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Veröffentlicht am 15.09.2016

Der dunkle Himmel

Dark Canopy
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In einer nicht näher bezeichneten Zukunft ist die Welt ein dunkler Ort geworden, und das nicht nur literarisch. Die Percents, fast unbesiegbare, künstlich geschaffene Soldaten für den 3. Weltkrieg, haben ...

In einer nicht näher bezeichneten Zukunft ist die Welt ein dunkler Ort geworden, und das nicht nur literarisch. Die Percents, fast unbesiegbare, künstlich geschaffene Soldaten für den 3. Weltkrieg, haben die Weltherrschaft übernommen, hassen und unterdrücken die Menschen, die kaum mehr als Sklaven für sie sind. Doch sie vertragen kein Sonnenlicht, also verdunkeln sie mit einer eigens geschaffenen Maschine eben jenes, bis auf wenige Stunden am Tag.

In dieser Welt lebt Joy, ein zu Prologzeiten erst 16jähriges, später dann 19jähriges Mädchen. Trotz ihres Namens hat sie nicht viel zu lachen, denn sie gehört einer Gruppe von Rebellen an, die außerhalb der unterdrückten Städte wohnt. Wenn die Rebellen gefasst werden, geht's ihnen schlecht, außerdem hungern und frieren sie, doch sie können sich frei fühlen. Als Joy und ein paar andere aus ihrer Gruppe in eine Stadt schleichen, um Lebensmittel einzutauschen, endet das in einer Katastrophe. Es gibt Tote unter ihnen, schwer Verletzte und sie selbst wird gefangen genommen. Das ist ihr Ende, das weiß sie, denn sie wird ausgewählt, bei einer Menschenjagd teilzunehmen - wobei sie selbstverständlich einer der Menschen ist, die gejagt werden sollen. Damit das für die Übersoldaten nicht zu einfach wird, wird sie trainiert. Ihr "Trainer" ist Neel, ein in Ungnade gefallener Percent, und der hat seine eigene Agenda.

Die Welt, wie sie uns vorgeführt wird, ist schon faszinierend, da sie gleichzeitig absurd, aber doch auch möglich erscheint. Schon jetzt gibt es tödliche Waffen, vor denen einem das Grausen kommen kann, und tödliche Soldaten herzustellen, ist bestimmt nicht nur Science Fiction heutzutage. Allein die dystopischen Ereignisse haben mich sehr gefesselt. Ernsthaft gestört hat mich jedoch die Protagonistin, Joy, denn ich konnte mit ihr nichts anfangen. Sie ist eine ganz schöne Zicke, die mich oft einfach nur genervt hat. Auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zu Neel konnte ich nicht nachvollziehen. Ich sah nicht einmal, woher sie kommen sollte, spürte keine Funken oder auch nur den Ansatz von Liebe.

Von daher ist es eine gut geschriebene, aber doch auch teilweise mit Längen behaftete Geschichte, die hier gute 3,5 Punkte abfassen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Faszinierend in seiner Andersartigkeit

Ich fürchte mich nicht
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Ich weiß nicht genau, wie man dieses Buch beschreiben kann, es ist definitiv seltsam, aber seltsam in einer guten Form, die schon wieder anziehend ist. Dabei ist die Geschichte selbst schnell erzählt. ...

Ich weiß nicht genau, wie man dieses Buch beschreiben kann, es ist definitiv seltsam, aber seltsam in einer guten Form, die schon wieder anziehend ist. Dabei ist die Geschichte selbst schnell erzählt. Juliette lebt in einer zerstörten Welt, von der man zumindest anfangs nicht viel mehr mitbekommt, als dass es militärische Machthaber gibt und der Rest der Bevölkerung unterdrückt wird. Wir befinden uns in einer nicht näher defininierten Zukunft, und Juliette ist so anders wie das ganze Buch. Sie wird als Monstrum betrachtet, denn jede ihrer Berührung kann tödlich enden.

Als wir sie kennenlernen, sitzt sie in Isolationshaft. Man fürchtet sie, fürchtet, was passiert, wenn sie jemanden mit bloßen Händen berührt, also sperrt man sie weg. Doch plötzlich bekommt sie einen Mithäftling, ausgerechnet einen Mann. Natürlich bleiben die beiden jetzt nicht den Rest des Buches in der Zelle sitzen: Juliette soll zum Spielball eines Machthabers werden, Warner, und sie soll seine Geheimwaffe darstellen. Ausgerechnet Adam, der Mann, der in ihrer Zelle auftauchte, ist einer seiner Soldaten. Und plötzlich findet sich Juliette nicht nur in einem Kampf gegen das Establishment wieder, sondern auch noch von zwei Männern angezogen.

Eigentlich passiert nicht viel in dem Buch, aber das, was passiert, geschieht auf intensive Weise in einem Schreibstil, den ich so noch nie gesehen habe. Man muss sich reinfallen lassen, dann entwickelt diese Geschichte einen unglaublichen Sog und lässt einen kaum noch los. Natürlich spielt auch Liebe eine Rolle, aber das ist - obwohl sich eine Dreiecksbeziehung andeutet - nicht so übel entwickelt wie bei den meisten anderen Jugenddystopien. Manches kratzt nur an der Oberfläche, einige der Figuren wirken ein bisschen blass, aber als Gesamtpaket ist die Story einfach fesselnd und empfehlenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Serienkiller, eine Insel, ein Mädchen auf der Flucht

Shadowlands
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Rory ist nichts Besonderes. Sie ist nicht wunderschön, geht nicht auf Partys, selbst als Crossläuferin macht sie "nur" dritte Plätze. Und trotzdem ist sie in das Visier eines völlig durchgedrehten, hochintelligenten ...

Rory ist nichts Besonderes. Sie ist nicht wunderschön, geht nicht auf Partys, selbst als Crossläuferin macht sie "nur" dritte Plätze. Und trotzdem ist sie in das Visier eines völlig durchgedrehten, hochintelligenten Serienkillers geraten - und als sie ihm entkommt, fängt das Grauen erst an. Vierzehn Mädchen hat er getötet, und keine, nicht eine einzige konnte fliehen. Rory wird nicht die Erste werden!

Das FBI schätzt den Mann als so gefährlich ein, dass Rory samt ihrer Familie (Vater und Schwester, die Mutter ist vor Jahren an Krebs gestorben) in ein Zeugenschutzprogramm kommen. Unter einem falschen Namen werden sie Einwohner einer Insel, wie sie idyllischer wohl kaum sein könnte. Doch Rory fühlt sich vom ersten Moment an verfolgt und dass die Jugendlichen hier auf der Insel sie zu beobachten, ja regelrecht zu umwerben scheinen, hilft ihr nicht weiter. Und dann verschwinden Leute, sie hört das Lied, das der Killer immer pfiff, jemand hinterlässt "Geschenke". Und dann ist auch ihre Schwester fort, und sie weiß genau, was das bedeutet ...

Wow. Ich habe das Buch vor mehreren Stunden beendet, und es beschäftigt mich noch immer. Eigentlich waren alle Anzeichen vorhanden, immer wieder zeigt uns die Autorin, was tatsächlich passiert, doch das tarnt sie so gut, dass man am Ende das Buch zuklappt und sich denkt: Verdammt, wie konnte ich wirklich alle Anzeichen übersehen? Und überhaupt: Wie genau funktioniert das jetzt alles? Tatsächlich lässt uns die Autorin vieles selbst interpretieren, was wahrscheinlich für einige Leser äußerst unbefriedigend sein dürfte. Alle anderen dürfen sich auf einen Jugendthriller freuen, der zwar einerseits sehr das jugendliche Thema bedient (heiße Jungs, schöne Mädchen), aber auch regelmäßig für Grusel und Gänsehaut sorgt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Welt aus Rot und Silber

Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)
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Was mir schon einmal sehr gut gefallen hat: Die Autorin verschwendet keine Zeit, uns ihre Welt groß zu erklären. Mit dem ersten Satz sind wir drin, werden sozusagen als Nichtschwimmer ins Becken geworfen ...

Was mir schon einmal sehr gut gefallen hat: Die Autorin verschwendet keine Zeit, uns ihre Welt groß zu erklären. Mit dem ersten Satz sind wir drin, werden sozusagen als Nichtschwimmer ins Becken geworfen und sollen zusehen, ob wir instinktiv paddeln können. Ich konnte, aber bestimmt ist das nicht jedermanns Sache.

Wir treffen hier auf Mare, die eine Rote ist. Die Roten sind kaum mehr als billige Arbeitskräfte für die Silbernen, welche die Welt beherrschen aufgrund ihrer überragenden Technologie - und als wäre das nicht genug, beherrschen sie auch noch Magie. Und zwar nur sie, die Silbernen, die Roten nicht. Zumindest ist es das, was Mare ihr ganzes Leben lang erzählt wurde und was sie geglaubt hat. Denn dass das nicht so ganz stimmen kann, wird klar, als sie in Lebensgefahr gerät. Als ein paar Rote mehr oder weniger des Spaßes wegen sie opfern wollen, entkommt sie mit Hilfe von Magie. Natürlich kann die herrschende Familie das so nicht durchgehen lassen, sie kidnappen Mare, nehmen sie mit und geben sie für eine verschollene Verwandte aus. Auf gar keinen Fall darf herauskommen, dass sie keine Silberne ist, denn im Roten Volk brodelt bereits jetzt Rebellion, und wenn jeder wüsste, dass auch sie zu Magie fähig wären ... nicht auszudenken für die Silbernen. Deshalb verloben sie Mare sogar mit dem jüngeren Prinzen, alles, um den Schein zu wahren. Doch man kann ein Volk nur so und so lange unterdrücken, bis es sich auflehnt, und plötzlich sitzt Mare zwischen allen Stühlen.

Eine sehr interessante Welt, die hier entworfen wird. Einerseits kommt es einem fast mittelalterlich vor, zumindest, wie die Roten leben müssen, andererseits sind die Silbernen durchaus mit Technik ausgerüstet. Darauf muss man sich einlassen, auch dass es hier keine märchenhaften Geschehnisse sind. Da wird intrigiert, gehasst, Mordversuche unternommen. Das Buch ist durchaus fesselnd geschrieben mit nur wenigen Längen, die sich für mich meist aus der Interaktion mit dem älteren Prinzen ergaben. Das typische Ich-liebe-ihn-ich-hasse-ihn-ich-liebe-ihn, na ja, ist ja ein Jugendbuch, das muss so wahrscheinlich.

Immerhin war nicht alles völlig vorhersehbar, zumindest ich habe die Wendung zum Schluss so nicht kommen sehen, das war clever. Zusammengefasst: Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und werde auch den Folgeband lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alice, Wittgenstein und die Philosophie der Morde

Der Tote im Moor
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Alice ist fast zwölf, und das ist schon der zweite Band, in dem sie einen Fall lösen muss. Nachdem sie am Ende von Buch eins ihre Schule verlassen musste, ist sie gezwungen, sich mit neuen Mitschülern ...

Alice ist fast zwölf, und das ist schon der zweite Band, in dem sie einen Fall lösen muss. Nachdem sie am Ende von Buch eins ihre Schule verlassen musste, ist sie gezwungen, sich mit neuen Mitschülern und einer neuen Schule herumzuärgern. Die Einzige, mit der sie Kontakt hat, ist die künstlerisch begabte Lisa Bork, und ausgerechnet die wird eines Tages beschuldigt, ihren eigenen Vater umgebracht zu haben. Die Beweise scheinen klar zu sein: Man hat sie regelrecht auf frischer Tat ertappt, das blutige Messer noch in der Hand. Fall erledigt.

Fall erledigt? Nicht für Alice. Zusammen mit ihrem einzigen Freund, dem dicken, aber treuen Tom, ermittelt sie wieder einmal auf eigene Faust, unterstützt nicht nur von Toms Computerkenntnissen und ihrem eigenen scharfen Verstand, sondern auch von dem Philosophen Wittgenstein, der zwar seit Jahrzehnten tot ist, aber für den das kein Grund ist, nicht mit Alice zu reden.

Klingt alles ein bisschen abgedreht? Klar, ist es auch. Immerhin spielt es im Allgäu (no offence, liebe Allgäuer!), im hinterletzten Dorf der hinterletzten Gemeinde. Und wie das in so abgeschiedenen Dorfgemeinschaften ist, hat dort jeder Zweite eine Leiche im Keller - hier geradezu im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte wird aus Alice Sicht erzählt, und die Gedanken des Mädchens zu lesen, war ein wahrer Genuss. Gleichzeitig kindlich und doch extrem frühreif, scharfsinnig bis zur Hochbegabung, selbstverständlich missverstanden von denen, die ihr geistig das Wasser nicht reichen können (also prinzipiell von fast allen!) kommt sie mit ihrer locker-flockig-cleveren Attitüde wirklich hässlichen Verbrechen auf die Spur.

Prädikat: Empfehlenswert, besonders für Leute, die sich bei der großmäuligen Göre Flavia de Luce nur gelanweilt haben.