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Veröffentlicht am 20.02.2021

K. O. für unser Schulsystem?

Die 10 Todsünden der Schulpolitik
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Bei der Streitschrift aus dem claudius-Verlag handelt es sich um ein kleines Büchlein mit gerade mal knapp 130 Seiten. Doch in dieses kleine Format ist eine große Fülle an Informationen gepresst, warum ...

Bei der Streitschrift aus dem claudius-Verlag handelt es sich um ein kleines Büchlein mit gerade mal knapp 130 Seiten. Doch in dieses kleine Format ist eine große Fülle an Informationen gepresst, warum das Schulsystem Deutschlands zwar hochgelobt und trotzdem im internationalen Vergleich nur im Mittelmaß versinkt.

Es ist ein sehr zwiegespaltenes Thema. Auf der einen Seite bedarf unser, durch das föderale System, sehr zerfasertes Schulsystem einer großen Reform, um viele Missstände aufzuarbeiten. Auf der anderen Seite haben uns die vielen Reformen, die in den letzten Jahrzehnten umgesetzt wurden, erst in diese missliche Lage gebracht.

Heinz-Peter Meidinger fasst in seinem Buch die größten Sünden, die unseren Schulen und damit den Schülern, Lehrern und Eltern angetan wurden, in 10 kurzen, aber sehr prägnanten Kapiteln zusammen. Einige misslungene Reformen könnten ohne größere Probleme rückgängig gemacht werden. Anderes bedarf eines hohen Kapitaleinsatzes, wie die Digitalisierung aber auch eine bessere Lehrerversorgung. Beide sind nicht durch eine einmalige Geldzuwendung realisierbar.

Auch die ideologische Ausrichtung unseres Schulsystems muss neu gedacht werden. Die Fokussierung auf die akademische Bildung hat der Schullandschaft und letztendlich auch unserer Wirtschaft sehr geschadet.

Letztendlich wäre eine sehr umfassende Schulreform notwendig. Dabei darf nicht in kurzen Zeitspannen gedacht werden. Alle Beteiligten müssen dafür gehört werden, Experten genauso wie die Praktiker, also die Lehrer und auch die Schüler und Eltern.

Der Autor endet seine Streitschrift mit einem kurzen Kapitel mit Ratschlägen für eine bessere Bildungspolitik. Das macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Insgesamt eine sehr kurzweilige und aufschlussreiche Lektüre über unser Schulsystem und warum alle den Eindruck haben, dass etwas in der Schulpolitik gewaltig schiefläuft.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Mord im beschaulichen Surrey

Nacht ohne Gesicht
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Inspector Madden wird an einen Tatort ins beschauliche Surrey gerufen.
In einem idyllischen Herrenhaus werden vier brutal ermordete Leichen gefunden.

Der Sommer 1921 scheint endlos. England hat sich ...

Inspector Madden wird an einen Tatort ins beschauliche Surrey gerufen.
In einem idyllischen Herrenhaus werden vier brutal ermordete Leichen gefunden.

Der Sommer 1921 scheint endlos. England hat sich vom Ersten Weltkrieg noch nicht ganz erholt.

Colonel Fletchers Landhaus entpuppt sich somit zum wahr gewordenen Albtraum. Maddens lange Erfahrung beim Scotland Yard lässt ihn hier im Stich. Doch seine Zeit im Krieg macht im schnell klar, dass die Ausführung der Tat ihn an die Kriegsgeschehnisse in Flandern erinnern. Verängstigt beginnt er zu begreifen, dass der Mörder bereits weitere Opfer ins Visier genommen hat.

Die kleine Tochter des Hauses hat in ihrem Versteck den Mordanschlag auf ihre Familie überlebt. Inspector Madden ist sich jedoch nicht sicher, ob man ihr Überleben als Glück bezeichnen darf. Die Bilder, die das verstummte Mädchen daraufhin zeichnet, lassen Madden das Mark in seinen Knochen gefrieren.

Mit wenig Unterstützung der örtlichen Polizei ermittelt Madden und stößt auf weitere Hinweise, die nahelegen, den Täter als ehemaligen Soldaten einzustufen. Während die Polizeistation in Surrey den Mörder immer noch unter den örtlichen Dieben und Einbrechern sucht, findet Madden im nahegelegenen Wald ausgehobene Erdlöcher…

Vorweg muss ich mir als Leser die Frage stellen, warum dieser gut gesponnene psychologische Thriller unter dem Genre „Roman“ veröffentlicht wurde. Bereits nach den ersten Seiten ist spätestens jedem Leser klar, dass es sich hierbei auf gar keinen Fall um einen Roman handeln kann…

Mit Inspector Madden schafft Rennie Airth einen klassischen Ermittler. Bepackt mit eigenen dunklen Kriegserfahrungen fällt es Madden nicht leicht, diesen Fall zu übernehmen. Madden ist überzeugt, dass hier reine kriminelle Ermittlung nicht zum Täter führen wird und beschließt, die einzige Überlebende und potenzielle Zeugin einer Psychoanalyse zu unterziehen.

Gekonnt umschifft Madden dabei allerlei Widerstand und überzeugt mit Fachkenntnis und Mut, neue Wege in der Polizeiarbeit anzutreten. Klar, dass die örtliche Polizei und Madden auf Dauer keine Freundschaft schließen werden.

Ein gelungener spannender Einstieg in die Nachkriegszeit und deren düsteren Nachwehen.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Auf Frieden folgt Krieg

Im Schatten des Granatapfelbaums
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Der Frieden in Granada ist zu Ende. Wir schreiben das Jahr 1499 und die Welt steht Kopf.

Die Wände des maurischen Königreichs bröckeln. Religiöser Fanatismus, Macht und Geldgier regieren mit. Der spanische ...

Der Frieden in Granada ist zu Ende. Wir schreiben das Jahr 1499 und die Welt steht Kopf.

Die Wände des maurischen Königreichs bröckeln. Religiöser Fanatismus, Macht und Geldgier regieren mit. Der spanische König Ferdinand und seine Königin Isabella schaffen es, mit Hilfe der kirchlichen Inquisition ihre Macht ausreichend zu demonstrieren.

Für die muslimische Bevölkerung bedeutet diese Machtübernahme Flucht, Verlust von Heimat und der Aufgabe der eigenen Identität.

Umar steht also vor einer Wahl, die eigentlich keine ist. Als aufgeklärter Moslem muss er und seine Familie um sein Gut bangen.

Tariq Ali erzählt durch die einzelnen Familienmitglieder dieses traurige Kapitel unserer Geschichte. Was Ausgrenzung, Fanatismus und Vertreibung aus Menschen macht, sehen wir Tag für Tag.

Als Leser dürfen wie einen tiefen Einblick in diese Zeit miterleben. Atemberaubende Kunst, Bildung und ein Miteinander treffen auf Machtgier einiger weniger Menschen. Untermauert wird dies mit fadenscheinigen religiösen Weltanschauungen.

Tariq Ali fasziniert mit seiner Erzählweise. Er blickt tief mit den Augen der einzelnen Familienmitgliedern Umars auf sein Granada im Jahr 1499.

Die Vergangenheit wird immer wieder in unserer Geschichte zur Zukunft. Lehrreiche Stücke unserer Zeitgeschichte machen uns dennoch zu keinen besseren Menschen.

Mutig tritt Tariq Ali auch gegen Vorbehalte diverser religiöser Gruppen ein. Religion scheint schon immer eine Auslegungssache zu sein.

Bewaffnet mit schonungsloser Offenheit zeigt Tariq Ali, dass Koran und Bibel sich in ihrer Erzählung gar nicht so uneinig sind und dass man sich als Mensch und Gläubiger, egal welcher Weltreligion immer für das Gute im Menschen und für den gesunden Menschenverstand entscheiden sollten.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Hör auf Deinen Bauch

Essen gut, alles gut
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Wie wir lernen, wieder auf unseren Bauch zu hören

Überall lauern sie, die Diätpläne und konfusen Ernährungstipps. JoJo-Effekt und Mangelernährung ist vorprogrammiert.

Doch was ist überhaupt Ernährung, ...

Wie wir lernen, wieder auf unseren Bauch zu hören

Überall lauern sie, die Diätpläne und konfusen Ernährungstipps. JoJo-Effekt und Mangelernährung ist vorprogrammiert.

Doch was ist überhaupt Ernährung, woher kommen all diese Tipps und Tricks?

Der Einstieg in das Sachbuch fällt leicht, denn die inneren Werte zählen hier und gehen über den so beliebten Body-Mass-Index hinaus. Satt werden ist hier die Devise und das möglichst gesund mit Freunde, denn das Hirn und das Auge essen selbstverständlich mit.

Weiter geht es mit etwas Fachwissen. Für jeden Esser gelten andere Regeln und andere Bedürfnisse. Doch wie wird man diesem gerecht?

Wir beschäftigen uns weiter mit Lebensmitteln und was Wasser für uns bedeutet. Über Eiweiße, Kohlenhydrate und zu diversen Stoff- und Ölwechseln gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, den gesunden Einstieg zu schaffen.

Ein paar Spielregeln zum Schluss geben dem Leer noch weitere Ideen und Hinweise, wie wir uns gesund ernähren, ohne zu viel Verzicht üben zu müssen.

Die Kapitel werden mit leckeren Rezepten abgeschlossen. Nachkochen ausdrücklich erwünscht!

Dr. Heike Niemeier macht es einem leicht, sich selbst in diesem Ratgeber zu finden. Ganz auf den Patienten einzugehen und sich selbst in den gut geschilderten Beispielen wiederzuerkennen gelingt spielend.

Als Allergikerin ist man natürlich schon ein wenig geschult und es fällt mir leicht, mich mit der Materie „Lebensmittel“ zu befassen. Dennoch habe ich tolle Tipps und Tricks neu entdeckt und nehme auch ein paar leckere Rezepte mit auf die nächste Einkaufsliste.

Niemeier schafft es, nicht zu sehr in Detail zu gehen. Für mich also ein gelungenes Nachschlagewerk. Besonders die Tipps, ausreichend zu Trinken und Fehlverhalten und ungesunde Verhaltensweisen so nach und nach einfach aus dem Alltag zu streichen hat mir sehr gut gefallen. Aus Frust wird so schnell Genuss und das macht doch unsere Ernährung aus.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Frankfurts Bahnhofsviertel

Happy birthday, Türke!
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Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in hessischen Frankfurt und natürlich mit sämtlichen Klischees behaftet, die es so gibt.

Sein neuer Fall kommt ihm gerade etwas unpassend. Seit geraumer Zeit nervt ...

Kemal Kayankaya ist Privatdetektiv in hessischen Frankfurt und natürlich mit sämtlichen Klischees behaftet, die es so gibt.

Sein neuer Fall kommt ihm gerade etwas unpassend. Seit geraumer Zeit nervt ihn eine Wespe in seinem Büro und als er dieses fiese Ding endlich zu fassen bekommt, klingelt es an der Tür.

Die Auftraggeberin befindet sich in tiefer Trauer. Die junge kleine Türkin erzählt Kayankaya vom Tod ihres innig geliebten Mannes. Nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ermittelt die Polizei nur schleppend. Das es sich bei dem Fundort der Leiche um ein Bordell handelt, scheint die junge Witwe nicht wirklich zu beschäftigen und Kayankaya braucht dringend ein wenig Geld.

Ein kleines Problem verheimlicht er allerdings seiner Auftraggeberin, die natürlich selbstverständlich davon ausgeht, dass er fließend türkisch spricht. Doch der Tausend-Mark-Schein ist einfach zu verlockend.

Die Ermittlungen führen ins Drogenmillieu. Mit der Holzhammermethode macht er sich bei der örtlichen Polizei natürlich nicht gerade Freunde, aber beim Pensionär Löff stößt er auf offene Ohren, bis der erste Drohbrief reinflattert.

Mit viel hessischem Charme schafft es Kayankaya schnell, sich Durchblick im Frankfurter Bahnhofsviertel zu verschaffen.



Jakob Arjouni macht es einem sehr leicht, Kayankaya zu mögen. Der frischgebackene Privatdetektiv nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt den Leser schnell mal laut auflachen. Feiner Humor und gut gezeichnete Charaktere machen diesen Roman/Krimi, wenn auch nur 170 Seiten lang zu einem abendfüllenden Programm.

Das der Krimi im Jahr 1983 spielt und im klassischen Chandler/Marlow-Stil geschrieben ist, macht schon nach den ersten paar Seiten Lust auf mehr. Doch leider ist Jakob Arjouni bereits an einem Krebsleiden früh verstorben.

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