Cover-Bild Die Spur des Schweigens
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 31.08.2020
  • ISBN: 9783453270480
Amelie Fried

Die Spur des Schweigens

Roman
Journalistin Julia schlägt sich mühsam als freie Schreiberin durch und träumt von der großen, investigativen Story. Sie erhält einen Hinweis auf mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut. Der Me-too-Debatte überdrüssig, geht sie dem Verdacht zunächst nur halbherzig nach. Als sich aber die erste Betroffene bei ihr meldet und Julia den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt, ist ihr Reporterinnen-Instinkt geweckt.

Am Institut stößt sie auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung – und auf eine schockierende Verbindung zu ihrem Bruder Robert, der zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Plötzlich muss Julia sich unangenehme Fragen stellen: Was hat Robert mit dem Selbstmord einer chinesischen Doktorandin zu tun? Warum wurde seine Leiche nie gefunden? Hat sie all die Jahre etwas übersehen?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2021

Die Spur des Schweigens

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Der Roman handelt von der MeeToo-Debatte, von der nicht nur die Protagonistin genervt ist. Entgegen ihrer Vorbehalte zeigt sich jedoch, dass dieses Thema durchaus sehr ernst genommen werden muss. Im Zuge ...

Der Roman handelt von der MeeToo-Debatte, von der nicht nur die Protagonistin genervt ist. Entgegen ihrer Vorbehalte zeigt sich jedoch, dass dieses Thema durchaus sehr ernst genommen werden muss. Im Zuge ihrer journalistischen Tätigkeit ermittelt Julia über sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch an einem wissenschaftlichen Institut, an welchem ihr vor Jahren verschollener Bruder gearbeitet hat. Die Fäden ihrer Ermittlung über die Missbrauchsfälle laufen mit denen der Geschichte ihres Bruders zusammen, weshalb Julia immer mehr selbst in das Geschehen involviert wird. Insgesamt ein spannender Plot, der sich gut lesen lässt. Die Autorin schreibt klar und nachvollziehbar. Die Dialoge sind meist recht amüsant. Kritik lässt sich jedoch am Ausgang der Geschichte üben, da das Ganze trotz schwieriger Umstände für einige Beteiligte zu sehr nach Friede, Freude, Eierkuchen - Happy-End klingt. SPOILER: Die Tatsache, dass Julia mit dem verdächtigen Dozenten ins Bett geht, scheint sehr naiv und wird auch nur sehr kurz erzählt. Umso mehr verwundert es, dass Julia Preise für ihre journalistische Arbeit erhält, obwohl sie sich in dieser Hinsicht (für die Öffentlichkeit deutlich sichtbar) äußerst unprofessionell verhalten hat.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

#MeToo – Ein spannender, erschreckend ehrlicher

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Infos zum Buch

Autor: Amelie Fried
Verlag: Heyne
Seitenanzahl: 496
Preis: 22,00 € [Hardcover] 12,99 € [eBook]
ISBN: 9783453270480
Erschienen am September 2020

Erster Satz

Der Tag, der Julias Leben für ...

Infos zum Buch

Autor: Amelie Fried
Verlag: Heyne
Seitenanzahl: 496
Preis: 22,00 € [Hardcover] 12,99 € [eBook]
ISBN: 9783453270480
Erschienen am September 2020

Erster Satz

Der Tag, der Julias Leben für immer verändern sollte, begann mit dem Kreischen einer Motorsäge.

Darum geht es

Julia Feldmann arbeitet als Freie Journalistin und ackert sich den Arsch ab. Sie kommt grade so um die Runden, da drückt ihr Chef ihr einen Auftrag in die Hand. An einem renommierten Forschungsinstitut sollen Frauen öfters belästigt werden. Ausgerechnet an dem Institut an dem einst auch ihr Bruder gearbeitet hat. Ihr Bruder, der vor Jahren spurlos verschwunden ist. Julia, anfangs skeptisch gegenüber den Behauptungen der Frauen, kommt in ihren Recherchen schnell der dunklen, erschreckenden Wahrheit auf die Spur. Auch Zusammenhänge zu ihrem Bruder fallen ihr auf. Julia versucht heraus zu finden, was genau an diesem Institut hinter verschlossenen Türe vor sich geht und gerät dadurch selbst in Gefahr. Doch so leicht lässt sie sich nicht den Mund verbieten.

Wie es mir gefallen hat

Der Titel passt einfach wahnsinnig gut zu der Geschichte, was mir jetzt erst im Nachhinein richtig bewusst wird. Ich habe nach dem Lesen einige Tage bedenk Zeit gebraucht, um mir darüber bewusst zu werden, wie ich den Roman bewerten soll. Am Ende ist es doch positiv ausgefallen.

Über die Cover Gestaltung

Das Cover ist einfach so schön gestaltet. Es ist einem ganz außergewöhnlichen Stil und sticht dadurch sofort heraus. Auch die Aufteilung des Covers, sowie die Platzierung des Titels gefallen mir sehr gut.

Über den Schreibstil

Teilweise etwas ausschweifend und trocken, aber auch lebendig und spannend geschrieben. Der Stil hat mir ganz gut gefallen, konnte mich aber nicht gänzlich überzeugen. An einigen Stellen kam mir das Buch zu langatmig vor, mir fehlte die Spannung. Aber trotzdem ließ es sich allgemein fließend lesen.

Sie kannte allerdings auch die Bereitschaft der Öffentlichkeit, zunächst die Darstellung der Frauen in Zweifel zu ziehen statt die der Männer. Und die Version »erfolglose Journalistin baggert angesehenen Wissenschaftler an und rächt sich mit Missbrauchsvorwürfen, als er nach einem One-Night-Stand nichts mehr von ihr wissen will« klang deutlich überzeugender als »sehr gut aussehender, charmanter, erfolgreicher Wissenschaftler, dem die Frauen zuhauf hinterherlaufen, vergreift sich brutal an Studentinnen«
– Seite 322

Über die Charaktere

Julia gefiel mir als Protagonistin ganz gut, auch wenn sie ihre Ecken und Kanten hat. Vom Alter her konnte ich mich wenig mit ihr identifizieren, auch mit ihren Gewohnheiten und Lebensumstände hatten wir wenig gemein. Dennoch kam ich erstaunlich gut mit ihr zurecht. Sie wuchs mir richtig ans Herz. Im Verlauf der Geschichte sieht man auch hervorragend, wie sie sich weiterentwickelt. Anfangs war Sie nämlich richtig Klischeehaft.

Dafür nehme ich mal ein Zitat von Mias Anker, die das hervorragend beschrieben hat: »Genauer gesagt ist sie das Klischee aller Klischees. Ich spreche von den üblichen „Bildest du dir das nicht ein?“ und „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?“ – Fragen bis hin zu Aussagen wie „Du musst reden, sonst machst du dich mitschuldig!“«

Doch im Verlauf der Handlung erkannte sie selbst, wie falsch das war und setzte wirklich alles daran, diese Ungerechtigkeit, diese Straftat aufzudecken. Dabei setzte sie sich selbst einigen Gefahren aus. Also auch wenn es mich anfangs ärgerte, wie unsensibel und unsympathisch sie war, so wurde es doch besser.

Nebenfiguren

Sebastian, alias der Gewichtheber. Er hat mir von Beginn an sehr gut gefallen und mein Herz erobert. Er war von der ersten Szene an freundlich, witzig, liebevoll und charmant. Ein Hauptgewinn. Leider kam er doch recht wenig in der Geschichte vor.

Nina und Kathrin sind wunderbare Freunde und unterstützen Julia wo es nur geht. Die beiden kamen regelmäßig im Buch vor und sorgten immer wieder für Witz. Die beiden fand ich auch ganz wunderbar, eine nette, alltägliche Abwechslung zu den anderen Nebenfiguren, die Julias das Leben schwer machten.

Chris, Höger und Dettmer. Es gab in diesem Buch viele männliche Figuren, die dem Geschlecht wirklich keine Ehre gemacht haben. Von Chris mal abgesehen, der doch irgendwo ein netter Kerl war, waren die anderen doch richtige Kotzbrocken. Arrogant, sexistisch und machthungrig. Besonders Höger ist mir in der Handlung auf die Nerven gegangen. Er widerte mich richtig an.

Es gab noch zahlreiche weitere Nebenfiguren, teilweise wichtig, teils eher Nebensächlich. Alle haben perfekt zur Handlung gepasst und sorgten dafür, dass die Geschichte lebendig wurde. Leider waren einige dann doch zu viel, zu unnötig. Meiner Meinung nach hätte die Autorin sich auf die Hauptfiguren fokussieren sollen und ebenso auf die Haupthandlung.

Über die Handlung

Ich fand schnell in die Handlung und verfolgte gespannt dir Ermittlung der Journalistin. Auch die kleineren Einblicke in ihren Alltag haben mir gut gefallen, doch ab und an schweifte die Autorin doch etwas vom eigentlichen Thema ab. Das Buch hätte bestimmt 100 Seiten weniger haben können.

Mir hätte es besser gefallen und es hätte bestimmt auch mehr Spannung erzeugt, wenn die Autorin sich auf die Recherche konzentriert hätte, auf die Geschichte vom Institut. Die Suche nach Julias Bruder fand ich noch ganz schön mit eingebunden, grade auch weil ihr Bruder ja im Zusammenhang mit dem Institut steht. Alles andere außen herum hätte aber ruhig weggelassen werden können, sprich die längeren Szenen mit der Mutter, oder die kleineren Aufträge zwischen drin. So wäre die Handlung schneller voran gekommen und auch die Spannung stetig gestiegen.

Sehr gut fand ich, dass die Autorin einfach die erschreckende Wahrheit aufgezeigt hat. In diesem Buch zeigt sie genau, wie es den Betroffen geht, warum sie sich nicht trauen darüber zu sprechen und wie aktuell, wie allgegenwärtig dieses Thema leider in unserer Gesellschaft verankert ist.

Anmerkung: Ich rate all jenen davon ab, das Buch zu lesen, die mit solchen ernsten, erschreckenden Themen nicht umgehen können. Auch mir ging es ganz schön nahe.

Fazit

Teilweise langatmige, ausschweifende Handlung, aber dennoch gelunger, erschreckend ehrlicher Roman.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Erschütternde Themen

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"Lassen Sie sich nicht auseinander dividieren. Diesen Kampf können wir Frauen nur gemeinsam gewinnnen!"


Ich find die Idee, die hinter dem Buch steckt sehr tiefrgründig. Dass das Buch nicht nur reiner ...

"Lassen Sie sich nicht auseinander dividieren. Diesen Kampf können wir Frauen nur gemeinsam gewinnnen!"


Ich find die Idee, die hinter dem Buch steckt sehr tiefrgründig. Dass das Buch nicht nur reiner Text ist, sondern auch E-Mails vorzufinden sind, ist sehr abwechslungsreich. Toll war auch, dass man ab und zu Einblicke in die Vergangenheit bekommen hat und auch Einblicke in den Job als Journalistin bzw. in die mediale Welt (Zeitung, Gericht, Nachrichten etc.). Ich konnte mich irgendwo in der Protagonistin wiederfinden, denn sie ist eine sehr willensstarke Feministen, auch wenn sie sich nicht so bezeichnen würde und außerdem ist sie total ehrgeizig und zielstriebig. Mein Lieblingscharakter ist auf jeden Fall die Mutter, die mich gegen Ende einfach immer zum schmunzeln gebracht hat, auch wenn die Stimmung des Buches sehr "deprimierend war".
Ich fand die Thematiken, die behandelt wurden einfach nur erschreckend, denn es ist schwer vorzustellen wie man mit so etwas umgeht.

Da das Buch in der dritten Person geschrieben wurde, hat es eine Zeit lang gedauert, um richtig in die Geschichte zu kommen und sich mit den Charakteren "anzufreunden". Ich glaube, wenn das Buch aus z.B der ersten Person geschrieben wurde, würde es mir eventuell noch besser gefallen. Manchmal waren die Zeitsprünge ein wenig schwer zu verstehen, aber man gewöhnt sich auf jeden Fall mit der Zeit daran. Ich konnte während ich das Buch gelesen habe kaum richtig mitfiebern, weil die Geschichte jedesmal nach einer Spannenden Erkenntnis Länge gefunden hat und abgeflacht wurde. Die Protagonistin und ich haben einen sehr krassen Altersunterschied, weshalb ich mich manchmal schwergetan habe, ihre Art des Denkens und Handelns ganz nachzuvollziehen.

Ich würde trotzdem dieses Buch denen empfehlen, die eher Themen lesen wollen, die erschütternd sind.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Familiengeschichte mit Krimi-Elementen...

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Die ca. 40-jährige Julia Feldmann arbeitet als freie Journalistin bei einem Gesundheitsmagazin.
Sie kämpft sich durch den Alltag, findet die Beschäftigung mit Venenleiden nicht besonders reizvoll, hangelt ...

Die ca. 40-jährige Julia Feldmann arbeitet als freie Journalistin bei einem Gesundheitsmagazin.
Sie kämpft sich durch den Alltag, findet die Beschäftigung mit Venenleiden nicht besonders reizvoll, hangelt sich von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob und träumt vom Durchbruch und von DER Enthüllungsstory schlechthin.

Auch das aktuelle und private Drumherum ist nicht ganz leicht. Beziehungstechnisch läuft es alles andere als vielversprechend, ihre Mutter wird zunehmend dement und ihre Wohnung wurde ihr wegen Eigenbedarf gekündigt.
Und was dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist, dass ihr Bruder Robert vor ca. 12 Jahren nicht von seinem Trekkingurlaub in Norwegen zurückkam. Niemand hat eine Ahnung von dessen Verbleib oder Schicksal.
Er ist seither verschwunden. Niemand weiß, ob er überhaupt noch am Leben ist.
Der Verlust begleitet sie schmerzlich und immer wieder wird sie von Erinnerungen eingeholt und Gefühlen übermannt.

Eines Tages erhält Julia einen Hinweis, der ihren journalistischen Wissensdurst wecken könnte, der sie zunächst aber nicht besonders neugierig macht, weil sie der Thematik des Hinweises überdrüssig ist:
Es geht um sexuelle Belästigung und sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz.
Julia ist schlicht genervt von dem öffentlichen Rummel, der um dieses Thema gemacht wird und steht ihm eher skeptisch gegenüber.

In einem renommierten Forschungsinstitut soll es zu Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch gekommen sein.
Schließlich meldet sich eine Betroffene bei ihr und spätestens, als sie den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt und vom Suizid einer chinesischen Studentin erfährt, sind ihre journalistischen Antennen ausgefahren.
Noch ahnt sie nicht, dass genau dieser Auftrag ihrem Leben eine drastische Wende geben wird, dass sie dunkle Familiengeheimnisse aufdecken und ihrem Bruder, der an diesem Institut gearbeitet hat, auf die Spur kommen wird.

Obwohl sie zunächst auf eine Mauer des Schweigens stößt, bekommt Julia nach und nach eine Ahnung davon, was im Institut vor sich geht.
Sie spürt bei ihren Nachforschungen fragwürdige Machenschaften auf und entdeckt Machtmissbrauch, Geheimnisse, Schweigen und Vertuschung.

Sie fragt sich, ob die Frauen wirklich belästigt wurden, oder ob es sich in Wahrheit um ein Komplott gegen die Führungskräfte handelt.

All das kann sie mit einer gewissen Distanz und Nüchternheit betrachten, aber als sie mehr oder weniger zufällig eine unfassbare und bestürzende Spur zu ihrem verschollenen Bruder wittert, ist sie im Nu persönlich involviert und betroffen.

Steht Robert mit dem Suizid einer chinesischen Doktoranden in Verbindung?
Was ist mit ihrem Bruder passiert?
Lebt er noch, musste aber untertauchen, weil er sich etwas zu Schulden kommen ließ oder weil er zu viel wusste?
Hat er sich suizidiert?
Wurde ihm etwas angetan?
Hatte er einen Unfall?
Warum wurde seine Leiche nie gefunden?
Hat sie sich all die Jahre etwas vorgemacht?
Was hat sie übersehen?

Die Trauerverarbeitung konnte und kann wegen all dieser offener Fragen noch nicht abgeschlossen werden.

Neben der Journalistin Julia lernen wir auch die private Julia kennen, die sich um ihre demenzkranke Mutter kümmert, die zwei zuverlässige Freundinnen, Kathrin und Nina, hat und die den Verlust ihres Bruders Robert, den wir in Rückblenden kennenlernen, noch nicht verwunden hat.

Abwechselnd und mühelos tauchen wir in zwei Handlungsstränge ein, wobei wir immer die ca. 40- jährige Protagonistin Julia begleiten:
Einerseits im Kontext ihrer tragischen Familiengeschichte und andererseits vor dem Hintergrund ihrer journalistischen Tätigkeit.
Wir verfolgen eine turbulente Entwicklung im privaten und skandalöse Entdeckungen im beruflichen Bereich.

Amelie Fried zeichnet ihre Protagonistin in all ihrer Komplexität, Vielschichtigkeit und Unzulänglichkeit.
Wir lernen ihre sympathischen, selbstdestruktiven und weniger reizvollen Seiten kennen und es fällt leicht, mit ihr zu fühlen, zu hoffen, zu leiden und sich mit ihr zu freuen.
Julia ist eine Person aus Fleisch und Blut mit Ecken und Kanten.
Auch die anderen Personen und die geschilderten Geschehnisse werden authentisch und realitätsnah dargestellt.

Sehr gelungen empfinde ich, dass die MeToo-Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und überhaupt nicht platt und klischeehaft dargestellt wird und dass Tagebucheinträge eingestreut werden, die die Geschichte noch abwechslungsreicher machen.

Mir gefällt die gelungene Verwebung von Vergangenheit und Gegenwart sowie die geschickte Vernetzung des MeToo-Themas mit den familiären und persönlichen Belastungen und Herausforderungen der Protagonistin.

Die Autorin verpackt ein interessantes, wichtiges und aktuelles Thema in einen Unterhaltungsroman, der sich flüssig, einfach und leicht lesen lässt und aufgrund seines eindringlichen Schreibstils enorm fesselt, so dass man ihn in einem Rutsch weglesen kann.

„Die Spur des Schweigens“ erfüllt sicher keine hohen literarischen Erwartungen, ist aber unterhaltsam und entspannend. Es ist ein intensives und kurzweiliges Leseerlebnis.

Auf die Frage nach dem Genre würde ich antworten, dass es sich hier um eine Familiengeschichte mit Krimielementen handelt, die das brandaktuelle und sensible Sujet „sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ aufgreift und weitere wichtige gesellschaftspolitische und soziale Themen, wie Demenz, Alkohol als Selbstmedikation, Bindungsängste, Machtmissbrauch, soziale Medien als Platform für Anfeindungen und Demütigungen, Probleme junger Ausländer mit unserer Kultur oder Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter, streift.
Trotz dieser thematischen Vielfalt wirkte der Roman, in dem man auf Schritt und Tritt Geheimnissen und Tabus begegnet, auf mich nicht überladen, sondern eher wie das echte Leben, in dem es ja auch keine Begrenzung der Themenvielfalt gibt.

Die Autorin hat sich an viele heikle Themen herangewagt, sie differenziert beleuchtet und unterhaltsam verpackt.

Es ist ein ideales Buch für ein verregnetes Wochenende!
Spannend, packend, unterhaltsam, informativ und mit überraschenden, unvorhersehbaren Wendungen,

Amelie Fried packt ein heißes Eisen an und setzt sich differenziert mit dem hochaktuellen und brisanten Thema sexuelle Gewalt auseinander. Dabei beleuchtet sie auch die vielfältigen Fragestellungen und Probleme, die damit einhergehen:
Anfeindungen, Scham- und Schuldgefühle des Opfers , Traumatisierung und Selbstzweifel.
Sie geht dabei auch auf die inneren Hemmnisse ein, die es für die Betroffenen zu überwinden gilt, bevor sie das Trauma hinter sich lassen, Anklage erheben oder an die Öffentlichkeit gehen können.

Lesenswert!


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Veröffentlicht am 26.09.2020

Machtmissbrauch und Schweigen

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„Die Spur des Schweigens“ ist ein, im August 2020, im Heyne Verlag erschienener Roman der deutschen Schriftstellerin Amelie Fried.

Die Geschichte unterteilt sich in zwei grobe Handlungsstränge. Der eine ...

„Die Spur des Schweigens“ ist ein, im August 2020, im Heyne Verlag erschienener Roman der deutschen Schriftstellerin Amelie Fried.

Die Geschichte unterteilt sich in zwei grobe Handlungsstränge. Der eine wird aus Sicht der Protagonistin Julia erzählt, welche Journalistin bei der Zeitung Gesundheit Heute ist und zu diversen, vermuteten sexuellen Übergriffen an einem bekannten deutschen Forschungsinstitut recherchiert. Der andere spielt zeitversetzt in der Vergangenheit und wird aus der Sicht von Julias vor Jahren verschwundenem Bruder erzählt, welcher als tot geglaubt gilt und nie von seinem Wanderurlaub aus Norwegen zurückgekehrt ist. Während Julias Recherche über die Vorfälle am Forschungsinstitut stößt sie auf diverse Hinweise und mögliche Verbindungen zu ihrem Bruder.

Auch wenn der Roman eine reine Fiktion ist, ist er meiner Meinung echt gut und vor allem sehr realistisch geschrieben. „Die Spur des Schweigens“ ist allerdings nicht nur auf die betroffenen, belästigten Personen bezogen, sondern noch auf weitaus mehr (an dieser Stelle möchte ich aber nicht zu viel verraten). Bei dem Buch hat man es mit einem sehr brisanten und wichtigen Thema zu tun, welches bisher viel zu wenig in der Literatur angegangen wird. Die verzweigte Geschichte um Julias Bruder bringt Spannung in die Story herein, auch wenn es gegen Ende des Buches sehr hervorsehbar war, was geschehen wird. Für mich, war das Buch in sich geschlossen und gelungen, auch wenn es sich an manchen Stellen etwas gezogen hat und man es mit 100 Seiten weniger wahrscheinlich genauso gut, oder vielleicht auch besser hätte gestalten können. Ich spreche für „Die Spur des Schweigens“ trotzdem eine absolute Leseempfehlung aus, weil das Thema rund um sexuelle Übergriffe, Machtmissbrauch und Schweigen, interessant und nicht einseitig beschrieben wurde. Von mir gibt es 4/5 Sterne!