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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2021

Mein erstes Manga

Tokyo Ghoul 01
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Wie rezensiert man ein Manga? Genau vor dieser Frage stehe ich nun, nachdem ich mich einfach mal in dieses Abenteuer gestürzt habe. Auslöser hierfür war ein Krimi von Henrik Siebold, in dem er sehr viel ...

Wie rezensiert man ein Manga? Genau vor dieser Frage stehe ich nun, nachdem ich mich einfach mal in dieses Abenteuer gestürzt habe. Auslöser hierfür war ein Krimi von Henrik Siebold, in dem er sehr viel von eben diesem Manga erzählt hat. Zwar hatte ich jetzt nichts Übermäßiges erwartet, zumal ich ohnehin nicht der Comic-Fan bin, aber wirklich vom Hocker gerissen hat mich dieser erste Teil dann tatsächlich nicht. Da ich aber auch keine Vergleichsmöglichkeiten habe, weil ich noch nie vorher ein Manga gelesen habe, kann ich mir kein Urteil darüber erlauben, ob es besser geht oder nicht.

Zunächst die Story: Ken Kaneki ist Student im 1. Semester und ziemlich verknallt in dieses hübsche Mädchen, von dem er glaubt, eh keine Chance zu haben. Und doch hat er kurz darauf ein Date mit ihr. Nach einigem Geplänkel will Ken sie – ganz Gentleman – nach Hause begleiten und wird hier dann gewahr, dass sie mehr als nur diese Schönheit ist.
Am nächsten Morgen wacht er im Krankenhaus auf, in welches er nach einem Unfall gebracht wurde und im Laufe der Zeit bemerkt er Veränderungen an sich. Er hat keinen Hunger mehr, findet Essen sogar widerlich, stattdessen ziehen ihn nun andere Gerüche magisch an.
Für Ken heißt es nun, sein Geheimnis zu bewahren und vor allem gegen diese neue Gier anzukämpfen, denn Ghoul-Hunger ist ganz furchtbar. Zum Glück trifft er Menschen, die ihm dabei helfen wollen.

Alles in Allem erinnert einen die Geschichte an eine klassische Vamir-Story finde ich, nur dass hier nicht das Blut getrunken wird, sondern das Menschenfleisch verzehrt werden muss. Ebenso gleich sind die Zwänge dahinter. Ken kann seine Gier nach Menschenfleisch nicht abstellen und es gibt auch keine wirklichen Alternativen. Allerdings ist er eben doch mehr Mensch als Ghoul und will nicht einfach der Gier nachgeben. Entsprechend vorhersehbar ist diese Geschichte vielleicht auch – zumindest in diesem ersten Teil.

Da dieser Manga recht kurz ist, war es mir nicht möglich, tatsächlich eine Verbindung zu den Figuren herzustellen, wie das in einem herkömmlichen Roman passiert. Wirklich kennenlernen tut man die Figuren möglicherweise erst, wenn man die Reihe weiter verfolgt. Ken ist ein eher ruhiger Zeitgenosse und ein Büchernarr, während sein bester Freund Hide das genaue Gegenteil ist. Viel mehr erfährt der Leser jedoch nicht über die beiden. Im Vergleich zu einem Roman empfinde ich das als eher störend, denn so bleibt die Geschichte oberflächlich.

Gekauft habe ich mir das Manga, weil ich einfach einmal diese Art des Geschichtenlesens ausprobieren wollte. Ein Buch von hinten nach vorn und auch die Dialoge auf den Seiten von rechts nach links zu lesen ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber irgendwie macht es für mich auch die Andersartigkeit aus. Vor allem merkt man recht schnell, wie konditioniert man eigentlich ist, wenn man ständig in die falsche Richtung blättert.

Wichtig aus meiner Sicht ist aber, dass man die Bilder gut erkennen kann, diese zur Geschichte und dem „gesprochenen“ Wort passen und dass man vor allem trotz aller Bilder die Schrift lesen kann. Gerade bei Letzterem hatte ich teilweise so meine Schwierigkeiten. Häufig stehen die Buchstaben sehr dicht zusammen sind schwarz mit weißer Umrandung auf schwarzem Hintergrund gedruckt, was das Lesen doch erheblich erschwert. Vielleicht mag dies dem kleinen Format des Buches geschuldet sein und hebt sich ggf. auf, wenn man größere Formate liest. Im hier vorliegenden Exemplar empfand ich das Lesen jedoch teilweise als sehr anstrengend. Zwar ergibt sich vieles einfach aus dem Zusammenhang, aber insbesondere die kleinen Erklärungen zur japanischen Kultur möchte man ja doch lesen können.

Die Bilder waren mir zu abstrakt, vielleicht zu unruhig und bei den Gesichtsausdrücken hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass der Sprechende gerade schreit, dabei hat er – laut Dialog oder Situation – relativ normal gesprochen. Die Bilder sind in schwarz-weiß gezeichnet, vielleicht würde es mehr her machen, wenn sie farbig wären.

Fazit: Diese Reihe werde ich sicherlich nicht weiterlesen, aber ich werde einen weiteren Versuch mit einem anderen Autoren und einem anderen Thema wagen. Noch gebe ich die Lesart Manga nicht auf.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Auftakt zur Ostpreußen-Saga

Das Lied der Störche
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Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil der Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Die Geschichte basiert zum Teil auf wahren Begebenheiten, wie die Autorin im Nachwort berichtet. Da mir ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil der Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Die Geschichte basiert zum Teil auf wahren Begebenheiten, wie die Autorin im Nachwort berichtet. Da mir der Name der Autorin im Buchladen häufiger begegnete, habe ich meiner Neugier nachgegeben und mir diesen ersten Teil gekauft. Meine Erwartungen waren relativ hoch, da Renks Bücher zumeist auf den Bestseller-Listen auftauchen.

Worum geht’s?
Die 11jährige Frederike zieht mit ihrer Mutter und ihren beiden jüngeren Halbgeschwistern 1920 zu ihrem Stiefvater nach Gut Fennhusen, ein recht beachtliches Gut in der Nähe von Graudenz. Hier verbringt sie eine glückliche Kindheit, die geprägt ist vom Leben auf dem Gut. Nach erfolgreicher Ausbildung für höhere Gutstöchter kehrt sie 1928 zurück und übernimmt neben ihrer Mutter mehr und mehr Verantwortung bei der Führung des Gutes. Bereits als Mädchen schwärmt sie für den deutlich älteren Ax von Stieglitz. Und obwohl Frederike ihn auch als junge Frau überaus anziehend findet, wird sie das Gefühl nicht los, dass er ein Geheimnis hat.

Charaktere:
Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Frederike von Weidenfels, die älteste Tochter von Stefanie von Fennhusen. Zwar mag ich diese Figur, weil ich sie im Laufe der Zeit recht gut kennenlernt habe, aber trotz allem ist sie mir stets zu brav und verursacht für meine Begriffe zu wenig Konflikte. Im Vergleich zu ihren Freundinnen, die in Berlin ihr Leben in vollen Zügen genießen, lässt sich Frederike auch bei Besuchen nicht wirklich mitreißen. Sie wirkt auf mich über die gesamte Länge des Romans hinweg eigenartig beschnitten. Natürlich hat sie nicht so viele Möglichkeiten das Leben wirklich zu probieren, aber auch wenn sie die Möglichkeit hat, nutzt sie diese nicht.

Obwohl Frederike bereits mit 11 Jahren für den deutlich älteren Ax von Stieglitz schwärmt und er sich ihr später, als sie zurück aufs Gut kommt, auch zuwendet, bleibt die Beziehung der beiden kühl. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass Ax aus persönlichen Gründen Hemmungen hat um Frederike zu werben, aber auch von ihrer Seite kann man nicht wirklich von Leidenschaft sprechen. Auch hier wirkt alles etwas gebremst.

Zu ihren inzwischen 6 Halbgeschwistern führt Frederike liebevolle Beziehungen und obwohl die Geschwister doch sehr unterschiedlich in ihren Charakteren sind, bevorzugt sie keines. Diese Eigenschaft gefällt mir gut, überdeckt jedoch die mangelnde Leidenschaft keineswegs.

Stefanie von Fennhusen ist in dritter Eher mit Erik von Fennhusen verheiratet. Auch wenn diese Ehe von Respekt getragen wird, fehlt es mir auch hier an Leidenschaft. Da es aber ihre dritte Ehe ist, ist es für mich durchaus nachvollziehbar, dass es sich vielleicht um eine Vernunftehe handelt, denn immerhin muss Stefanie zum Zeitpunkt der Eheschließung 3 Kinder versorgen.

Bedingt dadurch, dass von Frederikes Erbe nichts übrig geblieben ist, versucht Stefanie für sie eine gute Partie zu finden und ist sehr froh über die Verbindung zu Ax von Stieglitz – so froh, dass sie Frederike das Wissen um dessen Geheimnis vorenthält. Das macht sie mir etwas unsympathisch, wenngleich ich sie in gewisser Weise auch verstehen kann.
Auch in Bezug auf diese Figur fehlt es mir an Konflikten und Temperament. Stefanie ist – genau wie ihre Kinder – neu auf dem Gut, es wird angedeutet, dass nicht jeder froh darüber ist, aber dennoch sind aufkeimende Konflikte relativ schnell beigelegt und plötzlich ist Friede auf dem Hof. Das ist nicht unbedingt glaubwürdig und geht mir einfach zu glatt. Darüber hinaus hätte ich mehr Streitpunkte mit Frederike erwartet. Immerhin plant Stefanie deren Leben, ohne wirklich intensiv mit ihr zu sprechen. Da wäre mehr Aufbäumen von Frederikes Seite authentischer gewesen.

Ax von Stieglitz ist eigentlich ein interessanter Charakter, eben weil nicht alles sofort erzählt wird und er so gewissermaßen geheimnisvoll wirkt. Nach und nach erfährt der Leser etwas mehr über ihn und sein Leben, über das Verhältnis zu seiner eigenen Familie. Leider – aus meiner Sicht – ein bisschen zu wenig. Diese Figur hätte deutlich mehr Potential gehabt. Und auch er ist ein sehr zurückhaltender Mensch, der am liebsten nicht auffallen möchte – so jedenfalls mein Gefühl.

Die Figuren, die rundherum agieren, auf dem Gut arbeiten, das Leben dort maßgeblich mitbestimmen, kommen glaubwürdig bei mir an – gerade wegen ihrer ostpreußischen Mundart, die mich sehr an die Gespräche mit meiner Oma erinnerten. Das gefiel mir gut, denn gerade diese Dialoge haben der Geschichte Leben eingehaucht.

Schreibstil:
Insgesamt lässt sich der Roman gut lesen, manchmal berichtet die Autorin vielleicht etwas zu ausführlich und hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass sich Dinge wiederholen. Dies mag aber dem Umstand geschuldet sein, dass hier ein Portrait des Ostpreußen der 1920er Jahre gezeichnet werden sollte. Den Charme des Gutes stellt Ulrike Renk für meine Begriffe gut dar. Hin und wieder war ich an Szenen aus Downtown Abbey erinnert, aber während es dort bisweilen ordentliche Kräche gab, scheint das Leben auf Gut Fennhusen eher beschaulich zu sein.

Außerdem hätte ich mir mehr historische Hintergründe gewünscht. Z.B. wird immer wieder vom polnischen Korridor berichtet, durch den der Zug fährt, wenn man nach Berlin reisen möchte. Was es damit auf sich hat, berichtet die Autorin nicht. Ebenso lässt sie anklingen, dass sich zumindest die Männer Gedanken über Politik machen und die Entwicklung in Deutschland mit Sorge betrachten, aber auch hierauf geht sie nicht weiter ein. Das ist sehr schade, da wir aus der Geschichte wissen, dass gerade Ostpreußen schwer betroffen sein wird, wenn der Krieg seinen Lauf nimmt und die Anfänge hätten sicherlich sehr interessant sein können.

Am Ende des Buches bleibt der Leser damit zurück, dass Frederike das Geheimnis von Ax herausfindet und ihrer Mutter zürnt, dass sie ihr nichts davon gesagt hat. Ob das Wissen darum tatsächlich Auswirkungen auf Frederikes Entscheidungen gehabt hätte, bleibt offen. Somit ist der Weg geebnet für Teil 2.

Fazit:
Meine Erwartungen an das Buch wurden nicht erfüllt. Der Roman ist alles in allem nicht schlecht, aber ich denke, es gibt bessere Geschichten, die in dieser Zeit angesiedelt sind. Wer sich für beschauliches Landleben auf einem großen Gut begeistern kann, kommt auf seine Kosten, wer jedoch konfliktreiche, emotionale Bücher liebt, sollte hier nicht unbedingt zugreifen. 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Weniger ist manchmal mehr.

In der Faulheit liegt die Kraft
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Das Buch:
Ich war zu Weihnachten auf der Suche nach einem Buch für meinen 11jährigen Sohn und mir wurde dieses empfohlen. Interessanterweise gehen diesmal unsere Meinungen ziemlich weit auseinander. Interessant ...

Das Buch:
Ich war zu Weihnachten auf der Suche nach einem Buch für meinen 11jährigen Sohn und mir wurde dieses empfohlen. Interessanterweise gehen diesmal unsere Meinungen ziemlich weit auseinander. Interessant deshalb, weil es doch recht selten ist. Während er total begeistert ist, habe ich so meine Zweifel, was ich von dem Buch halten soll.

Worum geht’s?
Der 15jährige Felix Rohrbach ist unsterblich in Nina - das süßeste Mädchen auf dem Planeten - verliebt und hat nicht wirklich eine Idee, wie er ihr das verklickern soll. Gleichzeitig tobt in ihm das Chaos-Gen und es vergeht nicht ein Tag, an dem er nicht irgendwelchen Mist macht… Kann sein Schutzengel ihn tatsächlich immer beschützen?

Charaktere:
Felix Rohrbach sieht nicht besonders gut aus, ist eine Sportnull und hat ansonsten auch keine echten Qualitäten - außer Zeichnen und Sprayen. Damit kann er seine Umwelt schon beeindrucken und er hat auch Ideen für eine Geschichte.
Allerdings macht ihn sein Chaoten-Gen auch wirklich zu einer Nervensäge. Zusammen mit seinen 3 Freunden Musti, Spike und Mike heckt er immer wieder Dinge aus, die am Ende nicht gerade auf Zustimmung stoßen werden.
Mir war diese Figur über die Dauer des Buches zu nervig. Am Anfang mögen seine Streiche noch witzig gewesen sein, aber wenn man sie quasi in Dauerfolge liest, kommt irgendwann der Moment, indem man sich fragt, was kann jetzt wohl noch kommen. Sein letzter “Streich” ist dann auch einfach nur noch völlig übertrieben, irreal. Dass er aus jeder Situation heil heraus kommt, ist zudem nicht authentisch - es suggeriert, dass er tun und lassen kann, was er will ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Seine Ambitionen Nina zu erobern waren für mich nachvollziehbar. Mit 15 steckt man ja quasi mitten drin in dieser Phase. Und auch seine Vorbereitungen auf das erste Date mit ihr fand ich total witzig. Hier erschien mir die maßlose Übertreibung tatsächlich als Stilmittel um die Sorgen und Nöte eines Pubertierenden darzulegen.
Ansonsten hat mich die Figur des Felix nicht wirklich erreicht. Es war mehr ein Augenrollen, das sich immer öfter breit machte.

Über alle anderen Charaktere erfährt man so gut wie gar nichts. Sie sind zwar da und agieren auch in den Situationen, aber über ihre Hintergründe lässt der Autor den Leser im Dunkeln. Dies ist möglicherweise so gewollt um den Fokus bei Felix zu behalten. Letztlich ist es aber auch schade.

Schreibstil:
Hier kann man ganz sicher geteilter Meinung sein. Während mir das immer wiederkehrende seufz und doppelseufz, stöhn und doppelstöhn gehörig auf die Nerven ging, fand mein Sohn das überaus witzig. In meinem Fall ist es auch nicht die Tatsache, dass es auftaucht, sondern die Häufigkeit mit der diese Formulierung gebraucht wird.

Ein weiterer Nervfaktor ist Mustis Aussprache. Der Gossenslang stigmatisiert die Figur so sehr, dass auch leise Anspielungen wie Zitat S.56 “Musti redet nicht immer so, wie er redet. In Wirklichkeit spricht er fließend Deutsch, Englisch und Türkisch” und Zitat S.130 “Er knackt den Highscore mit einem IQ von 140…” wenig ausrichten können und, eben weil es nur erwähnt aber nicht gezeigt wird, eher unglaubwürdig erscheinen. Mein Sohn hat sich hierüber allerdings ausgeschüttet vor Lachen und kriegte sich gar nicht wieder ein.

Die Texte in den sehr, sehr kurzen Kapiteln lassen sich ansonsten jedoch wirklich gut lesen. Sie sind aus der Ich-Perspektive und im Präsens geschrieben, was ich für eher ungewöhnlich halte. Aber es ist einfach mal etwas anderes, womit sich das Buch von anderen abhebt.

Die Witze, die der Autor macht, sind bisweilen wirklich lustig. Allerdings musste ich dann doch irgendwann einmal schauen, wann das Buch erschienen ist und für welche Zielgruppe es angedacht war, nachdem mein Sohn so manches Mal nachfragen musste um sie zu verstehen. Bedingt durch das Erscheinungsdatum in 2014 sind Schauspieler wie Van Damme und die Klitschkos sicherlich heute nicht mehr so präsent, wie vor knapp 6 Jahren, andererseits frage ich mich allerdings auch, ob ein 11jähriger wohl Van Damme Filme kennen sollte. Ich bin da einigermaßen ambivalent und halte die Witze zum Teil für nicht altersgerecht.

Ebenfalls als äußerst fragwürdig erscheint es mir, dem doch recht jungen Leser zu vermitteln, dass man sich mit 15 ½ schon tätowieren lassen kann. Ja, Tattoos erfreuen sich zunehmend mehr Beliebtheit, aber dass dies schon Thema in einem Buch für 11 bis 13jährige ist… na ja…

Viele der Kapitel beginnen mit “Am nächsten” (Tag, Nachmittag…). Normalerweise fällt das vielleicht nicht auf, aber wenn ein 175 Seiten Buch in 84 Kapitel aufgeteilt ist, dann taucht das auf sehr vielen Seiten auf, wie ich finde.

Illustrationen:
Mir wurde das Buch für Lesefaule vorgeschlagen und diesen Aspekt erfüllt es tatsächlich 100%ig. Es gibt viele und teilweise sehr große Bilder in diesem Buch, manchmal stehen auf den Seiten nur ein bis zwei Sätze, wodurch sich das Buch recht schnell weg lesen lässt. Mein Sohn mochte die Illustrationen und hat darüber herzlich gelacht. Sie widerspiegeln aus meiner Sicht durchaus die Geschichte und unterstützen das überzogene Beschriebene noch mehr.

Eignung für die Zielgruppe:
Hier bin ich etwas unschlüssig. Das Thema Mädchen und Jungen, erste Dates usw. halte ich für passend. Die Einstellung zur Schule Zitat S. 132 “Fest steht, dass Schule absolut überflüssig ist.” mag witzig gemeint sein, wird allerdings in diesem Buch recht deutlich ausgeführt und ist aus meiner Sicht kontraproduktiv.
Darüber hinaus sind manche Witze einfach nicht geeignet, weil der junge Leser sie noch gar nicht verstehen kann ohne vorher nachfragen zu müssen.
Insgesamt würde ich das Buch tatsächlich eher für 14 oder 15jährige empfehlen.

Fazit:
Etwas nervig in seinen ständigen Wiederholungen, weitgehend aber witzig geschrieben. Für mich war es am Ende zuviel der Übertreibung. Manchmal ist weniger eben doch mehr. 3 von 5 Sternen (weil mein Sohn so begeistert war.)

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Sehr dramatisches Thema, nicht ganz leicht zu lesen.

Adresse unbekannt - Nominiert zum Deutschen Jugendliteraturpreis
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Das Buch:
Nach dem Lesen der Leseprobe war ich sehr gespannt darauf, wie die Autorin dieses wirklich schwere Thema der Obdachlosigkeit kindgerecht aufbereitet hat. Ich bedanke mich für den Gewinn des ...

Das Buch:
Nach dem Lesen der Leseprobe war ich sehr gespannt darauf, wie die Autorin dieses wirklich schwere Thema der Obdachlosigkeit kindgerecht aufbereitet hat. Ich bedanke mich für den Gewinn des Buches beim Verlag und der Autorin.

Worum geht’s?
Der 12jährige Felix und seine Mutter Astrid leben in einem als Wohnmobil ausgebauten Bus. Anfänglich ist alles ein Abenteuer, ein Urlaub, aber bald schon wird klar, dass sich dieser Wohnsitz zur Dauerwohnung entwickelt. Grund hierfür ist unter anderem, dass Astrid keinen Job besonders lange behält und auch keinerlei Anstalten macht, sich an die Sozialbehörden zu wenden, aus Angst davor, dass man ihr ihren Sohn wegnehmen könnte.
Auch seinen Freunden soll Felix nichts von ihrer Misere erzählen. Diese jedoch kommen eines Tages von selbst hinter das Geheimnis und halten trotz allem weiter zu Felix.

Charaktere:
Die drei Freunde Felix, Winnie und Dylan besuchen eine Schule mit Französischleistungskurs. Sie sind ganz normale Fast-Teenager, die man – jeden für sich irgendwie mögen muss. Über Winnie musste ich häufig schmunzeln. In ihrer unnachahmlichen Art hat sie mich an Hermine Granger erinnert. Alles weiß sie besser, hat immer das letzte Wort und will Felix und Dylan irgendwie erziehen. Dennoch ist sie dabei liebenswert. Das bemerkt auch Felix und obwohl sie ihn hin und wieder gewaltig nervt, löst sie in ihm auch warme Gefühle aus, Zuneigung.

Felix mochte ich allerdings besonders. Trotz der wirklich nicht kindgerechten Umstände verliert er nicht seinen Humor. Er ist intelligent und schlagfertig. Oftmals tat er mir allerdings einfach leid, weil seine Mutter in meinen Augen einfach nicht die Reife besitzt, sich um ein Kind zu kümmern. Vielmehr ging sie mir mit ihrem falschen Stolz irgendwann gehörig auf die Nerven. Es ist deutlich wichtiger für sie, nach außen hin ein bestimmtes Bild zu wahren, anstatt sich Hilfe zu suchen. Außerdem finde ich es doch reichlich naiv zu glauben, dass sie sich im Job alles erlauben dürfe und nur ihre Chefs ihr wahres Talent nicht erkennen. Manches Mal habe ich mich ernstlich gefragt, wer von den beiden der Erziehungsberechtigte ist. Darüber hinaus finde ich es schon reichlich seltsam, wenn eine Mutter von ihrem Sohn mit dem Vornamen angesprochen werden möchte. Ich glaube, Astrid lebt in ihrer ganz eigenen Welt, die nicht viel mit der Realität oder Verantwortung zu tun hat. Ebenso ist ihr Konstrukt aus Lügen und Übertreibungen nicht unbedingt der Rahmen für die Erziehung eines 12jährigen.

Umso mehr war ich positiv überrascht über Dylan und Winnie, die es letztlich mit ihrem Einsatz und ihrer Loyalität Felix gegenüber schaffen, die Situation zu entschärfen und mithilfe anderer Menschen Felix und Astrid wieder zu einer festen Bleibe verhelfen. Am Ende des Buches war ich mehr denn je davon überzeugt, dass die 3 Jugendlichen deutlich weiter in ihrer persönlichen Entwicklung sind, als es Astrid je sein wird. Sie wirkt auf mich wie eine Hippiefrau der 60er Jahre.

Schreibstil:
Das Thema des Buches ist zugegeben ein sehr schwieriges und für mich wäre es wohl auch eine Herausforderung, wenn ich meinem Sohn erklären müsste, was Obdachlosigkeit für ein Kind bedeutet. Dennoch wurde ich mit dem Buch die ganze Zeit nicht richtig warm. Mich interessierte der Fortgang der Geschichte durchaus, ich mochte die Jugendlichen und war immer wieder überrascht darüber, wie andere Menschen auf Felix reagiert haben. Aber dennoch hat mich die Geschichte nicht wirklich mitgerissen. Ich könnte hier nicht auf den Punkt sagen, warum genau das so war und möglicherweise sehen andere Leser dies auch völlig anders.

Zwar konnte ich mir die Szenarien vorstellen, die Situationen in denen sich die Figuren bewegten, aber ich fühlte mich oft nur als Zuschauer, wie jemand der unbeteiligt daneben steht.

Was ich jedoch als wirklich positiv hervorheben möchte, ist das Ende des Buches. Hier hat die Autorin Fragen zum Buch formuliert, die nicht ganz so leicht zu beantworten sind und vielleicht als Grundlage für eine Diskussion in größerer Runde dienen können. Da dieses Buch in gewisser Weise auch eine Sozialstudie ist, ein Thema, das Kinder und Jugendliche berühren soll, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass in einem Fach wie Gesellschaft diese Fragen in der Schule diskutiert werden könnten. In jedem Fall jedoch regt Nielsen den Leser zum Nachdenken an.

Neben allen sozialen Aspekten des Buches gelingt es der Autorin meiner Meinung nach wirklich toll, die zwischenmenschlichen Aspekte der Jugendlichen einzufangen. Das aufkeimende Interesse am anderen Geschlecht, die Nervosität, die damit einhergeht, wie wichtig es wird, dass man einen guten Eindruck macht usw. Diese Teile des Buches haben mir durchweg gefallen.

Eignung für Kinder:
Dieses Buch ist definitiv für ältere Kinder bzw. Jugendliche geeignet. Hier gibt es keine Illustrationen mehr und das Thema ist einfach zu schwer, um einfach als Unterhaltung zu dienen. Aus meiner Sicht regt das Thema und die Geschichte zum Nachdenken an, was mir sehr gefällt. Jedoch könnte ich mir vorstellen, dass gerade sensible Kinder durchaus einen Austausch im Anschluss an die Lektüre brauchen könnten. Die Geschichte kommt einer möglichen Realität sehr nahe, finde ich.

Das Buch ist ein Hardcover mit etwas dickeren Seiten, weshalb es einem mehrfachen Lesen durchaus standhalten kann.

Fazit:
Der Leser muss sich auf die Geschichte einlassen wollen. Sie liest sich nicht einfach so weg und dient nicht ausschließlich als Unterhaltung. Vielmehr regt sie zum Nachdenken an. Insbesondere die Fragen am Ende des Buches unterstützen diesen Prozess. Ich kann dieses Buch nicht uneingeschränkt weiter empfehlen, aber wer sich mit diesem schwierigen Thema befassen möchte, ist hier ganz sicher richtig. 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Für jene, die Blut und Brutalität in einem Thriller der Psychologie vorziehen

Du wirst sein nächstes Opfer sein
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Das Buch:
Es handelt sich hierbei um den 2. Teil um den so genannten Closer – Jack Slater. Ich habe diesen Teil ohne Kenntnis des ersten Teils gelesen und bin gut damit zurecht gekommen. Natürlich kann ...

Das Buch:
Es handelt sich hierbei um den 2. Teil um den so genannten Closer – Jack Slater. Ich habe diesen Teil ohne Kenntnis des ersten Teils gelesen und bin gut damit zurecht gekommen. Natürlich kann es durchaus von Interesse sein zu wissen, was genau Jack im ersten Teil wiederfahren ist um seine Verhaltensweisen besser zu verstehen. Notwendig zum Verständnis des vorliegenden Buches ist es aber nicht.
Das Buch ist in 3 Teile unterteilt und ich empfand es wie die Annäherung, das Zusammenspiel und das Finale, welches zwischen den Gegnern ausgefochten wird.

Worum geht’s?
Jack ist Serienkiller – aber einer von den Guten. Sein Grundsatz bei dem, was er tut, ist es, den Opfern anderer Serienkiller Antworten zu liefern. Um an die dafür notwendigen Informationen zu gelangen, ist ihm jedes Mittel recht – solange es zum Erfolg führt. Um die Serienkiller zu finden, hat er eine Internetplattform übernommen, die sich „Das Rudel“ nennt und eine Sammelstelle für eben diese Serienkiller ist. Sein Ziel ist es, einen nach dem anderen zu eliminieren. Und dann kommt Remote auf den Plan – ebenfalls Serienkiller, ebenfalls der Überzeugung, dass er der Welt einen Gefallen tut – und bietet Jack eine Partnerschaft an. Der Beginn einer Zusammenarbeit zwischen zwei Serienkillern läuft allerdings etwas anders als man es gewohnt ist…

Die Charaktere:
Hauptakteure sind Jack – der Closer – und Remote, beide Meister ihres Faches. Während Jack auch mithilfe von Folter nach Antworten sucht um diese den Opfern liefern zu können, macht sich Remote andere Menschen zu Nutze. Diese setzt er auf seine eigentlichen Opfer an. Beide Männer haben also völlig unterschiedliche Vorgehensweisen und sind sich dennoch gar nicht so unähnlich. Allerdings ist Remote derjenige, der sich die Hände so gar nicht schmutzig machen will, während Jack seine Opfer – die allesamt selbst Killer sind – selbst foltert. Remote wirkt auf mich so, als hätte er sich selbst zum Gott erhoben, der auf seinem gepolsterten Turm sitzt. Darüber hinaus hatte ich von ihm das Bild eines Milchgesichts vor Augen, während Jack für mich ein gestandener Mann mit Narben von der Arbeit ist.

Beide Charaktere haben nicht unbedingt meine Sympathie erreicht. Überhaupt kann ich sagen, dass für keine der Figuren mein Herz wirklich geschlagen hätte. Das mag unter Umständen daran liegen, dass sich keine von ihnen wirklich sympathisch verhalten hätte. Beide Charaktere erscheinen klug, psychologisch bewandert, aber dennoch sind sie einfach brutal und wenig subtil.

Selbst Nikki – Jacks Partnerin – konnte mein Herz nicht erreichen, obwohl sie als Frau in diesem Bund ja doch eine eher ungewöhnliche Besetzung ist. Ich glaube, auch hier liegt es daran, dass sie im Grunde nur brutal ist. Tanner – Remotes Soldat – ist ein Widerling durch und durch. Ihn mochte ich am wenigsten und als er am Ende dann auch noch wimmernd tut, was Jack will, hat er auch noch seine Würde verloren.

Schreibstil:
Im ersten Teil des Buches war ich vom Tempo der Geschichte überrascht. Es geht Schlag auf Schlag. Der Wechsel zwischen den Perspektiven – einmal aus Jacks Sicht, dann aus Remotes Sicht – die gewollten Verwirrungen durch Dinge, die nicht ausgesprochen werden und erst später zur Auflösung kommen, sind beeindruckend. Und so hielt mich der Autor zunächst in der Geschichte gefangen.

Die Perspektivwechsel behält Cortez bis zum Ende seiner Geschichte bei, sodass das Tempo rasant bleibt. Allerdings zieht sich für meinen Geschmack der zweite Teil ziemlich in die Länge. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass zwei wirklich kluge Männer aufeinander stoßen und es um Leben und Tod geht. Dennoch hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass man diesen Teil durchaus hätte abkürzen können.

Der letzte Teil ist dann recht wirr. Mir war die Verhaltensweise der Figuren nicht immer klar. Zwar kommt es am Ende zu einer Auflösung, warum es ausschließlich zu diesem Ausgang kommen musste, aber dieses Mitfiebern, was einem Thriller einen gewissen Reiz gibt, ergab sich für mich nicht wirklich. Das ist schade, denn so war ich lediglich Beobachter und fühlte mich nie wirklich mitten in der Geschichte.

Ansonsten lässt sich die Geschichte aber leicht lesen. Durch die vielen Dialoge bleibt sie bis zum Ende lebendig. Ein bisschen schade ist es, dass man sich zwar ziemlich genau vorstellen kann, wie Remotes Haus von innen aussieht, von der wundervollen kanadischen Landschaft erfährt man jedoch eher weniger. Das Hauptaugenmerk des Autors scheint in der Tat auf dem sehr körperlichen, recht blutigen und brutalen Kampf der beiden Serienkiller zu liegen. Der psychologische Aspekt, der dem Ganzen eigentlich zu Grunde liegt, kommt m.M. nach aber zu kurz – mir fehlte das Subtile.

Fazit:
Der Auftakt ins Buch verspricht vieles… das das Buch dann jedoch nicht halten kann. Mir fehlte es an wenigstens einem sympathischen Charakter und psychologischer Feinarbeit. Wer jedoch Blut und Brutalität in einem Thriller mag, wird hier nicht enttäuscht. Von mir gibt es allerdings nur 3 Sterne, weil ich die feinen Züge lieber mag.