Alice, Wittgenstein und die Philosophie der Morde
Alice ist fast zwölf, und das ist schon der zweite Band, in dem sie einen Fall lösen muss. Nachdem sie am Ende von Buch eins ihre Schule verlassen musste, ist sie gezwungen, sich mit neuen Mitschülern ...
Alice ist fast zwölf, und das ist schon der zweite Band, in dem sie einen Fall lösen muss. Nachdem sie am Ende von Buch eins ihre Schule verlassen musste, ist sie gezwungen, sich mit neuen Mitschülern und einer neuen Schule herumzuärgern. Die Einzige, mit der sie Kontakt hat, ist die künstlerisch begabte Lisa Bork, und ausgerechnet die wird eines Tages beschuldigt, ihren eigenen Vater umgebracht zu haben. Die Beweise scheinen klar zu sein: Man hat sie regelrecht auf frischer Tat ertappt, das blutige Messer noch in der Hand. Fall erledigt.
Fall erledigt? Nicht für Alice. Zusammen mit ihrem einzigen Freund, dem dicken, aber treuen Tom, ermittelt sie wieder einmal auf eigene Faust, unterstützt nicht nur von Toms Computerkenntnissen und ihrem eigenen scharfen Verstand, sondern auch von dem Philosophen Wittgenstein, der zwar seit Jahrzehnten tot ist, aber für den das kein Grund ist, nicht mit Alice zu reden.
Klingt alles ein bisschen abgedreht? Klar, ist es auch. Immerhin spielt es im Allgäu (no offence, liebe Allgäuer!), im hinterletzten Dorf der hinterletzten Gemeinde. Und wie das in so abgeschiedenen Dorfgemeinschaften ist, hat dort jeder Zweite eine Leiche im Keller - hier geradezu im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte wird aus Alice Sicht erzählt, und die Gedanken des Mädchens zu lesen, war ein wahrer Genuss. Gleichzeitig kindlich und doch extrem frühreif, scharfsinnig bis zur Hochbegabung, selbstverständlich missverstanden von denen, die ihr geistig das Wasser nicht reichen können (also prinzipiell von fast allen!) kommt sie mit ihrer locker-flockig-cleveren Attitüde wirklich hässlichen Verbrechen auf die Spur.
Prädikat: Empfehlenswert, besonders für Leute, die sich bei der großmäuligen Göre Flavia de Luce nur gelanweilt haben.