyp auf voller Linie. Er wird von niemandem ernst genommen, keiner glaubt ihm seine Geschichte mit der Candyfrau. Um Bestätigung zu finden, macht er sich alleine auf die Suche nach den Zuckermenschen, die bekanntlich kleine Kinder fressen sollen. Wie der Zufall es will, wird er auch fündig und siehe da: die Candyfrau findet Franklin wirklich zum Anbeißen.

Was für ein toller Hauptprotagonist, der mir persönlich überhaupt nicht wie ein Versager vorkam. Ich fand ihn sehr sympathisch und glaubwürdig. Deshalb habe ich mich sehr gefreut (hust), dass er letzten Endes doch noch im zuckersüßen Land gelandet ist.

Kati Winter spricht hier mit einer sehr angenehmen, klangvollen Stimme, die mich wunderbar durch die Story geleitet hat. Mit klarer Aussprache und der pointierten Betonung spezieller Passagen versteht sie es, den Hörer gekonnt in eine andere Welt zu entführen und ihn die Geschehnisse bildhaft miterleben zu lassen.

Die Handlung konnte mich absolut begeistern, da sie verrückter nicht hätte sein können. Wenn ich dachte: „Holy Shit, war das crazy!“, so setzte der Autor nochmal eins drauf. Pressestimmen sagen, es wäre mit einem Kinderbuch auf Drogen vergleichbar und dem kann ich einhundertprozentig zustimmen. Es ist total abgedreht, amüsant und dadurch sehr unterhaltsam. Lesen! Hören!

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