eisige Umgebung mit Psychospielchen
Vor zehn Jahren war Snowboarden alles was Milla und ihre Clique interessiert hat. Sie haben die Saison in den französischen Alpen verbracht, sich gegenseitig gepusht und angetrieben. Dabei sind allerdings ...
Vor zehn Jahren war Snowboarden alles was Milla und ihre Clique interessiert hat. Sie haben die Saison in den französischen Alpen verbracht, sich gegenseitig gepusht und angetrieben. Dabei sind allerdings nicht nur Freundschaften entstanden. Nach einem tragischen Unfall haben sich die Snowboarder in der Konstellation nie wieder gesehen, einige von ihnen haben Kontakt gehalten. Milla gehörte allerdings nicht dazu.
Nun, zehn Jahre später, treffen sie sich wieder, an dem Ort, an dem damals alles begann und gleichzeitig zu Ende ging. Doch das Wiedersehen verläuft alles andere als ruhig und harmonisch. Schon nach wenigen Stunden ist klar, dass irgendwas gar nicht ist, wie es sein soll und bald geht es nicht mehr nur um alte Geheimnisse und Intrigen, sondern um Leben und Tod.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen hat man den Strang der aktuellen Geschehnisse, der geprägt ist von den Psychospielchen, unheimlichen Ereignissen und dem Versuch herauszufinden, wer dahintersteckt und warum das alles passiert. Die andere Handlungsebene spielt zehn Jahre zuvor und gibt gute Einblicke in die Zeit, in der Milla all die Anwesenden der Gegenwart kennengelernt hat, wie die Verbindungen zwischen ihnen entstanden sind und wie sie zueinander standen. Die Kapitel schildern abwechselnd die Ereignisse aus den beiden unterschiedlichen Zeiten und so ergibt sich nach und nach ein zusammenhängendes Bild. Das Tempo und die Dynamik der Geschichte wird durch den stetigen Wechsel der beiden Zeiten erhöht. Schön fand ich auch, dass die Ereignisse ineinander greifen. Wenn man etwas in der Gegenwart erfährt bzw. die Charaktere darüber sprechen, bekommt man als Ergänzung oder Aufklärung der Situation bzw. der Meinung dann die Geschehnisse aus der Vergangenheit präsentiert.
Man begleitet während des gesamten Buches Protagonistin Milla in der Ich-Perspektive. So ist man intensiv dabei, wenn sie versucht die Lage einzuschätzen und die Situationen zu verstehen, wie sie durchdenkt, wer was verbirgt und wer welche Ziele verfolgt und wie verbissen sie auf und mit ihrem Snowboard arbeitet. Für Milla sind im Verlauf des Buches fast alle in irgendeiner Form verdächtig, ihre Gedanken gehen da in unterschiedliche Richtungen. Auch wenn ich das aus ihrer Perspektive betrachtet verstehen konnte, waren für mich persönlich nicht alle davon wirklich so verdächtig, wie sie uns glauben lassen wollte.
Das Snowboarden spielt im Verlauf der ganzen Geschichte eine wichtige Rolle. Eingearbeitet sind auch Namen von Sprüngen und Tricks, die zum Teil auch erklärt werden. Die Boarder, auf die Milla in Frankreich trifft, kannte sie bis dahin eher aus der Ferne, als Konkurrenz von Wettbewerben oder aus den Medien. Durch die Kontakte, die sie knüpft, rückt das Snowboarden noch mehr in den Mittelpunkt der Handlung, aber auch die Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren werden nach und nach intensiver. Manchmal waren es mir fast etwas viele Fachbezeichnungen, es hat die Gespräche und Gedanken über die anstehenden Wettkämpfe und das damit verbundene Training aber authentisch erscheinen lassen.
Umso weiter die Handlung voranschreitet, umso verstrickter werden die Entwicklungen und umso mehr erfährt man von den Dingen aus der Vergangenheit, die für die aktuellen Geschehnisse mit verantwortlich sein könnten. Mehre Möglichkeiten tun sich im Verlauf des Buches auf und auch wenn die Auflösung deutlich komplexer ist, als ich es erwartet habe, war doch nicht alles davon wirklich überraschend. Einige Passagen waren ziemlich vorhersehbar, insgesamt hat es aber trotzdem Spaß gemacht, die Handlung zu verfolgen, in dieser frostigen Umgebung, die die angespannte Atmosphäre auf dem französischen Gletscher gut unterstützt.
Insgesamt schon ein interessanter Thriller mit einigen nervenaufreibenden Psychospielchen. Tauschen möchte man mit den Charakteren auf jeden Fall nicht und das liegt nicht nur an dem fürchterlich kalten Wetter auf dem Gletscher. Einige Entwicklungen waren für mich recht vorhersehbar, auch wenn durch Protagonistin Milla verschiedene Möglichkeiten in den Raum geworfen wurden.