Cover-Bild Der Geruch des Paradieses
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 28.09.2016
  • ISBN: 9783036957524
Elif Shafak

Der Geruch des Paradieses

Michaela Grabinger (Übersetzer)

Als Peri auf dem Weg zu einer Dinnerparty in Istanbul auf offener Straße überfallen wird, fällt ein Foto aus ihrer Handtasche – ein Relikt aus ihrer Studienzeit in Oxford. Daraufhin wird sie von der Erinnerung an einen Skandal eingeholt, der ihre Welt für immer aus den Fugen gehoben hat. Elif Shafak verwebt meisterhaft Fragen der Liebe, der Schuld und des Glaubens und erzählt, wie der Kampf zwischen Tradition und Moderne die junge Frau zu zerreißen droht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2017

„Den Ungläubigen eine Dosis Glauben injizieren und den Gläubigen eine Dosis Skepsis“

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Ich habe mit der Lektüre von „Der Geruch des Paradieses“ (viel!) mehr erhalten, als erwartet, und bin sehr begeistert. Gehofft hatte ich auf einen scharfsichtigen, gerne auch unterhaltsamen und gut lesbaren ...

Ich habe mit der Lektüre von „Der Geruch des Paradieses“ (viel!) mehr erhalten, als erwartet, und bin sehr begeistert. Gehofft hatte ich auf einen scharfsichtigen, gerne auch unterhaltsamen und gut lesbaren Einblick in das aktuelle Leben in der urbanen Türkei – die Leseprobe hatte diesen Blick versprochen, das Buch konnte das (mehr als) halten.

Der Leser begleitet Hauptperson Peri, Ehefrau und Mutter Mitte Dreißig in Istanbul, in ihr (Luxus-)Leben mit bockiger Teenie-Tochter, nie zufriedener Mutter, Terminen mit langweilig-oberflächlichen Geschäftspartnern des Ehemanns und dem allgegenwärtigen Chaos in Straßenverkehr und öffentlichem Raum. Soweit auch ein vertrautes westliches Thema, wäre da nicht die spezielle kulturelle Note – könnte man zuerst meinen; es kommt sogar einiges mehr; dazu dienen auch Rückblicke auf Peris Heranwachsen und Auslands-Studium mit den sie formenden Begegnungen und Erlebnissen, die schließlich in der Gegenwart kulminieren – die Erinnerung entzündet sich an einem Foto aus der Vergangenheit.

Über die Geschichte der Familie wird ein Teil der türkischen Geschichte angerissen: Peri erlebt ihre Eltern als finsteren Gegensatz „wie Schenke und Moschee“ S. 30 – der Vater Kemalist, dem Alkohol zugetan und weltlich veranlagt, fördert ihre akademische Bildung nach Kräften. Ein Bruch kommt mit der Verhaftung des ältesten Sohnes als angeblicher kommunistischer Terrorist – noch wird im System gefoltert. Der Vater braucht mehr Alkohol – die Mutter mehr Religion. Die Tochter ist „Schlachtfeld rivalisierender Weltanschauungen“; „Von allen unbemerkt, löschte sie ihr inneres Feuer, bis nur mehr Asche übrig war.“ S. 36. Am Rande werden bei der Mutter Depressionen angedeutet – so etwas gab es damals noch nicht; ein weiterer familiärer Verlust wird später enthüllt. Die Mutter ist zu abergläubisch, der Vater zu rational um Peri zu helfen – sie lernt, um Entschuldigung zu bitten, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – niemanden zu verärgern. Aber auch so kann man enttäuschen.

Schon allein dieses Figurenbild ist schlüssig und beeindruckend gezeichnet – der Text geht weiter. Die Bildhaftigkeit der Sprache ist stark, pointiert, eingängig. Das Buch von 2016 ist auch mit seiner Gegenwart in diesem Jahr angesiedelt – Shafak erläutert den Wandel vom entspannten „Muslimus modernus“, der die Religion in die Moderne integrierte, ihr quasi den traditionellen Rahmen gab, zur heutigen Polarisierung der Gesellschaft in entweder streng religiös oder streng säkular – ohne Schnittpunkte (S. 145 f, weitere). Damit einher geht ein wahres Minenfeld speziell bezüglich weiblicher Verhaltensregeln.
Wir lesen vom Jungfräulichkeitsnachweis vor der Ehe (S. 259 „..die uralte Tradition, die den Wert einer Frau zwischen ihren Beinen suchte…“).
Wir erleben eine Übergriffigkeits-Bereitschaft („Im Nahen Osten gab es einen Typ Mann, der gereizt reagierte, wenn man seine sexuellen Avancen zurückwies, in dessen Augen man andererseits jedoch sofort an Wert verlor, sobald man leidenschaftlich auf seine Wünsche einging. Egal, ob die Frau ‚Nein‘ oder ‚Ja‘ sagte, sie verlor immer.“ S. 175).
Zwischen Geschäftsfrau oder Versorgungsehe, traditioneller Beziehung, partnerschaftlicher Ehe und „Trophy-Wife“ erweisen sich Frauen untereinander oft als am wenigsten solidarisch. „Frauen schauten. Betrachteten, taxierten, prüften, forschten offen und verdeckt nach den Schwachstellen der anderen Frauen.“ S. 18 Letzteres auch kein türkisches Privileg.

Ich konnte dem Feminismus nie viel abgewinnen, sehe aber im Beschriebenen leider Parallelen durchaus auch für Deutschland: Von den 70ern, 80ern mit den gleichen Schultaschen, Pullis, Legos für alle haben wir uns „weiterentwickelt“ zu rosa Prinzessinnen ODER grinsenden Autos. Wichtiger als „Girls Day“ scheint vielmehr der größte Schuhschrank zu sein – natürlich wird politische Wahlfreiheit bei uns möglich, geht aber in West-Europa gleichzeitig gern mit Wahlverweigerung einher.

Die Autorin wurde angefeindet als „das Türkentum verunglimpfend“ – ja, sie beobachtet, sie deckt auf, zeigt Mut gegen Widerstände – dennoch ist die von ihr gezeigte Polarisierung erschreckenderweise keine türkische Domäne: Über Brexit, die Positionierung zum Umgang mit Flüchtlingen oder aktuell Donald Trump haben sich weltweit mehrere Nationen und ganze Familien entzweit. Andere Themen gerieten und geraten dabei ins Abseits (für die Türkei sagt die Autorin im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 10.10.2016 unter der Überschrift Das letzte Abendmahl des türkischen Großbürgertums „Wenn wir zurückgehen, wenn wir den Säkularismus verlieren, wenn Gesellschaften religiöser und fanatischer werden, werden Frauen eindeutig mehr verlieren als Männer." http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/elif-shafak-und-ihr-roman-geruch-des-paradieses-14473320-p3.html).

Gegen Ende des Buches, das ich schon so, allein, uneingeschränkt empfehlen würde, führt die Autorin noch einen Kunstgriff durch. Sie lässt dem Leser „die Möglichkeit, selbst zu denken“. Ja, die Möglichkeit: ich habe dieses Jahr schon einiges gelesen, was zu viel wollte und dadurch unentschlossen endete, einiges, das hinter dem Möglichen zurückblieb und anderes, was ich als überfordernd empfand. Elif Shafak ist da klüger: sie stellt uns mit Peri eine sehr normale Hauptfigur zu Seite – gute, bemühte Ehefrau, Mutter, Tochter – gelegentlich überfordert, lieber daheim in ihren Büchern. Keine Extremata – sie fastet am ersten und letzten Tag des Ramadan, nicht dazwischen – sie ist „eher“ säkularisiert, pflegt am Glauben „eher“ die Tradition – damit dürfte sie ein moslemisches, türkisches Gegenstück zu dem sein, wie von sehr vielen die christliche Religion im Westen auch eher an den Feiertagen gelebt wird, überraschend wenig fremd. Aber Peri ist komplexer: immer schon ist sie eher eine Suchende, Fragende, vielleicht Verwirrte: sie glaubt und zweifelt gleichzeitig, aber sie setzt sich in jedem Falle auseinander – was viele, gleich welcher Glaubensrichtung oder –intensität nicht (mehr) tun.
In Oxford befreundet Peri sich mit Mona, der gläubigen muslimischen Feministin und freiwilligen Kopftuchträgerin, sowie mit Shirin, der Feministin, die Position bezieht, gegen Autoritäten, speziell solche, die sich auf Religion beziehen, die drei setzen sich in der Wohngemeinschaft auseinander.
Das Faszinosum: man kann gerade diesen letzten Teil des Buches auf verschiedenste Art und Weise lesen, ohne dass man sich hier künstlich verbiegen muss. Man könnte wieder einmal diverse Philosophen entdecken wie in Professor Azars Seminar und zum Beispiel „Sofies Welt“ hervorkramen. Auch in einem kirchlichen (oder besser noch, interkonfessionellen) Lesekurs würde sich Shafaks Buch wohlfühlen, zu Gottesbildern, zu Methoden und Wegen der Annäherung an Gott, zum Unterschied zwischen Gott und Religion – wobei man auch allein nachdenken kann: über die drei Frauen als mögliche Prototypen von Muslimas – oder Gläubigen generell, darüber, ob man (Frauen? Moslems? die „westliche Welt“) eindeutiger Position beziehen muss – wie Mona oder Shirin, nicht wie Peri? Oder ob gerade Peris Position die bessere ist – oder gerade nicht? Ob es funktioniert, so ein Sozialexperiment, bei dem die unversöhnbaren Seiten aufeinander zu gezwungen werden?

Elif Shafak bietet keine einfachen Lösungen, vorverurteilt nicht - und fordert vermutlich gerade dadurch heraus. Ein Gewinn, wenn man es zulässt.

Veröffentlicht am 01.12.2016

Irgendwie in der Mitte

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„ Weder der Glaube war mir fremd noch der Zweifel. Immer unentschlossen, immer schwankend, nie selbstbewusst. Vielleicht hat mich gerade diese Ungewissheit zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Aber sie ...

„ Weder der Glaube war mir fremd noch der Zweifel. Immer unentschlossen, immer schwankend, nie selbstbewusst. Vielleicht hat mich gerade diese Ungewissheit zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Aber sie wurde auch mein größter Feind.“

Inhalt

Peri wächst in Istanbul auf, in einem Elternhaus, welches durch den fast fanatischen Glauben der Mutter und dem willentlichen Unglauben des Vaters, ständig in Aufruhr ist. Streitgespräche zwischen den Eltern, Sorgen wegen des älteren Bruders, der durch seine kommunistischen Ambitionen ins Gefängnis wandert und der Schatten eines Unglücksfalls aus der Vergangenheit sind tagtäglich präsent und drängen die junge Peri in die Rolle der Vermittlerin. Diese weiß sie bald bestens auszufüllen, doch nur, indem sie sich immer weiter in ihr Inneres verkriecht und sich hinter ihren Büchern versteckt. Als sie auf Grund ihrer überdurchschnittlichen Leistungen die Möglichkeit bekommt, im fremden Oxford zu studieren, ergreift sie diese, um ein weniger fremdbestimmtes Leben zu führen. Doch schon nach kurzer Zeit schließt sie neue Freundschaften und fällt umgehend in ihr altes Verhaltensmuster zurück. Irgendwie steht sie immer in der Mitte und versucht ihren eigenen Weg zu finden, im Glauben, in der Liebe und im Leben. Als sie den charismatischen Professor Azur begegnet, offenbart sich ihr eine vollkommen andere Sichtweise auf die Welt, doch der Preis den sie zahlt ist kein geringer …

Meinung

Von der türkischen Autorin Elif Shafak hatte ich bisher noch kein Buch gelesen, obwohl mir ihr Name durchaus geläufig war. „Der Geruch des Paradieses“ hat mich auf Grund seines Titels und einer sehr einprägsamen Leseprobe in seinen Bann gezogen. Dieser zeitgenössische Roman konnte mich mit einer ausgereiften, vielschichtigen und intensiven Geschichte überraschen und wirkt trotz aller Offenheit bezüglich gesellschaftlicher Dogmen sehr ausgeglichen, weltoffen und wertfrei auf mich. Die Autorin legt hier den Schwerpunkt nicht auf ein besonderes Weltbild, sondern spricht sich für Vielfalt im Denken aus und vermag ihre Charaktere glaubwürdig und lebensecht darzustellen.

Im Verlauf der interessanten Familiengeschichte entwickelt sich der viel stärkere Aspekt des Buches, welcher sich mit Glaubensfragen und philosophischen Betrachtungsweisen beschäftigt. Genau wie Peri, nimmt uns ihr Professor mit auf eine Reise in die Untiefen unseres Weltbildes, unabhängig davon, ob man ein Atheist oder ein gläubiger Mensch ist. Nicht die Ausprägung und die Stärke des eigenen Glaubens werden hier fokussiert, sondern die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man in der Mitte steht und meint sich gegen alle Fronten zur Wehr setzen zu müssen. Für die Hauptprotagonistin zeichnet sich ein unerwarteter Lebenswandel ab, der dennoch sehr realistisch wirkt, weil er beweist, dass sich auch ein wissenschaftlich interessierter Mensch an gewisse gesellschaftliche Rahmenbedingungen halten kann, ohne darin etwas dogmatisch-verwerfliches zu sehen. Besonders gut gelungen ist die Lebensgeschichte von Peri in Anbetracht ihrer Erfahrungen, ihres persönlichen Scheiterns und der inneren Stärke, die sie aus all dem gezogen hat. Am Ende des Romans begegnet uns eine Frau, die mit Mitte Dreißig ihren Weg gefunden hat, ohne ihre Ansichten irgendeiner Sache oder einem Menschen unterworfen zu haben und die entschlossen aus ihrem Versteck kommt.

Fazit

Für diesen umfassenden Gesellschaftsroman, der mit vielen Weisheiten, Glaubensfragen und diversen philosophischen Denkansätzen gespickt ist, vergebe ich sehr gerne 5 Lesesterne und eine Leseempfehlung. Die Geschichte selbst bedient sich einer leicht verständlichen Sprache, zieht durch Perspektivenwechsel Spannung auf sich und entwickelt ihre Schönheit und wohl auch den Wahrheitsgehalt des Geschriebenen nach und nach. Ein Buch für alle, die neue Horizonte entdecken und im Alltagstrott innehalten möchten.

Veröffentlicht am 10.01.2022

Zwischen Istanbul und Oxford

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Peri ist eine Mutter und Ehefrau, die scheinbar ein normales, wenn auch gut situiertes Leben in Istanbul führt. Ziemlich langweilig findet ihrer Tochter. Als diese jedoch unverhofft erfährt, dass Peri ...

Peri ist eine Mutter und Ehefrau, die scheinbar ein normales, wenn auch gut situiertes Leben in Istanbul führt. Ziemlich langweilig findet ihrer Tochter. Als diese jedoch unverhofft erfährt, dass Peri früher einmal in Oxford studiert hat, sieht sie ihre Mutter mit anderen Augen und auch Peri erinnert sich an eine Zeit zurück, als alles noch möglich schien. Ein altes Foto, das Peri mit zwei Mitstudentinnen und einem Professor zeigt, bringt die Vergangenheit Stückchen für Stückchen ans Licht. Eine Vergangenheit, mit der Peri noch nicht abgeschlossen hat.

Bücher von Elif Shafak sind mir auf Instagram immer wieder begegnet und nun habe ich meinen ersten Roman dieser Autorin gelesen und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Die Protagonistin Peri steht seit ihrer Kindheit zwischen zwei Lagern, dem ihrer tiefgläubigen Mutter und dem ihres gerne trinkenden Vaters, einem Verehrer Atatürks, "ein Gegensatz wie Schenke und Moschee" (S. 30). Peri sieht sich selbst als eine unentschlossene Person in Bezug auf Religion. Während ihres Studiums verfolgen sie diese beiden Lager weiter, in Form ihrer besten Freundinnen. Hilfe und tiefere Einsichten erhofft sie sich vom umstrittenen Professor Azur. "Umgeben von Tausenden Titeln, jeder für sich ein Zufluchtsort, war sie selig. Doch ein Gedanke kehrte in dieser unermesslichen Weite des Wissens sonderbarerweise immer wieder: der Gedanke an Gott." (S. 223) Der Roman ist angefüllt mit Gesprächen und Gedanken über die Unterschiede der Kulturen, ihren Wertvorstellungen und dem Umgang mit Glauben, Gott und Philosophie. Alles verwoben in die Lebensgeschichte einer Frau, die modern und fortschrittlich sein möchte und doch immer wieder von sich selbst zurückgerufen wird, die voller Zweifel und Unsicherheit steckt, die wortwörtlich vor sich davonläuft. Das schildert Shafak in einer angenehmen Sprache, sehr bildhaft z.B. wenn es um Sinneseindrücke wie das Essen geht und sehr klug wenn es um theoretische Fragen geht.

Obwohl das Buch wegen der vielen Passagen, in denen über Religion und Gott philosophiert wird, sicherlich nicht jedem oder jeder gefallen wird, hat es mich sehr angesprochen. Die Geschichte von Peri wird geschickt in zwei Strängen erzählt. Während eines einzigen Abends in der Gegenwart wird das Leben der Protagonistin immer wieder in Kapiteln dazwischengeschoben. Mir hat gefallen, dass alle Personen während des Abendessens (Ausnahme ist Peris Ehemann) nur mit ihren Berufsbezeichnungen versehen werden, z.B. Geschäftsmann oder PR-Frau. Das gleiche spielt sich bei einem Abendessen in Oxford ab, nur die Hauptcharaktere haben Namen, die anderen sind der Theologieprofessor oder der Professor für Quantenphysik. Daher hatten sie für mich immer eine Art Stellvertretercharakter. Ich fand diesen Kniff interessant.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es hat eine Sogwirkung entfaltet. Ich wollte unbedingt wissen, wie es ausgeht, aber leider ist das Ende nicht ganz mein Fall. Eine Lektüre über zahlreiche kulturelle und religiöse Aspekt, die einen an vielen Stellen nachdenklich werden läßt. Vier Sterne.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Anspruchsvolle Lektüre zu Religionsfragen

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Nachdem mich erst kürzlich der von der Autorin stammende Roman „Unerhörte Stimmen“ hundertprozentig überzeugt hat, bin ich von ihrem hier zu besprechenden Roman etwas enttäuscht.
Wiederum werden die Zerrissenheit ...

Nachdem mich erst kürzlich der von der Autorin stammende Roman „Unerhörte Stimmen“ hundertprozentig überzeugt hat, bin ich von ihrem hier zu besprechenden Roman etwas enttäuscht.
Wiederum werden die Zerrissenheit zwischen der fortschrittlichen, westlich orietierten Türkei und der konservativen, stark religiösen Türkei thematisiert. Es stehen vor allem Glaubensfragen im Islam, aber auch anderen Religionen im Vordergrund. Die junge türkische Studentin Peri ist von klein auf zerrissen, was maßgeblich zurückzuführen ist auf die widerstreitenden Ansichten ihrer Eltern, einer streng gläubigen Muslima und einem Atheisten. Während ihres Studiums in England macht sie dann die Bekanntschaft einer weiteren Gläubigen und einer Sünderin sowie eines charismatischen Professors, der über „Gott“ lehrt. Für jeden Leser, der in Glaubensfragen nicht so bewandert ist, sind die tiefgreifenden theologischen und ins Philosophische übergreifenden Ausführungen nur zu verstehen, wenn er konzentriert und mit Bedacht liest und Denkanstöße aufnimmt. Irreleiten durch den Klappentext, der von einer Freundschaft der drei Frauen spricht, sollte man sich nicht. Denn um Freundschaft geht es eigentlich gar nicht. Die Rahmenhandlung – Peri findet 15 Jahre, nachdem sie England verlassen hat, auf dem Weg zu einer Abendgesellschaft in Istanbul ein Foto von den drei Frauen und dem Professor – ist sehr in die Länge gezogen und beantwortet so manche Fragen zum zwischenzeitlichen Werdegang von Peri nicht.
Sehr anspruchsvolle Lektüre, die für mich im Mittelmaß liegt.



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