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Tarika

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Veröffentlicht am 20.03.2017

»Nun, ich tue nur meinen Job.«

Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen
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Bevor John Glenn die Erde umkreisen konnte oder Neill Armstrong einen Fuß auf den Mond setzte, gab es eine Gruppe von Mathematikerinnen bekannt als „menschliche Computer“, die die benötigten Berechnungen ...

Bevor John Glenn die Erde umkreisen konnte oder Neill Armstrong einen Fuß auf den Mond setzte, gab es eine Gruppe von Mathematikerinnen bekannt als „menschliche Computer“, die die benötigten Berechnungen anstellten. Unter ihnen befanden sich überaus talentierte afroamerikanische Frauen, die vermutlich zu den cleversten ihrer Generation gehörten. 1943 stellte das Langley Memorial Aeronautical Laboratory der NACA, die später zur NASA wird, vermehrt Frauen, erstmalig auch afroamerikanische Frauen, ein. Die höchste Aufstiegschance gebildeter Afroamerikanerinnen lag bis dahin im Beruf des Lehers, doch sollten der zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg sowie der Wettlauf ins All dies für einige überaus talentierte Frauen ändern. Unter ihnen befanden sich Dorothy Vaughan, Mary Jackson und Katherine Johnson, die in Zeiten der Diskriminierung, Vorurteilen und Rassentrennung Kariere machten und maßgeblich an dem Fortschreiten der Forschungen der NASA beteiligt waren. Darüber hinaus sollte man Katherine Johnsons Beiträge zur Berechnung der Flugbahnen für das Mercury-Programm und den ersten bemannten Flug zum Mond im Rahmen der Apollo-11-Mission nicht vergessen.

Dass Frauen in der Vergangenheit immer wieder Beiträge zu Forschungen, vor allem in der Raumfahrt bzw. der Erforschung des Weltalls geliefert haben, war mir nicht neu, aber dennoch bin ich mir im Klaren darüber gewesen, dass sie die Anerkennung oft nicht bekommen haben und im Schatten ihrer männlichen Kollegen standen. Margot Lee Shetterlys Buch gibt aber einigen der (afroamerikanischen) Frauen ein Gesicht und zeigt, was für maßgebliche Leistungen viele Frauen, die ausgebildete Mathematikerinnen waren, erbracht haben und was für bedeutende Rollen sie in der Geschichte der NASA (bzw. ehemals NACA) und auch deren Weltraumprogramm gespielt haben. Ich war mir dessen nicht bewusst, dass so viele Frauen der Behörde in Langley als menschliche Computer (Rechenexperten) dienten. Und gerade in Hinblick auf ihr außerordentliches Talent sollte und muss man dieser Anerkennung zollen. Nicht zu vergessen, dass es auch heute noch Frauen Mut macht, in die Wissenschaft zu gehen, und weder Mathematik, Physik oder Ingenieurswissenschaften reine Männersache ist, denn auch wir Frauen können das.
Sehr begrüßt habe ich auch den sehr angenehmen Schreibstil, durch den uns die Autorin durch die Geschichte führt und die wahre Geschichte dieser Frauen zum Leben erweckt. Neben vielen Fakten gibt uns Shetterly auch immer wieder zwischenmenschliches der vielen Frauen, der „menschlichen Computer“, an die Hand und ich habe bei der Erzählung der Erdumkreisung von John Glenn doch ein wenig mitgefiebert, auch wenn die Geschichte dazu bereits geschrieben ist. Shetterly versteht es, ihre gesammelten Fakten gekonnt zu verkaufen, sodass das Lesen wirklich ein Genuss ist. Wieviel Arbeit in ihrer Recherche steckt, davon zeugen die umfangreichen Anmerkungen und die umfangreiche Bibliografie.

Ein sehr spannendes Buch über (afroamerikanische) Frauen bei der NASA und ihre Verdienste, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Im Besonderen sehr interessant für wissenschaftlich begeisterte Mädchen und Frauen, egal welcher Hautfarbe.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Ungewöhnliches Weltraumabenteuer

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
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Die junge Marsianerin Rosemary Harper heuert auf dem Raumschiff Wayfarer an um ihrer Vergangenheit und ihrem Heimatplaneten zu entfliehen. Die Wayfarer ist ein Tunnel-Bohrer-Schiff, dass etwas in die Jahre ...

Die junge Marsianerin Rosemary Harper heuert auf dem Raumschiff Wayfarer an um ihrer Vergangenheit und ihrem Heimatplaneten zu entfliehen. Die Wayfarer ist ein Tunnel-Bohrer-Schiff, dass etwas in die Jahre gekommen ist und immer wieder Aufträge erhält, Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um so Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen. Als Kapitän Ashby einen profitablen aber auch riskanten Auftrag annimmt, indem er einen Raumtunnel zu dem weit entfernten Planeten Hedra Ka anlegen soll, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi Ka lebt, bahnt sich ein Abenteuer an und es beginnt ein langer Weg zu dem kleinen zornigen Planten.

Mit ihrem Debütroman „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ nimmt uns Becky Chambers auf eine wirklich lange Reise mit. Ihr Schreibstil ist dabei sehr angenehm und sie entführt uns tatsächlich sehr gut in ein Universum, das von den verschiedensten Aliens bevölkert ist. Auch die Crew der Wayfarer ist alles andere als gewöhnlich. Sie besteht aus den menschlichen Mitgliedern Captain Ashby, den beiden Techs Kizzy und Jenks, dem Algaeisten Corbin sowie der Marsianerin Rosemary. Dann gibt es noch die Pilotin Sissix, die der reptilienartigen Spezies der Aandrisk angehört, den der aussterbenden Rasse der Grum angehörigen Dr. Koch, der sowohl Koch als auch Arzt und zur Zeit männlich ist, den Navigator, das Sianatpaar Ohan, und nicht zu vergessen die schiffseigene KI Lovey. Aber nicht nur die Spezies auf diesem Tunnlerschiff sind vielfältig, so unterscheiden sich auch ihre Charaktere völlig voneinander. Während man bei Sissix immer das Gefühl hat, dass sie doch recht schmusebedürfig wirkt, was wohl daran liegt, dass man bei den Aandrisk keinen Hehl aus Körperkontakt macht, so ist Corbin eher eigenbrötlerisch und ist lieber bei seinen Algen als bei dem Rest der Crew. Die Tech Kizzy wirkt dagegen sehr verrückt, was sie aber auch ziemlich liebenswert macht, wohingegen Rosemary doch sehr bodenständig scheint. Insgesamt hat es mir aber sehr viel Vergnügen bereitet, dass man gerade diesen Personen auf dem langen Weg zu einem kleinen zornigen Planeten begleiten darf.
Die Handlung an sich folgt keinem normalen Schema, wie man sie wohl normalerweise von einer Science-Fiction-Geschichte erwarten würde. Dennoch ist es sehr spannend, wie Chambers das Universum und die „GU“ aufbaut. Die GU ist eine Allianz von mehreren Alien-Spezies. Gerade durch die Reise der Wayfarer lernen wir einiges über dieses Universum und deren Bewohner sowie deren Eigenarten. Das macht die Reise nach Hedra Ka durchaus interessant. Aber nicht nur das Universum können wir bei dem langen Flug kennenlernen, auch die Charaktere gewinnen mit Fortschreiten der Handlung immer mehr an Substanz und das gefiel mir. Aber es sind nicht nur die vielen verschiedenen Kolonien, Planeten und interessanten Aliens, sondern werden auch immer wieder mit tiefgründigen Gesprächen konfrontiert, die dieses Buch doch zu einem sehr schönen Leseerlebnis werden lassen.

Becky Chambers „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ konnte mich überzeugen und bot mir unterhaltsame Lesestunden, die mich zu fernen Orten in fernen Galaxien brachten. Philosophisch, aber auch humorvoll war der lange Weg nach Hedra Ka ein interessantes Erlebnis.

Veröffentlicht am 11.03.2017

Heiß, sexy und wild

Hot Chocolate - Promise
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Dem Bar Besitzer des Hot Chocolate, Freddy, geht das ausschweifende Liebesleben seiner Ziehtochter Lisa doch langsam auf die Nerven. Da das Penthouse über seiner Bar wieder frei wird, soll Lisa hier einziehen ...

Dem Bar Besitzer des Hot Chocolate, Freddy, geht das ausschweifende Liebesleben seiner Ziehtochter Lisa doch langsam auf die Nerven. Da das Penthouse über seiner Bar wieder frei wird, soll Lisa hier einziehen und eine WG gründen. Nur hat Lisa keine Freundinnen, die mit ihr einziehen könnte, und so sucht kurzerhand Freddy die zukünftigen WG-Mitbewohnerinnen aus und Lisa bekommt Gesellschaft von der Medizinstudentin Ava, dem Surfergirl Jill und der zurückhaltenden Jurastudentin Kate. Doch kann das gut gehen mit vier völlig unterschiedlichen Frauen in einer WG?

„Hot Chocolate – Promise“ ist die Vorgeschichte zur eBook-Serie von Charlotte Taylor, die allerdings auch ohne Kenntnisse der Reihe gelesen werden kann. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und der Roman lässt sich sehr gut lesen. Mir hat gefallen, dass es auch gescheite Dialoge und humorvolle Szenen gibt. Aber auch die Sexszenen wirken nicht billig oder vulgär, sondern lesen sich sehr prickelnd und sind gut beschrieben. Somit ist es ein Genuß, wenn die Mädels mal wieder verführen oder verführt werden. Denn eines ist klar, zumindest Lisa und Jill keine Unschuldsengel.
Die Charaktere könnten auch unterschiedlicher nicht sein und jede hat so mit ihren eigenen Problemchen zu kämpfen, und damit meine ich nicht nur die Lust auf Sex, die eine der Protagonisten immer wieder mal ereilt. Die heißen Liebesnächte der Ladies unterscheiden sich zudem, man liest also nicht immer wieder das gleich nur im neuen Gewand. Aber auch die Kerle, die sich die Mädels angeln, sind vermutlich mit das schärfste und heißeste, was L.A. bzw. Hawaii zu bieten hat.

Ein sehr gelungener Ausflug in die Horzontaliteratur, die ich nur weiterempfehlen kann. Der Roman konnte meine Erwartungen erfüllen: Heiße und sexy Liebesszenen, die weder billig noch langweilig wirken.

Veröffentlicht am 05.03.2017

Interessante und faszinierende Berichte aus dem Reich der Mitte

China, wie wir es sehen
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China, das Land des Lächelns, das Reich der Mitte, chinesische Gastfreundschaft. Das sind nur einige Dinge, die mir spontan zu China einfallen. Doch was bedeutet chinesische Gastfreundschaft wirklich? ...

China, das Land des Lächelns, das Reich der Mitte, chinesische Gastfreundschaft. Das sind nur einige Dinge, die mir spontan zu China einfallen. Doch was bedeutet chinesische Gastfreundschaft wirklich? In „China, wie wir es sehen“ haben die Herausgeber Erik Lorenz und Thomas Bauer 22 verschiedene Geschichten gesammelt, die von 21 verschiedenen Autoren verfasst wurden. Die Autoren sind Einheimische, Zugewanderte und Reisende. So erzählt ein Deutscher, der nach über 50 Jahren wieder seine chinesische Geburtsstadt besucht, wir erleben durch andere, was Massentourismus wirklich ist, wenn nämliche hunderte Millionen Menschen gleichzeitig in den Urlaub aufbrechen. Und wir bekommen viele verschiedene Einblicke, wie schnell China modern bleibt, doch was bleibt dabei auf der Strecke. Die Berichte zeigen das Land dabei, wie es ist, und sind dabei sehr ehrlich.

Das Buch ist in drei große Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt wird dabei in der Printversion durch eine ansprechende ganzseitige Illustration eingeleitet, auf den weiteren Seiten befinden sich jeweils eine kleine Illustration in einer der Ecken, die mit jedem Abschnitt wechselt. Des Weiteren befindet sich gleich zu Beginn des Buches eine Karte von China, sodass man ungefähr nachvollziehen kann, wo man sich bei den Erzählungen befindet. Damit ist das Buch optisch sehr schön gestaltet, trotz der Tatsache, dass es sich nicht um einen Bildband handelt.
Im ersten Abschnitt „China spüren“ können wir acht aufregende Geschichten lesen, tatsächliche Lebensgeschichten, die mich teilweise sehr berührt haben. Am meisten hat mich hier die Erzählung von Jürgen Jungnickel, der in seine chinesische Geburtsstadt zurückkehrt, beeindruckt. Aber auch durch die anderen Autoren wird ein interessantes Bild gezeichnet.
Im zweiten Abschnitt „China entdecken“ nehmen uns die verschiedenen Autoren mit auf ihre Reisen durch China. Ich war doch ganz froh, den Massentourismus an dieser Stelle nur „erlesen“ zu haben, trotzdem sehr viele interessante Berichte.
In „China begreifen“ wird es teilweise sehr nachdenklich, wenn wir erfahren, wie ein Dorf verschwindet oder warum Direktor Ma ein schlechtes Gewissen hat, weil Tang Lei nie zu Schule ging. Viele Hintergründe werden beleuchtet und zeigen das Land von einer ganz anderen Seite.
Am Ende bekommt man einen Eindruck von China, oder eher sehr viele verschiedene Eindrücke. Sie zeigen das Reich der Mitte in einer Vielfältigkeit, die ich mir so nicht ausmalen hätte können und dennoch sind einige der Texte durchaus kritisch, regen zum Reflektieren an, was mich sehr begeistert hat.
Insgesamt gibt es hier Erzählungen von 21 verschiedenen Autoren, die sich durch ihre Erzählweise durchaus unterscheiden, auch in ihrer Länge variieren. Viele der Beiträge habe ich sehr genossen, manche waren überragend, nur zwei der insgesamt 22 Berichte haben mir nicht ganz so gut gefallen, aber das ist bei verschiedenen Erzählweisen sicher nicht zu vermeiden.

„China, wie wir es sehen“ ist eine gelungene Geschichtensammlung, die dem Leser Land und Leute auf besondere Art und Weise näherbringt. Wer sich für China interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen, da es einen ganz anderen Einblick bietet und viele unerwartete Facetten des Landes zeigt.

Veröffentlicht am 23.02.2017

Ein schönes Abenteuer, kindgerecht und fantasievoll

Ferien auf Tarkanus X
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Tim Lawrence und sein Hund Rufus sollen für drei Wochen in ein Feriencamp auf Tarkanus X, wovon Tim weniger begeistert ist, denn er befürchtet, vor Langeweile umkommen zu müssen. Glücklicherweise trifft ...

Tim Lawrence und sein Hund Rufus sollen für drei Wochen in ein Feriencamp auf Tarkanus X, wovon Tim weniger begeistert ist, denn er befürchtet, vor Langeweile umkommen zu müssen. Glücklicherweise trifft er dort aber auf seine neuen Freunde Kallah, Nero und Jack, die es dort genauso langweilig finden. Zu allem Überfluss haben die vier Freunde den Verdacht, dass die Campleiterin Miss Saunders etwas zu verbergen hat. Als dann auch noch der schmierige Gouverneur Raxinios mit einem fiesen Gobox an der Leine aufkreuzt, müssen die Freunde eine Rettungsaktion starten, denn die seltenen Jacobus-Hörner im angrenzenden Wildreservat sind in Gefahr.

„Kein Buch ist es wert, von Kindern gelesen zu werden, wenn es nicht auch von Erwachsenen gelesen werden kann.“ (C.S. Lewis)

Nirac Rellum, ein Pseudonym der Autorin Carin Müller für Science-Fiction Geschichten, schafft es kleine als auch große Leser auf ein spannendes Abenteuer mitzunehmen. Die Geschichte ist für Kinder geschrieben, der Sprachstil auch dementsprechend gewählt und auch für junge Leser gut verständlich. (Und wenn mal was nicht verstanden wird, dafür kann man ja auch bei Mama und/oder Papa nachfragen.) Schön finde ich, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Tim erzählt wird. Somit fällt es leichter, sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Eine vorsichtige Altersempfehlung würde ich für Kinder ab 8 Jahren aussprechen.
Ganz wunderbar fand ich auch, dass es ein Wiedersehen mit Kallah und Nero gibt, die wir bereits in der Weihnachtsgeschichte „Außenmission auf Kaipas V. Die Suche nach dem Weihnachtsbaum“ kennenlernen durften. Aber keine Sorge, auch ohne die Weihnachtsgeschichte gelesen zu haben, kann man „Ferien auf Tarkanus X“ problemlos lesen und verstehen. Neu kennenlernen durften wir Jack.
Die Charaktere finde ich ganz toll. Tim ist für mich eher der Draufgänger und Anführer der vier Freunde und zusammen mit seinem Hund Rufus bildet er ja schon allein ein ziemliches cooles Gespann. Auch die Devianer-Zwillinge Kallah und Nero passen sehr gut ins Bild, Kallah wirkt zwar manchmal etwas schnell aufbrausend, aber ich mag sie trotzdem. Ihr Bruder ist da im Vergleich schon ruhiger und bildet zu ihr den Ausgleich. Natürlich darf am Ende eine Art Nerd und Bücherwurm nicht fehlen, denn das ist Jack. Damit haben wir ein rundum passendes Team für allerlei Abenteuer und Rettungsaktionen.
Ansonsten ist die Geschichte spannend, es gibt auch Action und an manchen Stellen brachte sie mich doch ziemlich zum Schmunzeln. Besonders gefallen haben mir die von der Autorin erdachten Tiere und Pflanzen auf dem Planeten Tarkanus X. Das beflügelt die Fantasie und macht die Geschichte doch besonders.

Ein rundum toller SciFi-Kurzroman, der es wert ist, sowohl von Kindern als auch Erwachsenen gelesen zu werden.