Herzensbuch
Kissing LessonsDer Klappentext von „Kissing Lessons“ lässt einen normalen Liebesroman erwarten. Also bin ich trotz vieler guter Bewertungen mit mittleren Erwartungen an das Buch von Helene Hoang heran gegangen. Ich dachte, ...
Der Klappentext von „Kissing Lessons“ lässt einen normalen Liebesroman erwarten. Also bin ich trotz vieler guter Bewertungen mit mittleren Erwartungen an das Buch von Helene Hoang heran gegangen. Ich dachte, es wird nur ein lockeres Buch für zwischendurch - falsch gedacht!
Die 30-jährige Stella ist hübsch, schlau und erfolgreich im Job. Aber ohne Freund in Aussicht. Als Asperger-Autistin macht ihr der Umgang mit anderen Menschen Angst und aufgrund der wenigen sexuellen (und schrecklichen) Erfahrungen mit Männern, hat sie eigentlich nicht das Bedürfnis, neue Kandidaten kennenzulernen. Wenn da nicht ihre Mutter wäre, die sich endlich Enkelkinder wünscht und Stella sie nicht enttäuschen möchte. Der einzige Ausweg, den sie sieht, ist das Anheuern des Escorts Michael - denn Übung macht schließlich den Meister…
Erst da dachte ich „oha das Buch ist ja dick, was soll da alles passieren?“ aber es war gar nicht langweilig. Im Gegenteil, ich war total gefesselt!
Die Besonderheit der Protagonistin hat das ganze Buch besonders gemacht und hat mir einen ganz anderen Blick aufs Leben geschenkt. Ich finde, es sollte viel mehr Romane über Charaktere mit körperlicher oder geistiger Einschränkung geben. Vor allem, wenn die Autorin zeigt, dass es gar nicht immer eine Einschränkung sein muss. In diesem Fall fand ich auch noch besonders, dass bei der Autorin selber das Asberger-Syndrom diagnostiziert wurde und ich so wusste, dass die Protagonistin „echt“ ist.
Helene Hoangs Verständnis einer rücksichtsvollen und respektvollen Beziehung und ihre wertschätzenden Sexszenen fand ich toll, aber primär hat mich ihre Beschreibung von Stella und Michael gerührt, die, obwohl sie als als Callboy und Autistin von Vielen als minderwertig angesehen werden, als wirklich bewundernswerte Personen abgebildet wurden. Sie sind echte Vorbilder für mich! Besonders Stellas Entwicklung und ihr Denken hat mich immer wieder positiv erstaunt. Aber auch Michaels Stellenwert seiner Familie war mir sehr sympathisch und, dass seine Verwandten so öfter vor kamen, hat mich gefreut.
Das Alter von Stella, was mich zuerst etwas zweifeln hat lassen, ob ich mit ihr auf einer Wellenlänge sein könnte, hat mich überhaupt nicht gestört. Man kann es also ruhig schon ab 16 lesen, aber auch für erwachsene Leser ist es interessant. Ihr solltet jedoch wissen, dass die Geschichte ziemlich sexlastig ist.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen und, dass aus der 3.Perspektive erzählt wurde, ist mir erst nach der Hälfte des Buches klar geworden. Dass es mich also nicht gestört hat, muss ich fast nicht mehr erwähnen.
Ich habe schon so viele positiven Dinge genannt, aber ich muss auch noch kurz den interkulturellen Aspekt, den das Buch behandelt, hervorheben und dass es so humorvoll war, dass ich mehrmals (laut!!) lachen musste.
Fazit: Ein sehr wichtiger Roman, den ich nur sehr schlecht aus der Hand legen konnte und jedem von euch ans Herz legen kann!