Der Erste Weltkrieg verändert alles - packende Fortsetzung der Reihe
„Der Krieg und die Zukunft. Vom einen gab es zu viel, vom anderen viel zu wenig.“
Svantje Falkenberg arbeitet 1914 weiterhin als Krankenschwester. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kümmert sie sich ...
„Der Krieg und die Zukunft. Vom einen gab es zu viel, vom anderen viel zu wenig.“
Svantje Falkenberg arbeitet 1914 weiterhin als Krankenschwester. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kümmert sie sich hauptsächlich um schwerverwundete Soldaten. Auch Tochter Karoline meldet sich freiwillig, um als Helferin im Krankenhaus die Kriegsverletzten zu versorgen. Doch dann verliebt sie sich in einen der Patienten, Jonathan. Als der zurück an die Front muss, fällt Karoline eine folgenschwere Entscheidung.
Autorin Rebecca Maly formuliert gut verständlich und klar. Sie wechselt immer wieder die Perspektive und beschreibt die Situation der verschiedenen Figuren Svantje, Raik, Hilde oder Karoline intensiver. Vor allem in Raiks wörtlicher Rede verwendet sie auch Ausdrücke aus dem Hamburger Dialekt. Das wirkt authentisch, schließlich spielt die Geschichte in Hamburg und Raik stammt aus recht einfachen Verhältnissen.
Die Figuren sind aus den ersten beiden Bänden der Reihe schon bekannt. Zur besseren Übersicht hätte ich mir allerdings vorne ein Personenregister als Erinnerungsstütze gewünscht. Hauptfigur ist Svantje, die ihren Traum verwirklichen konnte, als Krankenschwester zu arbeiten und das trotz ihrer Heirat mit Friedrich. Svantje ist eine bewundernswerte, sehr patente Frau, die wirklich alles für ihre Familie tut. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Raik Albers, Svantjes Jugendfreund, und Richard Harkenfeld, der heimlich ein Verhältnis mit einem Mann hat, zu jener Zeit noch ein Unding. Interessant, wie sich die bekannten Figuren unter dem Einfluss des Krieges weiterentwickeln. Richard wird beispielsweise als Soldat zum „Dieb“ und „Mörder“, worunter er sehr leidet.
Anfangs fiel es mir etwas schwer, mich ins Geschehen hineinzuversetzen, die Handlung zog sich ein wenig. Aber schon bald nahm die Geschichte Fahrt auf und ich wurde wieder mitgerissen. Die Figuren kommen nicht zur Ruhe, nichts ist berechenbar, der Krieg ändert alles, nimmt in jeder Hinsicht die Verlässlichkeit. Der grausame Erste Weltkrieg wird durch den ständigen Schauplatz- und Perspektivwechsel aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Sehr fesselnd und tragisch, was die Figuren erleiden müssen. Vor allem gegen Ende geht es sehr dramatisch zu. „Jahre des Aufbruchs“ ist eine gelungene Fortsetzung der Reihe um die Krankenschwester von Sankt Pauli: fesselnd, unterhaltsam, aufwühlend. Der erste Band „Tage des Schicksals“ hat mir dennoch ein kleines bisschen besser gefallen, vermutlich weil darin die einzelnen Personen noch mehr im Fokus stehen und die Protagonisten mehr agieren als reagieren.